Der Päpstliche Kulturrat hat einen neuen Sekretär: Der irische Bischof Paul Tighe wurde von Papst Franziskus an diesem Samstag auf den zweitwichtigsten Posten des Dikasteriums berufen. Präsident des Kulturrates ist der italienische Kardinal Gianfranco Ravasi. Tighe war seit Ende 2015 als beigeordneter Sekretär im Kulturrat tätig. Er übernimmt seinen Posten von Bischof Barthelemy Adoukonou, der im August mit Erreichen seines 76. Lebensjahres aus dem Amt ausgeschieden war. Vor seiner Tätigkeit im Kulturrat war Tighe Sekretär des im Zug der Kurienreform aufgelösten Medienrates. (rv)
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Verzerrende Berichte über Vatikan: Sind immer die Medien schuld?
„Angriff auf Ratzinger" – so heißt ein Buch in Italien, das eine richtiggehende Medienkampagne gegen den Papst am Werk sieht. Dass es immer wieder in den Medien tendenziöse, entstellende Berichte über Benedikt XVI. und ganz allgemein über die katholische Kirche gibt, läßt sich kaum bestreiten. Mit einem Studientag hat sich der Vatikan in der vergangenen Woche mit dem Phänomen beschäftigt. Titel: „Unverständnis – die katholische Kirche und die Medien". Kardinal Gianfranco Ravasi vom Päpstlichen Kulturrat hat versucht, aus der Veranstaltung seine Schlüsse zu ziehen:
„Wir müssen eben sehen, dass es in unserer Zeit eine große Revolution im Medienbereich gegeben hat: Wir stehen nicht mehr nur der Presse gegenüber, wie wir sie etwa zu Zeiten von „Humanae Vitae" oder dem Konzil hatten. Jetzt leben wir in einer virtuellen Welt, einer Welt extrem schneller Information, des Fernsehens und des Bildes."
Die Medienlandschaft hat sich viel schneller geändert als die Kirche, so Kardinal Ravasi. Und ihm sind zwei Schlussfolgerungen wichtig.
„Erstens dürfen wir nie vergessen, dass die christliche Botschaft sich an die Welt wendet, also gar keine Missverständnisse vermeiden kann. Wir müssen dabei außerdem bedenken, dass unsere Sprache oft völlig unverständlich und selbstbezogen ist. Unsere Botschaft muss also für präzise Kommunikationskanäle formuliert werden."
Die zweite Schlussfolgerung: Die Botschaft des Christentums dürfe nun aber auch nicht von der Kirche selbst entleert und „passend gemacht" werden, einfach damit sie medial leichter herüberkommt.
„Die christliche Botschaft hat nämlich von Natur aus eine skandalöse, eine provozierende Seite. So dass diese Medaille zwei Seiten hat: auf der einen Seite unsere notwendige Öffnung und Sensibilität für das Kommunizieren, auf der anderen das Bewahren der Botschaft in ihrer Anstößigkeit. Übrigens ist das nicht erst seit neuestem unser Problem: Schon in den Paulusbriefen findet man eine Fülle von Problemen, auf die Paulus beim Verbreiten seiner Botschaft trifft."
Ravasi ist von Haus aus Bibelwissenschaftler; nach seinem Eindruck stand der Völkerapostel Paulus in den ersten Jahrzehnten des Christentums vor „fast analogen Problemen" wie die Kirche heute.
„Auch die damalige griechische Welt war eine Welt im Wandel und im Übergang, so wie unsere heutige Informationsgesellschaft. Wenn man versucht, da hineinzusprechen so wie Paulus, dann stößt man unvermeidlich auf solche Probleme. Die gehören zur Bewegung, zum Leben selbst – aber man muss sie eben ordentlich angehen und durchstehen." (rv)