Indien: Kardinal Alencherry der Korruption beschuldigt

Kardinal Mar George Alencherry, Oberhaupt der Gläubigen des syro-malabarischen Ritus, ist Erzbischof von Ernakulam-Angamaly im Südwesten Indiens, wo die meisten Christen des Subkontinents leben. Ihm wurde die wirtschaftliche Kontrolle über sein Bistum entzogen, berichtete Vatican News bereits am 12 Februar.

Laut einem Polizeibericht soll der Kardinal beim Verkauf von Grundstücken Betrügereien begangen haben, die der örtlichen Kirche erhebliche Verluste zugefügt haben. Vatican Insider berichtet heute über weitere Details des mutmaßlichen Betrugs.

„Der Fall betrifft den Verkauf von drei Morgen Land der Erzdiözese Ernakulam-Angamaly, angeführt von Alencherry, die 2016 verkauft wurden, um ein 600 Millionen Rupien Bankdarlehen (7,4 Millionen Euro) zurückzuzahlen, das von der Diözese für den Bau einer Schule vergeben wurde. Der von der Kirche ernannte Immobilienmakler schätzte den Wert des Landes auf 270 Millionen Rupien (3,3 Millionen Euro), während einige Priester behaupten, dass das Land mindestens 800 Millionen Rupien (9,9 Millionen Euro) wert sei, was darauf hindeutet, dass es schwarze Gelder geben könnte und Korruption. Alencherry wird laut einem offiziellen Polizeibericht beschuldigt, einen solchen Landbesitz betrügerisch verkauft zu haben, was der örtlichen Kirche beträchtliche Verluste beschert hat“.

Die Nachricht von einem Gerichtsverfahren gegen Kardinal Alencherry vor dem obersten Gerichtshof von Kerala hat in Indien und im Vatikan große Besorgnis erregt. Die Anhörung zum Verfahren ist auf den 03. April festgesetzt. Vatican Insider berichtet ferner:

„Die örtliche Kirche scheint gespalten zu sein: Mehr als 200 Priester haben in den letzten Tagen den Prälaten zum Rücktritt aufgefordert, unterstützt von einigen Laiengruppen. Auf der anderen Seite hat eine Petition zugunsten von Alencherry, die vor einigen Tagen veröffentlicht wurde, über tausend Unterschriften gesammelt, die weiter zunimmt. Ein Zeichen, dass ein wesentlicher Teil der Gemeinschaft an die Unschuld und die guten Absichten des Kardinals glaubt“.

Die mutmaßlichen Beschuldigungen gegen Kardinal Alencherry sind neben den Gläubigen in Indien besonders für den Vatikan sehr unangenehm. Derartige Falle sind in den letzten Monaten mehr und mehr in die Öffentlichkeit geraten. Einerseits proklamiert besonders Papst Franziskus eine „Kirche der Armen“ sein zu wollen, andererseits geraten gerade namhafte Kardinäle durch dubiose Finanzgeschäfte und Missbrauchsfälle in die Schlafzeilen der Weltpresse.

Da muss sich der Präfekt des Wirtschaftssekretariats, Kurienkardinal George Pell, in Melbourne (Australien) einem möglichen Gerichtsverfahren stellen und der Koordinator des Kardinalsrates, Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga aus Honduras, soll von der Universität von Tegucigalpa 600.000 US-Dollar als eine Art “Gehalt” für die Kanzlerschaft der Universität bekommen haben. Der Kardinal stehe zudem unter Verdacht, durch Investitionen in einige Londoner Finanzgesellschaften fast 1,2 Millionen Dollar an Kirchengeldern“ verloren” zu haben. Mit Kardinal Alencherry könnte nun ein weiterer Würdenträger des Kardinalskollegiums der Glaubwürdigkeit der Kirche einen erheblichen Schaden zufügen. (vh – mm)

K9-Kardinäle beraten weiter über Kurienreform

Papst Franziskus nimmt ab diesem Montag wieder an einer Sitzung seines Kardinalsrates „K9“ teil, der sich zur inzwischen 23. Gesprächsrunde trifft.

Die Besprechung ist bis Mittwoch anberaumt, danach will Vatikansprecher Greg Burke über die besprochenen Themen informieren. Die Arbeit der neunköpfigen päpstlichen Beratergruppe, die im Auftrag von Franziskus Vorschläge zur Kurienreform erarbeitet, nähert sich ihrem Ende, wie vergangene Woche der Sekretär des K9-Rates, Bischof Marcello Semeraro, im Gespräch mit Vatican News sagte. Man sei bereits bei der Durchsicht der bisher umgesetzten Reformschritte.

Die neun Kardinäle, die dem Beraterkreis angehören, kommen aus allen Erdteilen. Europa vertritt der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx. Seit Sommer 2017 verhindert ist der australische Kurienkardinal George Pell, der sich in seiner Heimat gerichtlich gegen Missbrauchsvorwürfe verteidigt. Als Koordinator des K9-Rates wirkt der honduranische Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga. (vatican news)

 

Anti-Pädophilie-Aktivist nimmt sich Auszeit

VatikanPeter Saunders nimmt sich bei der Päpstlichen Kommission zum Schutz von Minderjährigen eine Auszeit. Das hat die Kommission an diesem Samstag bekannt gegeben, nachdem der englische Anti-Pädophilie-Aktivist den australischen Kurienkardinal George Pell öffentlich kritisiert hatte und ihm „Abneigung“ gegenüber Missbrauchsopfern vorwarf. Saunders wolle während der Auszeit darüber nachdenken, wie er am besten der Kommission künftig helfen könne.

Der englische Aktivist ist selber ein ehemaliges Missbrauchsopfer. Bei dem Treffen der Päpstlichen Kinderschutzkommission ging es um eine Klärung über Ziel und Zweck dieser vatikanischen Einrichtung, so eine Note des Vatikans von diesem Samstag.

Saunder war als Kind sowohl von Familienmitgliedern als auch von Geistlichen missbraucht worden und traf im Sommer 2014 mit fünf Leidensgenossen den Papst, dem er von seinen Erlebnissen berichtete. Nach Saunders' Freistellung arbeitet vorerst nur noch ein Missbrauchsopfer in der Kommission: Die Irin Marie Collins, an der sich in ihrer Kindheit ein Priester vergangen hatte. (rv)