Kurienreform: Neues Treffen des Kardinalsrates im Vatikan

VATIKANSTADT – Der Kardinalsrat, der Papst Franziskus bei der Kurienreform berät, hat am gestrigen 11. Juni seine 25. Sitzung im Vatikan begonnen.

Bis zum morgigen 13. Juni beraten die Kardinäle zur Kurienreform und weiteren Anliegen des Pontifikates.

In der vorausgegangenen Sitzung vom 23. bis 25. April war der Entwurf der apostolischen Konstitution approbiert worden, der die Funktionen und Aufgaben der Kurie regeln und eine neue Pastor Bonus sein soll. Diese apostolische Konstitution war von Papst Johannes Paul II. am 28. Juni 1988 erlassen worden und regelte die Zusammensetzung und die Kompetenzen der verschiedenen Abteilungen und Organismen der Römischen Kurie.

Während der Gespräche zur Erarbeitung des Entwurfes im April war besondere Aufmerksamkeit auf vier Themen gelegt worden: Die Kurie im Dienst des Heiligen Vaters und die Partikularkirchen; der pastorale Charakter des Wirkens der Kurie; die Errichtung und die Funktion der dritten Sektion des Staatssekretariats; die Verkündigung des Evangeliums und der missionarische Geist als Perspektive, die die Aktivität der gesamten Kurie charakterisiert.

Zudem hatte Kardinal Sean O’Malley, Präsident der Päpstlichen Kommission für den Schutz von Minderjährigen, über die Arbeit dieser Kommission und über die Ergebnisse ihrer erste Vollversammlung gesprochen. (CNA Deutsch)

Kurienreform: Entwicklung eines Entwurfes

VATIKANSTADT – Endlich gibt es ihn: Den Entwurf für die neue Apostolische Konstitution – das Schreiben, das die Funktionen und Aufgaben einer „reformierten“ Kurie regeln wird. Der Kardinalsrat hat ihn bei seinem letzten Treffen prüfend „durchgelesen“. Aber es ist noch nichts endgültig, nicht einmal der Name des Schreibens – der wahrscheinlich etwas mit der Idee einer „missionarischen Kirche“ zu tun haben wird – steht fest. Wie auch die Diskussionen noch nicht beendet sind.

Das ist die wichtigste Neuigkeit, die vom Kardinalsrat kam, der sich vom 23. bis 25. April versammelt hatte. Der Rat war vom Papst im September 2013 mit der Aufgabe betraut worden, eine Reform der Römischen Kurie auszuarbeiten und ihn auch bei der Leitung der Kirche zu unterstützen; generell hat er eine beratende Funktion.

Das merkt man auch bei der Art und Weise, mit der die neue pastorale Konstitution behandelt wird, welche die von Johannes Paul II. 1988 veröffentlichte Konstitution Pastor Bonus ersetzen wird, die bisher die Funktionen und Aufgaben der römischen Kurie geregelt hat und formell noch wirksam bleibt, solange bis es einen neuen Entwurf geben wird.

Die Ausarbeitung des neuen Entwurfes „wird noch ein bisschen Zeit in Anspruch nehmen“ informierte das vatikanische Presseamt. Dann werden die Kardinäle den Text verabschieden, der dem Heiligen Vater zu einer weiteren Konsultation und zur endgültigen Zustimmung übergeben werden wird.“ Kurz gesagt: Noch nichts Definitives.

Bislang wurde von verschiedenen Entwürfen und einer bereits fertigen Einleitung gesprochen, nie aber von einem fertigen Entwurf. Die neue Konstitution basiert, wie ebenfalls das Presseamt des Heiligen Stuhls mitteilte, auf folgenden Themen: Die Römische Kurie im Dienst des Heiligen Vaters und der Teilkirchen; der pastorale Charakter der kurialen Tätigkeiten, die Errichtung und die Funktion der dritten Sektion des Staatssekretariats – das letztendlich für die Aufgabe der Seelsorge am Personal der Diplomatie entstanden ist; die Verkündigung des Evangeliums und der missionarische Geist als Perspektive, die die Aktivität der gesamten Kurie charakterisiert.

Es handelt sich im Grunde um Themen, die bereits in den vergangenen Sitzungen der Kardinäle umfassend diskutiert worden waren.

Nicht anwesend war Kardinal George Pell, Präfekt des Wirtschaftssekretariats, der sich in Australien befand, um sich gegen diffamierende Vorwürfen zu verteidigen – zusammen mit Kardinal Reinhard Marx, dem Präsidenten des Wirtschaftsrates, der auch erst ab Dienstag anwesend war; die wirtschaftlichen Themen waren nicht Teil der Diskussionen, wie es normalerweise passiert. In einer früheren Sitzung hatte man eine Arbeitsgruppe für Wirtschaft festgelegt, über die jedoch nicht mehr gesprochen wurde.

Stattdessen sprach Kardinal Sean O’Malley, Präsident der Päpstlichen Kommission für den Schutz von Minderjährigen, über die Aktivitäten dieser Kommission und über die erste Vollversammlung der Kommission seit Erneuerung der Mitglieder.

Das vatikanische Presseamt erinnert daran, dass „die Päpstliche Kommission für den Schutz von Minderjährigen während der jüngsten Vollversammlung die Zeugnisse der neu ernannten Mitglieder aus Brasilien, Äthiopien, Australien und Italien angehört hatte“, sowie das Survivor Advisory Panel des Vereinigten Königreichs. Kardinal O’Malley bekräftigte „die Priorität, von den Erfahrungen der Menschen auszugehen und weiterhin den Opfern zuzuhören und ihre Erfahrungen aufzunehmen.“

Bei dem dreitägigen Treffen hielt auch der Sekretär des Sekretariats für die Kommunikation, Monsignore Lucio Adrian Ruiz, einen Vortrag, der seit dem Rücktritt von Monsignore Dario Edoardo Viganò die Rolle des Präfekten übernommen hat. Monsignore Ruiz informierte den Rat über den Stand der vatikanischen Medienreform.

Die nächste Sitzung des Kardinalrates wird vom 11. bis zum 13. Juni 2018 stattfinden. (CNA Deutsch)

Vatikan: Dokument der Kurienreform „fast fertig

Das Schreiben, das die Kurienreform festzurrt, ist „fast fertig“. Das hat der Koordinator des sogenannten K9-Rates, der den Papst bei der Umsetzung des Vorhabens unterstützt, in einem Interview gesagt.

Oscar Rodríguez Maradiaga äußerte sich im spanischen Fernsehsender Trece, wie der Blog Il Sismografo berichtet. Er hoffe, das Dokument erscheine noch dieses Jahr.

Unter den noch nicht gelösten Anliegen ist Maradiaga zufolge die Rolle der Nuntien bei der Suche nach geeigneten Kandidaten für das Bischofsamt. Der Kardinal sagte, ein Teil der Zuständigkeit der Nuntien könnte auf die lokalen Bischofskonferenzen übergehen.

Der K9-Rat hat bisher 23 Mal im Vatikan getagt. In der Zwischenzeit stehen die neun Kardinäle per Tablet im Austausch, sagte Maradiaga. Die nächste Sitzung findet von 23. bis 25. April statt. Papst Franziskus nimmt jeweils daran teil.

Die neue Apostolische Konstitution wird „Pastor Bonus“ ablösen, ein Dokument von 1988, das verschiedene Neuregelungen von Papst Johannes Paul II. bündelte. (Vatican News – gs)

Das „Lettergate“-Fiasko und seine Folgen. Eine Einordnung

VATIKANSTADT – „Lettergate“ ist ein Fiasko, das seinesgleichen sucht. Es wiegt in jeder Hinsicht schwerer als die vielen anderen Skandale und Skandälchen, die seit Monaten den Vatikan so erschüttern. Genau deshalb ist eine Chance – ein potentieller Weckruf.

Aber dazu muss ein nüchterner Blick auf seine Tragweite geworfen werden. Der Schaden ist enorm.

Das zeigt – neben vehementen Reaktionen, bis hin zu Versuchen, Papst emeritus Benedikt zu verunglimpfen – vor allem die Tatsache, dass der verantwortliche Leiter des zuständigen Dikasteriums, Monsignore Dario Viganò, dem Papst seinen Rücktritt angeboten hat – und Franziskus diesen auch annahm.

Bei vielen anderen Fällen in jüngster Zeit hätten die Verantwortlichen nicht derart Konsequenzen gezogen, schreibt der Vatikanist Edward Pentin im „National Catholic Register“. Man denke nur an die Ernennung von Akademikern zur Päpstlichen Akademie für das Leben, die Abtreibung oder Verhütung befürworten. Oder an die Verleihung eines Päpstlichen Ritter-Ordens an eine niederländische Politikerin und militante Abtreibungsbefürworterin, ganz zu schweigen vom Skandal über eine „Drogen-Schwulen-Orgie“ im Vatikan, so Pentin.

Nun mag man über das richtige Maß und die Schwere einzelner Fälle diskutieren.

In der Analyse zeigt sich, dass beim „Lettergate“-Fiasko mehrere Brennpunkte auflodern, darunter die Glaubwürdigkeit der Kirche in der Öffentlichkeit sowie die eigentliche Herausforderung der andauernden Kurienreform: Christliche Werte und (aus ihnen entwickelte) professionelle Standards, modernes, transparentes Arbeiten und den übernatürlichen Auftrag zu verbinden.

Glaubwürdigkeit auf dem Spiel

Zentraler Brennpunkt – und für sich schon eine komplizierte, gewaltige Baustelle – ist die Glaubwürdigkeit der Kirche in der globalen Öffentlichkeit. Diese steht ganz schnell auf dem Spiel wenn herauskommt, dass das Sekretariat für Kommunikation versucht, vom Papst emeritus Benedikt ein Unterstützungsschreiben anzufordern, und als dieser keines abgibt, sein Ablehnungsschreiben als just ein solches Empfehlungsschreiben auszugeben probiert – und dann auch noch mit Retuschierung einer Photographie des Ablehnungsbriefs.

Das ist nicht nur ungeschickt, selbst wenn es irgendwie gut gemeint gewesen sein sollte. Es ist auch skandalös im Sinne des Katechismus, wenn im Vatikan so gearbeitet wird. Es wirft vor allem die Frage auf: Warum?

Die Suche nach einer Antwort – Benedikt sollte ja „nur“ 11 Bändchen über die Theologie seines Nachfolgers positiv unterstützen, und lehnte dies in einem privaten Schreiben ab – diese Suche führt sowohl in die Frage nach der Kurienreform der Kommunikation, wie auch der Kommunikation der Kurienreform.

Bischof Tighe als möglicher Nachfolger

Am 30. April 2015 begann ein neues Kapitel der Reform der Kurienkommunikation. Wie CNA-Vatikanist Andrea Gagliarducci schildert, richtete Papst Franziskus eine Kommission von fünf Mitgliedern ein, um die Vorschläge des „Patten-Reports“ zu analysieren und umzusetzen, welche wiederum bereits das „Vatikanische Komitee für Kommunikation“ erarbeitet hatte.

(Dessen Leiter, der britische Baron, ehemalige EU-Kommissar und Ex-Gouverneur von Hong Kong, Chris Patten, hatte den Reformvorschlag verfasst. Dass – kaum ein Jahr später – eine neue Kommission diesen erst einmal „analysieren“ und dann umsetzen sollte, wurde von einigen Beobachtern als Ablehnung des vorherigen, 2014 gegründeten Komitees bewertet.)

Den Vorsitz der neuen Kommission im April 2015 hatte bereits Monsignore Dario Edoardo Viganò, zu dieser Zeit noch Direktor des Vatikanischen Fernsehens. Die weiteren Mitglieder waren der Jesuitenpater Antonio Spadaro, enger Papstvertrauter und Chefredakteur des Jesuitenmagazins „Civilita Cattolica“, dann Msgr. Lucio Adrian Ruiz, sowie Msgr. Paul Tighe, der Sekretär des Päpstlichen Rates für die Soziale Kommunikation. Hinzu kam Paolo Nusiner aus dem Vorstand der Zeitung der Italienischen Bischofskonferenz, „Avvenire“.

Nur die Monsignores Tighe und Ruiz waren bereits Mitglieder des ursprünglichen Patten-Komitees.

Was dann geschah, ist bekannt: Der Ire Tighe wurde zum außerordentlichen Sekretär des Päpstlichen Rates für Kultur befördert und zum Bischof geweiht, während Viganò zum Präfekten ernannt wurde. Der Argentinier Ruiz wurde stellvertretender Leiter des Sekretariats für Kommunikation. Aktuell leitet er dieses kommissarisch, bis ein neuer Präfekt bestellt ist.

Viele Augenpaare sind nun auf Bischof Tighe als möglichen Nachfolger gerichtet – doch wer auch immer diese Aufgabe übernimmt: Es werde eine heikle und sehr anspruchsvolle Aufgabe. Schon allein deshalb, weil – so Gagliarducci – Quellen gegenüber CNA gesagt haben, dass der Skandal um das retuschierte Foto im Sekretariat für Kommunikation platzte.

Widerstand und Diskussion

Das erinnert nicht nur an den ersten „Vatileaks“-Skandal, sondern zeigt auch, dass der Widerstand gegen die Reform andauert, der seit der Gründung einer Kommission zur Analyse des Patten-Report spürbar sei, so Gagliarducci weiter:

„Die Kommission hatte keine Vertreter von Radio Vatikan, der vatikanischen Medienabteilung, die am meisten von der Reform betroffen war. Und auch das Presseamt ​​des Heiligen Stuhls, L’Osservatore Romano und der Vatikanische Verlag waren nicht vertreten. Es ist bemerkenswert, dass Gian Maria Vian, Redakteur von L’Osservatore Romano, ein Mitglied des Komitees von Lord Patten war, aber nicht der nachfolgenden Kommission.“

In der Praxis umgesetzt wurde dann das neue Sekretariat mit Apostolischem Schreiben vom 27. Juni 2015 (Motu Proprio „Der aktuelle Kommunikationskontext“). Dieses teilte mit, dass alle Einrichtungen, „die sich bisher in irgendeiner Weise mit dem Mediensektor befasst haben“ nun neu geordnet würden. Betroffen seien:

  • Vatikanisches Fernsehzentrum
  • Vatikanische Verlagsbuchhandlung
  • L’Osservatore RomanoPäpstlicher
  • Rat für die sozialen Kommunikationsmittel
  • Radio Vatikan
  • Presseamt des Heiligen Stuhls
  • Fotoservice
  • Vatikanisches Internetbüro
  • Vatikanische Druckerei

Das neue Dikasterium werde „zum einzigen Bezugspunkt für den Apostolischen Stuhl in Fragen der Kommunikation, die sich im derzeitigen Medienkontext immer komplexer und zusehends interdependent gestaltet“, so das Sekretariat in einer Mitteilung.

Die interne Diskussion über die Durchführung der Reform war jedoch offen, berichtet Gagliarducci.

Spätestens seit dem ersten „Vatileaks“-Skandal im Jahr 2012 gab es im Vatikan intensive Diskussionen über Kommunikationsprobleme. Damals beschloss der Vatikan, als Kommunikationsberater im Staatssekretariat den US-Journalisten Greg Burke einzustellen – heute bekanntlich der vatikanische Pressesprecher, dessen Amt freilich mittlerweile dem neuen Sekretariat für Kommunikation unterstellt ist.

Die Frage der Kommunikation habe auch eine wichtige Rolle im Konklave gespielt, die Papst Franziskus wählte, so Gagliarducci mit Verweis auf einen Bericht des „Wall Street Journal“, der mehrere Kardinäle zitiert.

Als dann der neue Papst, Franziskus, mit seiner Reform ansetzte, wurde das globale Beratungsunternehmen McKinsey & Company beauftragt, eine neue vatikanische Medienstrategie vorzuschlagen.

Dabei geht es nicht nur um technische Fragen oder die digitale Herausforderung: Es geht um die inhaltliche Arbeit, die redaktionellen Standards, und mehr. „An dieser Front bleiben viele Fragen unbeantwortet“, so CNA-Vatikanist Gagliarducci.

Wobei die Antwort vielleicht ganz klar und einfach ist: Die Kommunikation einer Kurienreform, wie die des Vatikans überhaupt, wird funktionieren, wenn sie eingegliedert ist in den grundsätzlichen Auftrag katholischer Medienarbeit, wie ihn etwa das Zweite Vatikanische Konzil beschrieben hat:

„Alle Glieder der Kirche sollen einmütig und planmäßig darangehen, ohne Aufschub und mit größtem Eifer die Sozialen Kommunikationsmittel in den vielfältigen Arbeiten des Apostolates, wie es Zeit und Umstände erfordern, zu benutzen und schädlichen Unternehmungen zuvorzukommen, besonders in den Gegenden, wo sittlicher oder religiöser Fortschritt erhöhte Anstrengungen erfordert.“

Wie Inter Mirifica betont: „Die rechte Benutzung der Sozialen Kommunikationsmittel setzt bei allen, die mit ihnen umgehen, die Kenntnis der Grundsätze sittlicher Wertordnung voraus und die Bereitschaft, sie auch hier zu verwirklichen.“

Das ist ein Weckruf für die Macher der Reform und katholischer Medienarbeit – einschließlich der von CNA Deutsch. Wer Ohren hat zu hören, der höre.

Anian Christoph Wimmer ist Chefredakteur von CNA Deutsch. (CNA Deutsch)

Maradiaga: „Natürlich wird die Reform gelingen

Manche Beobachter sehen die Reformen, die Papst Franziskus angestoßen hat, in schwierigem Fahrwasser. Aber Kardinal Oscar Andres Rodriguez Maradiaga widerspricht.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt.

„Selbstverständlich wird die Reform gelingen! Es ist ja nicht die Reform von Papst Franziskus, sondern die Reform durch Jesus und den Heiligen Geist.“

Das sagte der Koordinator des Kardinalsrates K-9 jetzt bei einer Buchvorstellung in Rom zu Journalisten. Maradiaga ist Erzbischof von Tegucigalpa, Honduras, und einer der wichtigsten Protagonisten beim Vorantreiben der Kurienreform. Natürlich weiß er genau, dass die Neuerungen einigen nicht passen.

„Jedes Werk des Geistes, jedes Werk des Herrn wird immer auch auf Widerstand stoßen. Aber die Kirche ist eben keine rein menschliche Einrichtung, sondern auch eine göttliche. Sie ist immanent und transzendent. Natürlich und übernatürlich.“

Papst schreibt an einem Dokument zum Thema Heiligkeit

Außerdem seien die Reformen vielgesichtig, nicht eingleisig. Sie gingen weit über das Erstellen eines neuen vatikanischen Grundgesetzes (einer sogenannten Apostolischen Konstitution) hinaus.

„Es ist sicher eine Reform, die über mehrere Linien verläuft – etwa über das Kardinalskollegium. Auch das ist Teil der Reform! Die Reform betrifft nicht nur Strukturen, sondern auch Personen, und darum waren zum Beispiel auch die Fastenexerzitien, die der Papst mit der Kurie abgehalten hat, ein Moment der Reform. Wer die Ansprache von Franziskus beim Weihnachtsempfang für die Kurie 2016 noch einmal durchliest, der kann daraus ersehen, dass derzeit neunzehn Reformen im Gang sind. Ein bisschen mehr sogar; vor ein paar Tagen kam ja zum Beispiel das Dokument über die Reform des Rücktritts (bei hochrangigen Kurienmitarbeitern) dazu.“

Kardinal Maradiaga verriet auch noch, dass Papst Franziskus derzeit an einem größeren Dokument über das Thema Heiligkeit arbeitet. Welche Form dieser Text haben und wann er veröffentlicht wird, sagte er nicht. (vatican news)

Reform: „Franziskus bittet uns, neuen Standpunkt einzunehmen

Der Kardinalsrat, der den Papst bei der Vorbereitung der Kurienreform unterstützt, nähert sich dem Ende seiner Arbeit. Das sagte uns der Sekretär des Gremiums, Bischof Marcello Semeraro. Er deutete an, Franziskus bereite möglicherweise ein neues Dokument vor, „das die Linie des Pontifikats ausdrückt“.

Gudrun Sailer und Alessandro Gisotti – Vatikanstadt.

Die nächste Sitzung des nach seiner Mitgliederzahl von neun Kardinälen „K9“ genannten Rates beginnt am kommenden Montag, wie immer unter Teilnahme von Papst Franziskus. „Bei der nächsten Sitzung werden Themen vertieft, die schon einmal auf der Tagesordnung standen, auch weil unterwegs einige Etappen klarer werden“, sagte Semeraro. Die Überlegungen des Kardinalsrates über die grundlegenden Dikasterien der Kurie seien „schon in der Schlussphase“, man sei mit der „Relektüre“ der bisherigen Ergebnisse der Kurienreform beschäftigt. „Die bisher geleistete Arbeit hat geholfen, einige Fragen zu klären, die zu Beginn nicht dringend schienen.“

Papst Franziskus hatte mehrfach die Weisung ausgegeben, die Kurienreform sei keine strukturelle Neuordnung von Behörden und Arbeitsabläufen, sondern vielmehr eine geistliche Reform. Insofern seien auch die Fastenexerzitien für Papst und Kurie ein bezeichnender Moment der Kurienreform, sagte Semeraro. Er ist als Bischof von Albano für den Nachbarort Ariccia zuständig, wohin Franziskus die alljährlichen Fastenexerzitien verlegt hat, und besuchte den Papst am Mittwoch am Ort der Einkehrtage im kirchlichen Bildungshaus „Divin Maestro“.

Franziskus habe ihm gesagt, die Exerzitien seien „umgesetzte Reform“, informierte Semeraro. „Sicher, die Reform bewegt Organisationen und verändert Strukturen, aber die erste – und andauernde – Änderung, die man vornehmen muss, ist eine Änderung der Mentalität“, so der Bischof. Kurienreform, das bedeute, dem Leitbild der Missionarität und der Verkündigung zu folgen, das Papst Franziskus in seinem Schreiben „Evangelii Gaudium“ vorgelegt habe.

Ein neues Papstschreiben von Franziskus?

Auf die Frage, welche Dimension des bald fünfjährigen Pontifikats von Franziskus ihn besonders beeindrucke, sagt Semeraro:

„Jenseits der spezifischen Inhalte, die der Papst uns vorlegt und die wir in den großen Dokumenten finden – und es ist denkbar, dass der Papst uns ein neues Dokument schenkt, das die Linie des Pontifikats ausdrückt -, würde ich es in diesem Satz zusammenfassen: Der Papst bittet uns, einen neuen Standpunkt einzunehmen. Er bittet uns, vielfältige Beobachtungspunkte zu haben, um die Wirklichkeit zu betrachten. Nicht umsonst ist eines der Wörter, die ihm besonders geläufig sind, das Wort ,Blick‘.“


(vatican news)

Parolin: Kurienreform ist ein gutes Stück vorangekommen

Die Kurienreform von Papst Franziskus hat weniger mit Ernennungen, Dekreten und strukturellen Umschichtungen zu tun, sondern zielt eher darauf, dass die Kurie durch eine neue Haltung ein Hilfsinstrument des Papstes zur Verkündigung der Frohen Botschaft wird. Das sagte im Gespräch mit vaticannews Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin.

Gudrun Sailer – Vatikanstadt.

Die von Franziskus anvisierte und betriebene Kurienreform habe indessen „bemerkenswerte Schritte nach vorn“ getan, sagte der Kardinal im Gespräch mit vaticannews. Parolin gehört als einer von neun Kardinälen – und als einziger am Heiligen Stuhl – dem Kardinalsrat „K9“ an, der die Reform für Franziskus vorbereitet.

Schon letztes Jahr habe der Papst in seiner Rede an die Kurie den Zwischenstand der Reform umrissen. „Ich denke, in der Rede – und das ist ein wiederkehrendes Motiv im Lehramt von Papst Franziskus, wenn von der Kurie die Rede ist – besteht er nicht so sehr auf den strukturellen Reformen, mit dem Erlass neuer Gesetze, neuer Normen, Ernennungen, undsoweiter; sondern es geht um den tiefen Geist, der jede Kurienreform beseelen muss, und das ist die Grunddimension des christlichen Lebens, nämlich: Bekehrung. Es gilt also sicherzustellen, dass die Kurie immer mehr und immer besser – auch unter Überwindung jener Schatten, die diese Sendung behindern können – wirklich eine Hilfe des Papstes werden kann, um das Evangelium zu verkünden, um die Welt von heute zu evangelisieren.“

Konkrete Schritte der Kurienreform wird es nach Parolin weiterhin geben. Zurzeit seien einige noch nicht von der Reform betroffenen Einheiten des Heiligen Stuhles Gegenstand der Untersuchung, sagte der Kardinal, ohne Einzelheiten zu nennen.

Im selben Interview äußerte sich der Kardinalstaatssekretär über die innerkirchliche Kontroversen um „Amoris Laetitia“ und sagte, das Papstschreiben zu Ehe und Familie sei aus einer neuen Haltung der Kirche hervorgegangen. Die Kritiken seien Anlass, die Dinge weiter zu vertiefen und insgesamt zu wachsen.

Im Jahr 2018 werde ein Schwerpunkt des Papstes und der Kirche auf der Jugend liegen, erklärte Parolin mit Blick auf die Bischofssynode zum Thema, die im Oktober stattfinden wird. Man werde sich konzentrieren auf die Erwartungen, die Herausforderungen und Hoffnungen, die junge Menschen heute umtrieben, „auch auf ihre Schwächen und Ängste“. „Ich meine, das Innovative an diesem Zugang ist die Suche einer neuen Verbindung der Kirche mit den jungen Menschen, geprägt von einem Leitbild der Verantwortung, aber ohne jeden Paternalismus. Die Kirche will wirklich in Dialog mit der Wirklichkeit der Jugendlichen treten, sie will die Jugendlichen verstehen und ihnen helfen.“

Zugleich seien aber die Jugendlichen selbst gefordert, sich zu fragen, was sie der Kirche anbieten könnten. Parolin zitierte den US-Präsidenten John Kennedy, der 1961 seine Landsleute bat: „Fragt euch nicht, was das Land für euch tun kann, sondern fragt euch, was ihr für euer Land tun könnt und sollt.“ Ebenso ergehe heute die Frage an die Jugendlichen, welchen Beitrag sie zur Verbreitung der Frohen Botschaft heute tun könnten. „Und ich glaube, dass die Jugendlichen auf diese Einladung mit ihrer Großzügigkeit und ihrer Begeisterung antworten werden.“ (vatican news)

Kardinal Maradiaga unter Verdacht, sich finanziell bereichert zu haben

VATIKANSTADT – Ein italienisches Medium berichtet über schwere Vorwürfe gegen Kardinal Oscar Maradiaga. Der enge Papstfreund und Leiter der Kurienreform soll sich in seiner Heimat Honduras unter anderem ein Monatsgehalt von 35.000 Euro bezahlen haben lassen. Auch Franziskus soll über den Fall informiert sein – eine Anklage oder formelle Anschuldigungen gegen Maradiaga liegen derzeit jedoch nicht vor.

Am heutigen Donnerstag berichtete „L’Espresso“, der argentinische Bischof Jorge Pedro Casaretto – der im vergangenen Mai von Papst Franziskus als Apostolischer Gesandter nach Honduras geschickt wurde – habe nach seiner Rückkehr berichtet, dass Kardinal Maradiaga möglicherweise tief in Fälle schwerer Misswirtschaft verwickelt gewesen sei und selber hohe Zahlungen von der katholischen Universität von Tegucigalpa erhalten habe.

Der Artikel berichtet weiter, dass Maradiaga beschuldigt wird, mehr als 1,2 Millionen US Dollar in Londoner Finanzunternehmen investiert zu haben. Ein Teil dieses Geldes sei „verschwunden“, so der Artikel.

Der Bericht des Apostolischen Gesandten stütze sich auf Aussagen von mehr als 50 Zeugen, darunter diözesane Mitarbeiter und Priester, so „L’Espresso“.

In der italienischen Veröffentlichung heißt es, Papst Franziskus habe vor sechs Monaten den Bericht von Casaretto erhalten und prüfe seitdem die darin enthaltenen Bedenken, damit er persönlich eine endgültige Entscheidung treffen könne.

Vorwürfe auch gegen Weihbischof

Der Artikel sagte, dass Casarettos Bericht auch Vorwürfe gegen Weihbischof Juan José Pineda erhebt. Pineda habe „leichtsinnige Finanzoperationen inszeniert“ und Geld der Kirche an Freunde verteilt, einschließlich des Kaufs einer Wohnung und eines Autos für einen Mann, dem Pineda „sehr nahe“ sei.

Beunruhigend sei auch, so L’Espresso, dass große Geldsummen von der Stiftung der Diözesanzeitungen und Fernsehanstalten an die Stiftung für Bildung und soziale Kommunikation geflossen seien, der Kardinal Maradiaga vorstehe.

Obwohl diese Vorwürfe Unregelmäßigkeiten darstellen, hat L’Espresso nicht festgestellt, ob spezifische Verstöße gegen die Kirchengesetze zur Finanzverwaltung dokumentiert wurden oder ob die Gründe für Unregelmäßigkeiten noch entdeckt wurden.

Kardinal Maradiaga hat „L’Espresso“ zufolge im Jahr 2015 fast etwa eine halbe Million Euro von der Katholischen Universität von Tegucigalpa erhalten – und möglicherweise eine ähnliche Summe für das letzte Jahrzehnt als „Entschädigung“ für seinen Dienst als Großkanzler der Universität.

Kardinal Maradiaga ist ein bekannter Kirchenführer in Lateinamerika und setzt sich öffentlich als Kämpfer gegen Armut ein.

Papst Franziskus ernannte ihn 2013 zum Leiter des Kardinalrates „K9“, der die Kurienreform als Beratungsgremium begleitet.

Maradiaga wird am 29. Dezember 75 Jahre alt – das normale Rentenalter für Bischöfe und Kardinäle. Nach kanonischem Recht muss er zu diesem Zeitpunkt seinen Rücktritt einreichen. Der Papst kann dann den Rücktritt annehmen oder ablehnen. (CNA Deutsch)

Papst Franziskus und seine fragwürdigen Personalentscheidungen

Der Papst hat Kraft seines Amtes in der Kirche höchste, volle, unmittelbare und universale ordentliche Gewalt (CIC Can. 331). Er ist also schlicht und einfach höchste Autorität der Kirche. Der Primat des Papstes verhindert so gar, das irgend eine Person gegen Urteile oder Dekrete des Papstes ein Beschwerdeverfahren einleiten oder in Berufung gehen könnte (CIC Can. 333, § 3). Oder anders gesagt, der Papst kann von keiner anderen Instanz zur Verantwortung gezogen werden „Prima Sedes a nemine iudicatus“ (CIC Can. 1404).

Papst Franziskus (80) ist in der Amtsausführung seines Primats in vielen Dingen anders als seine Vorgänger in den vielen Jahrhunderten zuvor, allerdings werfen seine Personalentscheidungen immer wieder Fragen auf, geben dem Beobachter unlösbare Rätsel zu knacken, oder stehen in eklatantem Widerspruch zu bestehenden Dekreten und Richtlinien.

Der jüngste Fall: Gerhard Ludwig Kardinal Müller (69)

Am letzten Freitag eröffnete Franziskus im Rahmen einer Privataudienz Kardinal Müller, dass seine fünfjährige Amtszeit als Präfekt der Kongregation für die Glaubensfragen nicht verlängert werde. Müller hatte dieses Amt seit 02. Juli 2012 inne, nach dem Papst Benedikt XVI. ihn vom Bischofsamt in Regensburg nach Rom geholt hatte. Ein gefundenes Fressen für so manchen Journalisten. Man titulierte Müller, wie so häufig, als Hardliner und Scharfmacher. Laut eigener Aussage war Müller vollkommen überrascht von seiner Abberufung.

„Differenzen zwischen mir und Papst Franziskus gab es nicht“, sagte Müller der Mainzer „Allgemeinen Zeitung“. Der Papst habe aber beschlossen, ab sofort nur noch Amtszeiten von fünf Jahren zuzulassen. „Ich war der Erste, bei dem er das umgesetzt hat.“

Müllers eigene Aussagen sind sicherlich nicht anzuzweifeln. Die Art und Weise dieser Personalentscheidung ist nicht nur einzigartig in der Kirchengeschichte, sondern stellt in mehrfacher Hinsicht einen Affront dar. Man stelle sich bitte einmal vor, man selbst sei in einer hohen beruflichen Position und man erfährt am Freitag von seinem Chef das man am Montag seinen Posten nicht mehr anzutreten braucht. Allein diese Tatsache beweist, welche Führungsqualitäten Franziskus in Personalentscheidungen praktiziert. Die Krönung der Nichtverlängerung der Amtszeit ist dann noch die Aussage, ab sofort werden nur noch Amtszeiten von fünf Jahren zugelassen. Natürlich kann der Papst die Amtszeiten restriktiv mit fünf Jahren handhaben. Leitende Kardinäle, höhere Prälaten sowie Mitglieder und Konsultoren werden vom Papst ernannt und grundsätzlich für fünf Jahre berufen. Diese Berufung gilt übrigens nicht für den Kardinalstaatssekretär und die Mitglieder des Staatssekretariats, die Apostolische Kammer, die Apostolische Signatur und die Rota Romana. Diese fünf Jahresregel geht zurück auf Papst Paul VI. und dessen Motu proprio „Pro Comperto“ aus dem Jahr 1967. Man findet sie auch in der Apostolische Konstitution „PASTOR BONUS “ über die Römische Kurie von Papst Johannes Paul II. von 1988. Bisher wurden die Amtszeiten der Dikasterienleiter stillschweigend oder durch Veröffentlichung im Bulletin des Presseamts des Heiligen Stuhls um weitere fünf Jahre verlängert.

Diese unbekannte und neue Regel scheint Franziskus im stillen Kämmerlein im Gästehaus Santa Marta gefasst zu haben. Weder der Papst noch sein Staatssekretariat hat bis zum Fall Müller derartiges auch nur im Ansatz publik gemacht. Ein verantwortlicher Personalentscheider gibt modifizierte Regeländerungen bekannt, bevor sie zur Anwendung kommen und nicht mit der ersten Personalentscheidung. Auch ein Kardinal Müller hat das Recht von seinem Papst zu erfahren warum er nicht mehr gebraucht wird. Die Aussage mit der „sofortigen fünfjährigen Amtszeit“ ist eine schwache und fadenscheinige Begründung. Ist dieser Papst nicht Manns genug, Müller die Wahrheit ins Gesicht zu sagen? Bezeichnend waren an diesem Freitag auch die Reaktionen des deutschen Episkopats. Es gab nämlich keine einzige Stellungnahme! Nicht mal der Leiter der Deutschen Bischofskonferenz Kardinal Marx hatte auch nur ein Wort zu sagen. Soviel zur Kollegialität des Deutschen Episkopats.

Die nahe Zukunft wird zeigen wie Ernst es dem Papst mit dieser neuen Regelung wirklich ist. Der nächste Amtsverlust droht dem Präsidenten des Päpstlichen Rates für die Kultur, Gianfranco Kardinal Ravasi (74) Anfang September diesen Jahres. Außer der Päpstliche Rat für die Kultur fällt vorher der Kurienreform zum Opfer.

Ernennung von Renato Raffaele Kardinal Martino (84) zum Kardinalprotodiakon

Der Kardinalprotodiakon ist der ranghöchste (d. h. dienstälteste) Kardinal im Ordo der Kardinaldiakone. Entscheidend ist hierbei, die Reihenfolge der Ernennung am Tag der Kreierung. Er ist somit „Primus inter Pares“ (Erster unter Gleichen) seiner Kardinalsklasse. Seine Aufgabe ist es, nach erfolgter Papstwahl von der Benediktionslogge der Peterskirche aus die Nachricht von der Wahl eines neuen Papstes der Öffentlichkeit mitzuteilen.

Am 21. Oktober 2013 endete die Amtszeit des damaligen Kardinalprotodiakons Kardinal Tauran. Die Geschichte dieses Kardinalsamtes reicht über 400 Jahre zurück und Päpste besetzten es immer zeitnah mit einem Nachfolger, nicht so Franziskus. Er lässt acht Monate verstreichen, bevor er einen Nachfolger ernennt und wirft die bis dato geltende Regelung kommentarlos über den Haufen. Er ernennt am 12. Juni 2014 Kardinal Martino, zum Zeitpunkt der Ernennung bereits 80 Jahre alt, zum Nachfolger von Kardinal Tauran. Martino konnte bereits bei seiner Ernennung die Aufgabe des Kardinalprotodikons überhaupt nicht wahrnehmen. Kardinäle über 80 Jahre haben kein Wahlrecht in einem Konklave und sind somit von der Papstwahl ausgeschlossen. Für den Fall eines Konklaves bestimmte Franziskus Kardinal Levada diese Aufgabe wahrzunehmen. Eigenartig war auch die Bekanntgabe des neuen Kardinalprotodiakons. Üblicherweise wird eine derartige Entscheidung des Papstes in einem Bulletin des Presseamtes des Vatikans veröffentlicht. Das ist aber unterblieben, lediglich Radio Vatikan hat am 12. Juni 2014 in einem Artikel mit der Überschrift „Konsistorium: Interne Kardinalsbeförderungen“ auf diese Veränderung im Kardinalskollegium hingewiesen. Die katholische Nachrichtenagentur kath.net bezeichnet einen Tag später in dem Artikel „Martino neuer Kardinal-Protodiakon“ Levada als Stellvertreter des Kardinalprotodiakons. Ein Stellvertreter für dieses Amt ist nirgends vorgesehen, weder im Kirchenrecht (CIC) noch in der Papstwahlordnung „Universi Dominici Gregis“ von 1996 und somit auch keine Erklärung für diese päpstliche Personalmaßnahme. Kardinal Levada wurde am 20.Juni 2016 zum Kardinalpriester (pro hac vice) erhoben und wurde selbst am 15. Juni 2016 80 Jahre alt. Dank dem Papst hat die Kirche bis zum heutigen Tag keinen Kardinalprotodiakon der die Aufgaben in einem künftigen Konklave wahrnehmen könnte.

Geschichte und Traditionen bedeuten Franziskus scheinbar nur wenig. Das ist nichts Neues. Kritiker bescheinigen ihm gerne, lieber dagegen zu sein, als sich an jahrhundertealte Traditionen zu binden. Beide Fälle, Kardinal Martino und Müller, bestätigen das eindrucksvoll. Der Primat des Papstes kann dafür aber keine Rechtfertigung sein.

Kardinal Müller hat sicherlich mehr als einmal dem Papst den Spiegel vorgehalten. Aber ist das nicht auch eine Aufgabe des Präfekten der Glaubenskongregation? Das Nachsynodale Apostolische Schreiben „Amoris laetitia“ ist seit seinem Erscheinen im März 2016 in aller Munde und auch in der Kritik. Selbst hohe Würdenträger der Kirche interpretieren es unterschiedlich. Müller hat mehrfach von „nicht überzeugenden“ Interpretationen gesprochen. So mancher Katholik hält die Zulassung zur Kommunion für Wiederverheiratete für einen nicht hinnehmbaren Verstoß gegen das Sakrament der Ehe. „Amoris laetitia“ sowie die Personalpolitik des Papstes so manchen Katholiken in Gewissenskonflikte gebracht und viele haben sich bereits von der Kirche abgewandt. Diese Entwicklungen hat an vorderster Front nicht der Priester in der Gemeinde, sondern Papst Franziskus zu verantworten. (vh)

Kardinalsrat bespricht mit dem Papst Kurienreform

Zum zwanzigsten Mal trifft sich ab diesem Montag der sogenannte K-9 mit dem Papst. Der Kardinalsrat spricht mit Franziskus von Montag bis Mittwoch über den derzeitigen Stand der Reformprozesse an der Römischen Kurie; dabei soll es dem Vernehmen nach auch um die Reform der Vatikanmedien gehen. Der Papst hat den Rat von neun Kardinälen kurz nach seiner Wahl im Jahr 2013 eingerichtet. Zu dem Gremium gehört auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx. (rv)