Die katholischen Bischöfe von England und Wales sperren sich gegen eine mögliche Legalisierung von Sterbehilfe. Das machten sie auf einer Vollversammlung im nordbritischen Lees in den letzten Tagen deutlich. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Vincent Nichols von Westminster, kündigte ein Statement der Bischöfe gegen die Pläne im Unterhaus an.
„Es ist ein sehr einfaches Statement: Es betont einfach die katholische Überzeugung, dass das menschliche Leben einen Wert an sich darstellt. Wir zitieren Papst Franziskus in dieser Hinsicht, danken allen, die sich um Todkranke und Sterbende kümmern, und sagen: Wir sind gegen jeden Versuch, assistierten Selbstmord – denn darum handelt es sich – zu legalisieren.“
Der frühere Labour-„Lord Chancellor“ Falconer of Thoroton steht hinter dem neuen Gesetzesvorschlag; die Abgeordneten sollen ohne Fraktionszwang abstimmen dürfen, wenn der Vorschlag in das „House of Commons“, also das Unterhaus, kommt. Mehrere frühere Anläufe zur Legalisierung von Sterbehilfe sind gescheitert, Premierminister David Cameron ist gegen den Gesetzesvorstoß. Auf Beihilfe zum Selbstmord stehen in England und Wales bis zu 14 Jahre Haft. Kardinal Nichols:
„Wir müssen erst einmal abwarten, wie die Gesetzgebung ausfallen wird. Natürlich ist eine Debatte im Gang, und insgesamt habe ich den Eindruck: Die, die für assistierten Selbstmord sind, berufen sich vor allem auf die Freiheit der Wahl. Wir hingegen betonen das Prinzip, dass wir uns gegenseitig gehören und dass die Entscheidungen einer Person nicht nur ihn selbst, seine Familie und Freunde betreffen, sondern auch die Gemeinschaft. Das ist eine seit langem feststehende Wahrheit, und Shakespeare drückt sie sehr klar aus, wenn er sagt: Niemand ist eine Insel!“
Die katholischen Bischöfe haben bei ihrer Konferenz auch kurz über eine Bemerkung von Premierminister Cameron gesprochen, die einen Sturm über den Britischen Inseln ausgelöst hatte. Der Premier hatte in einer Kirchenzeitung geschrieben, Großbritannien solle „mehr Zutrauen haben zu seinem Status als christliches Land“. Dem widersprachen öffentlich viele, doch Kardinal Nichols bemerkt:
„Ich denke, wir sollten uns die Reaktionen genauer anschauen und feststellen: Da gab es einen weitverbreiteten Konsens sogar unter den Führern anderer Religionen. Es war gar nicht Christen gegen Weltliche, ich habe vielmehr festgestellt, dass vielen Menschen die Bedeutung eines im Angesicht Gottes gelebten Lebens deutlich ist. Sehr viele Menschen verschiedenster Religionen haben anerkannt, dass es christliche Wurzeln, christliche Kultur – dass es christlicher Glaube ist, der unseren ‚way of life‘ bestimmt. Einige laute Stimmen haben sich gegen Camerons Bemerkung erhoben; nach meinem Eindruck sind das die intolerantesten Stimmen in unserer Gemeinschaft.“
(rv)