Geistlicher Höhepunkt am zweiten Tag des Papstes in Mexiko: die große Freiluftmesse mit mehreren Hunderttausend Gläubigen im Parco Bicentenario. Mit dem Papst konzelebrierten rund 250 Kardinäle und Bischöfe sowie rund 3.000 Priester, die mexikanischen Bischöfe sowie die Vorsitzenden der 22 lateinamerikanischen und karibischen Bischofskonferenzen. Ebenso waren Bischöfe vom gesamten amerikanischen Kontinent vertreten. Christine Seuß berichtet.
Die summende Erwartung, die sich unter den teilweise seit gestern Abend schon versammelten Gläubigen ausgebreitet hatte, wich froher Ehrfurcht, als der Papst am Sonntagmorgen Ortszeit in León seine Messe begann. 60 Musiker und 200 Chorsänger untermalten die Liturgie. Gläubige, die keines der heiß begehrten Tickets für die Messe mehr ergattern konnten, verfolgten alles auf großen Bildschirmen. Mit den Worten „Erschaffe mir, Gott, ein reines Herz" aus Psalm 51,12 blickte der Papst in seiner Predigt auf das kommende Osterfest voraus.
„Dieser Ausruf macht uns die Intensität deutlich, mit der wir uns vorbereiten müssen, um nächste Woche das große Geheimnis des Leidens, des Todes und der Auferstehung des Herrn zu feiern. Das Wort führt uns auch dazu, tief in das menschliche Herz zu schauen, besonders in den Zeiten, in denen Schmerz und Hoffnung beieinander liegen, wie sie das mexikanische Volk und auch die anderen Völker Lateinamerikas gerade durchleben."
Bei seiner Ankunft habe er „ganz nah" das Christkönigsmonument auf dem Gipfel des Cubilete gesehen, erzählte der Papst, der bei dieser Reise ein Mosaik mit einem Christkönig-Motiv für den Wallfahrtsort stiftet. Der Papst erinnert in dem Kontext an seinen Vorgänger auf dem Stuhl Petri, der Mexiko mehrmals besuchte:
„Der selige Papst Johannes Paul II. konnte auf seinen Reisen in euer Heimatland diesen für den Glauben des mexikanischen Volkes symbolträchtigen Ort nicht besuchen, obwohl er es sich sehnlichst gewünscht hatte. Sicher wird er sich heute vom Himmel aus freuen, dass mir der Herr die Gnade gewährt hat, jetzt mit euch zusammen zu sein, so wie er auch die vielen Millionen Mexikaner gesegnet hat, die kürzlich seine Reliquien in allen Regionen des Landes verehrt haben."
Im Bicentenario-Park würdigte Papst Benedikt XVI. weiter die Unabhängigkeit, die das Land vor 200 Jahren erlang. Die mexikanische Nation habe „viele verschiedene Elemente in einem doch gemeinsamen Ziel und Streben geeint", so der Papst:
„Wollen wir auch heute Christus um ein reines Herz bitten, wo er Wohnung nehmen kann als Fürst des Friedens dank der Macht Gottes, die die Macht des Guten ist, die Macht der Liebe."
„Die Müdigkeit des Glaubens überwinden"
Mit Blick auf das historische Bischofstreffen von 2007, das Benedikt XVI. selbst eröffnet hatte, rief der Papst zu einer erneuten Evangelisierung des Kontinents auf. Auch in Lateinamerika gelte es dem Glauben neuen Schwung zu verleihen, so der Papst:
„Die Misión Continental, die jetzt von Diözese zu Diözese auf diesem Kontinent durchgeführt wird, hat genau das Ziel, diese Überzeugung zu allen Christen und kirchlichen Gemeinschaften zu bringen, damit sie der Versuchung eines oberflächlichen und gewohnheitsmäßigen, manchmal bruchstückhaften und unzusammenhängenden Glaubens widerstehen. Auch hier muss man die Müdigkeit des Glaubens überwinden und die Freudigkeit des Christseins, des Getragenseins von dem inneren Glück, Christus zu kennen und seiner Kirche zuzugehören, wiedererkennen‘".
Das kommende „Jahr des Glaubens", das Benedikt selbst initiierte, sei für die gesamte Kirche Aufforderung zu einer „echten und erneuerten Umkehr zum Herrn", so der Papst. Das Glück des Glaubens verleihe auch die nötige Kraft, die es brauche, um Christus auch „in bedrängenden Situationen menschlichen Leidens" zu dienen, so der Papst weiter.
Abschließend bat Benedikt XVI. die Jungfrau Maria um Schutz und Fürsprache für „ihre geliebten Söhne und Töchter in Mexiko und Lateinamerika,…
„… damit Christus in ihrem Leben herrsche und ihnen helfe, mutig den Frieden, die Eintracht, die Gerechtigkeit und die Solidarität zu fördern. Amen." (rv)