Generalaudienz: Synode war weder Parlament noch Sportereignis

Bischofssynode 2014Streit auf der Suche nach dem Willen Gottes ist kein Übel, sondern ein Zeichen der Freiheit der Kirche. Das sagte Papst Franziskus an diesem Mittwoch während der Generalaudienz, er sprach über die Versammlung der Bischofssynode im zurück liegenden Oktober und begann damit eine neue Katechesereihe zum Thema Familie.

Um über die Familie sprechen zu können, müsse er zunächst berichten, was bei der ersten Bischofssynode zu diesem Thema geschehen sei, so der Papst.

„Während der Synode haben die Medien ihre Arbeit gemacht – es gab ja viel Erwartung und Aufmerksamkeit – und wir danken ihnen, denn sie haben es sehr ausführlich gemacht, so viele Berichte, so viele! Das war möglich Dank des Pressesaales, der jeden Tag eine Pressekonferenz gehalten hat. Aber oft war der Blick der Medien ein wenig wie eine Sportreportage oder ein politischer Bericht: Es wurde über zwei Gruppen gesprochen, pro und contra, Konservative und Progressive, und so weiter. Ich möchte heute kurz berichten, was bei der Synode passiert ist.“

Er habe die Synodenteilnehmer zu Beginn gebeten, „mit Offenheit und Mut“ zu sprechen und demütig zuzuhören, all das zu sagen, was sie auf dem Herzen hatten. Bei der Synode habe es keinerlei Zensur gegeben, so der Papst, „jeder konnte, nein sollte das sagen, was er auf dem Herzen hatte. Aber Pater, das führt doch zu Streit. Ja, das ist wahr, wir haben doch gehört, wie schon die Apostel gestritten haben. Wie die Bibel sagt: Es gab einen großen Streit. Sie haben sich angeschrien, die Apostel, ja! Denn sie haben nach dem Willen Gottes gesucht, dürfen die Heiden Mitglied der Kirche sein? Das war etwas Neues. Immer dann, wenn der Wille Gottes in einer Synodenversammlung gesucht wird, gibt es verschiedene Ansichten und Diskussionen, und das ist keine schlechte Sache.“

Grundlage der ersten Phase sei das ‚Instrumentum Laboris’ gewesen, Ergebnis der Beratungen vor der Synode. Dazu habe es eine offene Aussprache gegeben, bei der fast alle gesprochen hätten, offen und mit viel Vertrauen.

Niemand wollte die Lehre ändern

„Kein Beitrag hat die grundlegenden Wahrheiten des Sakraments der Ehe in Frage gestellt“, so der Papst, „kein einziger Beitrag: die Unauflöslichkeit, Einheit, Treue und die Offenheit für das Leben.“ Alle Beiträge seien dann in einem zweiten Schritt in einem Bericht zusammen gefasst worden, erstellt durch Kardinal Peter Erdö. Dieser habe drei Dimensionen gehabt: Das Wahrnehmen der konkreten Umstände und Herausforderungen, der Blick auf Christus und die Behandlung der pastoralen Perspektive.

„Über diese erste Zusammenfassung hat es dann in Kleingruppen in einem dritten Schritt Diskussionen gegeben, wie immer aufgeteilt nach Sprachen, weil man sich so besser austauschen kann: Italienisch, Englisch, Spanisch und Französisch. Alle Gruppen haben zum Schluss ihrer Arbeit einen Bericht vorgelegt, und diese Berichte sind dann sofort veröffentlicht worden. Alles ist veröffentlicht worden, da war Transparenz, damit man verfolgen konnte, was geschah.“

An diesem Punkt habe dann in einem vierten Schritt eine Kommission alle Vorschläge in einen Schlussbericht eingearbeitet, der die Grundstruktur des vorhergehenden Berichtes beibehalten habe: Wahrnehmen der Realität, Blick auf die Frohe Botschaft und die Pastoral. Gleichzeitig sei auch die so genannte Botschaft der Synode formuliert worden, ein kürzerer und verständlicherer Text im Vergleich zum Abschlussbericht.

„Einige von Ihnen möchten mich jetzt vielleicht fragen: Aber Pater, die Synodenteilnehmer haben sich doch gestritten. Ich weiß nicht, ob es Streit war, aber sie haben sehr klar und deutlich gesprochen, das schon. Das ist die Freiheit, die es in der Kirche gibt. Das alles ist ‚cum Petro et sub Petro’ geschehen, das heißt in Anwesenheit des Papstes, und die ist Garantie für die Freiheit und das Vertrauen und auch Garantie der Rechtgläubigkeit. Am Ende habe ich dann in meiner Schlussansprache eine zusammenfassende Auswertung der Erfahrung der Synode gegeben.“

Die Synode ist kein Parlament

Die offiziellen Dokumente der Synode seien also drei: Die Abschlussbotschaft, das Abschlussdokument und die Schlussansprache des Papstes. Das Abschlussdokument wiederum würde zur Zeit gemeinsam mit angefügten Fragen an die Bischofskonferenzen verschickt. Beide zusammen bilden die sogenannten „Lineamenta“, die Diskussionsgrundlage für die kommende Synodenversammlung im Oktober 2015.

„Wir müssen wissen: Die Synode ist kein Parlament, bei dem Repräsentanten von dieser und jener und jener Kirche kommen. Nein. Die Struktur ist nicht parlamentarisch, sondern grundsätzlich anders. Die Synode ist ein geschützter Raum, damit der Heilige Geist wirken kann. Es war kein Aufeinandertreffen verschiedener Fraktionen, wie es im Parlament ist und sein soll, sondern eine Begegnung zwischen Hirten nach einer langen Vorbereitungszeit. (..) Es ist ein Prozess, es ist der normale synodale Weg. Jetzt beginnt in den Ortskirchen die Arbeit des Gebetes, der Reflexion und der geschwisterlichen Diskussion zur Vorbereitung der kommenden Versammlung.“ (rv)

„Die Qualität des Zeugnisses erhöhen“ – zum Arbeitsdokument für die Bischofssynode 2012

Der Vatikan hat an diesem Dienstag das so genannte „Instrumentum Laboris", das Arbeitspapier für die Weltbischofssynode zur Neuevangelisierung, veröffentlicht. Die Synode beginnt am 7. Oktober, wenige Tage vor Beginn des von Benedikt XVI. ausgerufenen „Jahres des Glaubens", und geht bis zum 28. Oktober. Zur Vorbereitung der Synode war im März 2011 das erste Vorbereitungsdokument, die so genannte „Lineamenta" vorgestellt worden. Unser Redaktionsleiter Pater Bernd Hagenkord hat beide Dokumente gelesen.

Pater Hagenkord, was für ein Dokument ist das heute veröffentlichte Arbeitspapier genau?

Der lange Text – es sind über 80 Seiten – ist und liest sich als eine Fortschreibung des ersten Vorbereitungstextes, also der so genannten „Lineamenta". Das war ein ähnlicher Text, etwas kürzer, der dem Projekt der Bischofssynode einen ersten Aufgabenumriss gegeben hat.
Damals wurden nach jedem Kapitel Fragen gestellt mit der Aufforderung, diese im Bistum oder im Orden zu besprechen. Diese Antworten bilden nun die Fortschreibung. Man hat das Gerüst des ersten Dokumentes genommen und dann mit den Impulsen aus der Ortskirche weiter gearbeitet.
Das Ganze ist eindeutig kein Katechismus und kein fertiges Dokument, man merkt ihm an, dass es für die Weiterarbeit gedacht und geschrieben ist.

Was sind denn die Unterschiede zwischen dem ersten und dem zweiten Text?

Der zweite ist eindeutig weniger abstrakt. Beim ersten, den Lineamenta, war ganz allgemein und sehr theologisch und spirituell ein Rahmen formuliert worden. Diesem Text merkt man nun an, dass die Praxis eingeflossen ist. Das soll nicht heißen, dass er weniger profund ist, aber die Antworten aus den Ortskirchen haben den Charakter des Textes geändert. Damit wird die Synode, wenn sie im Oktober tagt, sicherlich etwas anfangen können.

Aber muss denn nicht ein Text aus Rom, der für die ganze Kirche gelten soll, notwendigerweise allgemein sein, ja vielleicht ein wenig abstrakt?

Das könnte man meinen, aber dies ist wirklich ein pastoral ausgerichteter Text. Er beginnt damit, die verschiedenen Bezüge herzustellen: Das Konzilsjubiläum, das Jahr des Glaubens usw., dann spricht er aber auch die problematische Situation der Kirche an und die Notwendigkeit, über eine Erneuerung zu sprechen, und zwar in der ganzen Kirche, nicht nur im alten Westen. Das zeigt, dass das Dokument seinen Ort in der Debatte hat und nicht wie ein Einzelstück herausragt.
Dann ist es die theologische Sprache, die gewählt wurde: Der Text stellt die Begegnung mit Christus vor, er spricht davon, die Menschen hineinzunehmen in die Beziehung Gottes. Das ist sehr pastoral und deswegen sehr praktisch. Eben genau für die Ebene gedacht, auf der Neu-Evangelisierung stattfinden muss, nämlich vor Ort.

Die Weltbischofssynode vom Oktober steht unter dem Titel „Die Neue Evangelisierung für die Weitergabe des christlichen Glaubens". Nun ist das Wort „Neuevangelisierung" nicht wirklich beliebt, zumindest nicht in der deutschsprachigen Kirche. Was genau soll das sein?

Neue Evangelisierung soll nicht einen Zustand von früher wieder herstellen. Sie ist keine Taktik, um mehr Mitglieder zu gewinnen. Sie will Veränderung, und das meint vor allem zuerst die Veränderung aus sich selbst, von der Kirche selbst.
Es ist richtig, wirklich beliebt ist das Wort nicht, aber es ist das hier in Rom eingeführte Wort, das letztlich auf Papst Paul VI. zurück geht. Wir würden das eher missionarische Seelsorge nennen, gemeint ist genau das Gleiche.

Was genau soll laut Arbeitsinstrument die Synode im Oktober denn leisten?

Sie soll eine Revisionsarbeit leisten, und zwar soll neu nachgedacht werden, wie Kirche unter Menschen heute sein und leben und verkünden kann. Es ist keine Neuerfindung von Kirche, aber auch nicht das Trauern um das Alte. Es geht um das Heute. Und hier werden in Sachen Analyse der Gegenwart erste Schritte gemacht, die die Synode selbst sicherlich noch vertiefen wird, etwa in der Frage der ökonomischen oder sozialen Bedingungen, der Globalisierung, oder auch in der Veränderung der Medienwelt. Das sind neue Bedingungen für die Kirche – und unter denen muss sie sich neu finden.

Auch vom Phänomen der Migration und den Folgen der Säkularisierung für das Glaubensleben ist in dem Dokument die Rede. Sie haben gerade das Stichwort „Veränderung auch von innen" genannt. Geht es auch um eine Reform der Kirche?

Nicht ganz. Es geht schon um Verkündigung. Im ganzen Dokument wird sehr klar, dass es um die Natur der Kirche geht, also um ihren Auftrag, das Evangelium Jesu Christi zu leben und weiter zu geben. Das Wort ‚Reform’ meint ja eher die Struktur. Bei dem Projekt der neuen Evangelisierung soll es schon um den Kern gehen, also um das Leben des Glaubens und dessen Weitergabe. Um eine Formulierung des Textes zu verwenden: Evangelisierung will neues Leben für jede menschliche Erfahrung. Sie will keine Sonderwelt namens Kirche oder Glauben, sondern die ganze menschliche Welt, wie sie eben heute ist, für den Glauben öffnen.
Das ist das Projekt der Synode, und diesen Geist atmet auch das „Instrumentum Laboris". (rv)

Eröffnung der Synode: „Die Vision ist verblasst“

„Die Neuevangelisierung ist kein Programm, sie ist eine Art, zu denken, zu sehen und zu handeln. Sie ist eine Art Linse, durch die wir die Möglichkeit sehen, das Evangelium erneut zu verkünden. Sie ist auch Zeichen für das Weiterwirken des Heiligen Geistes in der Kirche."

So definierte der Generalrelator – also der Berichterstatter – der Bischofssynode, der Washingtoner Erzbischof Kardinal William Donald Wuerl, das Projekt, dem sich die Vollversammlung der Bischofssynode ab diesem Montag in ihren Sitzungen widmet. In der von ihm lateinisch gehaltenen thematischen Eröffnung zeichnete er die Grundlinien vor, an denen entlang die Synode in den nächsten drei Wochen denken werde. Dabei griff er vor allem die beiden Vorbereitungsdokumente auf, die Lineamenta von 2011 und das Instrumentum Laboris von 2012.

Jesus ja – Kirche nein?

Kardinal Wuerl begann seine Überlegungen beim Träger der Verkündigung, der Kirche. Genau hier begännen schon die Probleme, die eine erneuerte Verkündigung des verblassenden Glaubens notwendig gemacht hätten.

„Was unseren katholischen Glauben heute auszeichnet, ist genau dieses Verständnis von der Kirche als fortdauernder Gegenwart Christi, dem Mittler von Gottes rettendem Eingreifen in unsere Welt, und der Kirche als Sakrament von Gottes heilsbringendem Handeln. (…) Die intellektuelle und ideologische Trennung von Christus und seiner Kirche ist ein erstes Faktum, mit dem wir bei dem Versuch einer Neuevangelisierung von Kultur und Menschen heute umzugehen haben."

„Jesus ja – Kirche nein", oder wahlweise „Gott ja – Kirche nein". So dächten auch nicht wenige Christen, führte Kardinal Wuerl aus. Der Zusammenhang von Jesu Leben und Sterben einerseits und seinem Auftrag für die Menschen andererseits werde von ihnen nicht mehr gesehen. Die Gründe dafür identifizierte Wuerl in den sich wandelnden Bedingungen der Kultur:

„Eine der Herausforderungen, die einerseits die Neuevangelisierung dringend macht und andererseits eine Barriere gegen sie bildet, ist der heutige Individualismus. Unsere Kultur und der Schwerpunkt in vielen Teilen der gegenwärtigen Gesellschaft heben den Einzelnen hervor und schätzen die für jede Person notwendige Bindung an andere gering."
Das schaffe die Rahmenbedingungen, denen sich Verkündigung heute gegenübergestellt sehe.

„Der dramatischen Veränderungen unterworfene gesellschaftliche Hintergrund für die Annahme, die Aneignung und das Leben des Glaubens ist der Kontext dieser Synode. Der Aufruf, den katholischen Glauben, die Botschaft des Evangeliums, die Lehre Christi erneut vorzuschlagen, ist gerade deshalb notwendig, weil wir so vielen Menschen begegnen, die diese Heilsbotschaft zwar gehört haben, für die diese Verkündigung aber jetzt schal geworden ist. Die Vision ist verblasst. Die Verheißungen scheinen leer zu sein oder keinen Bezug zum wirklichen Leben zu haben."

Das Erbe der 70er und 80er Jahre

Kardinal Wuerl blieb nicht abstrakt, er nannte konkret „Ross und Reiter" dieser von ihm diagnostizierten Veränderungen:

„Die gegenwärtige Situation hat ihre Wurzeln in den Umbrüchen der 1970er und 1980er Jahre, Jahrzehnte, in denen es offenkundig eine mangelhafte oder fehlerhafte Katechese auf vielen Unterrichtsebenen gab. Wir standen vor einer Hermeneutik der Diskontinuität, von der das Milieu der höheren Bildungszentren durchdrungen war und die sich auch in einer irrigen liturgischen Praxis widerspiegelte. Ganze Generationen wurden getrennt von dem System der Unterstützung, das die Glaubensweitergabe erleichterte. Es ist, als hätte sich der Einfluss der Säkularisierung wie ein Tsunami über die kulturelle Landschaft ergossen und wichtige Kennzeichen der Gesellschaft wie Ehe, Familie, den Begriff des Gemeinwohls und des objektiven ‚richtig’ und ‚falsch’ hinweggespült."

Zusätzlich zu dieser schwierigen Lage habe der Missbrauchsskandal die Krise der Verkündigung vertieft, so der Kardinal weiter. Er habe „dem Misstrauen gegenüber den Strukturen der Kirche Vorschub geleistet".
Das Ergebnis dieser Entfremdung, zu der laut Wuerl verschiedene Ursachen beigetragen haben: Ganzen Generationen von Katholiken seien die Grundgebete nicht mehr bekannt, sie wüssten nicht mehr um den Wert einer Teilnahme an der heiligen Messe und hätten den Sinn für Transzendenz und das Geheimnis des menschlichen Lebens verloren. Das habe dazu geführt, so der Geistliche weiter, dass ein großer Teil der Gläubigen schlecht darauf vorbereitet sei, mit der modernen Kultur umzugehen.

Aber nicht alles sei düster, betonte der Kardinal. Immer wieder habe es Aufbrüche gegeben und neue Suchbewegungen. Wuerl nannte hier vor allem die neuen geistlichen Gemeinschaften, die neuen kirchlichen Gemeinschaften und auch ganz allgemein die Suchbewegung, die man bei den nachwachsenden Generationen feststellen könne. Dort sei ein Vertrauen in die Botschaft Jesu spürbar. Diese Dynamik müsse die Kirche als Ganze aufgreifen, erinnerte der Kardinal – dies werde bislang häufig unterlassen.

„Leider haben wir erlebt, wie dieses Vertrauen nur allzu lange durch die Übernahme eines großen Teils des säkularen Wertesystems untergraben wurde, das sich in den vergangenen Jahrzehnten durchgesetzt hat als eine höherwertige und bessere Lebensweise als diejenige, die von Jesus, seinem Evangelium und seiner Kirche vorgeschlagen wird. Im schulischen und theologischen Bereich der Kultur, der die Hermeneutik der Diskontinuität widerspiegelt, wurde die Sicht des Evangeliums nur zu oft verdunkelt und eine sichere, überzeugte Stimme machte den Entschuldigungen Platz für das, woran wir festhalten und was wir glauben."

Mängel

Kardinal Wuerl nannte das das „Peinlichkeitssyndrom": Ein Herunterspielen der Botschaft, um in der Kultur der Moderne anzukommen, letztlich ein mangelndes Vertrauen in die Wahrheit des Glaubens. Das habe dann auch ganz konkrete Auswirkungen, die man benennen könne. Er nannte besonders Mängel in der Theologie:

„Da die Theologie Begriffe gebraucht, um unseren Glauben auszudrücken, der im Evangelium verwurzelt ist, sind die Grundlagen unseres Glaubens in Gefahr, wenn die Menschen mit dem begrifflichen Rahmen Schwierigkeiten haben. Säkularismus und Rationalismus haben eine Ideologie geschaffen, welche den Glauben der Vernunft unterwirft. Religion wird zu einer persönlichen Angelegenheit. Die Lehre in Glaubensangelegenheiten wird auf eigentümliche Auffassungen reduziert, ohne dass die Möglichkeit eines Anspruchs auf eine allgemein gültige Wahrheit besteht."

In einer vom Relativismus beherrschten Kultur hätten Begriffe wie Menschwerdung, Auferstehung, Erlösung, Sakrament und Gnade nur noch wenig Bedeutung.

„Es ist eine Versuchung für die Träger der Evangelisierung, und vielleicht auch für die Seelsorger, diese begrifflichen Hindernisse nicht in Angriff zu nehmen und statt dessen unsere Aufmerksamkeit und Energie auf eher soziologische Notwendigkeiten oder pastorale Initiativen zu lenken. Oder sogar eine Wortfindung jenseits unser eigenen Theologie zu betreiben."

Wie ist alldem zu begegnen? Durch den Einsatz von Menschen. Wie schon beim Kongress zum Thema Neuevangelisierung im Vatikan von einem Jahr deutlich wurde, betonte auch Kardinal Wuerl die Zentralität der Evangelisatoren, also der Menschen, die die Träger der Verkündigung Jesu sind.

„Unter den Qualitäten, die heute vom Träger der Evangelisierung erwartet werden – und es gibt von denen viele, die man identifizieren kann – ragen vier heraus: Kühnheit und Mut, die Bindung an die Kirche, das Gefühl der Dringlichkeit und die Freude."

Aber auch in inhaltlicher Hinsicht gebe es eine Stärke, die man nicht vernachlässigen dürfe: Das Bemühen um soziale Gerechtigkeit, dass immer integraler Bestandteil der Verkündigung sei.

„Wenn wir heute die Themen betrachten, die diejenigen einladen, die sich von der Kirche entfremdet haben, so kann es uns ermutigen, dass so viele junge Leute den Wunsch verspüren, in den Dienst der Kirche einbezogen zu werden. Für sie stellt die Lehre der Kirche über soziale Gerechtigkeit sowohl eine Offenbarung als auch eine Einladung zu einem erfüllteren Leben innerhalb der Kirche dar."

Soweit die einleitenden Worte von Kardinal Wuerl zur Bischofssynode – ein inhaltlicher Aufschlag und die große Linie, der die Gedanken und Diskussionen an diesem Montag und während der gesamten Synode folgen werden. (rv)