Dieser Mann soll die Malteser spirituell erneuern: Franziskus ernennt Erzbischof Becciu

VATIKANSTADT – Eine „geistliche und moralische Reform“ des Souveränen Ordens der Malteser soll er überwachen, besonders der zölibatär lebenden Justiz-Ritter: Papst Franziskus hat Erzbischof Giovanni Becciu zu seinem „besonderen Bevollmächtigten“ ernannt.

Die „geistliche Erneuerung“ hat möglicherweise konkrete rechtliche und politische Konsequenzen, bis hin zu einer Änderung der Verfassung des eigentlich souveränen Völkerrechtssubjekts, wie der Heilige Vater in seinem Schreiben darlegt. Sein Bevollmächtigter sei zudem der „ausschließliche Sprecher“ des Papstes und werde eng mit dem amtierenden Leiter des Ordens, Fra‘ Ludwig Hoffmann von Rumerstein, zusammenarbeiten.

Offiziell ist der Kardinalspatron der Vertreter des Papstes beim Malteser-Orden, und als solcher beauftragt mit der Förderung der spirituellen Ausrichtung des Ordens. Dieses Amt des Kardinal Patronus bekleidet seit 8. November 2014 Kardinal Raymond Leo Burke.

Im 900 Jahre alten Souveränen Malteser-Orden stellt die kleine Gruppe der Justiz- oder Profess-Ritter, die Gelübde wie Mönche ablegen, eine kleine aber wichtige Rolle. Der Orden, der seine eigene Währung, Pässe und Nummernschilder hat, und diplomatische Beziehungen zu über 100 Nationen pflegt, zählt rund 13.500 Mitglieder; doch nur 55 gehören diesem „ersten Stand“ des Ordens an. Bislang stellen sie auch die Führung.

Bis zur Wahl eines neuen Großmeisters leitet nun, unterstützt vom päpstlichen Bevollmächtigten, der 80-jährige Österreicher Hoffmann von Rumerstein den Orden. Er ist seit 1970 Professritter und seit 2014 Großkomtur.

Auch Erzbischof Beccius Mandat endet mit dem Abschluss der Wahl eines neuen Großmeisters; damit sei voraussichtlich Ende April zu rechnen, teilte Großkanzler von Boeselager bei einer Pressekonferenz diese Woche mit. Dabei betonte von Boeselager auch, dass er mit dem päpstlichen Delegaten zusammenarbeiten werde. Es gehe darum, wieder das Vertrauen in den Orden herzustellen und das Augenmerk auch wichtigere Dinge in der Welt zu lenken, etwa die Migrationskrise.

Hintergrund

Die auf den 2. Februar datierte, aber erst heute veröffentlichte Beauftragung von Erzbischof Becciu ist das jüngste Kapitel einer Geschichte, bei der es zum Konflikt zwischen dem Vatikan und dem Orden über die Absetzung des Großkanzlers, Albrecht von Boeselager, im vergangenen Dezember gekommen war, nachdem der deutsche Ordensmann einen Rücktritt verweigert hatte.

Nach einer mehrfachen Intervention des Papstes sowie des Kardinalstaatssekretärs Pietro Parolin und einer zum Teil öffentlichen geführten, robusten Korrespondenz mit dem bisherigen Großmeister, Fra‘ Matthew Festing, hatte Franziskus am 24. Januar den Großmeister zum Rücktritt aufgefordert. Dieser war daraufhin sofort zurückgetreten, was der Orden per Gremium später bestätigte. Freiherr von Boeselager kehrte wieder in das Amt des Großkanzlers zurück.

Verhandelt wurde in der Auseinandersetzung jedoch nicht allein die eine oder andere Personalie. Es ist Beobachtern zufolge ein Richtungsstreit, den manche sogar als „Kulturkampf“ bezeichnen, und der internationale Wellen schlug.

In der „Zeit“ schrieb der Journalist Julius Müller-Meiningen, es werde „ein Kampf der Kulturen ausgetragen, wie er in vergleichbaren Zügen in der gesamten katholischen Kirche zu beobachten ist. Ein Armdrücken um die Wahrheit, das nun in einer päpstlichen Blutgrätsche im Namen der Barmherzigkeit sein vorläufiges Ende findet. Müssen sich Katholiken in aller Welt auf Verhältnisse wie im Malteserorden gefasst machen nach der Devise: Wer nicht spurt, fliegt raus? Der letztendlich mit dem Recht des Stärkeren ausgetragene Streit im Orden geht ums Ganze, um die richtige Balance und das rechte Verständnis von Katholizität, Tradition, Dogma und Pastoral. Mit besonderer Teilnahme des deutschen Katholizismus“.

Im „National Catholic Register“ sprach der Präsident der deutschen Malteser, Prinz Erich von Lobkowicz, von einer „Schlacht zwischen all dem, wofür Papst Franziskus steht, und einer kleinen Clique ultrakonservativer, rüschentragender Hardliner in der Kirche, die den Zug in jeder Hinsicht verpasst haben“. (CNA Deutsch)

Papst an Malteser: Vergeßt nie eure Wurzeln

Papst Benedikt XVI.Der Papst hat dem Souveränen Malteserorden zu seiner 900-Jahrfeier gratuliert. Im Jahr 1113 ist der Vorgänger-Verband der Malteser vom damaligen Papst Paschalis II. in einer Bulle als Orden anerkannt worden. Etwa 4.000 Mitglieder und Freunde der Malteser zogen an diesem Samstag Vormittag feierlich in den Petersdom ein, dort feierten sie eine Messe mit dem vatikanischen Kardinalstatssekretär Tarcisio Bertone. Anschließend trafen sie den Papst, der die „besondere Verbindung der Malteser zur katholischen Kirche und zum Heiligen Stuhl“ würdigte.

„Euer Orden hat sich von Anfang an durch die Treue zur Kirche und zum Nachfolger Petri ausgezeichnet. Zugleich hat er immer eine geistliche Prägung, ein hohes religiöses Ideal beibehalten. Geht auf diesem Weg weiter und bezeugt konkret die verändernde Kraft des Glaubens! Aus Glauben haben die Apostel einst alles verlassen, um Jesus zu folgen, und sind dann in die ganze Welt gegangen, um das Evangelium zu verkünden. Aus demselben Glauben haben sich im Lauf der Jahrhunderte auch die Mitglieder eures Ordens hervorgetan: Sie haben zunächst den Kranken in Jerusalem, dann bedrohten Pilgern im Heiligen Land beigestanden. Vergesst nie eure Wurzeln!“

Die Malteser unterschieden sich von anderen internationalen Hilfswerken durch ihre „christliche Inspiration“ – die dürfe beim sozialen Einsatz nicht hintan gestellt werden. Die Werke der Malteser seien „nicht einfach philantrophisch, sondern sie sind ein Zeugnis der Liebe um des Evangeliums willen“.

„Euer tägliches Leben muss durchdrungen sein von der Präsenz Jesu; wenn ihr Kranken beisteht, Einsame besucht oder Behinderten helft, dann solltet ihr das unter dem Blick Jesu tun.“

Die Malteser sind heute gleichzeitig ein katholischer Orden, eine NGO, die weltweit Suppenküchen, Krankenhäuser und Erste-Hilfe-Stationen betreibt, und eine souveräne Einrichtung, die eigene Pässe ausstellt und diplomatische Beziehungen zu 104 Staaten unterhält – obwohl sie selbst gar kein Staat ist. An der Spitze des Malteserordens steht heute Großmeister Matthew Festing, er residiert in Rom. (rv)

Syrien: Ordensgemeinschaften halten die Stellung

Die Unterstützung der Not leidenden Menschen im umkämpften Damaskus wird zunehmend schwieriger. Das berichtet das Hilfswerk Malteser International. Die Menschen, die nach Damaskus flöhen, berichteten von Angriffen und Massakern in ihren Heimatorten. Derweil reiße der Zustrom von Flüchtlingen insbesondere in die Armenviertel der Hauptstadt nicht ab. Katholische Ordensgemeinschaften in Syrien zeigen derweil Entschlossenheit, trotz der bürgerkriegsähnlichen Zustände die Stellung zu halten. Auch der Franziskanerorden in Syrien hatte in den letzten Wochen angekündigt, im Land zu bleiben. Radio Vatikan erreichte an diesem Dienstag die italienische Ordensfrau Marcella von den Salesianerinnen in Damaskus.

„Es gibt Nachrichten, die uns in Sorge versetzen, in anderen Momenten denken wir, es ist vorbei. Wir hören hier tags und nachts die Bomben, gestern haben wir sogar von unserer Botschaft gehört, wir sollten ausreisen. Vielleicht stimmt das, aber für uns Schwestern gilt das nicht. Jemand hat auch schon gesagt: Bereitet euch auf das Martyrium vor, aber das Zusammenleben hier zwischen der Bevölkerung und uns ist immer wunderbar gewesen."
Schwester Marcella ist anzuhören, dass die Nachrichtenlage auch für die Menschen vor Ort sehr undurchsichtig ist; ganz unterschiedliche Meldungen sorgen in der Bevölkerung für Angst und Schrecken, auch aus anderen Landesteilen. Zur Lage in der Stadt Homs sagte die Schwester:
„Sie sagen, es gibt Schutz, andere sagen: jetzt sind auch die Christen an der Reihe, in einigen Teilen der Stadt Homs sollte man besser die Häuser verlassen und fliehen, aber ich weiß nicht, ob es ihnen wirklich darum geht, die Stadt zu zerstören…"

In Homs harren – ähnlich wie die Ordensschwestern in Damaskus – derweil fünf italienische Trappisten-Schwestern aus. Das berichtete der päpstliche Nuntius in Damaskus, Mario Zenari. In einem Interview mit dem römischen Pressedienst Asianews betonte der Vatikanvertreter, dass die gesamte syrische Bevölkerung unter dem Konflikt leide, nicht nur Christen. Die Anwesenheit von maronitischen, katholischen und orthodoxen Gläubigen in Damaskus und in vielen Dörfern im Land fördere allerdings die Versöhnung zwischen Alawiten und sunnitischen Muslimen, so der Vatikanvertreter. (rv)