Am Samstag gab das Sekretariat für Kommunikation endlich den vollständigen Text des Briefes des emer. Papst Benedikt XVI. an den Leiter des Kommunikationssekretariats Msgr. Viganò bekannt, gesteht aber die bewusste Täuschung der Öffentlichkeit nicht ein.
Unter dem Titel „Der vollständige Brief des emeritierten Papstes“ gab Vatican News (VN) folgende Mitteilung heraus:
„Der Brief von Papst emeritus Benedikt XVI. anlässlich einer Buchvorstellung vor einer Woche wurde von Polemiken begleitet, ausgelöst von einem Foto, das nur einen Teil des Briefes zeigte. Der Pressesaal des Vatikans veröffentlichte nun den vollständigen Text, gemeinsam mit einer kurzen Erklärung des Kommunikations-Sekretariats.
Aus dem Brief sei nur das vorgestellt worden, was zur Initiative in Beziehung gestanden habe, heißt es in der Erklärung. Vor allem sei das die Aussage des emeritierten Papstes über die philosophische und theologische Bildung von Papst Franziskus gewesen, außerdem die „innere Einheit der beiden Pontifikate“.
Ausgelassen worden seien einige Bemerkungen zu den Autoren der vorgestellten Buchreihe. Am 12. März war eine auf Italienisch erschienene kleine Buchreihe zur „Theologie von Papst Franziskus“ vorgestellt worden, die Bücher waren dem emeritierten Papst zugeschickt worden welcher dem Präfekten des Sekretariats für Kommunikation, Don Dario Viganò, einen Brief zukommen ließ. (vn)“
Zur Erinnerung:
Der erste Artikel bei VN mit dem Titel: „Benedikt XVI. würdigt „innere Kontinuität“ zu Pontifikat von Franziskus“ wurde durch die Journalisten Gudrun Sailer und Mario Galgano abgefasst. Vaticanhistory geht davon aus, dass beiden Journalisten die Manipulation des eigenen Leiters des Kommunikationssekretariats Msgr. Viganò überhaupt nicht bekannt gewesen war. Die versuchte Klarstellung des Kommunikationssektretariats vom Samstag (siehe oben) nennt sinnigerweise kein Autorenkürzel. Offen bleibt, ob nun Msgr. Viganò für diese Veröffentlichung direkt verantwortlich ist oder nicht.
Unterschlagener Textteil des Benedikt-Briefes:
Anstatt die Manipulation des Papstschreibens von Benedikt einzugestehen, spricht man nun von Polemik in der Berichterstattung und tut so, als hätte man nur die Bemerkungen zu den Autoren weggelassen. Im nun veröffentlichten Originaltext (z.B. bei Sandro Magister) heißt es zu diesen Bemerkungen und letztlich zum unterschlagenen Textteil wie folgt:
„Nebenbei möchte ich meine Überraschung darüber erwähnen, dass zu den Autoren auch Professor Hünermann gehört, der sich während meines Pontifikats mit antipäpstlichen Initiativen ins Rampenlicht gestellt hat. Er war maßgeblich an der Verkündung der „Kölner Erklärung“ beteiligt, die in Anlehnung an die Enzyklika „Veritatis Splendor“ die lehramtliche Autorität des Papstes insbesondere in Fragen der Moraltheologie auf virulente Weise angriff. Die von ihm gegründete Europäische Theologengesellschaft wurde von ihm ursprünglich auch als Organisation gegen das päpstliche Lehramt konzipiert. Später blockierte das kirchliche Empfinden vieler Theologen diese Tendenz und machte diese Organisation zu einem normalen Instrument der Begegnung zwischen Theologen.
Ich bin sicher, dass Sie Verständnis für meine Ablehnung haben werden, und ich grüße Sie herzlich.
Ihr,
Benedikt XVI“
Zusammenfassend kann man feststellen, dass Msgr. Viganò offenbar die Kontinuität der Pontifikate von Benedikt und Franziskus hervorheben wollte und die Vorwürfe von Theologen und Journalisten der vergangenen Monate in Bezug auf Äußerungen, Franziskus hätte nicht die theologische Kompetenz, zerstreuen wollte.
Manipulation und Wahrheit:
Nach dem nun die Wahrheit der Manipulation, und anders kann man diese Praktik kaum nennen, ans Tageslicht gekommen ist, wird in aktuellen Veröffentlichungen zu diesem Fall der Rücktritt von Msgr. Viganò gefordert.
„Er hat definitiv, durch Weglassen von Details der Öffentlichkeit die Wahrheit verschwiegen. Wenn das nicht der klassische Fall von „Fake News“ ist, was dann!“
Dem Kommunikationssekretariat kann man einzig zugutehalten, nach der weltweiten Kritik, den Originaltext dann doch veröffentlicht zu haben. Was bleibt, ist ein fader Nachgeschmack. (vh)