Während der 29. Juni in weiten Teilen der deutschsprachigen Länder sang- und klanglos vorüberzieht, hat Rom den beiden Heiligen Peter und Paul große Ehre erwiesen. Am Montagabend ließ die Stadt über der Engelsburg ein gigantisches Feuerwerk für die beiden Stadtpatrone krachen. Höhepunkt war aber der große Gottesdienst am Dienstag im Petersdom, der es in Dauer und Pracht fast schon mit der Weihnachtsmesse aufnehmen konnte. Die berühmte Statue des Apostels Petrus war zum Feiertag nicht nur festlich gekleidet, sondern sogar mit der funkelnden Papst-Tiara gekrönt.
Während der feierlichen Messe verlieh Benedikt XVI. an 38 Erzbischöfe das Pallium. Der Papst hatte die Männer im vergangenen Jahr zu Metropoliten-Erzbischöfen ernannt. Unter ihnen waren zum Beispiel der neue Prager Erzbischof Dominik Duka und aus Brüssel André-Mutien Léonard.
„Die Freiheit der Kirche, die Petrus durch Christus garantiert wurde, steht auch in einem besonderen Zusammenhang mit der Vergabe des Pallium. Heute erneuern wir diese Vergabe für 38 Metropoliten-Erzbischöfe. Damit beziehen wir auch all diejenigen liebevoll mit ein, die die Erzbischöfe auf ihrer Pilgerreise begleiten."
Das Pallium ist ein besonderes Zeichen der Verbundenheit mit dem Bischof von Rom. Es ist eine Art Stola, die über dem Messgewand getragen wird. In das Pallium sind sechs schwarze Kreuze eingestickt. Zu seinem Amtsantritt hatte Benedikt XVI. den Symbolgehalt erklärt. Das Pallium sei Zeichen des „Joches Christi". Es stelle das „verirrte Lamm oder auch das kranke und schwache Lamm" dar, „das der Hirte auf seine Schultern nimmt und zu den Wassern des Lebens trägt".
„Dass die neuen Metropoliten jedes Jahr nach Rom kommen, um aus den Händen des Papstes das Pallium zu empfangen, ist eine Geste der Gemeinschaft. Das Thema der Freiheit der Kirche liefert uns einen wichtigen Schlüssel zum Verständnis des Pallium. Das wird nicht nur im Fall von verfolgten oder politisch bedrängten Kirchen deutlich, sondern gilt auch im Fall von Gemeinden, die unter einer fehlgeleiteten Glaubenslehre oder einer Ideologie leiden, die nicht dem Evangelium entspricht. Das Pallium ist das Unterpfand der Freiheit, das Jesus uns einlädt, genau wie Sein „Joch" auf unsere Schultern zu nehmen. Christi Gebote sind fordernd, und dennoch lasten sie nicht auf den Schultern ihres Trägers, sondern erleichtern ihn. Genau so ist die Bindung zum Apostolischen Stuhl fordernd, aber trägt dennoch den Hirten, macht ihn freier und stärker."
Wie bereits am Vorabend bei der Vesper in St. Paul vor den Mauern, war auch am Dienstagmorgen wieder die hochrangige Delegation des ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomaios I., gekommen. Es ist ein Gegenbesuch der Delegation. Zum Andreasfest war bereits eine Vatikan-Delegation nach Istanbul gereist.
„In Hoffnung und voller Vertrauen grüße ich die Delegation des Patriarchats von Konstantinopel, die der schönen Tradition gegenseitiger Besuche folgt und an der Feier der heiligen Stadtpatrone Roms teilnimmt. Gemeinsam danken wir Gott für die Fortschritten in den ökumenischen Beziehungen zwischen Katholiken und Orthodoxen. Wir erneuern die Anstrengungen, um Gottes Gnade zu entsprechen, der uns zur vollständigen Einheit führt." (rv)