Vatikan/UNO: „Moralische Standards für Millenniumsziele“

Um die weltweite Armut zu bekämpfen, braucht es Regierungen und Bürger, die sich an denselben moralischen Werten orientieren. Das sagte Kardinal Peter Turkson, Präsident des päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, am Montag vor der UNO in New York. Diese moralischen Werte bestünden darin, einander zu respektieren und bei Notsituation zu unterstützen. Fast auf den Tag genau zehn Jahre nach der Verabschiedung der Millenniumserklärung der Vereinten Nationen begann in New York die Bilanz-Konferenz. Kardinal Turkson vertritt dabei den Heiligen Stuhl. In seiner Rede im Glaspalast, wo 2008 auch Papst Benedikt XVI. gesprochen hatte, sagte der aus Ghana stammende Kurienkardinal:
 „Der Heilige Vater will mit allen Männern und Frauen auf der Welt für eine bessere und gerechtere Welt zusammenarbeiten. Das ist auch ein Zeichen der universellen Botschaft der katholischen Kirche. Diese Zusammenarbeit soll reiche wie auch unterentwickelte Staaten betreffen und Christen wie auch Nicht-Christen ansprechen. Papst Benedikt XVI. hat mich als Sohn Afrikas und der Kirche dazu beauftragt, mich mit den Themen der Gerechtigkeit und des Friedens unter den Völkern auseinanderzusetzen. Damit weist der Papst auf die Bedeutung der afrikanische Kultur als Teil der christlichen Kultur hin; eine afrikanische Kultur, die grundlegende menschliche Werte vertritt."
Doch die Millenniumsziele beträfen nicht nur Afrika, so Turkson weiter. Es gehe vielmehr darum, die Staaten und Völkern besser und stärker miteinander zu verbinden.
„Männer und Frauen, die es geschafft haben, Partnerschaften und Verbindungen zwischen dem Norden und dem Süden der Welt herzustellen, haben bewiesen, dass die Zusammenarbeit gute Früchte für das Gemeinwohl tragen kann. Ein solcher Dienst ist ein Gewinn für die gesamte Menschheit. Es gibt so viele Beispiele in Afrika und anderen armen Weltgegenden, die uns zeigen, dass ein positiver Wechsel möglich ist. Es ist grundlegend, dass diese Zusammenarbeit auf lokaler Ebene und gleichzeitig mit Hilfe der internationalen Gemeinschaft gefördert wird. Denn nur dort, wo die lokale Gemeinschaft zusammen mit der internationalen Hilfe am selben Strick ziehen, kann es Fortschritte geben."
Turkson rief die Regierungsvertreter beim Gipfel auf, „keine Angst vor den Armen zu haben". Er spreche nicht nur als Kirchenvertreter, sondern auch „als Afrikaner und als ein Mann, der aus einer armen Familie stammt", sagte der aus Ghana stammende Kurienchef. Turkson wandte sich beim Millenniumsgipfel in New York gegen Geburtenbeschränkung als Mittel der Armutsbekämpfung gewandt.
„Die Millenniumsziele zur globalen Reduzierung der Armut dürfen nicht dafür herhalten, die Armen zu eliminieren. Eines der Hindernisse für die Entwicklung ist das unverantwortliche Handeln eines großen Teils der Finanzmanager sowie nationale und unternehmerische Interessen. Es ist kurzsichtig, durch die Einführung egoistischer Lebensstile mit wirtschaftlichen Mitteln die Zahl der Armen reduzieren zu wollen."
Hintergrund
Rund 140 Staats- und Regierungschefs beraten bei dem Gipfel bis Mittwoch darüber, wie die acht Millenniumsziele umgesetzt werden können. Ziel Nummer eins ist die Halbierung der Zahl der Hungernden im Vergleich zu 1990. Auf die Ziele hatten sich die Staaten vor zehn Jahren geeinigt. (rv)