„Liebe Ministrantinnen und Ministranten, liebe Freunde, liebe deutschsprachigen Pilger – willkommen hier in Rom!" – Diese Worte läuteten den Höhepunkt der Ministrantenwallfahrt 2010 nach Rom ein: die Generalaudienz mit Papst Benedikt XVI. auf dem Petersplatz. An diesem Mittwoch Morgen stieg der Papst in seiner Sommerresidenz Castelgandolfo in den Hubschrauber und machte sich auf, die zigtausend „Minis" zu begrüßen. Die Vorfreude auf den Papst und der Spaß an der Wallfahrt stand den Jugendlichen trotz brütender Hitze ins Gesicht geschrieben. Eine junge Ministrantin erzählt:
„Es ist eine ganz neue Erfahrung, und wenn man sieht, wie viele Ministranten hier zusammengekommen sind, sieht man, dass noch viele Jugendliche in der Kirche sind. Das pusht dann den eigenen Geist auf – man sieht, dass man nicht die Einzige ist, die daran glaubt und der das Spaß macht, sondern es gibt noch andere, denen das Spaß macht. Es ist einfach eine gute Erfahrung und ein schönes Erlebnis."
Den Anfang machte wiederum der Präsident des Internationalen Ministrantenbundes CIM, Weihbischof Martin Gächter von Basel:
„Mit Begeisterung sind 53.000 Ministrantinnen und Ministranten aus 17 Ländern Europas hier in Rom zusammengekommen, darunter 45.000 aus Deutschland, aber auch aus anderen Ländern: sechs aus Albanien. Wir lernen hier im Zentrum der katholischen Kirche unsere Glaubensgemeinschaft besser kennen. Wir begegnen hier vielen Ministranten aus immer anderen Pfarreien, Diözesen und Ländern. Und jetzt haben wir die große Freude und Ehre, Ihnen, dem Heiligen Vater Papst Benedikt XVI., zu begegnen."
Dann richtete Papst Benedikt, der wie die Ministranten ein Wallfahrts-Halstuch trug, das Wort an die Jugendlichen:
„Liebe Ministrantinnen und Ministranten, liebe Freunde, liebe deutschsprachigen Pilger, willkommen hier in Rom! Mit euch grüße ich den Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone, er heißt Tarcisio, wie euer Patron. Ihr habt ihn freundlicherweise eingeladen und er, der den Namen des heiligen heiligen Tarzisius trägt, freut sich, dass er mit unter den Ministranten der Welt, unter den deutschen Ministranten sein kann. Ihr seid in großer Zahl hier – ich habe mit dem Hubschrauber schon den Petersplatz überflogen und all die Farben und die Freude gesehen, die auf diesem Petersplatz versammelt ist. So sorgt ihr nicht nur für eine gute Stimmung auf diesem Platz, sondern vermehrt auch die Freude in meinem Herzen. Vielen Dank!"
Seinen Dank richtete der Papst an die unzähligen Menschen im Dienste der Kirche, die die Ministrantenwallfahrt möglich gemacht hatten. Im Mittelpunkt seiner Ansprache stand dann der Patron der Ministranten, der heilige Tarzisius, dessen Statue seit ein paar Tagen den Petersplatz schmückt. Die Statue hat einen langen Weg hinter sich: Sie wurde 2008 gefertigt und im Beisein von 8.000 Ministranten präsentiert, reiste dann durch halb Europa, um schließlich in Rom bei den Kalixtus-Katakomben aufgestellt zu werden – sie kehrt also zurück nach Hause, dorthin, wo der Märtyrer Tarzisius begraben liegt.
„Vor euch allen äußere ich meinen Wunsch, dass dieser Ort, Kalixtuskatakomben und diese Statue, ein Bezugspunkt für die Ministrantinnen und Ministranten wird, sowie für alle, die Jesus als Priester, Ordensleute und Missionare nachfolgen wollen. Sie alle können auf diesen mutigen und starken jungen Menschen hinschauen und dabei ihre Freundschaft mit dem Herrn selber erneuern."
Man wisse nicht viel über den jungen Tarzisius, so der Papst. Er sei aber ein besonders pflichteifriger junger Christ im Rom des dritten Jahrhunderts gewesen. Ihn zeichnete seine große Liebe zur Eucharistie aus, auch er sei ein Ministrant gewesen. Ein gefährliches Unterfangen in Zeiten der Christenverfolgung, so der Papst – und erzählt die Geschichte des jungen Ministranten:
„Eines Tages fragte der Priester wie gewohnt, wer bereit sei, die Eucharistie zu den Brüdern und Schwestern zu bringen, die darauf warteten. Da erhob sich der junge Tarzisius und sagte ‚Schicke mich!’. Dieser Junge schien aber noch zu klein für eine so schwierige Aufgabe. ‚Mein junges Alter’, erwiderte Tarzisius, ‚wird der beste Schutz für die Eucharistie sein’. Das überzeugte den Priester, und er vertraute ihm das kostbare Lebensbrot an und sagte: ‚Tarzisius, denk daran, dass du einen himmlischen Schatz in deinen schwachen Händen hältst. Vermeide die vollen Straßen und vergiss nicht, dass die heiligen Dinge nicht den Hunden und die Edelsteine nicht den Schweinen vorgeworfen werden dürfen. Wirst du die heiligen Geheimnisse treu und sicher bewahren?’ ‚Ich werde eher sterben, als sie mir wegnehmen zu lassen’, erwiderte Tarzisius."
Doch auf seinem Weg, um den Armen und Kranken das Lebensbrot zu bringen, wurde Tarzisius überfallen, geschlagen und getötet. Der leblose Körper des Tarzisius wurde zu einem Priester gebracht – in seinen Armen umschlossen hielt der junge Ministrant noch immer die Eucharistie.
„Liebe Ministrantinnen und Ministranten, das Zeugnis des heiligen Tarzisius und diese schöne Überlieferung zeigen uns die tiefe Liebe und die große Verehrung, die wir für die Eucharistie haben müssen: Sie ist ein kostbares Gut, ein Schatz von unermesslichem Wert, sie ist das Brot des Lebens, sie ist Jesus selbst, der für uns zur Speise wird, Stütze und Kraft für unseren täglichen Weg und ein Pfad, der zum ewigen Leben führt; sie ist das größte Geschenk, das Jesus uns hinterlassen hat."
Dann wandte sich der Papst direkt an die Ministranten:
„Tut der Welt großzügig euren Dienst an Jesus, der in der Eucharistie gegenwärtig ist! Das ist eine wichtige Aufgabe, die euch erlaubt, besonders nahe beim Herrn zu sein und in einer tiefen und wirklichen Freundschaft zu ihm zu wachsen. Bewahrt diese Freundschaft voll Eifer in eurem Herzen, so wie der heilige Tarzisius, und seid bereit, dafür einzustehen, dafür zu ringen, dafür, dass Jesus zu allen Menschen gebracht wird."
Jedes Mal, wenn man zum Altar tritt, sei man bei der „großen Liebestat Gottes" dabei, so Papst Benedikt.
„Wenn ihr euren Priestern beim Dienst am Altar helft, tragt ihr dazu bei, dass Jesus näher erfahrbar wird, dass die Menschen mehr spüren und erkennen, er ist da, dass er in dieser Welt, im Alltag, in der Kirche und an jedem Ort immer mehr gegenwärtig sein kann. Liebe Freunde, ihr leiht Jesus eure Hände, eure Gedanken, eure Zeit. Das wird er euch vergelten, indem er euch die wahre Freude schenkt und spüren lässt, wo das wirkliche Glück zu Hause ist."
Zum Ende seiner Ansprache grüßte Papst Benedikt XVI. nochmals die unzähligen deutschsprachigen Ministrantinnen und Ministranten.
„Liebe Freunde, ich grüße euch nochmals ganz herzlich, vor allem danke ich dafür, dass ihr mir euer Gebet versprochen habt durch den Sprecher hier und wünsche euch Gottes Segen alle Tage."
(rv)