Das theologische Vordenker-Gremium des Heiligen Stuhles widerspricht der These, Monotheismus und Gewalt hingen zwangsläufig zusammen. An diesem Donnerstag veröffentlichte die Internationale Theologische Kommission ein ausführliches Dokument mit dem Titel „Der Dreifaltige Gott, Einheit der Menschen“. Darin weist das der vatikanischen Glaubenskongregation zugeordnete Fachgremium die Monotheismus-Theorie zurück, die im deutschen Sprachraum prominent der Ägyptologe Jan Assmann vertritt. Die Debatte über den „vermeintlichen Zusammenhang“ zwischen Monotheismus und Gewalt habe „nicht wenige Missverständnisse in Sachen Religion hervorgerufen, die das authentisch christliche Denken über den einen Gott verstellt haben“, so die Theologen.
Das Dokument fußt auf der Arbeit einer eigenen Unterkommission in den vergangenen fünf Jahren; zu dieser Unterkommission gehörte auch der Dominikaner Charles Morerod, Bischof von Lausanne-Fribourg-Genf. „Unsere Überlegungen verstehen sich zuerst als vernunftsmäßig argumentiertes Zeugnis, nicht in apologetischer Kontraposition“, stellt die offizielle Zusammenfassung des theologischen Dokuments klar. „Der christliche Glaube erkennt in der Aufstachlung zur Gewalt im Namen Gottes die höchste Form der Korruption der Religion. Diese Überzeugung schöpft das Christentum aus der Offenbarung von Gottes innerstem Wesen, das uns durch Jesus Christus erreicht.“ Allerdings sei sich die Kirche bewusst, „dass das Zeugnis solch eines Glaubens nur in einer Haltung von permanenter Umkehr seinen Ausdruck findet“, begleitet von „notwendiger Selbstkritik“.
Die Theologische Kommission versucht eine Begriffsbestimmung von „Monotheismus“ und warnt davor, ihn „als Gleichheitsbegriff der geschichtlichen Religionen“ zu benutzen, „die die Einheit Gottes bekennen (nämlich Judentum, Islam und Christentum)“. Anders formuliert: Monotheismus ist nicht gleich Monotheismus. Auch eine bloße Gegenüberstellung eines „gewalttätigen Monotheismus“ und eines „vermeintlich toleranten Polytheismus“ sei zu einfach. Die Theologen erklären sich „mit vielen Zeitgenossen, seien sie gläubig oder nicht“, einer Meinung, „dass sowohl Kriege unter Religionen und Konfessionen, als auch der Kampf gegen die Religion einfach sinnlos sind“. (rv)