Zukünftig wird es in den Diözesen nur noch einen kirchlichen Ehrentitel geben, der mit der Anrede „Monsignore“ verknüpft ist. Diese offizielle Bestätigung gab das vatikanische Staatssekretariat an diesem Dienstag bekannt. Vergeben werde ab sofort nur noch der Titel „Kaplan seiner Heiligkeit“ und das auch nur für Priester, die ihr 65. Lebensjahr vollendet haben, heißt es in einer entsprechenden Mitteilung. Auf alle bisherigen vergebenen Titel habe dies jedoch keinen Einfluss; auch gelte weiterhin die Anrede „Monsignore“ für Mitarbeiter in wichtigen Positionen, wie zum Beispiel für den Bischof oder Generalvikar im Bistum. Im Bereich der römischen Kurie gebe es keine Änderungen, auch dort gelte weiterhin die Anrede „Monsignore“, da sie mit den ausgeübten Aufgaben verbunden sei. Keine Neuigkeiten gibt es bezüglich der Ehrentitel für Laien. Die Entscheidung des Papstes, die kirchlichen Ehrentitel zu verringern entspricht der Ankündigung von Franziskus, einige Dinge zu vereinfachen. Zudem steht der Papst damit in der Tradition Paul VI.: Der hatte bereits 1968 eine Vielzahl kirchlicher Ehrentitel auf drei reduziert. (rv)
Schlagwort: Monsignore
Vatikan: Der „Monsignore-Stopp“ in historischer Brechung
Papst Franziskus hat in seiner gut sechs Monate währenden Amtszeit einige vatikanische Bräuche ausgesetzt, die bisher gang und gäbe waren. Wir beschäftigen uns heute mit den päpstlichen Ehrentiteln. Franziskus hat nämlich die Verleihung solcher Ehrentitel scheinbar vorerst auf Eis gelegt, vielleicht auch mit Blick auf Vorschläge der acht Kardinäle. Ist das das Aus für die „Monsignori" – so die Anrede für die derart ausgezeichneten Prälaten? Jedenfalls: Der Papst wünscht in der Frage der Ehrentitel für Priester möglicherweise eine Neuorientierung, analysiert der Kirchenhistoriker Ulrich Nersinger:
„Es ist mit der Zeit ein gewisser Automatismus eingetreten. Wer vier oder fünf Jahre an der Kurie gearbeitet hatte, erhielt einen solchen Titel: Zunächst den Kaplan seiner Heiligkeit, dann den Ehrenprälaten, und wenn er sich besonders ausgezeichnet hat, den überzähligen Apostolischen Protonotar. Da ist ein Automatismus eingetreten, der ungut war. Solche Titel sollte man mehr nach den Verdiensten verleihen, vielleicht auch stärker an Leute außerhalb der Kurie, die wirklich etwas Außergewöhnliches geleistet haben."
Allein in den Ländern deutscher Sprache gibt es viele hundert „Ehrenprälaten seiner Heiligkeit", die korrekt mit „Monsignore" angesprochen werden. Bis zur Kurienreform unter Paul VI. bestand der Brauch, päpstliche Ehrentitel quasi mit Ablaufdatum zu versehen.
„Einen Großteil der Titel hat man nur für die Dauer des Pontifikates verliehen. Wer unter Papst Benedikt Monsignore wurde, oder besser gesagt Kaplan Seiner Heiligkeit oder Ehrenprälat, denn Monsignore ist kein Titel, sondern die Anrede, der bekam diesen Titel nur für dieses Pontifikat, und mit dem Tod des jeweiligen Papstes erlosch der Titel. Es bestand die Möglichkeit ein Ansuchen zu stellen, dass im nächsten Pontifikat der Titel bekräftigt wird, aber das war im Belieben des neuen Papstes oder besser gesagt des Staatssekretariats gestellt. Das war vernünftiger als die Handhabung dieser Sache in den vergangenen Jahrzehnten."
Der vorläufige „Monsignore-Stopp" hat keine lauten Reaktionen unter Priestern hervorgerufen. Ein Murmeln aber doch.
„Es wird sich niemand großartig dazu äußern, aber es gibt eine Anzahl von Leuten, denen das Probleme macht. Ich glaube schon, dass das ein großer Gesprächsstoff innerhalb der Kurie ist und dass das auch dem Papst vermutlich Schwierigkeiten bereiten könnte in der Ausübung seines Pontifikates. Es ist zwar alles sekundär, aber doch etwas, was das Persönliche eines Mannes, der im Vatikan arbeitet, betrifft."
Man kann das durchaus verstehen: Auszeichnungen, wie Orden oder Titel, sind überall sonst mindestens so gebräuchlich wie in der katholischen Kirche, etwa im Militär und im Staatsdienst, erinnert Ulrich Nersinger.
„Ich denke nur an Österreich: es gibt immer noch den Hofrat und den wirklichen Hofrat, den vortragenden Hofrat, obwohl wir schon seit langem keine Monarchie mehr in Österreich haben. Das liegt vielleicht in der menschlichen Natur, dass man für seine Arbeit eine gewisse Bestätigung braucht. Und das muss auch nicht schlecht sein. Man darf nicht generell solche Titel abschaffen oder im großen Bausch verurteilen, man muss sie vernünftig handhaben. Und dann kann ich mir vorstellen, dass sie für eine Person auch ein Ansporn sein können, noch besser zu arbeiten als bisher." (rv)
Neuer Prälat für Vatikanbank IOR
Die Kardinalskommission der Vatikanbank IOR hat mit der Zustimmung von Papst Franziskus übergangsweise einen neuen Prälaten für das IOR bestimmt: Battista Mario Salvatore Ricca. Das geht aus einer Mitteilung des vatikanischen Pressesaals von diesem Samstag hervor.
Battista Mario Salvatore Ricca ist mit sofortiger Wirkung und „ad interim", also bis auf Weiteres, zum Prälat für das Istituto per le Opere di Religione (IOR) ernannt worden. In deutscher Übersetzung heißt das IOR „Institut für Religiöse Werke", bekannter ist es als „Vatikanbank". In seiner Funktion als Prälat wird Ricca als Sekretär die Treffen der Kardinalskommission des IOR begleiten und gemäß den Richtlinien des Instituts bei den Treffen des Aufsichtsrates assistieren, heißt es aus dem Vatikan. Dem Prälat kommt eine Schlüsselrolle zu, da er die Aktivitäten des IOR im Blick hat sowie auch Zugriff auf sämtliche Dokumentationen hat und der Kardinalskommission Bericht erstattet. Gegenüber der italienischen Nachrichtenagentur Ansa erklärte Vatikansprecher Pater Federico Lombardi, dass die Ernennung Riccas zwangsläufig „ad interim" erfolgt sei, da der Papst noch dabei sei, sich Gedanken über die Situation der römischen Kurie zu machen. Diese Ernennung reihe sich deshalb ein in die Reihe derer, die Franziskus schon zuvor übergangsweise in ihren Ämtern bestätigt hatte. Ricca genieße das vollste Vertrauen des Papstes. Er sei ein Verbindungsglied zwischen der Kardinalskommission und dem Aufsichtsrat des IOR, so Lombardi.
Ricca folgt auf Piero Pioppo, der aktuell Nuntius in Kamerun und Äquatorialguinea ist und von 2006 bis 2010 als Prälat für das IOR tätig war. Der 1956 in der italienischen Provinz Brescia geborene Ricca gehört zum diplomatischen Dienst des Staatssekretariats und ist Direktor der Häuser Domus Sancta Marthae, Domus Internationalis Paulus VI und Domus Romana Sacerdotalis sowie der Casa San Benedetto.
Sowohl die Ernennung von Ricca als Präfekt als auch die im Februar noch unter Benedikt XVI. erfolgte Ernennung von Ernst von Freyberg als Präsident des IOR betreffen gemäß den Statuten bedeutsame Positionen innerhalb der Vatikanbank. Beide Stellen waren bereits seit einiger Zeit vakant. Im Interview mit Radio Vatikan hatte von Freyberg berichtet, dass das IOR eine externe Beraterfirma zum Thema „Anti-Geldwäsche" engagiert habe. Bei Kunden, aber auch bei Angestellten, die irgendwie in Geldwäsche verwickelt sein sollten, verfolge man eine Null-Toleranz-Politik. Zudem setzte man verstärkt auf Transparenz und Kommunikation, denn es sei das Recht jedes Mitglieds der Katholischen Kirche auf der ganzen Welt, über das IOR gut informiert zu sein.
Erst an diesem Freitag hatte sich der Generaldirektor des IOR, Paolo Cipriani, in der Tageszeitung „Il Giornale" geäußert: Er betonte, die Kirche brauche „finanzielle Unabhängigkeit" und damit auch „eine entsprechende Institution", sonst wäre sie „nicht wirklich frei". Er gehe davon aus, dass der Papst die Vatikanbank schätze und den Personen vertraue, die „die Standards an die Anforderungen der verschiedenen internationalen Einrichtungen anpassen" sollten. Auf eine mögliche Reform des IOR angesprochen erklärte Cipriani, das Institut führe „schon seit einiger Zeit große Veränderungen im Vergleich zu früher" durch. Dabei werde seine Arbeit „an neue Normen angepasst, die es früher noch gar nicht gab". Das IOR „ist und muss immer auf einer Linie mit den internationalen Direktiven sein". (rv)