SANTIAGO DE CHILE – „Der Papst hat uns formell in seinem eigenen Namen und im Namen der gesamten Kirche um Verzeihung gebeten“: Das haben drei Opfer sexuellen Missbrauchs durch den Priester Fernando Karadima nach ihrem Treffen mit Papst Franziskus in Rom gesagt.
„Der Papst hat uns formell in seinem eigenen Namen und im Namen der gesamten Kirche um Verzeihung gebeten“ erklärten die drei Opfer des durch den Priester Fernando Karadima verübten sexuellen Missbrauchs, nach dem Treffen mit Papst Franziskus in Rom am 28. und 29. April.
Juan Carlos Cruz, James Hamilton und José Andrés Murillo, die Opfer und Kläger im Missbrauchsfall des Priesters Fernando Karadima, der im Januar 2011 vom Vatikan für schuldig befunden wurde, nahmen am gestrigen 2. Mai an einer Pressekonferenz in Rom teil.
„Wir anerkennen und schätzen diese Geste und die enorme Gastfreundschaft und Großzügigkeit dieser Tage. Wir danken auch Monsignore Jordi Bertomeu, der uns im Auftrag des Papstes begleitet und es geschafft hat, diesen Aufenthalt zu etwas Konstruktivem zu machen“ sagten sie.
Die Kläger verbrachten circa eine Woche in der Casa Santa Marta und trafen den Heiligen Vater für ein mehrstündiges, privates Gespräch. Der Papst „zeigte sich sehr aufgeschlossen, aufmerksam und empathisch“ sagten Cruz, Hamilton und Murillo.
„Fast zehn Jahren lang wurden wir als Feinde behandelt, weil wir gegen sexuellen Missbrauch und Vertuschung in der Kirche kämpfen. In diesen Tagen haben wir das freundliche Gesicht der Kirche kennengelernt – ein ganz anders als das, das wir vorher kannten“ erklärten sie.
„Wir konnten mit dem Papst auf respektvolle und freimütig Weise reden. Wir sprachen schwierige Themen an, wie sexuellen Missbrauch, Machtmissbrauch und insbesondere die Vertuschung durch die chilenischen Bischöfe. Das sind Tatsachen, auf die wir uns nicht als Sünden, sondern als Verbrechen und Korruption bezogen haben, die in Chile nicht weniger werden, sondern eine Epidemie darstellen.“
„Eine Epidemie, die Tausende Leben von Kindern und Jugendlichen zerstört hat. Menschen, die vertraut haben und die in ihrem Glauben und in ihrem Vertrauen betrogen worden sind. Wir sprechen aus Erfahrung. Aus einer Erfahrung, die andere nicht überlebt haben.“
Sie betonten aber auch, dass „wir in unserem Leben Priestern, Männern und Frauen begegnet sind, die sich für die Würde der Opfer und für Gerechtigkeit eingesetzt haben. Ehrliche und mutige Menschen, die in diesem Kampf Fortschritte erzielt haben. Es gibt viele und sie sind sehr wichtig.“
„Wir hoffen, dass der Papst seine liebevollen Worte um Vergebung in beispielhafte und zur Nachahmung anregende Taten verwandle“ erläuterten sie.
„Denn sonst wird all das nur toter Buchstabe sein. Letztendlich möchten wir wiederholen, dass wir diese Einladung im Namen von Tausenden von Menschen angenommen haben, die Opfer von sexuellem Missbrauch und Vertuschung durch die katholischen Kirche geworden sind. Sie haben unserem Besuch den Sinn verliehen“ endeten sie.
Im Jahr 2015 verklagten Juan Carlos Cruz, José Andrés Murillo und James Hamilton das Erzbistum von Santiago wegen „seelischer Schäden“ und forderten eine Entschädigung in Höhe von 450 Millionen Pesos (circa 640.000 US-Dollar) und eine öffentliche Entschuldigung seitens der Kirche wegen mutmaßlicher Vertuschung von Missbräuchen.
Papst Franziskus empfing die Kläger, nachdem er den Bericht von Monsignore Charles Scicluna gelesen hatte, der nach Chile gereist war, um Informationen über den Bischof von Osorno, Monsignore Juan Barros, zu sammeln, dem die Vertuschung des von Karadima verübten sexuellen Missbrauchs vorgeworfen wird.
In den kommenden Wochen wird Papst Franziskus die chilenischen Bischöfe in Rom empfangen, um mit ihnen über den Bericht von Monsignore Scicluna zu sprechen.
Übersetzt aus dem Spanischen von Susanne Finner. (CNA Deutsch)