Mission in Moskau: Der vatikanische Ökumene-Verantwortliche besucht ab Samstag die Würdenträger der russisch-orthodoxen Kirche. Es ist der Antrittsbesuch von Kardinal Kurt Koch beim Moskauer Patriarchat. Gegenüber Radio Vatikan erläutert der Schweizer Kurienkardinal seine Erwartungen an dem Besuch.
„Es ist vor allem eine wichtige Kontaktaufnahme mit dem Patriarchat von Moskau. Es ist auch eine Audienz mit dem Patriarchen Kyrill I. vorgesehen. Es sind auch Gespräche mit dem Metropoliten Hilarion geplant. Er ist für die Beziehungen mit den christlichen Kirchen zuständig. Für mich ist diese Reise sehr wichtig, weil ich ja bereits im November das Patriarchat von Konstantinopel besucht habe, um persönliche Beziehungen mit der orthodoxen Kirche aufzunehmen. Im ganzen Dialog mit den Orthodoxen ist der Dialog der Liebe immer die Voraussetzung für den Dialog der Wahrheit."
Es sei ein Vorteil für ihn, dass er bereits seit Jahren Metropolit Hilarion persönlich kenne. Dennoch räumt Kardinal Koch ein, dass es noch Hürden im Dialog mit den Orthodoxen gebe. Immerhin hätten beide Seiten im ersten Jahrtausend in derselben Kirche miteinander gelebt.
„Aber im zweiten Jahrtausend sind dann neue Entwicklungen eingetreten, in der wir uns gegenseitig anders entwickelt haben. Auf katholischer Seite wurde das Papsttum entwickelt. Auf orthodoxer Seite ist es die Autokephalie. Und dann darf man nicht vergessen, dass heute die orthodoxe Kirche sehr stark in der Diaspora im Westen lebt. Das sind alles neue Entwickelungen, die wir gemeinsam angehen sollten, damit wir das eigentliche Ziel des Dialogs erreichen können: die Erreichung der vollen kirchlichen Einheit."
Fortschritte beim Dialog mit Judentum
Mission in Paris: Kardinal Kurt Koch nahm vergangene Woche in der französischen Hauptstadt beim Treffen der jüdisch-katholischen Gesprächskommission teil. Die Ergebnisse dieses interreligiösen Treffens seien sehr positiv, so Kardinal Koch gegenüber Radio Vatikan.
„Es war für mich das erste Mal, dass ich an diesem Gremium teilgenommen habe. Ich war voller Erwartungen, doch diese Erwartungen wurden erfüllt. Man konnte in aller Offenheit über sehr viele Themen sprechen. Es war aber vor allem ein Rückblick auf 40 Jahre des Dialogs. Bei diesen Gesprächen geht es natürlich nicht um die Einheit sondern es geht um eine große Versöhnung, weil wir doch eine gegenseitige Entfremdungsgeschichte haben."
Die Delegation besuchte auch das Sammellager Drancy bei Paris: Von dort aus schickten die Nazis in Frankreich die deportierten Juden zu den Konzentrationslagern weiter.
„Es war für mich eine Überraschung, wie schnell das Gift des Judenhasses in Deutschland auch Frankreich erreichen konnte. Diese Erkenntnis war für mich ein Schock, wie eine solche fürchterliche Häresie plötzlich die Nationen übergreift." (rv)