Die Christen im Irak sind Opfer eines kulturellen Genozids. Das sagt der Bischof von Erbil, Bashir Warda, im Gespräch mit Radio Vatikan. Die Gläubigen seien gezielt verfolgt, vertrieben oder getötet worden. Die Terrormiliz des „Islamischen Staates“ sei aber nicht nur aus religiösen Gründen hinter den Christen her, sondern auch aus anderen Gründen. „Da ist ein Genozid im Gange – es geht nicht allein um die Tötung von Menschenleben, sondern es geht um weit mehr“, so Bischof Warda: Das Ziel der Islamisten sei es, die Geschichte und die Traditionen der Christen im Irak zu zerstören.
„Die Erinnerung und Bewahrung unserer Tradition hängt von den tausenden Gläubigen ab, die jetzt auf der Flucht sind. Doch gleichzeitig hat sich in ihren Köpfen ein neues Bild eingeprägt – jenes der Vertreibung. Wir hoffen sehr, dass diese Erfahrung nicht die Erinnerung an die alten Traditionen verdrängt.“
In diesen Tagen wurde das traurige einjährige Gedenken an die Vertreibung der Christen aus Mosul begangen. Nichts deute darauf hin, dass die Gläubigen bald wieder zu ihren Häusern zurückkehren könnten, so Bischof Warda:
„Als ich mit einigen Flüchtlingen aus Mosul sprach, sagten sie mir, dass sie keine Hoffnung haben, überhaupt je wieder zu ihren Häusern zurückzukehren. Die irakische Regierung hat zwar versprochen, alles Mögliche zu tun, um Mosul zurückzuerobern, doch die Lage vor Ort sieht anders aus: Wir sehen keine konkreten Erfolge oder Bemühungen.“
Die Terrormiliz „Islamischer Staat“ ist im Irak und Syrien trotz Luftangriffen der „Anti-Isis-Koalition“ weiter auf dem Vormarsch. So steht die Terrormiliz inzwischen vor den Toren der syrischen Ortschaft Hassake. Ob sich Syriens Präsident Baschar al-Assad überhaupt noch im Land befinde, sei unklar, melden Nachrichtenagenturen. (rv)