Vatikan: Medienchef tritt zurück

Papst Franziskus hat den Rücktritt von Dario Viganò als Präfekt des vatikanischen Mediensekretariats angenommen. Der italienische Priester leitete die personalstärkste Einheit am Heiligen Stuhl seit drei Jahren und hatte eine weitreichende Medienreform in Gang gebracht.

Christine Seuss und Gudrun Sailer – Vatikanstadt.

Bis zur Ernennung eines neuen Präfekten werde der bisherige Stellvertreter Viganòs, der argentinische Geistliche Lucio Adrian Ruiz, das Dikasterium leiten, heißt in der Mitteilung des vatikanischen Pressesaals vom Mittwoch. Mit seinem Rücktrittsgesuch zieht Viganò die Konsequenzen aus dem Unmut, den die unglücklich verlaufene Vorstellung eines Briefes des emeritierten Papstes Benedikt XVI. ausgelöst hatte. Er wolle durch die Kritiken, die er selbst auf sich gezogen habe, nicht das gesamte Projekt der vatikanischen Medienreform gefährden, schreibt Viganò in einem Brief an Franziskus, den der Vatikan zusammen mit der Bekanntgabe des Rücktritts veröffentlichte.

Auch die Antwort des Papstes wurde der Mitteilung beigelegt: In dieser äußert sich Franziskus verständnisvoll zu den Motiven, die den Präfekten zu seiner Entscheidung bewogen hätten. Er nehme Viganòs Rücktritt an, wenn auch „nicht ohne einige Mühe“, so die Worte von Franziskus. Viganò solle in Zukunft als Assessor für das Dikasterium weiter tätig sein. Welche Aufgaben mit diesem Amt verbunden sind, geht aus dem Brief des Papstes allerdings nicht hervor.

Unmut über einen nur halb veröffentlichten Brief

Bei der Präsentation einer Buchreihe zur Theologie von Papst Franziskus hatte der Präfekt des vatikanischen Kommunikationssekretariates am Dienstag vergangener Woche zwei Absätze aus einem Brief von Benedikt XVI. zitiert. Darin wendet sich der emeritierte Papst gegen eine vereinfachende Gegenüberstellung seines eigenen Pontifikates mit dem seines Nachfolgers und würdigt das Buchprojekt an sich. Weitere in dem Brief enthaltene Äußerungen des ehemaligen Papstes zitierte Viganò nicht. Dass das Schreiben noch länger war, wurde auf einem eigens angefertigten und vom Vatikan verbreiteten Foto klar, das nur einen der zitierten Absätze zeigte, während die anderen Stellen unleserlich gemacht oder verdeckt wurden.

Benedikt XVI. hatte mit dem Brief auf eine Einladung Viganòs geantwortet, ob er für die Buchreihe ein Vorwort schreiben könne. Dazu sehe er sich aus gesundheitlichen und zeitlichen Gründen außerstande, schrieb der betagte ehemalige Pontifex, auch habe er das Werk nicht gelesen. „Am Rande“ vermerkte Benedikt seine Verwunderung darüber, dass unter den Autoren der Buchreihe der deutsche Theologe Peter Hünermann ist, der während seines Pontifikats durch „antipäpstliche Initiativen“ aufgefallen sei, wie Benedikt schrieb.

Einige Tage nach dem Aufflammen der Polemik veröffentlichte der Vatikan schließlich den vollständigen Text des Briefes von Papst Benedikt an den Präfekten – zu spät für Viganò, der am 19. März dem Papst sein Rücktrittsgesuch übermittelte.

Rund 650 Angestellte arbeiten im Bereich des vatikanischen Sekretariats für die Kommunikation, das die mit Abstand größte Einheit im Bereich des Heiligen Stuhles ist. Das Sekretariat bündelt unter anderem den Pressesaal, das Fernsehzentrum CTV sowie das Portal „Vatican News“, das „Radio Vatikan“ ablöste. Beim Abgang des Präfekten steht die vom Kardinalsrat K9 vorbereitete großangelegte Medienreform im Vatikan auf halber Strecke. Wie Papst Franziskus in seinem Brief an Viganò ausdrücklich schreibt, stehen die Fusion der Vatikanzeitung „L’Osservatore Romano“ in das einheitliche Mediensystem und die Eingliederung der vatikanischen Druckerei unmittelbar bevor. (vatican news)

Vatikan: Benedikt-Brief – Wahrheit kommt doch ans Licht

Quelle: VN (Screenshot am 18. März)

Am Samstag gab das Sekretariat für Kommunikation endlich den vollständigen Text des Briefes des emer. Papst Benedikt XVI. an den Leiter des Kommunikationssekretariats Msgr. Viganò bekannt, gesteht aber die bewusste Täuschung der Öffentlichkeit nicht ein.

Unter dem Titel „Der vollständige Brief des emeritierten Papstes“ gab Vatican News (VN) folgende Mitteilung heraus:

„Der Brief von Papst emeritus Benedikt XVI. anlässlich einer Buchvorstellung vor einer Woche wurde von Polemiken begleitet, ausgelöst von einem Foto, das nur einen Teil des Briefes zeigte. Der Pressesaal des Vatikans veröffentlichte nun den vollständigen Text, gemeinsam mit einer kurzen Erklärung des Kommunikations-Sekretariats.

Aus dem Brief sei nur das vorgestellt worden, was zur Initiative in Beziehung gestanden habe, heißt es in der Erklärung. Vor allem sei das die Aussage des emeritierten Papstes über die philosophische und theologische Bildung von Papst Franziskus gewesen, außerdem die „innere Einheit der beiden Pontifikate“.

Ausgelassen worden seien einige Bemerkungen zu den Autoren der vorgestellten Buchreihe. Am 12. März war eine auf Italienisch erschienene kleine Buchreihe zur „Theologie von Papst Franziskus“ vorgestellt worden, die Bücher waren dem emeritierten Papst zugeschickt worden welcher dem Präfekten des Sekretariats für Kommunikation, Don Dario Viganò, einen Brief zukommen ließ. (vn)“

Zur Erinnerung:

Der erste Artikel bei VN mit dem Titel: „Benedikt XVI. würdigt „innere Kontinuität“ zu Pontifikat von Franziskus“ wurde durch die Journalisten Gudrun Sailer und Mario Galgano abgefasst. Vaticanhistory geht davon aus, dass beiden Journalisten die Manipulation des eigenen Leiters des Kommunikationssekretariats Msgr. Viganò überhaupt nicht bekannt gewesen war. Die versuchte Klarstellung des Kommunikationssektretariats vom Samstag (siehe oben) nennt sinnigerweise kein Autorenkürzel. Offen bleibt, ob nun Msgr. Viganò für diese Veröffentlichung direkt verantwortlich ist oder nicht.

Unterschlagener Textteil des Benedikt-Briefes:

Anstatt die Manipulation des Papstschreibens von Benedikt einzugestehen, spricht man nun von Polemik in der Berichterstattung und tut so, als hätte man nur die Bemerkungen zu den Autoren weggelassen. Im nun veröffentlichten Originaltext (z.B. bei Sandro Magister) heißt es zu diesen Bemerkungen und letztlich zum unterschlagenen Textteil wie folgt:

„Nebenbei möchte ich meine Überraschung darüber erwähnen, dass zu den Autoren auch Professor Hünermann gehört, der sich während meines Pontifikats mit antipäpstlichen Initiativen ins Rampenlicht gestellt hat. Er war maßgeblich an der Verkündung der „Kölner Erklärung“ beteiligt, die in Anlehnung an die Enzyklika „Veritatis Splendor“ die lehramtliche Autorität des Papstes insbesondere in Fragen der Moraltheologie auf virulente Weise angriff. Die von ihm gegründete Europäische Theologengesellschaft wurde von ihm ursprünglich auch als Organisation gegen das päpstliche Lehramt konzipiert. Später blockierte das kirchliche Empfinden vieler Theologen diese Tendenz und machte diese Organisation zu einem normalen Instrument der Begegnung zwischen Theologen.

Ich bin sicher, dass Sie Verständnis für meine Ablehnung haben werden, und ich grüße Sie herzlich.

Ihr,
Benedikt XVI“

Zusammenfassend kann man feststellen, dass Msgr. Viganò offenbar die Kontinuität der Pontifikate von Benedikt und Franziskus hervorheben wollte und die Vorwürfe von Theologen und Journalisten der vergangenen Monate in Bezug auf Äußerungen, Franziskus hätte nicht die theologische Kompetenz, zerstreuen wollte.

Manipulation und Wahrheit:

Nach dem nun die Wahrheit der Manipulation, und anders kann man diese Praktik kaum nennen, ans Tageslicht gekommen ist, wird in aktuellen Veröffentlichungen zu diesem Fall der Rücktritt von Msgr. Viganò gefordert.

„Er hat definitiv, durch Weglassen von Details der Öffentlichkeit die Wahrheit verschwiegen. Wenn das nicht der klassische Fall von „Fake News“ ist, was dann!“

Dem Kommunikationssekretariat kann man einzig zugutehalten, nach der weltweiten Kritik, den Originaltext dann doch veröffentlicht zu haben. Was bleibt, ist ein fader Nachgeschmack. (vh)

Vatican News: Statt persönlicher Einsicht, Hohn für andere

Quelle: Vatican News (Screenshot am 16. März)

Wohin steuert das neue Nachrichtenportal des vatikanischen Kommunikationssekretariats?

In den letzten Tagen wurde Msgr. Viganò, der Leiter von Vatican News, bei der Verbreitung von Falschinformation erwischt. Das wohl größte Nachrichtenmedium in der katholischen Kirche arbeitete mit manipulierten Informationen, das ist schon recht delikat. Obendrein fehlt offenbar jede Einsicht, die eigenen Fehler zu revidieren und die wahren Fakten für die Öffentlichkeit zu publizieren. Die Bezeichnung „Fake News“ ist in den letzten Jahren immer häufiger anzutreffen und genau das hat man Msgr. Viganò vorgeworfen.

Heute veröffentlichte Vatican News einen Artikel mit der Überschrift:

„Christlicher Verlag provoziert AfD mit Fake-Buch“

Im Artikel geht es um den „Echter Verlag“. Hier werden Bücher zur Spiritualität, christlicher Lebenskunst, Religion, Theologie und Regionalliteratur über Franken publiziert. Eigentlich sollte man annehmen es geht um christliche Belange. Doch weit gefehlt. Der in Würzburg ansässige Verlag verhöhnt eine in Deutschland regulär gewählte Partei mit einer Broschüre über die christlichen Inhalte der Partei. In der Broschüre herrscht gähnende Leere, also leere Seiten! Den Verlag kann man eigentlich nur als „dümmlich“ bezeichnen. Die AfD findet das gar nicht lustig und prüft rechtliche Schritte gegen den Echter Verlag.

Über diese Geschichte kann man sicherlich schmunzeln, oder auch nicht? Viel interessanter ist es allerdings, das gerade Vatican News dieses Thema aufgreift und einen Artikel von „katholisch.de“, dem Internetportal der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) auf der eigenen Seite veröffentlicht.

„Vatican News berichtet über ein „Fake Buch“ , obwohl sie aktuell selbst mit Falschmeldungen in die Schlagzeilen geraten ist. Man zeigt keine Selbsteinsicht aber Hohn für eine Partei“. 

Lesern die Vatican News und seinen Vorläufer Radio Vatikan seit langer Zeit lesen, wird sicherlich aufgefallen sein, dass man gerne Beiträge anderer Nachrichtenportale zu unbequemen Themen der Kirche veröffentlicht. So bezieht vordergründig nicht das offizielle Organ des Vatikans Stellung – man verschweigt das Thema aber auch nicht. Eine recht fragwürdige Praxis. Es wäre wünschenswert, dass sich Vatican News besinnt und mit Eigeninitiative und Kompetenz die Themen der Weltkirche  darstellt – und das bitte mit dem Anspruch auf Wahrheit. (vh)

Papst: Reform mit Milde (und ein bisschen Gewalt)

Papst Franziskus hat einmal mehr die Notwendigkeit von Reformen im Vatikan bekräftigt. Im Vatikan empfing er an diesem Donnerstag sein vor knapp zwei Jahren gegründetes Mediensekretariat, das sich um eine Neuordnung der Medienlandschaft des Heiligen Stuhls bemüht. Dabei sagte er: „Wir sollten keine Angst haben. Reform heißt nicht, die Sachen weiß zu übertünchen – sie bedeutet, den Dingen eine andere Form zu geben. Sie anders zu organisieren. Man muss sie mit Intelligenz, mit Milde, aber auch mit ein bisschen – bitte sehen Sie mir das Wort nach – ein bisschen Gewalt durchführen. Aber guter Gewalt, nicht wahr?“

Das Mediensekretariat hält seine erste Vollversammlung ab, um den Stand der Reformen zu besprechen und neue Ideen zu sammeln. Franziskus bestärkte seine Zuhörer darin, „neue Kriterien und Modalitäten“ zu finden, „um das Evangelium von der Barmherzigkeit zu allen Völkern und ins Herz der verschiedenen Kulturen zu bringen“. Dabei dürfe man um „die neue Digitalkultur“ keinen Bogen schlagen.

„Früher gab es für jede Ausdrucksform ein eigenes Medium: für geschriebene Worte die Zeitung oder Bücher, für bewegte Bilder Kino und Fernsehen, für das gesprochene Wort und Musik Radio und CDs. All diese Kommunikationsformen laufen heute in eins zusammen. Das bedeutet, dass der Osservatore Romano, der ab nächstem Jahr zum neuen Dikasterium gehört, neue und andere Modalitäten suchen muss. Und Radio Vatikan, das seit Jahren eine Vielzahl von Webseiten unterhält, wird nach neuen Modellen umgeordnet, um sich den modernen Technologien und den Erwartungen unserer Zeitgenossen anzupassen.“

Es liege ihm am Herzen, dass Radio Vatikan auch künftig „Länder mit wenig technologischen Möglichkeiten, etwa in Afrika“, per Kurzwelle erreicht. Die entsprechenden Ausstrahlungen seien „nie eingestellt worden“, das unterstreiche er. Damit antwortete Franziskus auf Befürchtungen des afrikanischen Bischofsrates Secam.

„Es gibt viel zu tun; die Herausforderung ist groß, aber man kann und man muss es tun! Natürlich ist die Geschichte ein Erbe aus wertvollen Erfahrungen, die es zu erhalten gilt. Aber die Geschichte muss auch zu Anregungen für die Zukunft werden, sonst würde sie zu einem Museum: interessant und schön für Besucher, aber nicht imstande, Kraft und Stärke für die Fortsetzung des Wegs einzuflößen.“

Das Mediensekretariat will möglichst noch in diesem Jahr einen einheitlichen Web-Auftritt der vatikanischen Kommunikation freischalten. Zu den 16 Mitgliedern des Sekretariats gehören u.a. Kardinal Béchara Rai aus dem Libanon und der frühere ZDF-Intendant Markus Schächter. (rv)

Chef des Vatikan-TV: Kommunikation ist für Franziskus alles

Msgr Dario ViganoFranziskus ist der „Papst des Dialogs“. So umschreibt der Präfekt des Sekretariats für die vatikanische Kommunikation, Dario Edoardo Viganó, den Papst. Viganò ist auch Leiter des vatikanischen Fernsehzentrums CTV und hat nun ein Buch auf Italienisch herausgegeben über die Kommunikation des Papstes. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagt er dazu: „Dieses Buch ist entstanden, weil wir einen Blick hinter die Kulissen zeigen wollen. Es handelt sich ja um ein Pontifikat mit viel Kreativität und das ist typisch für einen Mann der Kirche, der sich tief im Geheimnis Gottes verankert sieht. Das haben wir ja bereits kurz nach dem weißen Rauch am Ende des Konklave gesehen und da beginnt auch unsere Erzählung.“

CTV habe die historische Aufgabe übernommen, diesen Papst von Anfang an der Welt zu zeigen und zwar so, wie er ist: authentisch, nah und ehrlich.

„Ich erläutere ein Gespräch zwischen mir und einem Kamera-Techniker, der schon vor uns in der Regie wusste, wer nun auf dem Balkon des Petersdomes erscheinen wird, weil er dort unmittelbar stand und wir von unserem Raum aus natürlich noch nichts sahen. Dieses Gespräch zeigt, wie nah der Papst sein will. Das hat dann auch zu einem neuen Kamera-Blick geführt: man sah nämlich den Papst auf dem Balkon von hinten. So hatte man im Fernsehen den Eindruck neben ihm zu sein und auch den Blick auf die Menschenmenge zu erfahren, die er selber hatte.“

Dem Papst sei die Kommunikation ein großes Anliegen, so der päpstliche Beauftragte für die vatikanischen Medien.

„Das hat eine nicht-strategische Bedeutung, würde ich sagen. Die Kommunikation ist für ihn so wichtig, weil er eine Verbindung zu den Mitmenschen schaffen will und dazu bedarf es natürlich des Dialogs. Ihm ist es zum Beispiel ein Anliegen, dass vor jeder Aufzeichnung einer Videobotschaft er als erstes alle Techniker einzeln grüßt und sich danach auch bei jedem, der anwesend war sich bedankt und die Hand reicht. Seine Kommunikation ist nicht gestellt sondern er ist so.“ (rv)