Finanzreform, Medienreform und Kinderschutz: Das waren die Hauptthemen der Gespräche von Papst Franziskus mit seinem Kardinalsrat. Seit Montag beriet der sogenannte K-9 in der vatikanischen Casa Santa Marta, Franziskus war fast immer dabei, der afrikanische Kardinal Laurent Monsengwo Pasinya allerdings fehlte krankheitsbedingt. An diesem Mittwoch nun informierte Vatikansprecher Federico Lombardi die Presse über die bisher zehnte Sitzung des K-9 und über den Stand der Reformen im Vatikan.
„Der erste Tag der Beratungen gehörte fast vollständig der Analyse eines Entwurfs für die Präambel der neuen Konstitution. Ein Entwurf, an dem noch weitergearbeitet wird.“ Die neue Apostolische Konstitution soll die bisherige aus der Zeit von Johannes Paul II. ablösen: ein neues Grundgesetz also für den Heiligen Stuhl.
Finanzreform: Drei Arbeitsgruppen
„Kardinal Pell, Präfekt des vatikanischen Wirtschaftssekretariats, hat einen Bericht über den neuesten Stand der Reformen im Finanzbereich vorgestellt. Dabei sprach er auch von drei neu eingerichteten Arbeitsgruppen des Sekretariats: Eine analysiert Einnahmen und Investitionen, eine zweite den Umgang mit den menschlichen Ressourcen, und die dritte prüft, ob die bisherige Informatik jeweils mit anderen genutzten System kompatibel, und ob sie effizient ist.“
Medienreform: „Personalstand beibehalten“
Thema Nummer zwei: die Reform des vatikanischen Medienbereichs. Am Dienstagmorgen berichtete Dario Viganò vom Vatikanischen Fernsehzentrum CTV über den Stand der Neuerungen; der Geistliche leitet auch die neue Kommission zur Medienreform, die der Papst im April eingesetzt hat. „Vor allem hat die neue Kommission, gestützt auf die Berichte von McKinsey und der zwei Vorgänger-Kommissionen, erläutert, wie sich ein Reformprojekt binnen vier Jahren ins Werk setzen ließe. Dabei würden der Personalbestand beibehalten und die Einrichtungen graduell miteinander verknüpft.“ Diese Einrichtungen sind der vatikanische Medienrat, der Pressesaal, Radio Vatikan, das Fernsehzentrum, der ‚Osservatore Romano’, der Fotodienst, der Vatikanverlag, die Druckerei und der vatikanische Internetdienst. „Der Kardinalsrat drückt dem Papst ein positives Votum aus, auch was den vorgeschlagenen Zeitrahmen betrifft. Danach soll in den nächsten Monaten ein vatikanisches Dikasterium eingerichtet und die für den Start des Prozesses nötigen Ernennungen vorgenommen werden.“
Neuerungen im Bereich Kinderschutz: Franziskus stimmte bereits zu
Und drittens das Thema Kinderschutz. Hier war es der zur K-9 gehörende US-Kardinal Seán Patrick O’Malley, der konkrete Vorschläge der von ihm geleiteten Päpstlichen Kommission für Kinderschutz benannte. „Die Vorschläge lauten: 1. Die Bischofs-, die Missions- oder die Ostkirchen-Kongregationen sollen künftig für Fälle von Amtsmissbrauch von Bischöfen (im Bereich sexueller Missbrauch durch Kirchenleute) zuständig sein und die entsprechenden Anzeigen entgegennehmen. 2. Die Glaubenskongregation soll den Auftrag bekommen, in diesen Fällen einen Prozess gegen Bischöfe zu führen. 3. In der Glaubenskongregation sollte eine neue Justizabteilung eingerichtet werden. 4. Diese Abteilung sollte von einem vom Papst ernannten Sekretär geleitet werden. Und 5. Der Heilige Vater soll nach fünf Jahren eine formelle Überprüfung durchführen lassen, wie effizient diese Neuerungen sind.“ Lombardi fügte an, Franziskus habe den Vorschlägen der Kinderschutz-Kommission bereits zugestimmt.
Auch Enzyklika Thema
Auch über die Enzyklika zum Thema Ökologie sprach der Papst mit dem Kardinalsrat, zu dem auch der Münchner Erzbischof Reinhard Marx gehört. Die mit Spannung erwartete Enzyklika wird am Donnerstag nächster Woche publik. Der US-Jesuit Michael Czerny vom Päpstlichen Friedensrat führte aus, dass Ortsbischöfe in aller Welt per Email erläuterndes Material zur Enzyklika erhalten sollen: Die Bischöfe werden also sozusagen der Kanal, durch den dieser Text zu den Gläubigen kommt. Lombardi dazu: „Das scheint mir eine neue und interessante Idee, den Episkopat zunächst in der Vorbereitung und jetzt auch in der Veröffentlichung der Enzyklika mit einzubeziehen.“
Das nächste Mal will sich die K-9 vom 14. bis 16. September im Vatikan treffen, also kurz vor der Reise von Papst Franziskus nach Kuba und in die USA. (rv)