K9-Rat beriet über Evangelisierung

Die neun Kardinäle, die dem Papst bei der Kurienreform beraten, haben diese Woche unter anderem über jene vatikanische Einrichtungen gesprochen, die mit der Evangelisierung zu tun haben. Das teilte Vatikansprecher Greg Burke an diesem Mittwoch mit. Von Montag bis Mittwoch trafen sich die neun Kardinäle im Vatikan. An den Beratungen nahm auch Papst Franziskus teil, außer an diesem Mittwoch, da er bei der Generalaudienz war.

Bei den Dikasterien, die zur Debatte standen, handelte es sich um die Evangelisierungskongregation „Propaganda Fide“ und dem Päpstlichen Rat zur Förderung der Neuevangelisierung. Es wurden aber auch Vorschläge an den Papst gerichtet, die den Rat für den interreligiösen Dialog sowie die vatikanischen Gerichte betrifft, teilte Burke mit.

Ein weiteres Feld, das besprochen wurde, betraf allgemein die Suche und Ausbildung der Mitarbeiter, die für den Heiligen Stuhl arbeiten. Dabei ging es sowohl um die Laien als auch um die Geistlichen, die im Vatikan tätig sind oder sein könnten. Deshalb hätten auch Vertreter des vatikanischen Arbeitsamtes ULSA an den Beratungen teilgenommen, so eine Note des Vatikansprechers.

Kardinal George Pell erläuterte als Leiter des vatikanischen Wirtschaftssekretariats, wie der wirtschaftliche Haushalt des Vatikans im vergangenen Jahr im Auge gehalten wurde, während Kardinal Sean O’Malley über die Tätigkeit der Päpstlichen Kinderschutz-Kommission referierte. Die nächste K9-Sitzung findet vom 12. bis 14. Juni statt. (rv)

Die 58 Propositionen: Eine Zusammenfassung

Der Vatikan hat an diesem Samstag die endgültige Version der Propositiones vorgestellt, also der Vorschläge, die aus der Arbeit der Bischofssynode dem Papst zur Erstellung eines postsynodalen Schreibens übergeben werden. Es sind insgesamt 58, geordnet in vier Hauptteile.

Was ist Neuevangelisierung?
Nach einer Einleitung befasst sich ein erster Teil mit der Frage, was genau Neuevangelisierung sein will. Eng an den ursprünglichen Auftrag anschließend, den der Vater an den Sohn und der Sohn an seine Jünger erteilt habe, sei es nun Auftrag der Kirche, den Glauben weiterzugeben. Dies geschieht unter konkreten Umständen und unter Wahrung des kirchlichen Charakters. Weiter geht es um die Frage der Rolle der Kultur, der Erstverkündigung und um die Funktion und Wichtigkeit der Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils als „vitales Instrument".

Der Kontext der Neuevangelisierung
Nach den eher grundsätzlichen einführenden Propositionen handeln die Nummern 13 – 25 vom konkreten Kontext, in dem die Neuevangelisierung stattfindet. Versöhnung und Menschenrechte werden genauso erwogen wie Religionsfreiheit, die kirchliche Soziallehre, Massenmedien und Kunst. Besondere Betonung findet das „Grundgesetz des Glaubens", die grundsätzliche Vereinbarkeit von Vernunft und Glauben. Die intellektuellen Anstrengungen, die vernünftige Einsicht in die Schöpfung [das Naturrecht] in den Dialog mit der Welt einzubringen, sei ein Weg zu einer „Theologie der Glaubwürdigkeit" (Nr. 17).

Was tut Neuevangelisierung?
Ein dritter Teil befasst sich mit den pastoralen Antworten auf diese Umstände (Propositiones 26 – 40). Wie sich in den Beratungen bereits gezeigt hat, liegt ein erstes Schwergewicht auf den Pfarreien und auf der Erziehung. Drei Propositionen behandeln das Feld der Erwachsenenbildung, Theologie und Katechese. Die Option für die Armen wird ebenfalls behandelt, denn Jesus identifiziere sich mit den Menschen in Not.
In einem weiteren Komplex der Propositionen geht es um die geistliche Dimension der Neuevangelisierung, um die Beichte und die Liturgie, um die Firmung und die Volksfrömmigkeit: Grundlinie ist hierbei immer die persönliche Begegnung mit Christus.

Wer sind die „Neuevangelisierer"?
Im vierten Teil geht es um die Akteure der Neuevangelisierung. Das wichtigste Subjekt sei die Ortskirche, denn Verkündigung hänge stark von den Umständen und Kulturen ab. Die Propositionen legen großen Wert auf Zusammenarbeit. Diese geschieht innerhalb eines Bistums, zwischen Bewegungen und Leitungsebene sowie zwischen einzelnen Initiativen. Die Rollen der Laien allgemein und der Frauen im Besonderen erfahren eine besondere Wertschätzung. Proposition 48 behandelt die während der Beratungen so wichtige Frage der Familien als Haus-Kirchen. Hier werden gescheiterte Familien und Ehen ebenso erwähnt wie die alleine lebenden Menschen. Hier brauche es besondere pastorale Anstrengungen. Ferner werden Priester, Ordensleute und die Jugend mit eigenen Propositionen bedacht. Für die Jugend seien vor allem der Youcat und die Weltjugendtage von besonderer Bedeutung.
Unter den kirchlichen Aktivitäten werden die Dialoge genannt, mit Nichtchristen, in der Ökumene und zwischen den Religionen. Die Synode fordert insbesondere zu einer Intensivierung des Dialoges mit dem Islam auf.

Propositio 57 fasst das zuvor gesagte zusammen: Verkündigung könne nur geschehen, wenn das Leben des Verkünders selbst nach dem Evangelium gestaltet sei: Auch der eigene Glauben müsse ständig erneuert werden, um geteilt werden zu können. Hier greifen die Propositionen die Aufforderung zur Selbstevangelisierung auf, ebenfalls ein prominentes Thema bei der Synode.

Zwei vatikanische Institutionen finden explizite Erwähnung in dem Dokument: Zum einen der päpstliche Rat zur Förderung der Neuevangelisierung, der Modell stehen solle für ähnliche Einrichtungen in den Bischofskonferenzen. Zum anderen der „Vorhof der Völker" des päpstlichen Kulturrates. (rv)

Wuerl: „Propositiones betonen Einheit der Kirche bei Neuevangelisierung“

Einer der wichtigsten Aspekte, die bei der Synode behandelt wurden, sei die Einheit der Kirche. Dies sagte der Generalrelator der Bischofssynode, Kardinal Donald Wuerl an diesem Samstag bei der Vorstellung der 58 Propositiones oder Vorschläge, die aus der Mitte der Bischofssynode an den Papst überreicht werden. Die Kirche müsse gemeinsam positiv in die Zukunft schauen. Zentral sei dabei vor allem eine Frage:

„Wie bringen wir den Glauben der Kirche in diese sehr moderne, säkularisierte und komplexe Welt?’ Dieses Ziel kam immer wieder bei der Synode zur Sprache und reflektiert sich auch in den Propositionen: Einheit bei dem, was die Kirche tun muss, warum sie es tun muss und wohin sie gehen will"

Was Neuevangelisierung eigentlich ist und in welcher Weise sie mit der Welt in Verbindung steht, sei ein weiterer wichtiger Punkt, der die Propositionen verbinde, so Wuerl. Außerdem befassen sich die Vorschläge mit möglichen Orten der Neuevangelisierung wie etwa Schulen oder Krankenhäuser. Nicht zuletzt beantworteten die Synodalen in ihren Vorschlägen auch die Frage, wer für die Neuevangelisierung zuständig sei:

„Und zwar jeder von uns. Die Vorschläge sprechen beispielsweise über die Familie, junge Leute, Priester und Ordensleute, aber auch über die Rolle eines jeden einzelnen in der Gemeinschaft der Kirche. Die Diskussion wird mit der Proposition 57 abgeschlossen, die maßgeblich ist: Sie ist eine Zusammenfassung dessen, was wichtig ist, um den Glauben weiter zu tragen und spricht von den dafür nötigen Elementen. Erstens ist das eine Vertiefung des Glaubens, zu der jeder Gläubige aufgerufen ist, zweitens das unbedingte Vertrauen in Gott und seinen Glauben und das dritte ist einfach: dies alles zu teilen."

Zum Abschluss der Vorschläge, in der 58. Proposition, wird der Maria als „Stern der Neuevangelisierung" gedacht. Ihr Beispiel sei maßgeblich für das weitere Wirken der Neuevangelisierung bei den Völkern der Welt. Die Propositionen werden nun dem Papst überreicht, der dann das Abschlussdokument der Bischofssynode verfasst. (rv)

Neuevangelisierung ist keine europäische Angelegenheit

Europa könne von Asien in Sachen Neuevangelisierung lernen. Das sagt der Erzbischof von Mumbay, Kardinal Oswald Gracias, im Interview mit Radio Vatikan. Die Erneuerung des Glaubens unter der Überschrift der Neuevangelisierung war mit Blick auf die christlich geprägten Kontinente begonnen worden und so war auch die Bischofssynode in Rom vorbereitet, an der der Kardinal teilnimmt.

„Ich habe mir genau darüber Sorgen gemacht, denn ich habe befürchtet, dass wir durch diesen Fokusaußen vor bleiben würden. Aber während der Synode habe ich dann verstanden, dass wir alle diese Erneuerung der Evangelisierung brauchen. Für uns bedeutet Neuevangelisierung den Dialog mit den anderen Religionen, mit den Kulturen in unserem Land, den Dialog mit den Armen: in unserem gesellschaftlichen Kontext ist das sehr bedeutsam für uns."

Er sehe konkret zwei Dimensionen der Verkündigung: Nach innen zur Erneuerung des eigenen Glaubens und nach außen zur Verbreitung und zum Dialog. Indien habe aber auch für die anderen Kontinente, und vor allem dem Westen, etwas anzubieten, so Gracias:

„Asien und besonders Indien, das ich besser kenne, ist ein sehr spirituelles Gebiet. Gott ist ein Teil des Lebens aller Inder und in anderer Weise gilt das auch für ganz Asien: Hindus, Muslime, Buddhisten. Ich denke, dass Asien der Welt verstehen helfen kann, dass trotz des materiellen Fortschritts Gott wichtig ist. Trotz dieses Fortschritts ist Gott für uns wesentlich. Wir können ohne Gott nicht leben, das ist der Punkt."

Das gleiche gelte aber ebenso umgekehrt, auch Asien könne lernen. Er selbst habe auf jeden Fall etwas gelernt. Die pastoralen Herausforderungen in Lateinamerika, die kulturellen und religiösen Auseinandersetzungen überall auf der Welt, der Glaubensschwund in Europa: Das alles seien Eindrücke, die er von der Synode mit nach Indien zurück nehme:

„Meine Wahrnehmung der Kirche hat sich in diesen Wochen geweitet. Ich nehme den Enthusiasmus, den Mut und die Ideen mit, die sich hier gezeigt haben." (rv)

Syrien/Vatikan: „Vatikandelegation reist später“

Die Delegation des Vatikans nach Syrien wird wohl erst nach Abschluss der Bischofssynode aufbrachen. Das kündigte Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone an diesem Dienstag bei der Bischofssynode an. Die Delegation werde ebenfalls womöglich in einer anderen Zusammensetzung nach Syrien reisen als bisher geplant. Die derzeit tagende Bischofssynode zur Neuevangelisierung im Vatikan wolle mit der Delegation ein konkretes Zeichen der Solidarität mit dem syrischen Volk setzen. Der Papst hatte die Initiative der Bischöfe aufgegriffen.

In Syrien gehen die Kämpfe derweil weiter. Vor allem die Menschen in Damaskus und Aleppo leiden unter der Gewalt. Sie hoffen auf eine Waffenruhe zum islamischen Opferfest, das am kommenden Donnerstag beginnt. Die Vereinten Nationen erwägen in diesem Fall, eine Friedenstruppe nach Syrien zu entsenden. Ein Mitarbeiter der italienischen Redaktion von Radio Vatikan, Cristiano Tinazzi, ist soeben aus Aleppo nach Rom zurückgekehrt. Er berichtet von Gewalt und Flüchtlingsnot, aber auch von großer Solidarität der Zivilbevölkerung in Syrien.

„Es ist eine Situation extremen Leids für die Zivilbevölkerung hier. Wer kann, geht weg und versucht aus Syrien zu fliehen. Das Problem ist nur, dass sie jetzt im Land festsitzen. Es hat sich ein Flüchtlingslager mit etwa 9.000 Personen gebildet, die nicht in die Türkei fliehen können, weil dort das Flüchtlingslager voll ist. Sie befinden sich in einem Niemandsland und warten, das sie weiterreisen können."

Trotz dieser Extremsituation hätten die Bürger ihre Solidarität untereinander nicht über Bord geworfen. Tinazzi:

„Ich habe einen Bombenanschlag auf das Krankenhaus von Al Chifa in Aleppo miterlebt. Wenige Sekunden, vielleicht eine Minute nach dem Anschlag, kamen Leute mit ihren Autos und halfen den Verletzten, sie zogen sie aus den Trümmern und riskierten ihr Leben, denn der Beschuss mit Gewehren ging weiter. Die Opfer kommen dann in anderen Familien unter, man teilt die wenigen Dinge, die man hat.. Wie in Sarajewo damals bilden sich Schlangen, um für Brot anzustehen, schon früh um sieben stehen die Menschen da, Männer , Frauen und Kinder."

Aus Sicht des Journalisten hat die Welt noch nicht begriffen, wie schockierend die Situation in Syrien tagtäglich ist.

„Der Alltag in Syrien ist wirklich Horror. Uns Journalisten reichte eine Woche in Syrien, um durch die Realität in dem Land traumatisiert zu werden. Wir wussten aber zumindest, dass wir wieder zurück konnten. Die meisten Syrer haben keinen Ort, wo sie hinkönnen." (rv)

Synodentelegramm: Entwurf der Schlussbotschaft vorgestellt

Auf der Bischofssynode im Vatikan ist an diesem Samstag der erste Entwurf der Schlussbotschaft vorgestellt worden. Die Bischöfe, die über das Thema Neuevangelisierung beraten, können Änderungen vorschlagen und am nächsten Freitag dann über einen endgültigen Text abstimmen. Der Entwurf betont, dass alle Christen, Geweihte wie Laien, zur Verkündigung des Evangeliums berufen seien. Die Frohe Botschaft sei kein Marktprodukt, darum würden zur neuen Evangelisierung auch keine neuen Strategien gebraucht. In dem Entwurf werden auch Familien, junge Leute und Politiker direkt angesprochen, außerdem gibt es eigene kurze Absätze zu jedem einzelnen Kontinent; der Text unterstreicht die Bedeutung des interreligiösen Dialogs, der Caritas und des Engagements im Erziehungswesen. Entscheidend sei, dass die Christen ihre Angst im Glauben überwänden und Mut fassten, um das Evangelium in die Welt hinauszutragen.

Bereits am Freitagabend hat der Vatikan die Redetexte von der Vormittagssitzung der Bischofssynode veröffentlicht. Auf der Sitzung im Plenum berichteten Bischöfe von den Debatten in den einzelnen Sprachgruppen. Danach regte Erzbischof Rino Fisichella an, „den Begriff Neuevangelisierung genauer zu definieren". Er verlangte „eine ernsthafte Gewissenserforschung über einzelne Bereiche der Seelsorge, die im Lauf der Zeit eingeschlafen sind". In jedem Bistum sollten „ein oder zwei Orte benannt werden, wo die Gläubigen immer einen Priester dazu bereit finden, um ihnen auf ihrem Weg der Bekehrung zu helfen". Bischöfe sollten sonntags wieder in ihrer eigenen Kathedrale predigen. Fisichella leitet den von Papst Benedikt gegründeten Rat für Neuevangelisierung.

Kardinal (Anm. von VH: Erzbischof) Philip Tartaglia, Erzbischof von Glasgow in Schottland, schlug vor, dass der Katechist „ein stabiles Amt innerhalb der Kirche" werden solle. Die Neuevangelisierung werde scheitern, wenn die Kirche nicht stärker auf die Frauen setze und „die ernsthaften seelsorglichen Probleme rund um die Ehe" angehe.

Der Bischof von Fréjus-Toulon in Frankreich, Dominique Rey, wies auf die Wichtigkeit der „Einführung ins Christentum" und des Katechumenats hin, „für Anfänger wie für Neustarter". Seine Sprachgruppe wolle die vatikanischen Behörden bitten, „die katechetische und sakramentale Praxis der Initiation ins Christentum komplett zu revidieren". Aus der Neuevangelisierung in Gebieten, wo es das Christentum schon lange gebe, könne außerdem eine Art „Welt-Mission" werden. Der Papst könne diese „Welt-Mission" im Lauf des jetzigen „Jahres des Glaubens" ausrufen, schlug Rey vor.

Der Bischof von Basel, Felix Gmür, hat am Freitag vor Journalisten erneut um mehr Verständnis in der Kirche für geschiedene und wiederverheiratete Personen geworben. „Wie sprechen wir denn die Leute an, die in etwas anderen Familienformen leben?", fragte Gmür. Er kenne ein Paar, „das seit fünfzig Jahren zusammen ist"; beide Partner seien zuvor kurz mit einem anderen verheiratet gewesen. Gmür wörtlich: „Gelten denn diese fünfzig Jahre gar nichts in unseren Augen?" Die Kirche könne doch entweder ihre Regeln im Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen überdenken oder „den Pfarrern eine besondere Verantwortung in dieser Sache zusprechen". (rv)

Erste Zusammenfassung der Bischofssynode: Vier Punkte und dreizehn Fragen

Der erste Teil der Bischofssynode ist mit der Generalkongregation vom Mittwochnachmittag zu Ende gegangen. Der US-amerikanische Kardinal William Wuerl, Berichterstatter der Synode, fasste die großen Linien der bisher über 200 Beiträge für die Synodalen zusammen. Damit wolle er den Beratungen in den sogenannten „circoli minori", also den nach Sprachen organisierten Arbeitsgruppen, eine Hilfestellung zur Hand geben, so der Kardinal bei der Vorstellung des Dokumentes.

In vier Punkten fasst Wuerl kurz und knapp die wichtigsten Beobachtungen zusammen. An die Punkte schlossen sich jeweils Fragen an, die bei der weiteren Behandlung der Themen helfen sollen.

Was ist Neuevangelisierung?
Die erste Fragestellung bezieht sich darauf, wie genau die Neuevangelisierung im Leben der Kirche verortet ist. Wuerl betont, dass es sich um eine Mitarbeit an der Sendung der gesamten Kirche handle, die diese von Jesus Christus selbst empfangen habe. Damit nimmt Wuerl diese Frage aus dem Bereich reiner pastoraler Strategien heraus. Dieser Auftrag Jesu, die wichtigste Aufgabe der Kirche, betreffe alle Christen gleichermaßen.

Daran schließt Wuerl zwei Fragen an, die sich auf die Identität der Christen und das Ernstnehmen der Verantwortung für diese Verkündung beziehen: Wie könne die Kirche dabei helfen?

Das Umfeld des Dienstes der Kirche
Der zweie Komplex bezieht sich auf die Verschiedenheit der kulturellen, sozialen, ökonomischen und religiösen Umstände, unter denen das Christentum weltweit lebt. Diese Dimension ist bei den Beratungen des ersten Teils der Synode am sichtbarsten geworden. Kardinal Wuerl betont aber, dass bei aller Verschiedenheit in den Einzelheiten, die Notwendigkeit einer erneuerten Verkündigung und Neuevangelisierung von allen gesehen werde, vor allem, weil der Prozess der Säkularisierung alle betreffe, wenn auch auf verschieden Weise.

Einen eigenen Abschnitt bekommt die Kirche im Nahen Osten.
Drei Fragen schließt der Berichterstatter der Synode an: Was sind Erfahrungen von fruchtbaren Initiativen? Wie kann man dem Verschwinden des Glaubenswissens entgegen wirken? Und: Was genau sind die Herausforderungen durch sie Säkularisierung?

Die pastoralen Antworten auf die Umstände
Zu allererst müsse die Einheit der Kirche betont werden, so Kardinal Wuerl im dritten Abschnitt seiner Zusammenfassung. Dann seien die Sakramente neu zu betonen: Die Initiation (Taufe, Erstkommunion, Firmung), die Beichte und die Eucharistie. Eine große Mehrheit der Synodalen habe aber auch eine geistliche Erneuerung der Kirche eingefordert.

„Die Kultur ist das Umfeld der Neuevangelisierung". Deswegen bezieht sich die sechste Frage des Textes darauf, für den Dialog und die Begegnung mit der Kultur neue Räume zu schaffen. Weiter fragt Wuerl danach, wie in den Umständen und verschiedenen Kulturen das Zeugnis des Glaubens glaubhafter gelebt werden könne und was die Kirche dazu beitragen könne. Achtens betont er die Nächstenliebe Christi, die sich im Einsatz für Gerechtigkeit, Frieden und Entwicklung ausdrücke. Frage neun sucht ein neues Verständnis zwischen den häufig genannten kleinen Gemeinschaften und den ebenfalls in vielen Beiträgen vorkommenden Pfarreien. Die zehnte Frage bezieht sich auf den Katechismus und die Notwendigkeit, Bildung und Katechese jugendgerecht anzubieten. Die letzte Frage dieses Komplexes sucht nach Mitteln, wie die Kirche ihre Katecheten besser unterstützen kann.

Handelnde und Teilhaber an der Neuevangelisierung
Unter den Subjekten der erneuerten Verkündigung sei vor allem die Familie genannt worden, führt Wuerl aus. Seine erste Frage in diesem Bereich bezieht sich deswegen auf die „Hauskirche": Wie könnten Familien besser bei der Weitergabe des Glaubens unterstützt werden?

Frage dreizehn betont die Unersetzbarkeit des Priesters, hier sucht Wuerl nach Mitteln, diesen verkündenden Einsatz zu unterstützen. Die vierzehnte Frage betont die Unersetzbarkeit der Laien: Wie könne die Kirche auf noch vollständigere Weise die Laien und die ortskirchlichen Initiativen einbeziehen?

Den Abschluss des Dokumentes bildet eine kurze Liste möglicher Themen, denen sich die Sprachgruppen zuwenden könnten, so Wuerl. Dies alles werde nun an die Arbeitsgruppen übergeben.

Nach der Vorstellung des Dokumentes
Zum Schluss der Beratungen der Synode werden nun in den kommenden Tagen zwei Dokumente erarbeitet: Die Schlussbotschaft der Synode und die sogenannten „Propositiones", die Vorschläge aus den Arbeitskreisen, die dann dem Papst zur Erstellung eines nachsynodalen Schreibens übergeben werden. (rv)

Die Bischofssynode geht in die zweite Phase

Die erste Phase der Bischofssynode im Vatikan ist an diesem Mittwochnachmittag zu Ende gegangen: Der Berichterstatter, der US-amerikanische Kardinal William Wuerl, stellte den Synodalen am Abend seine Zusammenfassung der Debatte vor, die so genannte ‚Relatio post disceptationem’. An diesem Donnerstag nun traten die delegierten Präsidenten der Synode vor die Presse, um eine erste vorsichtige Bilanz zu ziehen. Kardinal Laurent Monsengwo Pasinya, Bischof von Kinshasa und einer der drei Präsidenten, bezog sich auf Papst Johannes Paul II. und dessen Idee von Neuevangelisierung, auf die letztlich auch die Synode zurückgehe:

„Diese Evangelisierung muss neu in ihrem Eifer, in ihren Methoden und in ihrem Ausdruck sein".

Pasinya betonte die Notwendigkeit, sich erneut den Trägern der Evangelisierung zuzuwenden, von Bischöfen und Priestern bis zu den Familien und den Laien. Ohne eine neue Konzentration auf diejenigen, die die Verantwortung für die Verkündigung übernähmen, würde diese im Sand verlaufen. Aber auch über andere Problemfelder sei bei der Synode gesprochen worden:

„Wie kann man den Gott Jesu Christi einer Welt verkünden, die die Frage nach Gott gar nicht stellt oder falsch stellt? Damit befasst sich unsere Synode, und sie verläuft gut. Der Heilige Vater ist anwesend, die Synodenteilnehmer sprechen sehr offen und berichten von den Situationen in ihren Ländern. Hier ist der Reichtum der Synode: Niemand erzählt das gleiche. Die Synode umfasst all diese verschiedenen Situationen und die ganze Welt in ihrer Verschiedenheit. Wir müssen vorwärts gehen und als nächstes werden aus der Synode heraus die so genannten Propositionen erstellt, die dem Papst vorgelegt werden und er wird dann entscheiden, wie diese Vorschläge, die ihm gegeben wurden, öffentlich werden."

Gleichzeitig zur Pressekonferenz tagten und tagen den gesamten Donnerstag lang die Sprachgruppen, die so genannten circoli minori, um sich mit der zusammenfassenden Relatio, die Kardinal William Wuerl vorgelegt hatte, zu befassen. (rv)

Synoden-Telegramm: Von der Heiligen Schrift bis zu den Frauen in der Kirche

In welchen Formen kann Glaube vermittelt werden? Was heißt Neuevangelisierung in Asien? Welche Rolle spielen Frauen in der katholischen Kirche? Und wie kann Neuevangelisierung im ökologischen Bereich aussehen? Um diese Fragen ging es unter anderem auf der Sitzung der Synodenväter am Dienstagnachmittag im Vatikan.

Seit dem Postsynodalen Schreiben „Verbum Domini" erfreut sich die „Lectio Divina", die betende Meditation über Bibeltexte, unter Gläubigen immer größerer Beliebtheit. Darüber informierte der Präfekt der Bischofskongregation auf der Sitzung der Synodenväter am Dienstagnachmittag. Die Begegnung mit Gott in der Heiligen Schrift werde zudem in vielen Diözesen und Gemeinschaften durch Bibelanimationen, Bibellesungen oder Bibel-Mottojahre gefördert, lobte der kanadische Kardinal Marc Ouellet. Das Postsynodale Schreiben „Verbum Domini", in dem der Papst zur Glaubensvertiefung durch das regelmäßige Lesen der Heiligen Schrift propagiert, sei bis heute massenhaft verbreitet worden. „Verbum Domini" ist Frucht der Bischofssynode von 2008.

Neuevangelisierung in Asien heißt auch Lossagen von materiellem Besitzstreben und Rückbesinnung auf die Kraft des Glaubens. Daran hat mit Blick auf Armut und Materialismus in Bangladesch der Bischof von Rajshahi, Gervas Rozario, erinnert. „Die negative Bedeutung der Armut, wie sie von den Menschen in Asien erfahren wird, ist vor allem Ergebnis der unersättlichen Gier einiger Reicher und Mächtiger." Einfachheit, Demut, Glück und Solidarität hätten damit wenig zu tun, so der Geistliche. In dieser Botschaft liege eine Chance für Neuevangelisierung in Asien.

Zur Neuevangelisierung gehört auch eine gute Ausbildung des Klerus und der Laien. Darauf machte der Erzbischof von Paris, André Vingt-Trois, in seinem Redebeitrag aufmerksam. Es brauche nicht nur eine Bezeugung des Glaubens, sondern auch eine „Pädagogik der Kultur". Die säkulare Gesellschaft sei medial durchwirkt und zunehmend durch Emotionalität und nur augenblickliche Eindrücke bestimmt.

Der Grund, warum die katholische Kirche die Weihe von Frauen in das Priesteramt ausschließt, liegt im Lehramt. Die Kirche zweifelt nicht an den Fähigkeiten der Frauen, die ja numerisch innerhalb der Kirche insgesamt zwei Drittel ausmachen. Auch das haben die Synodenväter bei ihrer Sitzung am Dienstagnachmittag betont. Zugleich machten sie deutlich, dass eine Neuevangelisierung ohne Frauen in der katholischen Kirche, die sich anerkannt und ausgefüllt fühlen, gar nicht möglich sei.

Weiteres Thema am Dienstagnachmittag im Vatikan: Neuevangelisierung im ökologischen Bereich, will heißen die Erziehung zum Schutz der Schöpfung. Hier spielten die Kirchengemeinden eine große Rolle, sie sollten sich mit Blick auf einen Dialog zwischen Glauben und Kultur stärker vernetzen und im Bereich Umweltschutz und Nachhaltigkeit aktiv sein.

Am Mittwochabend wird auf der Bischofssynode zur Neuevangelisierung im Vatikan der anglikanische Primas von Canterbury, Erzbischof Rowan Williams, zu Wort kommen. (rv)

„Krise ist Chance zur Neuevangelisierung“

Die Wirtschafts- und Finanzkrise in mehreren Teilen der Welt ist für die Kirche eine Chance zur Neuevangelisierung. Das sagt der Erzbischof von Hongkong, Kardinal John Tong Hon. In seiner Eröffnungsrede der Synode, deren delegierter Vorsitzender er ist, erinnerte er an eine Angstkrise in Hongkong vor der Rückkehr der Stadt unter die Souveränität von China 1997. Angesichts der Unsicherheit seien „auch nicht-praktizierende Katholiken auf der Suche nach einer geistlichen Unterstützung zur Kirche zurückgekehrt": „Und viele Gläubige nahmen an den Katechesen, Bibelkursen und theologischen Seminaren teil, um ihren Glauben zu vertiefen". Heute habe sein Bistum „mehr als tausend gut ausgebildete freiwillige Katecheten", so der einzige Kardinal auf dem chinesischen Festland. In diesem Jahr hätten mehr als dreitausend Erwachsene in der Osternacht die Taufe empfangen. Tong wörtlich: „Gottes Heilsplan ist wundervoll. Ich bin sicher, dass wir mit Glauben, Hoffnung und Liebe in unserem Evangelisierungsauftrag Erfolg haben werden!" (rv)