Die zwei Tage des humanitären Weltgipfels der UNO in Istanbul müssen erst noch die Probe der Wirksamkeit überstehen. Darauf hat Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin hingewiesen, der im Auftrag von Papst Franziskus eine dreiköpfige Vatikan-Delegation zum Gipfel begleitet hat. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagte Parolin, es habe ihn beeindruckt, wie viele Teilnehmer beim Gipfel formulierten, dass es zum Anliegen der humanitären Hilfe heute keine irrealen Höhenflüge bräuchte, sondern einfach konkrete Antworten. „Genau das wird natürlich die Herausforderung sein“, kommentierte der Kardinalstaatssekretär. „Wir können nicht sagen, ob es diese Antworten geben wird. Es gibt den Willen, und hoffen wir, dass er sich verwirklicht. Das ist die Probe der Wirksamkeit des Gipfels, seiner Stichhaltigkeit.“
Der Erste Weltgipfel der humanitären Hilfe verstand sich als globaler Aufruf zum Handeln an die Weltgemeinschaft. Staaten und Zivilgesellschaft kamen mit dem Ziel zusammen, innovative Wege zu finden, um die humanitären Bedürfnisse in einer sich schnell verändernden Welt zu bewältigen. Da ging es unter anderem um die Vorbeugung und Beendigung von Konflikten, die Einhaltung der Regeln bei Kriegsführung, die Bewältigung des Klimawandels und die Frage, wie in Zukunft weniger Menschen auf der Welt von Beihilfen und Notprogrammen abhängen können. Rund um den Erdball sind die humanitären Bedürfnisse heute so dringend wie seit Jahrzehnten nicht, selbst grundlegendste Hilfeleistungen erreichen längst nicht alle Notleidenden. 125 Millionen Menschen brauchen laut UNO Unterstützung zum Überleben. Allein 60 Millionen sind auf der Flucht, vor zehn Jahren waren es mit 37 Millionen deutlich weniger.
Der Heilige Stuhl habe sich in allen drei Gesprächszirkeln eingebracht, erklärte Parolin. Besonders hob er den zweiten hervor, der sich mit der Frage nach der Einhaltung internationaler Normen beschäftigte. „Ich denke, wenn es dem Gipfel wirklich gelingt, diese Vorstellung durchzusetzen, dass das humanitäre Völkerrecht respektiert werden muss, wäre das ein großer Schritt für alle: von seiten der staatlichen Akteure und von seiten der nichtstaatlichen Akteure.“
Zukunftsweisend auch der dritte Runde Tisch beim Gipfel: die Erziehung zu einer Kultur des Friedens. Die katholische Welt gebe da bereits sehr konkrete Antworten, hob Parolin hervor. „Oft sind die katholischen Institutionen, besonders auf örtlicher Ebene, die ersten und, wie ich gehört habe, auch die letzten, die vor Ort bleiben, um zu helfen.“
Zu sehr von rein politischer Stellungnahme belastet war der Gipfel aus seiner Sicht nicht, sagte uns Kardinalstaatssekretär Parolin. „Sicher, einige haben die Anwesenheit eines Mikrofons dazu benutzt, ihre Positionen herauszustreichen. Aber sehr viele andere haben genau diesen Aufruf lanciert: die Positionen und die politischen Gegenüberstellungen zu überwinden, mit dem Ziel, eine menschliche und solidarische Antwort zu geben auf die Bedürfnisse so vieler Männer und Frauen in Not.“ (rv)