Der „arabische Frühling" ist insbesondere für die Christen in den entsprechenden Ländern eine besondere Herausforderung. Das betonte der Patriarch von Venedig, Kardinal Angelo Scola, zum Abschluss einer Konferenz in der Lagunenstadt. Die Stiftung „Oasis" organisierte bis zu diesem Mittwoch ein Treffen, bei dem es um die interreligiösen Konsequenzen der Umbrüche in den arabischen Ländern ging.
„Wir haben bei dieser Konferenz in der Tat viel über die Rolle und Zukunft der Christen in den arabischen Ländern gesprochen. Dabei stellte sich heraus, dass es auch in islamisch geprägten Ländern wichtig ist, die Trennung von Staat und Religion klar und öffentlich zu erläutern. Hierbei denken zwar viele an das Stichwort „Laizität" oder „laizistischer Staat". Wir sollten stattdessen von Bürgerrechten sprechen. Das scheint mir angebrachter zu sein. Das müssten wir auch hier im Westen machen."
Bei der Tagung in Venedig nahmen zahlreiche Bischöfe aus den arabischen Ländern teil. Darunter war auch der Erzbischof von Algier, Henri Tessier. Er plädierte für eine Zusammenarbeit der Christen und Muslime, um aus den Umbrüchen „eine positive Wendung" hervorzurufen.
„Das Hauptproblem für die meisten arabischen Länder ist der Systemwechsel. Es geht darum, dass die Personen, die die politische Wende führen sollten, dürfen nicht dieselben sein, die seit Jahrzehnten an der Macht sind oder mit den Machthabern zusammengearbeitet haben. Ein Land wie Algerien braucht vor allem die Respektierung der freien Meinungsäußerung sowie eine wahre Religionsfreiheit. Damit wäre schon viel getan."
Hintergrund
Die Stiftung „Oasis" hat ihren Sitz in Venedig. Sie wurde im September 2004 auf Anregung von Kardinal Angelo Scola mit dem Anliegen gegründet, Menschen der Kirche und der Wissenschaft zusammenzubringen und Wege zu entwickeln, die den Dialog und das Zusammenleben von Christen und Muslimen fördern. (rv)