Was Papst Franziskus in Genf vorhat

Ökumenisches Gebet, Rede vor dem Weltkirchenrat, heilige Messe – und ein Gespräch mit dem Schweizer Bundesratspräsidenten.

VATIKANSTADT – Rund zehn Stunden lang wird sich Papst Franziskus am 21. Juni in der Schweiz aufhalten – seit 2004 das erste Mal, dass ein Oberhaupt der Katholischen Kirche das Land besucht. Im Zentrum steht die Beziehungspflege mit dem meist als Weltkirchenrat bezeichneten Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK), der in diesem Jahr seines 70-jährigen Bestehens gedenkt.

Das Anliegen der Reise des Pontifex ist also die Ökumene; die Beziehung der weltweiten Katholischen Kirche – die kein Vollmitglied des ÖRK ist – mit den rund 350 Strömungen des Christentums, die dort anzutreffen sind, darunter Altorientale, Anglikaner, Orthodoxe, Pfingstkirchler und Anhänger weiterer Formen des Protestantismus.

Franziskus tritt mit seiner Visite im Juni einerseits in die Fußstapfen früherer Päpste – im Jahr 1969 kam Paul VI., im Jahr 1984 war Johannes Paul II. in Genf – und bringt gleichzeitig sein ureigenes Engagement zur Geltung.

Darauf deutet auch das nun vorgestellte Logo und Motto der Visite hin:

„Ökumenischer Pilgerweg – Gemeinsam unterwegs sein, beten und arbeiten“.

Das Programm der 23. Auslandsreise von Franziskus:

10:10 Uhr Ankunft Flughafen Genf

10:30 Uhr Gespräch mit Schweizer Bundesratspräsident Alain Berset (SP)

11:15 Uhr Gemeinsames Gebet, Rede des Papstes im ÖRK-Zentrum, Genf

12:45 Uhr Mittagessen mit ÖRK-Leitung im Ökumenischen Institut, Bossey

15.45 Uhr Ansprache des Papstes bei Begegnung im ÖRK-Zentrum

17:30 Uhr Heilige Messe im Kongresszentrum, mit Predigt des Pontifex

20:00 Uhr Rückflug nach Rom (Landung 21:40 Uhr)

(CNA Deutsch)

Kardinal Koch in Korea: „Papst will Zusammenarbeit mit ÖRK vertiefen“

Kardinal KochPapst Franziskus will die Zusammenarbeit mit dem Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) vertiefen. Das kündigt der vatikanische Ökumene-Verantwortliche, Kurienkardinal Kurt Koch, bei der Vollversammlung des ÖRK in Südkorea an. Die katholische Kirche ist nicht Mitglied in dem Rat, ist aber seit Jahren bei den Versammlungen durch Papstgesandte vertreten. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagt Kardinal Koch, was sich bei der Zusammenarbeit zwischen der katholische Kirche und dem Kirchenrat ändern könnte.

„Der Heilige Vater hat betont, dass wir eine neue Vision der Ökumene – also der Einheit – brauchen. Er hat sich auch auf das Thema dieser Vollversammlung hier in Korea Bezug genommen: ,Gott des Lebens, leite uns zu Frieden und Gerechtigkeit´. Einen besonderen Wert legte Papst Franziskus auf die Würde des Menschen und zwar vom christlichen Glauben her. Dem Papst ist wichtig, dass wir uns alle für das Leben der Menschen einsetzen, insbesondere für jene, die am schwächsten, ärmsten oder krank sind. Dazu zählen auch die jüngsten und die ältesten sowie Migranten."

Die Gespräche zwischen den verschiedenen christlichen Konfessionen sind nicht überall auf der Welt gleich, räumt Kardinal Koch ein.

„Ich glaube, wir finden in allen Kirchen und Orten Leute, die sich für die Ökumene einsetzen aber auch solche, gleichgültig gegenüber der Ökumene sind. Hier in Korea war ich einen ganzen Tag lang in Seoul und dort habe ich eine große Sehnsucht und Hoffnung gespürt nach mehr Einheit. Sicher, hier muss man beachten, dass das koreanische Volk an sich auf Einheit in ihrem Land hofft. Diese Hoffnung der Einheit zwischen Nord- und Südkorea ist sehr groß. Da hoffen dann auch viele, dass die christliche Einheit vielleicht eine Hilfe diesbezüglich sein kann."

Eine Vollmitgliedschaft der katholischen Kirche im ÖRK ist zwar weiterhin kein Thema, doch der Austausch sei schon bisher sehr ergiebig, so der Schweizer Kurienkardinal.

„Ich glaube, wir sind auf einem guten Weg. Seit langer Zeit haben wir zwei Wege eingeschlagen, wie beispielsweise die Zusammenarbeit in der Kommission ,Faith and Order´, die sich vor allem mit Theologie, Glaube und Kirchenverfassung auseinandersetzt. Wir arbeiten aber auch in der Gruppe ,Joint Working´ zusammen. Das sind intensive Kooperationen zwischen dem Weltkirchenrat und der katholischen Kirche. Wir haben des Weiteren mit dem ÖRK-Generalsekretär gute und herzliche Beziehungen und ich hoffe, dass wir dies auch weiter vertiefen können."

Offizielle Vertreterin der katholischen Kirche beim ÖRK – mit Sitz in Genf – ist die Theologin Annemarie Mayer. Sie ist Professorin an der belgischen Universität von Löwen. Die Vollversammlung im koreanischen Busan zeige, dass sich niemand eine „Super-Kirche" sondern eine Zusammenarbeit zwischen den Kirchen wünsche, so Mayer gegenüber Radio Vatikan.

„Es war der Wunsch, ein möglichst breit angelegtes Thema zu finden und trotzdem nicht nur ,wischi-waschi´ zu sagen. Die Mitgliedskirchen des ÖRK wollen etwas aussagen, was für die heutige Situation vieler Kirchen in der Welt existentiell ist. Herauszufinden, in welcher Weise der ÖRK in diesen zum Teil sehr prekären Situationen – denken wir an Syrien und die dortigen orthodoxen Kirchen, die zum ÖRK gehören – zu unterstützen."

Bedrängten und bedrohten Christen zu helfen ist ein sichtbares Zeichen der Ökumene, so Mayer weiter.

„Ohne Praxis würde die theologische Suche nach Einheit hölzern bleiben und sich überhaupt nirgends im Leben der Kirchen niederschlagen. Andererseits wäre es aber gefährlich, nur in reinem Aktivismus zu verbleiben. Das würde dann vermutlich dazu führen, dass praktische Initiativen bei den ersten kritischen Gegenfragen sich im nichts auflösen würden, weil sie oft keinen theologischen standfähigen Fundament standhalten."

Die Präsenz der katholischen Kirche bei der Vollversammlung des ÖRK sei wichtig, so die Theologin Annemarie Mayer. (rv)