Die Olympiade trägt dazu bei, dass die Menschheitsgemeinschaft weltweit mehr und mehr zusammenwächst. Das findet „Olympia-Kaplan“ Bernhard Maier, der mit dem österreichischen Team zu den Winterspielen nach Vancouver gereist ist. Zum 15. Mal nimmt der Salesianerpater an dem Großereignis teil – damit hat er einen neuen Rekord in der Olympia-Seelsorge aufgestellt. Im Gespräch mit Radio Vatikan erläutert er seine Aufgaben:
„Man darf unter keinen Umständen aufdringlich sein oder jemanden in diesen Tagen massiv bearbeiten wollen. Für Österreich, Deutschland und Italien ist es üblich, dass ein eigener Seelsorger dabei ist. Und nachdem das institutionalisiert ist, rechnet auch jeder damit. Inzwischen kommen die Betreuer auf mich zu und fragen, wann wir wieder mal eine Messe machen können. Nach fast dreißig Jahren in der Sportlerseelsorge ist es selbstverständlich, dass ich Gesprächspartner bin. Ich sitze mit im Aufenthaltsraum, werde wie ein Mannschaftsmitglied angesehen und man kommt ins Reden. Zwischen den Wettbewerben, dass sagen auch die Sportler, brauchen sie einfach mal so eine Stunde, um abschalten zu können.“
In der Sportlerseelsorge ist Maier, der hauptberuflich Schulleiter des Don Bosco Gymnasiums Unterwaltersdorf bei Wien ist, nicht zufällig gelandet:
„Natürlich bin ich sehr sportinteressiert. Das ist sogar meine zweite Profession: Ich habe Sport an der Universität studiert und kann damit auch mein ganzes Interesse in den Sport legen und mich daran unheimlich erfreuen. Und von daher sind Sport und Seelsorge so richtig ineinander verwoben in diesem Fall.“
Der immense Druck, unter dem die Sportler im Leistungskampf stehen, ist auch für den Seelsorger spürbar. Sein Einsatz richtet sich flexibel nach den Erlebnissen und Belastungsproben, denen die Sportler ausgesetzt sind:
„Natürlich bekomme ich das mit. Ich lebe ja unter den Sportlern, bin den ganzen Tag im olympischen Dorf unterwegs und habe freien Zutritt zu den Wohnungen und Aufenthaltsräumen. Und da versuche ich, einen ganz ruhigen Pol darzustellen. Man darf sich das nicht so vorstellen, dass die Sportler anklopfen und um ein Gespräch bitten. Alles, was in diesen Tagen seelsorgerisch notwendig ist, ergibt sich ganz automatisch in den Räumen, die zur Verfügung stehen. Wenn ein Wettkampf mal schief läuft, oder jemand krank im Bett liegt, dann hat man natürlich intensiver zu tun.“
Den olympischen Gedanken sieht Maier vor seinem Erfahrungshintergrund eher nüchtern:
„Das ist eben das Besondere an Olympia, diese weltumspannende Idee. Aber es geht ja immer auch weiter im Weltcupzirkus. Man muss da realistisch bleiben. Sport hat einen bestimmten, bescheidenen Einfluss. Es wird zwar alles dafür getan, dass eine Gemeinschaft unter den Sportlern entsteht. Allerdings wohnen zum Beispiel nicht alle Sportler im olympischen Dorf. Einige sind außerhalb untergebracht. Also so ganz durchgängig ist die olympische Idee sicher nicht verwirklicht. Jeder hat ja auch das Interesse, gut abzuschneiden und eine Medaille zu bekommen, das ist das Allerwichtigste für jeden.“
Und dennoch kommt der Seelsorger zu folgendem Fazit:
„Dass die olympischen Spiele ein kleiner Beitrag dazu sind, dass die Menschheitsfamilie weltweit besser zusammenwächst, das hat auch der Heilige Vater in seiner Botschaft zum Ausdruck gebracht. Wunderbar ist sicherlich, dass alle weltweit nach denselben Regeln kämpfen. Damit sind auch Ethik, Fairness und Moral hier universell vertreten. Dahingehend, dass für alle die gleichen Rechte und Pflichten gelten und auch Gott in gleicher Weise für alle Menschen da ist, sind die Spiele vielleicht ein kleiner, aber feiner Schritt in Richtung Menschenrechte und Religion.“ (rv)