Malteserorden: Untersuchungskommission soll weitermachen

Der Heilige Stuhl verwahrt sich gegen Versuche einer Diskreditierung der Untersuchungskommission, die dem Papst über die Leitungskrise des Malteserordens berichten soll. Das geht aus einer Mitteilung des vatikanischen Pressesaals von diesem Dienstag hervor. Der Papst drücke nochmals sein Vertrauen in die fünf Mitglieder der Kommission aus, die am vergangenen 21. Dezember eingesetzt wurden, heißt es darin. „Aufgrund der Dokumente, die sich in seinem Besitz befinden“, weise der Heilige Stuhl „jeden Versuch zurück, ihre Mitglieder sowie ihre Arbeit zu diskreditieren“. In dieser „delikaten“ Phase erwarte man sich die volle Mitarbeit aller. Nach Erhalt des Berichts der Kommission werde der Heilige Stuhl die „geeignetsten Entscheidungen für das Wohl des Souveränen Malteserordens sowie der Kirche“ treffen.

Gleichzeitig ermutige und unterstütze er weiterhin die unermüdliche Arbeit der vielen Freiwilligen, die die Mitglieder und Freiwilligen Helfer des Ordens in allen Teilen der Welt leisteten, betont das Statement.

Der Aufruhr nahm seinen Anfang mit der Entlassung des Großkanzlers der Malteser, dem Deutschen Albrecht von Boeselager. Der hatte seit 2014 das Amt inne, das einem Außenminister entspricht. Im Dezember wurde Boeselager des Amtes enthoben. Nun geht es um Gehorsam und Absetzung, um Souveränität und Ordensleben und im das komplexe Verhältnis zwischen Vatikan und Maltesern. (rv)

Papst: Ordensleben ist kein Leben im Paradies

Papst FranziskusDer letzte Punkt der Papstagenda an diesem Samstag war ein Treffen mit Ordensleuten der Diözese Rom. Es wurde gesungen, gebetet und kam auch zum Frage-Antwortspiel mit dem Papst.

Papst Franziskus nahm sich wie so oft bei den Frage- Antwortgespräch mit den Menschen Zeit und antwortete spontan auf jede einzelne Frage. Er riet den vielen Menschen, die ein geweihtes Leben führen und der Diözese Rom angehören vor allem eines: Auf die Menschen zugehen und lächeln. Er scherzte, dass das geweihte Leben kein Paradies sei, viel mehr das Fegefeuer. Doch es gehe voran.

Das Lächeln und der menschliche Kontakt

Eine dieser vier Fragenden war Fulvia. Schwester Fulvia, die als Augustinerin einem römischen Schwesterkonvent Santi Coronati al Laterano angehört, repräsentierte das Leben in Klausur in einem urbanen Raum wie Rom. Die Stadt mit all ihren Schatten- und Sonnenseiten, und das Klausurleben. Sie erzählte von der Erfüllung des kontemplativen Lebens und fragte schließlich, wie das Klausurleben das Leben der Diözese beeinflussen könnte und wie es sich an den anderen Formen des Ordenlebens bereichern könne, ohne ihren speziellen Charakter zu verlieren.

Über die äußerst lange Einführung der Schwester, scherzte der Papst, der einige Zettel in der Hand hielt. „Das ist die Einführung der Schwester, damit ich mich auch an alles erinnern kann“, ergänzte er blätternd in den Zetteln.

Die Berufung zum Ordensleben sei für Papst Franziskus nicht unbedingt ein Ausgleich, vielmehr eine Spannung, erklärte der Papst. Eine Spannung zwischen dem Sichtbaren und dem Unsichtbaren. Diese Spannung sei eine lebendige Spannung, die man in dem Ruf Gottes finden könnte. Er rufe dazu auf, dass unsichtbare Leben sichtbar zu machen. Und die Frauen in Klausur seien in dieser Spannung zwischen sichtbar und unsichtbarem: „Wie soll diese Sichtbarkeit sein? Wie soll das verborgene Leben sein? Diese Spannung trägt ihr in eurer Seele. Das ist eure Berufung. Ihr seid Frauen in dieser Spannungsphase….in diesem Verhalten den Herr zu suchen, sich in dem Herrn zu verstecken und der Berufung einen Sinn zu geben. Die Mauern sind nicht ausreichend für diese Zeichen.“

Dennoch soll das Klausurleben nicht ein vollkommener Bruch sein zu Außenwelt, so der Papst. Auch die Nachrichten, nicht der Medienklatsch und Tratsch, aber die Nachrichten über Krieg, Frieden und das Leid in dieser Welt sollte auch die Menschen hinter den Klausurmauern erreichen. Die Klausur, das Ordensleben sei kein Versteck. Es sei wichtig, den Menschen zu zuhören, auf die Menschen zu zugehen. „Das Lächeln der Schwestern, öffnet das Herz. Das Lächeln der Schwestern nährt besser als das Brot. …Vergesst nicht, eine Schwester, die nicht lächeln kann, der fehlt etwas“. Papst Franziskus empfiehl schließlich den menschlichen Kontakt nie abbrechen zu lassen und auch den Dialog mit den Priestern zu suchen und für diese auch zu beten.

Die konkrete und mütterliche Liebe

Eine weitere Nonne richtete sich an Papst Franziskus mit der Frage nach der Ehe und der Jungfräulichkeit. Beides sei ein Ruf der Liebe Gottes, beides verlange Vertrauen. Wie könne man beide Wege erhellen? Ist die Liebe der Ehe mit einer Liebe in das gottgeweihte Leben zu vergleichen?

Papst Franziskus betonte in seiner Antwort, die Weiblichkeit der Kirche. Es sei „die Kirche“, die Gemahlin von Jesus. Die Nonnen seien auch die Ikonen der Kirche und der Muttergottes. Diese Liebe zum gottgeweihten Leben sei vielmehr eine mütterliche und „konkrete Liebe“. Er empfiehl den Nonnen aus dem Matthäusevangelium Kapitel 25 zu lesen.

Die Reform des Dokuments „Mutuae Relationes“

Die dritte Frage stellte ein Scalabrini-Missionar, der sich für Migranten engagiert und seit 24 Jahren ein Fest der Völker veranstaltet und auch eine Mensa für Migranten. Er stellte die Frage, wie all die unterschiedlichen kirchlichen Institutionen, Bewegungen, Kongregationen und Einrichtungen miteinander arbeiten können ohne dabei miteinander zu konkurrieren.

Das Fest sei eine christliche Tradition, die wir oft vergessen. Papst Franziskus erinnerte, dass das Fest eine theologische Kategorie sei. (Dtn 26,5–10) Disziplin sei ein wichtiges Gut, doch das fest sei wichtig und auch die Eucharistie sei ein Fest. Die Probleme der Einheit mit den unterschiedlichen charismatischen Bewegungen mit dem Bischof sei oft schwierig, aber das sei auch menschlich. Um hier eine Regelung zu finden, werde derzeit das Dokument „Mutuae Relationes“ aus der Synode 1994 reformiert, betonte der Papst. Dieses Dokument definiert die Beziehungen und Strukturen von Ordensleuten und Bischöfen.

Frauen in der Kirche

Die letzte Frage stellte Priester Gaetano, der vor zwei Jahren mit Papst Franziskus am Gründonnerstag bei der Fußwaschung im Jugendgefängnis teilnahm. Er ist auch heute noch der zuständige Priester für das Jugendgefängnis. Das gottgeweihte Leben in der Kirche sei zu 80 Prozent weiblich, doch wie sei es möglich diese Präsenz zu würdigen?

Papst Franziskus ging in seiner letzten Antwort wieder auf die Mutterrolle der Frau ein. Diese mütterliche Liebe der Frau, die sie für die Kranken empfinden. Die mütterliche Liebe die wachsen helfe. Er erwähnte auch, dass mehr Frauen in Führungsposition sein sollten und erwähnte die erste Frau, die eine Direktorin an einer päpstlichen Universität sei. Doch das sei die reine Betrachtung der Funktionalität der Frau in der Kirche. Die Entdeckung der wahren Rolle, sei komplexer und tiefgehender.

„Wenn wir Männer ein Problem lösen, kommen wir zu einer Schlussfolgerung. Doch dasselbe Problem kann mit Frauen gemeinsam zu einer anderen Lösung führen. Dieselbe Richtung, doch die Lösung wird intuitiver, reicher und stärker sein.“

Papst Franziskus scherzte nach 30 Minuten Frage-Antwort Spiel: „Das Ordensleben ist das Paradies auf Erden. Nein, oder? Vielleicht das Fegefeuer, aber nicht das Paradies. Es ist nicht leicht voran zu kommen.“ (rv)

Erste Synodenberatungen über Barmherzigkeit, Respekt und Naturrecht

Bernd HagenkordDie Versammlung der Bischofssynode nimmt Fahrt auf: Ab Montagmittag sind die Synodenteilnehmer an der Reihe, ihre Beiträge vorzutragen, sie haben jeweils vier Minuten und sind gehalten, möglichst frei zu sprechen. Unser Redaktionsleiter Pater Bernd Hagenkord, der den Beratungen der Synode hinter verschlossenen Türen folgt, fasst einige Eindrücke von Montagnachmittag und Dienstagmorgen für uns zusammen.

Das grundlegende Kapitel des Willens Gottes für die Familie war das Thema des Montagnachmittages; die Themen sind nach dem Vorbereitungsdokument geordnet, für jede Generalversammlung gibt es einen neuen Schwerpunkt. Immer wieder wurde in dieser Auftakt-Session betont, dass die Familie die Zelle der Gemeinschaft sei, der Gesellschaft, und damit auch der christlichen Kirche. Ihr komme deswegen eine grundlegende Bedeutung zu. Deswegen müsse sie auch in sozialen Zusammenhängen betrachtet werden, nicht als isolierte Größe. Sie sei der privilegierte Ort, wo nicht Konsum und Nutzen, sondern allein menschliche Beziehungen, Liebe und Hingabe zählten.

Worte und Zeugnisse

Mehrere Teilnehmer sprachen davon, dass die Sprache der Kirche nicht mehr gehört werde, und wenige würden ihre Ehe und Familie so beschreiben, wie die Kirche das tue. Um verstehbar zu sein, müsse man zunächst einmal zuhören. Das Konzil habe das vorgemacht: ehrliches, aber auch kritisches Hinhören. Wenn die Kirche der Welt nicht zuhöre, dann höre auch die Welt der Kirche nicht zu. Sprache sei aber nicht alles, fügte ein weiterer Synodenvater an: Wie Paul VI. es ausgedrückt habe, der moderne Mensch höre viel eher auf ein Zeugnis denn auf Worte. Deswegen seien es auch vor allem die Familien selbst, die zeigten, was eine christliche Familie sein könnte. Daneben brauche es eine verstärkte Katechese, die weniger theologisch und mehr biblisch geprägt sei.

Einige Male genannt wurden auch die Unterschiede zwischen der modernen Kultur mit ihrem Individualismus und Säkularismus – keineswegs ein rein westliches Problem – und den Werten des Evangeliums. Auf der einen Seite gelte es hier, die eigenen Werte hoch zu halten. Man müsse aber auch in der modernen Kultur das Positive sehen, etwa die Würde von Mann und Frau, die Ablehnung von Gewalt und den Respekt vor Kommunikation.

Ein wichtiger Begriff war von Anfang an die Barmherzigkeit. Die Ehe bleibe ein unauflösliches Sakrament, aber die Barmherzigkeit liefere einen Schlüssel, wie die Gebote zu verstehen seien, sagte ein Teilnehmer. Es gehe nicht um eine Sammlung von Regeln, sondern um die Liebe Christi, die sich zeige. Das gelte es mehr herauszustellen, auch in der pastoralen Praxis.

Respekt

Ein Vorschlag lautete, nicht-sakramentalen Ehen, also stabilen Beziehungen und anderen Formen des Zusammenlebens, mit mehr Respekt zu begegnen. Wenn Treue und Liebe gelebt würden, dann sollte zunächst das Gute daran wertgeschätzt werden. Außerdem brauche es eine vermehrte Wertschätzung der Sexualität in der Ehe: Man spreche viel zu sehr über außerehelichen Geschlechtsverkehr.

Naturrecht

Der Dienstagmorgen begann dann mit dem Gebet – der Terz – und der Erzählung eines Ehepaares über ihre Erfahrungen in der Familienpastoral: Beides, Gebet und Erzählung, brachten Fokus in die Beratungen.

Das erste Thema an diesem Dienstag war die Frage nach dem Naturrecht: Es gehöre zum Glauben dazu, wenn der Glaube seine Verbindung mit der Vernunft nicht aufgeben wolle. Naturrecht, darunter versteht man ganz allgemein gesagt die Tatsache, dass aus der Schöpfung, unserer Natur, moralische Folgen entstehen. Zum Beispiel daraus, dass der Mensch als Mann und Frau geschaffen ist. Die Vernunft kann dem nachgehen, auch ohne den Glauben. Naturrecht bilde so eine Brücke zu Andersglaubenden und Nichtglaubenden. Dieses Fundament war das Thema, um das die Beiträge dieses Morgens kreisten.

Aber auch das ist nicht einfach eine theologische Größe, Familie ist auch eine historische Größe, wie ein Teilnehmer sagte. Man dürfe sie in den Beratungen nicht nur abstrakt betrachten. Ehe sei außerdem nicht nur die Eheschließung, wie das Kirchenrecht und die Liturgie es nahelegten, sondern wenn sie Zeugnis sein wolle, müsse man die gesamte Wirklichkeit sehen. Ehe sei ein Weg und kein Zustand.

Ein wichtiger und oft genannter Punkt: Die Ehe-Vorbereitung. Für das Ordensleben oder als Priester werde man lange vorbereitet, wenn die Ehe ein Sakrament sei, brauche es hier neue Ideen und pastoralen Einsatz. Und: Wenn die Lehre der Kirche vom Leben handle, dürfe Verkündigung nicht nur als Regeln wahrgenommen werden. Mehrfach also die Aufforderung, die Sprache und vielleicht sogar den Fokus des Sprechens von der Familie zu ändern.

Die meisten Wortmeldungen hielten sich an die vorbereiteten Statements, Zeichen sorgfältiger Vorbereitung. Es wurde offen gesprochen, die Schwierigkeiten für Familien kamen klar zur Sprache: Armut, Migration, Gewalt, Ausbeutung des Menschen, die individualistischen Vorstellungen vom Menschen, aber auch die Frage nach wiederverheirateten Geschiedenen und die Frage, ob Jesus mit seiner Aussage, was Gott verbunden habe, dürfe der Mensch nicht trennen, wirklich Autorität zum Ausschluss gegeben habe – das alles wurde besprochen. Die Erfahrungen verschiedener Kulturen kamen dabei zur Sprache, Familie sieht nicht überall gleich aus und ist nicht überall den gleichen Gefahren und Herausforderungen ausgesetzt.

Einige Male wurde bereits jetzt auf die Zeit nach der Synode, auf das Jahr der Vorbereitung bis zur kommenden Synode vom Oktober 2015, hingewiesen. In diesem Sinn weisen die Beratungen bereits jetzt über sich hinaus.

Aus der Synodenaula Pater Bernd Hagenkord für Radio Vatikan. (rv)