Kardinal: „Franziskus würde sofort nach Syrien reisen“

Papst Franziskus würde ohne zu zögern nach Syrien reisen, wenn es dem Frieden und der Sicherheit der Menschen dort diente. Diese Überzeugung äußerte im Gespräch mit Vatican News Kardinal Leonardo Sandri, Präfekt der vatikanischen Ostkirchenkongregation.

Gudrun Sailer und Alessandro Gisotti – Vatikanstadt

„Ich habe da keine Zweifel“, so der Kardinal, ein argentinischer Landsmann des Papstes. „Allerdings, Franziskus hat keine Angst um sich selbst, er hat Angst für alle jene, die sich zu seinem Besuch versammeln würden, die sich ihm nähern würden.“ Aus diesem Grund sei der Papst noch nicht in Syrien oder benachbarte Länder des Nahen Ostens wie etwas Irak gereist. Es sei undenkbar, dass der Papst bei einer Reise aus Sicherheitsgründen vom Volk abgetrennt sei, fuhr Sandri fort, das hätte „eine gewisse Theatralik, aber würde dem Volk keine Freude und keine Hoffnung bringen“.

Am kommenden Montag wird Papst Franziskus in Bari zusammen mit katholischen und orthodoxen Religionsführern aus Nahost um Frieden beten. „Das ist ein hochsensibler Moment“, sagte Sandri. Länder wie Irak und Syrien hätten schwer gelitten. Der Papst wolle mit seinen Gästen Seite an Seite „wie Brüder“ beten und zugleich die Welt auf das Leid im Nahen Osten aufmerksam machen sowie „alle zur Gerechtigkeit, zum Friede und zum Respekt der Menschenwürde“ mahnen. Ein besonderer Blick gelte dabei den Christen in den betreffenden Ländern: „jenen, die verfolgt werden, und jenen, die in diesen Gebieten leben und täglich Bombardierungen, Morde, Terrorismus, Rache und Trennung fürchten“.

Kardinal Sandri leitet die Ostkirchenkongregation seit zehn Jahren. Er sei dankbar und erfreut über die vielen Begegnungen, die ihm diese Arbeit ermögliche, sagte der Kardinal. „Als persönliche Erfahrung hat das bei mir zu einer Relativierung vieler Ängste und Vorstellungen beigetragen, die wir hier im Westen so haben, wo es, Gottseidank, Frieden, Sicherheit, Möglichkeiten gibt, während wir uns doch in so vielen ,Dummheiten´ verlieren. Diese Menschen haben mich die Wirklichkeit verstehen lassen, hinter der wir alle her sein müssen: der Triumph des Herrn Jesus in unserem Leben und im Leben der Welt durch Gerechtigkeit und Frieden.“ (Vatican News – gs)

Australien: Kardinal Sandri zu Besuch

Aufgrund der Einwanderung erleben die Ostkirchen in Australien einen Aufschwung. Über diese und andere Entwicklungen auf dem Fünften Kontinent macht sich derzeit der Präfekt der Ostkirchenkongregation, Kardinal Leonardo Sandri, ein Bild. Auf Einladung der fünf Bischöfe der in Australien vertretenen Ostkirchen bereist Sandri das Land noch bis zum 15. Mai. Nach Station in Sydney setzte der Kardinal an diesem Montag seine Reise in die Hauptstadt Canberra fort. Begleitet wird er vom Apostolischen Nuntius Adolfo Tito Ylliana und dem australischen maronitischen Bischof Antoine-Charbel Tarabay. (rv)

Brief: Aufruf Kollekte für Heiliges Land

Kardinal SandriWir halten hier den Brief der Ostkirchenkongregation an die Bischöfe für die Kollekte für das Heilige Land fest:

10.Februar 2016

Exzellenz,

Karfreitag ist der Tag, an dem das Böse zu siegen scheint: Christus hat unschuldig den Tod am Kreuz erlitten. Man könnte meinen, dass im Heiligen Land dieser Tag niemals zu Ende geht, hört doch die Gewalt dort nicht auf. Wer den Blick auf die ganze Welt weitet, wird ebenfalls kaum Gründe finden, auf eine friedlichere Zukunft zu hoffen.

Das Herz des Menschen ist unruhig und gepeinigt und verlangt nach Licht, Leben, Hoffnung. Der Mensch will nicht alleine gehen, er ersehnt Brüderlichkeit und möchte wieder aufbrechen können. Deswegen ist es so wichtig, dass man weiter blickt als nur auf die Wirklichkeit, die einen umgibt: auf eine Wirklichkeit, die größer und wahrhaftiger ist: Die ewige Erneuerung eines bereits geschenkten Heils.

Die Kollekte für das Heilige Land, die in den meisten deutschsprachigen Ländern am Palmsonntag gehalten wird, entflammt in uns neu eine sichere Hoffnung und erweckt in uns diesen Blick, der tiefer geht und wahrhaftiger auf das Böse schaut, das uns umgibt. Unser Blick richtet sich nach Osten, von wo das Heil kommt. Dort liegen unsere Wurzeln, da ist unser Herz: wir stehen in der Schuld jener, die von dort aufgebrochen sind, um der Welt den Glauben zu bringen. Wir sind aber auch jenen zu Dank verpflichtet, die dort geblieben sind, um den Glauben zu bezeugen und die Spuren zu hüten, die Jesus hinterlassen hat und durch die wir die Wahrheit unseres Glaubens berühren können, trotz des Leids, das sie durch die Jahrhunderte erlitten haben. Dieses Heilige Land ruft unsere Nächstenliebe auf den Plan. Schon immer und heute mit noch größerer Dringlichkeit! Weil alle, die dort leben und wirken, dringend unsere Gebete und konkrete Hilfe brauchen, um sich auch weiterhin für Gerechtigkeit und Frieden einsetzen zu können.

In diesem Heiligen Jahr sind wir mehr denn je dazu aufgerufen, den Brüdern und Schwestern im Nahen Osten unsere Barmherzigkeit und Nähe zu zeigen. Flüchtlinge, alte Menschen, Kinder, Kranke brauchen unsere Hilfe. Hier im Orient wird gemordet, wird entführt, lebt man in Sorge um die eigenen Familienangehörigen; leidet man, weil Familien auseinandergerissen werden durch Exodus und Emigration. Die Menschen erfahren Dunkelheit und die Angst der Verlassenheit, Einsamkeit und Verständnislosigkeit. Eine Zeit der Prüfungen und Herausforderungen, Zeit des Martyriums. All dies verpflichtet uns zu helfen, die Notlagen anzugehen, wiederaufzubauen und neue Wege der Gemeinschaft und Hilfe zu finden. All dies sind notwendige und dringende Werke der Barmherzigkeit, die uns täglich die Wahrheit des Psalms aufgehen lassen: „Wenn nicht der Herr das Haus baut, müht sich jeder umsonst, der daran baut.“ (Psalm 127)

Wir halten uns fest am Kreuz von Karfreitag und werden zugleich aufgerichtet vom Licht der Auferstehung. Das Heilige Land ist ein Ort des Dialogs, in dem Menschen leben, die nicht aufhören von Brücken zu träumen, und in dem christliche Gemeinden leben, die das Evangelium des Friedens verkünden. Es ist ein Land des „Ökumenismus des Blutes“ und zugleich ein Land zwischen Ausnahmezustand und Normalität.

„Gott ist nicht gleichgültig! Für Gott ist die Menschheit wichtig, Gott verlässt sie nicht!“ (Papst Franziskus) Das zeigt sich im Ausstrecken der Hand, die großzügig den eigenen Beitrag leistet. Das zeigt sich aber auch darin, ohne Furcht weiterhin ins Heilige Land zu den Orten unseres Heils zu pilgern und dort auch Schulen und Sozialzentren zu besuchen, um das Zeugnis der einheimischen Christen zu hören und ihnen unsere Solidarität zu zeigen.

Die Heilig-Land-Kollekte erinnert uns an eine „alte“ und traditionsreiche Verpflichtung, die durch die Ereignisse der letzten Jahre noch viel dringlicher geworden ist. Sie ist zugleich eine freudige Gelegenheit, unsern Schwestern und Brüdern zu helfen.

Ich versichere Ihnen die Dankbarkeit des Heiligen Vaters Franziskus wie auch der Ostkirchenkongregation, die sich mit aufmerksamer Sorge um die Brüder und Schwestern im Orient kümmert, und ich bitte Sie, diesen Dank an alle Gläubigen ihrer Teilkirche weiterzugeben. Mit brüderlichen Grüßen im Herrn

Ihr Leonardo Card. Sandri

Präfekt

+ Cyril Vasil’, S.I.

Erzbischof – Sekretär (rv)

Vatikan: Erneuter Besuch im Irak

Kardinal SandriDer Präfekt der Ostkirchenkongregation Kardinal Leonardo Sandri wird vom 1. bis zum 5. Mai in den Irak reisen. Das gab die Ostkirchenkongregation bekannt. Der Kardinal wird die Hauptstadt Bagdad, Erbil und die Region Ankawa besuchen. In Erbil und in Bagdad werden jeweils Worte des Papstes verlesen. Es ist ein Besuch, der die leidenden Menschen ermutigen und die Solidarität der Christen zeigen soll. Geplant ist außerdem ein Gottesdienst in Bagdad.

(rv)

Das Zweite Vatikanum und die Ostkirchen: Eine Bilanz

Vingt_TroisAn diesem Dienstagnachmittag beginnt die Vollversammlung der Ostkirchenkongregation im Vatikan. Bis zum 22. November treffen sich alle katholischen Patriarchen und leitenden Bischöfe der mit Rom unierten Ostkirchen sowie die Kardinäle, die Mitglieder der Ostkirchenkongregation sind – unter ihnen auch Kardinal Christoph Schönborn aus Österreich, Kardinal Reinhard Marx aus Deutschland sowie Kardinal André Vingt-Trois aus Frankreich. Die Versammlung steht unter dem Titel „Die katholischen Ostkirchen 50 Jahre nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil". Im Gespräch mit Radio Vatikan erklärt Dominikanerpater Max Cappabianca, der seit 2009 Mitarbeiter der Ostkirchenkongregation in Rom ist, welche Bedeutung das Konzil für die Ostkirchen hat:

„Im zweiten vatikanischen Konzil hat sich die Wertschätzung verändert. Es ist deutlich gemacht worden, dass die Ostkirchen wirklich Kirchen im eigentlichen Sinn sind, mit ihrer eigenen Tradition. 50 Jahre danach will man jetzt eine Art Resümee ziehen. Es sind ja auch einige Dinge passiert: Zum Beispiel ist vor 20 Jahren das Ostkirchenrecht verabschiedet worden, es sind in der Diaspora neue Bistümer geschaffen worden… Da steht jetzt eine Evaluation an und das wird in diesen Tagen geschehen."

Bei der Versammlung im Vatikan treffen sich Vertreter byzantinischer, koptischer, armenischer und maronitischer Kirchen, die in Einheit mit der katholischen Kirche stehen, also unter anderem den Papst als Oberhaupt anerkennen. Die Ökumene sei deshalb ebenfalls ein wichtiges Thema, da diese katholischen Ostkirchen quasi eine „Brücke" zu den orthodoxen Kirchen seien, so Pater Max. Er geht davon aus, dass aber auch die Schwierigkeiten und Herausforderungen, welche die Ostkirchen in den verschiedenen Teilen der Welt haben, eine Rolle spielen werden:

„Wenn wir jetzt an den Nahen Osten denken ist das natürlich die Emigration und die schwierige Lage dort. In Osteuropa gibt es jetzt 20 Jahre nach dem Fall der Mauer Veränderungen. In Indien stehen die Ostkirchen vor den Herausforderungen, dort vor Ort. Allen gemeinsam ist die Diaspora: Immer mehr dieser Gläubigen leben in Gebieten die traditionell lateinisch sind. Auch in Deutschland gibt es immer mehr orientalische Katholiken. Das sind neue Herausforderungen: Wie kann die pastoral da geleistet werden? Das sind alles Fragen, die spannende Diskussionen versprechen."

Die Patriarchen und Mitglieder der Ostkirchen-Kongregation treffen Papst Franziskus am Donnerstag. Außerdem feiern die Ostkirchen-Bischöfe den Abschlussgottesdienst des „Jahres des Glaubens" am Sonntag als Konzelebranten gemeinsam mit Franziskus. (rv)

Papstreise: Kasper zieht erste positive Bilanz

Vor Ort hat unser arabischer Kollege Jean Mouhanna den deutschen Kardinal Walter Kasper getroffen, der den Papst gemeinsam mit dem Präfekten der Ostkirchenkongregation, Leonardo Sandri, auf dieser Reise begleitet. Kasper zieht eine positive erste Bilanz:

„Wir hoffen, dass diese Pilgerfahrt ein Zeichen für die Einheit dieser Insel und noch mehr für die Einheit der Kirche ist zwischen orthodoxen, protestantischen und katholischen Christen. Und natürlich wollen wir auch das Gespräch suchen mit den Muslimen. Ich denke alle Menschen guten Willens müssen in dieser schwierigen Situation zusammenstehen und auch zusammen beten.“ (rv)