Der Heilige Stuhl wird mit aller Kraft an der Aufklärung und Verfolgung eventueller pädophiler Straftaten durch ein Mitglied seines diplomatischen Dienstes arbeiten. Das versprach Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin am Rande des internationalen Kongresses zum Kinderschutz im Internet, den er an diesem Dienstag mit einer Ansprache an der römischen Universität Gregoriana eröffnete.
„Ich kann nur sagen, dass es sich um eine sehr schmerzliche Angelegenheit und eine schwere Prüfung für alle handelt, die davon betroffen sind“, sagte die Nummer Zwei des Heiligen Stuhls gegenüber Radio Vatikan. „Wir behandeln den Fall mit der größten Ernsthaftigkeit, dem größten Einsatz und der größten Aufmerksamkeit. Alles unterliegt der Verschwiegenheit, gerade um die Ermittlungen und damit die Wahrheit und die Gerechtigkeit zu schützen, die, wie in allen Fällen, die vor Gericht verhandelt werden, auch in diesem Fall ermittelt werden müssen.“
Der betreffende Diplomat wurde aus der Nuntiatur in Washington abgezogen, nachdem amerikanische Behörden Ermittlungen wegen des Besitzes von pädopornographischem Material gegen ihn aufgenommen hatten. Mittlerweile hat auch Kanada eine Anfrage zur Ermittlungsaufnahme an die Vatikangerichtsbarkeit gestellt. Das Land wirft dem Geistlichen das Hochladen von pädopornographischem Material über ein soziales Netzwerk im Jahr 2016 vor. Einen zeitlichen Rahmen für die Gerichtsverhandlungen konnte der Kardinal nicht nennen.
In seiner Eröffnungsansprache des Kongresses betonte Parolin, die Kirche wolle die Erfahrungen teilen, die sie bei der Aufarbeitung der Fälle von sexuellem Missbrauch Minderjähriger in ihren eigenen Reihen gemacht habe, auf dass diese „einem größeren Gut nutzen“ mögen. Alle Teile der Gesellschaft, darunter auch „Firmen, die die Entwicklungen in der digitalen Welt fördern und vorantreiben“, stünden in der Verantwortung, „gefährdete Kinder vor Formen von sexuellem Missbrauch im Internet“ zu schützen.
„Ich bin sehr froh, hier zu sein“, erklärte Parolin gegenüber Radio Vatikan, „wegen der Wichtigkeit des Themas und der hochrangigen Präsenz aus verschiedenen Sektoren, aus Gesellschaft, Politik und Kirche. Es scheint mir, dass der Wert dieses Treffens darin liegt, „Best-Practice“-Beispiele zusammenzutragen, um dieses Phänomen anzugehen, das sich immer mehr ausbreitet und immer schlimmer wird.“
Themen der dreitägigen Konferenz werden unter anderem der Kampf gegen Mobbing, Erpressung und sexueller Missbrauch von Minderjährigen im Internet sein, genauso wie die Entwicklung von länderübergreifenden Strategien, um diese Phänomene weltweit einzudämmen. Am Ende der Konferenz sollen in einer Audienz die Ergebnisse Papst Franziskus präsentiert werden. (rv)