VATIKANSTADT – Die Päpstliche Kommission für Lateinamerika hat vorgeschlagen, dass Papst Franziskus eine Synode über die Rolle der Frau im Leben und in der Mission der Kirche einberuft.
Der Vorschlag ist in einer Erklärung enthalten, deren 15 Paragraphen vor einem Monat von der Päpstlichen Kommission für die lateinamerikanische Vollversammlung verabschiedet und am 11. April im L’Osservatore Romano veröffentlicht wurde.
Die Päpstliche Kommission für Lateinamerika betonte, dass die katholische Kirche „von Vorurteilen, Stereotypen und Diskriminierungen befreit“ werden müsse, und deshalb sei eine „pastorale Umkehr“ nötig, um die Vergebung der Frauen „für alle Situationen“ zu fordern, in denen christliche Gemeinschaften „Komplizen eines Angriffs auf die Würde der Frau“ waren und sind.
Das Dokument forderte auch die lokalen Diözesen auf, „mutig“ zu sein und „alle Formen von Diskriminierung und Unterdrückung, von Gewalt und Ausbeutung anzuprangern“, denen Frauen ausgesetzt worden sind.
Die Kommission warnte gleichzeitig vor einer „kulturellen und ideologischen Kolonisierung“, die von „gut organisierten Lobbys“ betrieben werde, bis hin zur „Instrumentalisierung feministischer Ansprüche“ um gegen die Wahrheit von Ehe und Familie zu argumentieren.
Die Päpstliche Kommission Lateinamerikas bat die Kirche, „die Orte und die Möglichkeiten der Zusammenarbeit der Frauen mit der pastoralen Struktur zu multiplizieren und zu erweitern“ – in Pfarreien, Diözesen, Bischofskonferenzen und in der Römischen Kurie.
Es ist – so heißt es in dem Dokument – „eine notwendige und dringende Öffnung“, die „eine Investition in die christliche, theologische und berufliche Bildung“ von Frauen – seien es Ordensschwestern oder Laien – erfordert, damit sie „auf dem gleichen Niveau mit Männern arbeiten können.“
Weiter wird eine Ausbildung gefordert, die „chauvinistischen Widerstand der Männer, häufige Abwesenheit als Väter und in der Familie, und Verantwortungslosigkeit im sexuellen Verhalten“ anzupacken.
Zudem fordern die Autoren mehr Forschung zu diesen Themen an katholischen Universitäten, da „die Ära des Feminismus eine gute Gelegenheit zur Befreiung sein könnte“, welche „die volle Achtung der Würde der Frauen und gleichzeitig eine verantwortungsvolle Vaterschaft“ für „Kindererziehung“ beanspruchen könnte, an der Seite der Mutter. “
Die Erklärung besagt weiter, dass die Moderne „einen Wandel der Mentalität und einen Transformationsprozess“ erfordere, der dem ähnlich sei, was Papst Franziskus mit den beiden Synoden über die Familie, die bekanntlich zu dem Dokument Amoris Laetitia führten, „konkretisiert“ habe, und welche nun auf der kommenden Bischofssynode über Jugend, Glauben und Berufsbildung, die nächsten Oktober stattfinden wird, fortzusetzen sei.
Die Vollversammlung der Päpstlichen Kommission für Lateinamerika fand vom 6. bis 9. März statt. Das von Papst Franziskus gewählte Thema lautete „Die Frau: eine Säule der Erbauung der Kirche und der Gesellschaft in Lateinamerika“.
Ausnahmsweise gehörten der Vollversammlung einige Frauen an, was insofern ungewöhnlich ist, weil alle Mitglieder und Konsultoren der Kommission Kardinäle und Bischöfe sind. Themen der Diskussion während der Versammlung waren die Förderung der Frau in Lateinamerika, die Anwesenheit der Jungfrau Maria und die Rolle der Frauen bei der Evangelisierung der lateinamerikanischen Menschen, und auch die Frau als „Säule der Familie“ – sowie die Rolle der Frauen in Katechese, Gesellschaft, Politik.
Es wird erwartet, dass „die Rolle der Frau“ 2019 auf einer Sondersynode für die Panamazonische Region und auf der Synode über junge Erwachsene und Berufungen im Oktober 2018 diskutiert wird. Es ist möglich, dass die nächsten ordentlichen Bischofssynoden, die für 2021 geplant sind, auch einer Diskussion über Frauen gewidmet sein könnten.
Papst Franziskus hat oft über die Bedeutung der Rolle der Frau in der Gesellschaft gesprochen und 2016 eine Kommission eingesetzt, um die Möglichkeit zu untersuchen, Frauen als Diakone zu weihen.
Erzbischof Luis Ladaria, Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre, wurde zum Präsidenten einer aus 12 Mitgliedern – 6 Männern und 6 Frauen – bestehenden Kommission ernannt. Die Mitglieder sind: Msgr. Piero Coda; Sr. Nuria Calduch-Benages; Francesca Cocchini; Fr. Robert Dodaro; Fr. Santiago Madrigal Terrazas; Sr. Mary Malone; Fr. Karl-Heinz Menke; Fr. Amailble Musoni; Fr. Bernard Pottier; Marianne Schlosser; Michelina Tenace; Phyllis Zagano.
Quellen zufolge entwirft die Kommission derzeit ihren Abschlussbericht, der voraussichtlich in diesem Jahr dem Papst vorgelegt wird.
Die Frage eines Diakonats der Frau wurde in der jüngsten Vergangenheit diskutiert: Ein Bericht der Internationalen Theologischen Kommission von 2002 mit dem Titel „Von der Diakonie Christi zur Diakonie der Apostel“ widmete der Rolle der weiblicher Diakone in der frühen Kirche ein ganzes Kapitel.
Im Hinblick auf die Weihe von Frauen zum Diakonat wurde in den Dokumenten betont, dass „Diakonissen“ der Tradition der alten Kirche keineswegs als geweihte Diakone angesehen wurden, oder heute werden können. Darüber hinaus unterstrich das Dokument, dass sowohl die kirchliche Tradition als auch das Lehramt den diakonischen Dienst als ein Element heiliger Weihen betrachten.
Auf Grundlage dieser beiden Punkte schlug das Dokument des Jahres 2002 vor, dass Frauen nicht zum Diakonat ordiniert werden können.
Obwohl er sich dieser erst vor einigen Jahren geleisteten Arbeit bewusst war, wollte Papst Franziskus offenbar eine neue Kommission einrichten, um mögliche Zweifel auszuräumen. (CNA Deutsch)