Wache und tatkräftige Kinderschützer an Schaltstellen in der Gesellschaft, und zwar weltweit: Großes Ziel eines neuen interdisziplinären Studienkurses an der päpstlichen Uni Gregoriana ist es, eine Pädagogik des Kinderschutzes zu fördern, die in kulturell unterschiedlichen Kontexten positiv zum Tragen kommen kann.
Anne Preckel – Vatikanstadt.
„Wir tun alles, damit das nicht wieder passiert – alles in unserer Macht Stehende soll geschehen, damit Menschen nicht wieder verwundet werden.“ Entschiedenheit ist laut dem Leiter des Päpstlichen Kinderschutzzentrums (CCP) eine der Kompetenzen, die ein neuer Studiengang mit dem Namen „Safeguarding“ zum Schutz von Minderjährigen an der päpstlichen Universität Gregoriana vermitteln soll.
Der zweijährige, vom Päpstlichen Kinderschutzzentrum koordinierte Masterkurs wird ab Oktober weltweit erstmals als interdisziplinäres Vollzeit-Universitätsstudium angeboten und richtet sich an Studenten aus aller Welt. Am Ende der englischsprachigen Ausbildung steht der akademische Grad eines Lizenziats.
Neben profunder Wissensvermittlung über Missbrauch setzt die Ausbildung auf einen „kreativen und proaktiven Ansatz“, um Schutzkonzepte zu entwickeln und dazu zu befähigen, das Phänomen in unterschiedlichen Kontexten zu bekämpfen. Das Gelernte müsse „vom Kopf ins Herz“, sagte Pater Zollner an diesem Freitag in der Gregoriana in Rom. Gesetze, „sowohl im Staat als auch in der Kirche“, gebe es bereits, so der Geistliche: „Aber offensichtlich reicht das nicht, um Missbrauch zu verhindern“. Vielmehr brauche es eine „Pädagogik“ des Kinderschutzes und Akteure „an Schlüsselstellen“ mit Haltung und Entschiedenheit, um solche Verbrechen effektiv zu bekämpfen. Wesentlich sie hier die Bereitschaft zum lebenslangen Lernen: „Die Teilnehmer sollen sich dessen bewusst sein, was sie wissen und was sie nicht wissen, sie müssen also lernen, auch weiterhin zu lernen.“
Man ziele mit der Ausbildung auf „ein Modell, das auch adaptiert werden kann für verschiedene Kulturen“, erläutert Zollner den interdiziplinären Ausbildungsansatz.. Die Absolventen sollten dazu befähigt werden, das erworbene Wissen in die Kulturen ihrer Heimatländer einzubringen, theoretisch und praktisch.
Leicht ist das freilich nicht. Denn viele der angehenden Kinderschützer kämen aus Staaten zum Beispiel in Afrika oder Asien, in denen Missbrauchsprävention immer noch ein Fremdwort sei, führt der Jesuit im Interview mit Vatican News weiter aus: „Wir wollen die Leute tatsächlich in einem Bereich qualifizieren, in dem sie in ihren Ländern wahrscheinlich die Pioniere sind. In Ländern wie Tansania, Ghana, Nigeria, Taiwan etc. gibt es spezifisch zum Bereich Missbrauchsprävention praktisch nichts, auf dem Graswurzel-Level kommt da wenig an.“
Die bisherigen Fortbildungskurse des Kinderschutzzentrums zum Thema Missbrauchsprävention wurden überwiegend von Priestern und Ordensleuten besucht. Laut Zollner ist „die große Stärke“ der kirchlichen Präventionsarbeit, „dass sie in die letzten Fasern der Gesellschaft hineinwirken kann. Weil sie nämlich Kontakt hat mit Eltern, Familien, Kindern, Kindergärten, Kinderheimen, in der Familienpastoral, den Pfarreien und den Schulen wirkt und da eine unglaubliche Multiplikatoren-Funktion haben könnte. Darauf bauen wir, denn die Leute, die wir hier haben, sind von ihren Bischofskonferenzen oder Ordensgemeinschaften ausgewählt, um diese Arbeit zu machen.“
Und sie werden diese Arbeit nach ihrem Abschluss als „lizenzierte Kinderschützer“ auch weiterführen: dies sei ein Auswahlkriterium für die Bewerber der Ausbildung, unterstreicht der Leiter des Kinderschutzzentrums. Man setze darauf, dass sich das erworbene Wissen im Anschluss in praktische Präventionsarbeit übersetze. Dieser Ansatz zeige auch schon erste Früchte, erzählt er mit Blick auf die ersten Durchläufe der „Safeguarding“- Diplomkurse an der Gregoriana in Rom; an diesem Freitag erhielten die 18 Graduierten des vergangenen Kurses ihre Diplome.
„Wir sehen ja, es ist ja schon der dritte Kurs, den wir hier zu Ende gebracht haben, dass in manchen Ländern, wo man diese Art von Arbeit vorher noch gar nicht hatte, das Thema Missbrauch plötzlich in der Öffentlichkeit steht, auch mit Hilfe unserer Absolventinnen und Absolventen! Und das ist das, worauf wir vertrauen müssen, denn wir alleine wären viel zu klein, um das zu machen. Die Präventionsarbeit braucht einen Multiplikatoren-Effekt, einen Schneeball-Effekt. Auf Kirchendeutsch heißt das: Subsidiaritätsprinzip; wir wollen Leute ausbilden, damit sie das auch weitergeben, was sie empfangen haben hier, und zum Teil jedenfalls funktioniert das jetzt schon.“ (vatican news)