Der Papst hat „überraschend“ an einem Gottesdienst beim Altar für Pius X. im Petersdom teilgenommen. Am Freitagmorgen sei er um 7 Uhr in den Bänken vor dem Altar gewesen, um an der Messe teilzunehmen und habe sich wie die alle anderen bei der Kommunion in die Schlange der Gläubigen eingereiht. Für Franziskus ist sein Vorgänger Pius X., der heiliggesprochen ist, ein Vorbild, weil der Heilige der Patron der Katecheten ist. Als Erzbischof von Buenos Aires hat er am Gedenktag des Heiligen Pius X. jeweils den Gottesdienst mit „seinen“ Katecheten des Bistums gefeiert. Der Feiertag ist jeweils am 21. August gemäß dem Kirchenkalender. (rv)
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Vatikan: 100 Jahre Antimodernismus-Eid
Vor genau 100 Jahren, am 1. September 1910, veröffentlichte Papst Pius X. den so genannten Antimodernisten-Eid. Alle angehenden Priester mussten von da an in einem feierlichen Akt vor ihrer Weihe die geltende kirchliche Lehre bejahen und moderne Formen der Theologie ablehnen. Der deutsche Kirchenhistoriker Johannes Grohe von der Päpstlichen Universität Santa Croce erklärt, was „Modernismus" eigentlich bedeutet:
„Es hat viel zu tun mit dem Eindringen der historisch-kritischen Methoden in die Bibelwissenschaft. Hier spielt eine Vorreiterrolle der liberale Protestantismus. Das wird dann auch in der Katholischen Kirche rezipiert. Man spielt Offenbarung gegen geschichtliche Wirklichkeit aus, das gilt auch für die Kirche nur als Glaubensinstitution, nicht aber als historisch wirklich von Christus gegründete Gemeinschaft. Im Großen und Ganzen dreht es sich immer um diese Frage: Wie ist eigentlich unser Glaube grundgelegt."
Der Antimodernisten-Eid wurde von einigen geschätzt, von anderen als notwendiges Übel anerkannt. Viele aber, zumal im deutschen Sprachraum, sahen darin die Wissenschaftlichkeit theologischer Forschung grundsätzlich in Frage gestellt. So wurde für Deutschland ein Kompromiss ausgehandelt: Professoren mussten den Eid nicht ablegen, es sei denn, sie waren gleichzeitig Seelsorger.
Heute ist die historisch-kritische Bibelexegese längst an allen katholischen Fakultäten unverzichtbar. Der Antimodernisten-Eid hielt sich bis 1967, als Papst Paul VI. ihn nach den Entscheidungen des II. Vatikanischen Konzils abschuf. Knapp 30 Jahre später, im Jahr 1989, führte Papst Johannes Paul II. einen neuen Treueid für alle jene ein, die in der Kirche leiten oder lehren. Dem Entstehen von Irrlehren kann man zwar damit nicht vorbeugen, so der Kirchenhistoriker Grohe, man kann aber gleichsam die „Geschäftsbedingungen" klar machen.
„Natürlich wird es nie ein menschliches Mittel geben, mit dem man Häresien einfach vermeiden kann. Es gehört zum Weg der Kirche durch die Zeit, dass sie den Glauben, den sie von Jesus Christus empfangen und durch die Apostel vermittelt bekommen hat, immer wird verteidigen müssen. Wir werden nie eine Zeit erleben, in der der glaube der Kirche unangefochten ist. Maßnahmen greifen dann immer bis zu einem bestimmten Punkt, können aber nie die Heiligkeit und Festigkeit der Lehre garantieren. Sie allein garantieren nicht, dass Kopf und Herz der einzelnen immer bei Gott und der Lehre der Kirche sind. Aber sie können gewissermaßen das Vorfeld klären." (rv)
Generalaudienz: Papst gedenkt Pius X.
Ein ‚konservativer Reformer’ unter seinen Vorgängern auf dem Papstthron stand an diesem Mittwoch im Zentrum der Papstaudienz: der heilige Pius X. Das Pontifikat des ersten im 20. Jahrhundert gewählten Papstes habe die Kirche tief geprägt, so Benedikt XVI. Pius habe seinen Antrieb in Reformbemühungen gehabt, zunächst in der römischen Kurie, dann aber auch in der Priesterausbildung und in akademischen Institutionen wie dem von ihm gegründeten päpstlichen Bibelinstitut, dem Biblicum, hier in Rom. Sein Motto: „instaurare omnia in Christo", „alles in Christus erneuern." Sein Augenmerk lag auf der Glaubensbildung der Christen durch einen Katechismus, „einfach, klar und präzise" verfasst, so Benedikt XVI.
„Beträchtliche Aufmerksamkeit hat er der Reform der Liturgie gewidmet, um ein echtes Gebets- und Glaubensleben zu ermöglichen und eine vollere Teilnahme an den Sakramenten. In seinem ersten Motu Proprio als Papst bestätigt er 1903, dass der echte christliche Geist seine erste und unverzichtbare Quelle in der aktiven Teilnahme – der participatio actuosa – an den heiligen Sakramenten und dem öffentlichen Gebet in den Feiern der Kirche hat."
Um den Glauben der Menschen zu schützen, habe sich Pius entschieden einigen theologischen Tendenzen entgegengestellt. Er habe den sogenannten Modernismus verurteilt und eine wissenschaftliche Methode befördert, die die Offenbarung in Übereinstimmung mit der Tradition der Kirche betrachtet. (rv)