Benin: Die Arbeit fängt jetzt an

Der Papstbesuch in Benin liegt schon gut eine Woche zurück, doch die eigentliche Arbeit beginnt jetzt: Einige Tage nach Benedikts Reise in das westafrikanische Land hat das Symposium der Bischofskonferenzen von Afrika und Madagaskar (SCEAM/SECAM) in Zusammenarbeit mit der Kirche in Benin einen Aktionsplan erstellt, mit dem die zentralen Punkte des postsynodalen Schreibens umgesetzt werden sollen.

Die apostolische Exhortation „Africae munus" soll in die afrikanischen Sprachen übersetzt und über die verschiedenen Bischofskonferenzen auf dem ganzen Kontinent verteilt werden. Die Botschaft der Gerechtigkeit, des Friedens und der Versöhnung soll so ihren Weg in den noch so entlegendsten Winkel Afrikas finden. Weiter wollen die afrikanischen Bischofskonferenzen insgesamt besser zusammenarbeiten, es brauche mehr Synergie, so das Stichwort. Drittens sollen die Medien, Jugendliche, Frauen, Sozialarbeiter, Ausbildungsstätten und Theologen in Zukunft eine aktivere Rolle dabei spielen, die Gedanken des postsynodalen Schreibens zu verbreiten. Dass es dem Papst mit „Africae munus" auch um eine „Dynamisierung" der Mission ging, bestätigt im Interview mit Radio Vatikan Erzbischof Nikola Eterović, vatikanischer Generalsekretär der Bischofssynode:

„Der Papst gibt der Kirche in Afrika mit diesem Dokument konkrete Hinweise für die pastorale Aktivität in den nächsten Jahrzehnten und unterstreicht die Priorität der ,missio ad gentes’, es geht um die Verkündigung des Evangeliums gegenüber Menschen, die Jesus Christus noch nicht kennen. Benedikt XVI. lädt auch die Bischöfe und alle Kirchenvertreter dazu ein, die aktuelle Evangelisierung zu dynamisieren, vor allem im Licht der Versöhnung, der Gerechtigkeit und des Friedens."

Eine wesentliche Rolle bei der Mission in Afrika spielen die Laien, so der Erzbischof:

„Die Laien, die im Evangelium und in der Soziallehre der Kirche gut ausgebildet sind, sind dazu eingeladen, in allen Bereichen – ihren Familien, ihren Arbeitsumfeldern, im Bereich der Kultur, der Wirtschaft und auch der Politik – Salz der Erde zu werden. Ein Feld der Laien, das das Dokument hervorhebt, ist das der Glaubensbezeugung: sie sollen keine Angst haben, öffentlich ihr Christsein zu bezeugen. Denn eine der wichtigen Botschaften des postsynodalen Schreibens ist, wie die der Synode selbst, die Gewissheit, dass Jesus Christus Afrika von allen alten Ängsten befreit – etwa von den ,bösen Geistern' und den Praktiken des Aberglaubens." (rv)

Pater Lombardi: „Botschaft der Hoffnung ist angekommen“

Von Abtreibung über Aids bis zur Zusammenarbeit der Religionen bietet die Apostolische Exhortation „Africae Munus", die Benedikt XVI. am Wochenende in Benin unterzeichnete und überreichte, Afrika konkrete Antworten an. Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden bilden dabei den Grundtonus, der in die Zukunft weist. Vatikansprecher Pater Federico Lombardi resümiert die Reise am Mikrofon von Radio Vatikan:

„Jetzt geht es darum, diesen Weg zu gehen und in die Praxis zu übersetzen. Ich denke, dass sich dieses Dokument dazu anbietet, denn es enthält verschiedene sehr konkrete Vorschläge für die Pastoral der Kirche in verschiedensten Bereichen, darunter auch Initiativen, die schon bald beginnen können: Ein Jahr der Versöhnung oder auch einzelne Tage oder Wochen der Versöhnung, die lokal von den Bischofskonferenzen organisiert werden können. Dieser Weg ist also lebendig. Und er darf jetzt absolut nicht unterbrochen werden, als wäre schon das Ziel erreicht. Im Gegenteil: das ist ein Ausgangspunkt!"

Mit dem Aufruf für eine bessere Zukunft Afrikas habe sich der Papst konkret an die Politiker und Entscheidungsträger dort gewandt, unterstreicht Pater Lombardi. Doch auch für den Westen hatte Benedikt XVI. eine wichtige Botschaft mit im Gepäck:

„Wir sind es in den anderen Teilen der Welt zu sehr gewohnt, nur die negativen Dinge zu sehen. Die gibt es in Afrika zwar, Konflikte, Leiden, Krankheiten usw., aber sie verschließen eine positive Sicht. Man muss das Leid mit den Ressourcen überwinden, die es gibt, die man unterstützen und freisetzen muss: gute Regierungsführung, Ausbildung, Entwicklungshilfe und die Verkündigung christlicher Hoffnung. Ich glaube, dass die Afrikaner ohne viel Worte diese Botschaft der Hoffnung verstanden haben. Das hat ihre Freude beim Empfang des Papstes gezeigt."
Pater Lombardi hob weiter hervor, dass der Papst in Benin nicht die Solidarität des Westens mit Afrika eingefordert habe. Stattdessen habe er an die Eigenverantwortlichkeit der Afrikaner appelliert und sie aufgerufen, ihr Potential zu nutzen. Rund 80.000 Menschen hatten nach Vatikanangaben an der Messe im Stadion von Cotonou mit Papst Benedikt XVI. am Sonntag teilgenommen. Im Stadion waren 40.000 Menschen, weitere 40.000 hätten die Feier außerhalb über Großbildschirme verfolgt, gab Pater Lombardi an. Die Messe war der Höhepunkt der dreitägigen Afrika-Reise des Papstes. Bei der Veranstaltung wurde die Apostolische Exhortation „Africae Munus" übergeben, die Papst Benedikts abschließende Überlegungen zur Afrika-Synode von 2009 zum Thema Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden zusammenfasst.

Weiter positive Reaktionen von afrikanischer Seite

Positive Reaktionen zur Afrikareise des Papstes kommen derweil weiter von afrikanischer Seite. DerPapst habe keine Scheu gehabt, auch schwierie Themen anzusprechen und starke Botschaften zu lancieren, lobte zum Beispiel der Generalsekretär der Bischofskonferenz von Benin, Bischof Eugène Houndékon, in einem Interview. (rv)

Kathedrale in Cotonou: Papst würdigt Beitrag der Kirche zur Demokratisierung des Landes

 1. Tag

Am Freitagnachmittag besuchte Papst Benedikt XVI. in Cotounou die alte Kathedrale „Notre-Dame-de-Miséricorde". Die prächtige rot-gelb-gestreifte Kirche bildet das Herzstück der Erzdiözese, die von Kardinal Bernardin Gantin von 1960 bis 1971 geleitet wurde. Auf den Gräbern der Nachfolger von Gantin in der Kathedrale, der letzten Ruhestätte der Erzbischöfe von Cotounou Isidore de Sousa (1990-1999) und Christophe Adimou (1971-1990), hielt der Papst einen Moment inne. In seiner Ansprache erinnerte Benedikt XVI. an den Beitrag dieser beiden katholischen Persönlichkeiten für die Evangelisierung und Demokratisierung des Landes:

„Die beiden waren tapfere Arbeiter im Weinberg des Herrn, und im Herzen der Katholiken und zahlreichen Einwohner von Benin bleibt die Erinnerung an sie immer noch wach. Jeder dieser beiden Geistlichen war auf seine eigene Weise Hirte voll Eifer und Barmherzigkeit. Sie haben sich voll und ganz dem Dienst am Evangelium und am Volk Gottes hingegeben und sich vor allem um die verletzlichsten Menschen gekümmert. Ihr alle wisst, dass Bischof de Sousa ein Freund der Wahrheit war und eine maßgebliche Rolle im demokratischen Übergang Eures Landes gespielt hat."

Der frühere Erzbischof von Cotonou, Isidore de Sousa, leitete nach den Unruhen der Jahre 1989 und 1990 die Nationalkonferenz, auf der Richtlinien für einen demokratischen Neubeginn des Landes festgelegt wurden. Zu den Errungenschaften der folgenden Jahre gehören unter anderem die Zulassung politischer Parteien, die Durchsetzung der Meinungs- und Versammlungsfreiheit und die Einführung der Marktwirtschaft. Dass sich die marxistisch-leninistische „Volksrepublik Benin" der 70er Jahre bis 1991 zur Demokratie wandeln konnte, ist auch De Sousa zu verdanken.

Papst Benedikt XVI. ging in der Kathedrale von Cotonou weiter auf die Offenbarung der göttlichen Barmherzigkeit ein: Im Akt der Vergebung und in der Anleitung auf dem Weg der Wahrheit zeige sich die Liebe Gottes gegenüber den Menschen; dieses Erbarmen zeige sich besonders in der Figur der Jungfrau und Gottesmutter Maria:

„Unter dem Schutz ihrer Barmherzigkeit heilen die verletzten Herzen, die Übel des Bösen werden vereitelt und die Feinde versöhnt. Maria ist nicht nur ein Modell der Perfektion, sondern auch eine Hilfe, um die Einheit mit Gott und mit unseren Brüdern und Schwestern."

Abschließend lud der Papst alle seine Zuhörer dazu ein, die Gottesmutter um Gerechtigkeit, Versöhnung und Frieden für den afrikanischen Kontinent zu bitten. Besonders die junge afrikanische Bevölkerung schloss Benedikt XVI. in sein Gebet ein: Kinder und Jugendliche, die angesichts von Krankheiten, Hunger, Krieg und politischer Instabilität auf eine bessere Zukunft hoffen.

Ehrenrunde durch die Stadt
Zahlreiche Gläubige jubelten dem Papst zu, als dieser auf dem Papamobil am Sitz der Beniner Bischofskonferenz vorbeifuhr und noch eine große Runde durch Cotonou fuhr, um möglichst viele Gläubige zu begrüßen. Nach Ankunft bei der Kathedrale wurde Benedikt XVI. im schlichten, hellen Innenraum der Kirche vom Rektor der Kathedrale sowie den Bischöfen des Landes empfangen; hunderte von Gläubigen stimmten in Gesänge ein.

Nach dem Besuch in der Kathedrale begibt sich der Papst in die Apostolische Nuntiatur von Cotonou, wo er zu Abend essen und auch übernachten wird. (rv)

„Der Papst kommt nicht, um Lektionen zu erteilen“

In zwei Wochen wird Benedikt XVI. nach Benin reisen – warum gerade nach Benin? Päpste besuchen – das ist ein Teil der Antwort – immer nur politisch stabile Staaten; nicht jede Destination in Afrika ist also möglich. Das kleine Benin hingegen erfüllt die Kriterien der päpstlichen Reiseplaner. Zwar ist es schon das dritte Mal, dass ein Papst nach Benin kommt, aber dieses Mal ist mit den anderen nicht zu vergleichen aufgrund seiner Tragweite. Das denkt der Priester und Intellektuelle André Quenum, Leiter der katholischen Wochenzeitung „La Croix du Benin" und Pressesprecher des Papstbesuches. Er sagte uns in einem Interview:

„Der Papst kommt nach Benin, aber nicht nur für Benin, sondern für ganz Afrika. Er unterzeichnet und überreicht eine wichtige Botschaft, die Postsynodale Exhortation der Afrika-Synode. Die Leute von Benin sollen verstehen, dass das hier ein großer Besuch ist, dass der Papst mit einer Botschaft kommt, die sich an ganz Afrika richtet, damit Afrika sich erhebt und den Weg der Versöhnung einschlägt, der Gerechtigkeit und des Friedens."

André Quenum ist fest davon überzeugt, dass es keine rein innerkatholische Botschaft ist, die Benedikt im Gepäck hat.

„Christen und Nichtchristen sollen die Themen verstehen, die der Papst hier entwickeln wird. Und sie sollen verstehen, dass die Kirche hier auf einem Weg der Hoffnung ist. Afrika hat alles, was es braucht: Es hat Brot, es hat Wasser. Aber es kann sie nicht nutzen, weil es Konflikte und Ungleichheiten gibt. Von Versöhnung sprechen und von Gerechtigkeit sprechen, das ist, worauf Afrika setzen muss, damit der Frieden Wirklichkeit wird. Die Kirche kommt nicht, um hier Lektionen zu erteilen, sondern sie stellt sich in den Dienst dieser Sache."

Was drinsteht in der Botschaft des Papstes an den afrikanischen Kontinent, ist naturgemäß noch nicht bekannt. Doch die Neugier ist groß. Entsprechend panafrikanisch sind die Anfragen, die auf einer ganz handgreiflichen logistischen Ebene die Vorbereiter der Papstreise erreichen. Das Stadion in Cotonou hat eine begrenzte Kapazität, 55.000 Menschen finden dort Platz – viel weniger, als kommen wollen. André Quenum sagt:

„Für die drei Tage des Papstbesuchs versuchen wir ein System zu finden, das der Mehrheit der Pilger das Gefühl gibt, dabei zu sein. Nicht alle werden direkt an den Orten sein können, wo der Papst ist: aus Sicherheitsgründen und auch, weil die Orte so klein sind."

Hintergrund
Der Papst unternimmt vom 18. bis 20. November seine Pastoralreise in den westafrikanischen Staat Benin. Bei seinem zweiten Afrikabesuch wird er das Schlussdokument der Afrikasynode vom Oktober 2009 veröffentlichen. Zudem feiert er mit den Gläubigen den Beginn der katholischen Mission in dem westafrikanischen Land vor 150 Jahren. Benedikt XVI. folgt mit der Reise einer Einladung von Staatspräsident Yayi Boni und seiner Regierung sowie der Bischofskonferenz von Benin. Die Afrikasynode hatte vom 4. bis 25. Oktober 2009 im Vatikan unter dem Motto „Die Kirche in Afrika im Dienst für Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden" getagt. Das Schlussdokument soll Grundlage für die Pastoral der Kirche in den kommenden Jahren sein. (rv)