Ein Gespräch mit dem langjährigen Ökumene-Verantwortlichen des Vatikans, Kardinal Walter Kasper, hat in Großbritannien Wellen geschlagen. Der deutsche Kurienkardinal hatte dem „Focus" kurz vor Beginn der Papstreise auf die Britischen Inseln gesagt, dass die Reise nicht nur eine europäische, sondern eine universelle Dimension habe. Dabei sorgte Kaspers Begriff „Dritte Welt" für Unmut. Er bezog sich allerdings, wie der Vatikan am Mittwoch klarstellte, auf die große internationale Bedeutung Londons mit seiner kosmopolitischen Einwohnerschaft. Der Kardinal, der wegen Krankheit nicht an der Papstreise nach Großbritannien teilnimmt, ging auch auf den zum Teil etwas kämpferischen Atheismus dort ein. Der Vatikan spricht in seiner Erklärung von „einigen bekannten Autoren, die besonders aggressiv auftreten und wissenschaftliche oder kulturelle Argumente vorbringen, die aber in Wirklichkeit nicht von so großem Wert sind". Das bedeute natürlich nicht, „dass Kardinal Kasper nicht … die großen Werte der britischen Kultur kennt". (rv)
Schlagwort: Papstbesuch in Großbritannien
Großbritannien: Weshalb trifft der Papst die Queen in Schottland?
Seit Monaten bereits sorgt die Papstreise auf die britische Insel für Diskussionen. Zuerst waren es einige Anwälte, die den Papst bei der Ankunft wegen dem Missbrauchskandal verhaften wollten, dann kritisierten einige Medien die Kosten der Reise. Nun fragen sich einige Beobachter, weshalb der Papst die Queen in Schottland und nicht in England treffen wird. Dazu hat der schottische Kardinal Keith O’Brien eine klare Antwort:
„Aus praktischen Gründen, denn Queen Elizabeth befindet sich in jenen Tagen in Schottland, wo sie ihren Urlaub verbringt. Das wäre wie wenn der Papst die Königin statt im Vatikan in Castelgandolfo empfangen würde. Und dann möchte ich auch betonen, dass der Papst nicht einzig England besuchen wird, es handelt sich vielmehr um eine Pastoralreise für ganz Großbritannien. Dazu zählt Schottland genauso wie England und Wales.“
Kopfzerbrechen bereitet dem Kardinal die derzeitige Berichterstattung auf der Insel. O’Brien warf am Wochenende der BBC vor, sie hätte in der Vergangenheit einen ständigen antichristlichen Kurs gefahren. Als Beleg verwies der Erzbischof von Edinburgh und Vorsitzende der Schottischen Bischofskonferenz auf eine detaillierte Untersuchung der BBC-Berichterstattung zu christlichen Themen im Allgemeinen und zur katholischen Kirche im Besonderen.
„Besorgt bin ich über eine TV-Dokumentation zum Thema sexueller Missbrauch durch Priester, die BBC2 am 15. September, dem Vorabend der Ankunft des Papstes, ausstrahlen will. Doch wir in Schottland möchten uns einzig auf diese Reise konzentrieren. Wir sind überglücklich, dass Papst Benedikt XVI. uns besuchen wird. Die Bürger von Edinburgh sind sehr stolz, dass bei ihnen auch der politische Teil der Reise stattfindet.“
Autor des BBC-Beitrags ist Mark Dowd, ein früherer Dominikanerpater, der homosexuell ist und dem Papst einen falschen Kurs im Umgang mit Homosexualität vorwirft. (rv)
Lombardi: Ein reichhaltiges, intensives, strukturiertes Programm der Papstreise
Am Mittwoch stellte der Vatikan das offizielle Programm der Papstreise nach Großbritannien vor, wir haben darüber berichtet. In einem Interview mit Radio Vatikan erläutert Papstsprecher Federico Lombardi die einzelnen Momente dieses Besuchs. Wir haben ihn gefragt, was die Höhepunkte sein werden:
„Das Programm ist sehr reichhaltig, intensiv, strukturiert. Natürlich erwarten wir mit großen Emotionen den ersten Tag, an dem der Papst seine Majestät, die Queen, trifft. Dann möchte ich auch die Rede des Papstes in der Westminster Hall erwähnen. Das Treffen mit Vertretern der Gesellschaft, der Kultur. Und dann gibt es die zwei Momente des großen Zusammentreffens mit den Menschen – bei der Vigilfeier im Hyde-Park in London, und bei der Seligsprechung in Birmingham von Kardinal Newman."
Wird die Begegnung mit der anglikanischen Kirche ein großes Thema sein?
„Es gibt die ökumenische Dimension. Zum Beispiel das Treffen mit dem Oberhaupt der Anglikaner, dem Erzbischof von Canterbury. Auch der ökumenische Gottesdienst hat selbstverständlich eine große Bedeutung. Wir wissen auch, dass es ein sehr sensibler Moment sein wird für die Anglikanische Kirche, für ihre internen Debatten. Und es ist auch ein entscheidender Moment für den Dialog mit der Katholischen Kirche, weil man sich in internen Gesprächen auch auf diese Beziehung konzentrieren wird."
Der Papst hat die Bedeutung von John Henry Newman oft hervorgehoben, auch für sich persönlich.
„Man kann sehr wohl eine Beziehung zwischen sehen, weil auch der Papst eine Person ist, bei dem wir eine tiefe Synthese zwischen Glaube und Vernunft findet und daneben auch einen großen pastoralen Sinn. Newman war eine ganzheitliche Person, mit einem faszinierenden Zusammenspiel von Intellekt, Kultur und pastoralem Gefühl."
Was sagen Sie dazu, dass in England Tickets für die öffentlichen Stationen des Papstes „verkauft" werden sollen?
„Ich habe davon gehört, dass man Tickets für die Teilnahme an den Gottesdiensten verkaufen möchte und man versucht, auch den Vatikan als Organisator dafür verantwortlich zu machen. Aber das ist natürlich ein Fehler. Wir müssen uns erinnern, dass der Papst einer Einladung folgt. Er ist vom Staat eingeladen, von der Königin und der Regierung. Und er ist von der örtlichen Kirche eingeladen. Also sind die Kosten rund um den Besuch natürlich auch eine Sache der Einladenden."
Wie sind die erfragten Gelder denn dann zu verstehen?
„Die kirchlichen Verantwortlichen mussten zum Beispiel die Gläubigen in Gruppen organisieren, die sich zusammentun für eine gemeinsame Fahrt zu den Orten, die der Papst besucht. Dafür brauchten diese Gläubigen einen Pass. Und dieser wird dann zusammen für eine Art „Teilnehmer-Kit" abgeliefert. Genau dafür hat man eine Spende pro Gruppe erbeten."
Was erhofft sich die Kirche von der Reise?
„Diejenigen, die uns dort erwarten, erhoffen sich von diesem Besuch wirklich, dass sie das Angebot der Kirche verstehen, das Angebot der katholischen Kirche für eine Gesellschaft, die sehr entwickelt ist, sehr verweltlicht, wie die Gesellschaft Grossbritanniens. Wir freuen uns, dass diese Reise eine Manifestation der Schönheit des Glaubens wird, des Positiven eines päpstlichen Dienstes an der Gesellschaft." (rv)
Großbritannien: BBC-Streiks während Papstreise befürchtet
Während der Reise von Papst Benedikt XVI. nach Großbritannien im September könnte es laut Medienberichten zu Streiks beim britischen Rundfunksender BBC kommen. Weil das Unternehmen Veränderungen bei den Unternehmensrenten plane, hätten fünf Gewerkschaften zur Arbeitsniederlegung aufgerufen. Als frühestes Datum für einen Beginn der Arbeitsniederlegung sei der 9. September im Gespräch, hieß es. Allerdings wäre dies nicht der einzige befürchtete Streik: Eine Arbeitsniederlegung seitens Mitarbeiter der Agentur „Glasgow Life“, die jene Sporthallen und Museen betreut, die auch zur Papstmesse am 16. September genutzt werden sollen, war laut schottischen Medienberichten vor rund einer Woche ebenfalls bereits im Raum gestanden. (rv)
GB: Ex-EU-Kommissar Patten zur Papstvisite
In rund eineinhalb Monaten geht’s los – dann reist der Papst nach Schottland und England. Auch wenn im Vorfeld der Reise Kritik laut wurde, setzt Großbritannien große Hoffnungen in die Visite. Der Organisator der britischen Regierung für den Papstbesuch, Lord Chris Patten, sagte im Gespräch mit Radio Vatikan:
„Ich denke, es gibt uns die Möglichkeit, Folgendes zu zeigen: Die Regierung eines großen nichtkatholischen Landes ist in vielen Themen mit der römisch-katholischen Kirche einer Meinung. Ich denke hier vor allem an globale Gerechtigkeit, Klimawandel oder Nachhaltigkeit im Umweltbereich. Das ist weit wichtiger als die Kritik, die Einzelne äußern…"
Britische Medien hatten zuletzt die Kosten der Reise kritisiert, für die Steuergelder herangezogen werden. Für weiteren Unmut sorgten angesetzte Eintrittsgebühren der katholischen Kirchen bei manchen Papstmessen und die eingeschränkte Platzkapazität bei den liturgischen Feiern mit Benedikt XVI. Die Kosten für den viertägigen Besuch seien genau so hoch wie die Kosten eines Sitzungstages der großen Industriestaaten der Welt, der so genannten G 20. Das gibt Lord Chris Patten dann doch zu. Aber: Der Wille zur Einheit mit der katholischen Kirche muss auch sichtbare Formen finden. Und schließlich handelt es sich ja um den ersten offiziellen Staatsbesuch eines Papstes auf der Insel; Johannes Paul II. war 1982 lediglich im Rahmen eines Pastoralbesuchs nach Großbritannien gekommen.
Programm
In seinem auf vier Tage angesetzten Aufenthalt – vom 16. bis 19. September – wird Benedikt XVI. Edinburg, Glasgow, London und Birmingham besuchen. Es kommt zu Begegnungen mit Königin Elizabeth II. , dem anglikanischen Primas und Erzbischof von Canterbury, Rowan Williams, und der Papst wird auch die Seligsprechung von Kardinal John Henry Newman vornehmen. Die finalen Planungen der Papstreise nach Großbritannien laufen auf Hochtouren. (rv)
Papst Benedikt XVI. bereitet sich schon auf seine Reise nach Großbritannien vor
Im Vatikan empfing er an diesem Freitag mehrere Bischöfe von den Britischen Inseln, um mit ihnen Einzelheiten seiner Visite im September zu besprechen. Der Papst wird u. a. den berühmten Konvertiten und Denker John Henry Newman seligsprechen. Dass die Visite nicht ganz einfach wird, lässt sich heute schon absehen: Organisierte Atheisten sind gegen den Papstbesuch, und auch der radikale Protestantenführer aus Nordirland, Ian Paisley, äußerte an diesem Donnerstag, es sei ein Fehler gewesen, den Papst einzuladen. Auch eine weitere Papstreise warf an diesem Freitag ihre Schatten voraus: die zum Weltjugendtag von Madrid im August 2011. Benedikt empfing im Vatikan das Vorbereitungs-Komitee des Großereignisses. (rv)
England: Priesterlöcher und Spione – Mission während der Reformation
Vom 16. bis 19. September wird Papst Benedikt XVI. seine erste Reise nach Großbritannien antreten. Dass eine englische Königin den Papst aus Rom empfängt, wäre Ende des 16. Jahrhundert unvorstellbar gewesen. Besonders unter Königin Elisabeth I. (1533-1603) lebte die feindliche Gesinnung gegenüber der katholischen Kirche auf. Das englische Seminar in Rom hat eine Ausstellung über die vermutlich schwerste Zeit für britische Katholiken auf die Beine gestellt. Mit allen Sinnen sollen Besucher erleben, was Pilgerwesen und Mission damals bedeuteten.
„Wenn Sie ein Auge schließen, dann erscheint es von diesem Punkt aus zweidimensional": Der Leiter des englischen Seminares in Rom, Andrew Headon, steht vor dem Kern der Ausstellung „Non angli sed angeli" (Zu Deutsch: Keine Angelsachsen sondern Engel), dem Märtyrerbild. Als Trompe l´oeil können die Besucher das Bild zweidimensional erleben. Es zeigt den verwundeten Christus und zu seinen Füßen die beiden englischen Märtyrer: Den Heiligen Thomas von Canterbury und den Heiligen Edmund. Sie laden dazu ein, durch das Nordtor Roms, der Porta Flaminia, nach England zu ziehen und in den Himmel, wie Headon ergänzt. Seit der Reformationszeit ruft das Bild britische Seminaristen dazu auf, als Missionar gen Nord auszuziehen, hinaus aus dem sicheren Rom gen Norden.
„Wann immer die Seminaristen hörten, dass einer ihre Brüder einen Märtyrertod gestorben war, versammelten sie sich vor diesem Bild. Das gilt auch schon für die ersten Seminaristen. Sie kamen dann vor dem Bild zusammen, sangen das Te Deum und lobten Gott."
Zwischen 1581 bis 1679 starben 42 englische Seminaristen als Märtyrer. Begonnen hatte der Wandel des einst katholischen Britanniens mit der Exkommunikation von Heinrich VIII. Er hatte sich ohne päpstliche Erlaubnis wiederverheiratet. Über die Exkommunikation durch Papst Clemens VII. erbost, setzte er sich zum Oberhaupt der Church of England ein.
„Ich glaube, 400 Jahre nach der Reformation lässt sich nur schwer beurteilen, wie damals die Situation war, vor allem die politische Situation. Für die normale Bevölkerung galt damals, wer nicht zur anglikanischen Messe ging, musste eine Steuer bezahlen, wurde bestraft. Es lässt sich leicht sagen, sie hätten gegenüber dem Papst loyal bleiben sollen. Es gab damals einen so großen Druck auf das Volk."
Der Ausstellungstitel „non angli sed angeli" spielt auf eine Äußerung von Papst Gregor I. (ca. 540 – 604) an. Er soll beim Anblick britischer Sklaven gesagt haben, das sind keine Angelsachsen, sondern Engel. Später schickte er Missionare zu den britischen Inseln. Die Ausstellung beschreibt die beschwerliche Route, die Via Francigenia, die viele britische Pilger von Canterbury nach Rom nahmen. Headon erzählt von den damaligen Strapazen der Pilgerreise. Als Fremde waren die Pilger unterwegs, oftmals ohne Kenntnisse der Sprache vor Ort, wilde Tiere und Räuber lauerten am Wegesrand, es gab immer wieder regionale Kriege, von denen der Pilger aber nur ungefähre Informationen besaß. Auf die Rückkehrer, die als Missionare von Rom aus in die andere Richtung loszogen, lauerten zudem vielerorts Spione. Die Königin hatte sie scharenweise ausgesetzt. Schafften es die Missionare dennoch in Britannien anzukommen, war es für sie nicht leicht zwischen Feind und Freund zu unterscheiden. Sie mussten sich auf die in Rom genannten Kontaktdaten und Ansprechpartner verlassen. Messen wurden im Geheimen gefeiert. Falls sich ein Geistlicher schnell verstecken musste, gab es für den Ernstfall so genannte Priesterlöcher.
„Die Priesterlöcher waren verdeckt von hölzernen Vertäfelungen oder sie befanden sich in Kaminen. So dass jemand, der vor dem Haus stand, diese verborgenen Räume nicht sehen konnte. Wenn der Priester sich plötzlich verstecken musste, konnte er das innerhalb des Hauses tun und das manchmal auch für viele Tage."
Das englische Seminar in Rom ist die älteste britische Einrichtung im Ausland, erklärt der Leiter des Priesterseminars. Headon hat die Ausstellung mitorganisiert. Die Wurzeln des Seminars reichen zurück bis in Jahr 1362. Damals befand sich in dem Gebäude eine britische Pilgerherberge. Forscher seien in den alten Haushalts- und Gästebüchern der Herberge auf interessante Notizen gestoßen. So könnte zum Beispiel der britische Schriftsteller William Shakespeare Gast der Pilgerunterkunft gewesen sein:
„Es gibt eine Theorie, dass William Shakespeare hierher als Gast gekommen sein könnte. Zu Zeiten als das Seminar noch eine Pilgerstätte war. Es gibt unbekannte Jahre in Shakespeares Leben, wo wir nicht genau wissen, was er damals gemacht hat. Eine Möglichkeit ist, dass er damals in Italien war. Schließlich spielen einige seiner Stücke in Verona oder Venedig. Wenn er damals auch nach Rom gekommen ist, dann wäre die britische Herberge doch mit Sicherheit eine Anlaufstelle gewesen."
Die entsprechenden Einträge, die auf Shakespeares möglichen Aufenthalt in Rom hindeuten, sind in einem der kleinen Ausstellungsräume zu sehen. Die ganze Schau führt durch Kellergewölbe, die unterhalb des weitläufigen englischen Seminars in einer der römischen Altstadtgassen liegen. Gregorianische Klänge füllen die Räume. Auf dem Fußboden ist die Pilgerroute, die Via Francigenia, wie ein alter Kartendruck abgebildet. Dazu gibt es Videofilme, ein kleines begehbares Priesterversteck. Herzraum der Ausstellung ist die Krypta unterhalb der Seminarkirche. In der Mitte des hellverklinkerten Gewölbes steht eine Dreifaltigkeitsstatue. Dahinter ist auf einer Leinwand ein Mann projiziert, der in klassischer Pilgerkleidung im dunklen Kapuzenumhang und mit einem Stock durch einen Wald wandert. Hier lädt die Ausstellung zur Meditation ein, betont Seminarleiter Headon.
„Ich wollte eine lebendige Schau und die Geschichte des Instituts erzählen, aber ich wollte den Besuchern auch einen Eindruck von dem Pilgerwesen und der Mission geben. Die Ausstellung ist nicht nur interaktiv, weil es ein begehbares Priesterloch gibt, nein, die Ausstellung ist zum Beispiel mit der Meditation in derKrypta wie eine Pilgerreise angelegt, der Weg von Rom und wieder zurück."
Die Ausstellung „Non angli sed angeli – a pilgrimage and a mission" ist noch bis Ende Juli in Rom zu sehen. (rv)