Reise mit Besonderheiten

Papstreise Hl. Land 2014Nur drei Tage wird die Visite von Papst Franziskus im Heiligen Land dauern – sogar nur zwei Tage und vierzehn Stunden nach offizieller vatikanischer Zählung. Trotzdem nimmt sich Franziskus dabei Zeit für gleich vier Begegnungen mit dem orthodoxen Patriarchen Bartholomaios. Überhaupt weist das Reiseprogramm, das an vielen Punkten die deutliche Handschrift des Papstes selbst trägt, einige Besonderheiten auf.

Klassisch ist der Auftakt in Amman am Samstag: Hier folgt Franziskus den Vorlagen der drei anderen Päpste, die bereits Jordanien besucht haben. Eine Messe im Al-Hussein-Stadion hat auch schon Benedikt XVI. gefeiert. Wie schon 2009 bei Benedikt kommt es auch bei Franziskus nicht zu einem Extra-Besuch in einem jordanischen Flüchtlingslager; dabei liegt in der jordanischen Wüste eines der schlimmsten Lager von Flüchtlingen des syrischen Bürgerkrieges, die es gibt. Immerhin will der Papst einige hundert Flüchtlinge an der Taufstelle Jesu am Jordan treffen. Sehr auffallend ist auch, dass Franziskus in Amman keine Moschee besucht: Johannes Paul II. hatte im syrischen Damaskus die Ommayaden-Moschee betreten, Benedikt XVI. in der Al-Hussein-Bin-Talal-Moschee von Amman eine Grundsatzrede gehalten.

Besonders auffallend im Papst-Programm ist, dass Franziskus erst in die Palästinensergebiete, konkret nach Betlehem, reist – und dann erst nach Israel. Außerdem wird Palästina in den Programmtexten ausdrücklich zum Staat aufgewertet, ein Novum gegenüber den bisherigen Papstreisen. Der Vorrang Betlehems führt dazu, dass Franziskus zur Einreise nach Israel eigens noch einmal nach Tel Aviv fliegt und dafür einen Umweg von insgesamt 125 km per Hubschrauber in Kauf nimmt. Einfacher wäre es gewesen, der Papst würde von Betlehem durch die Sperrmauer ins benachbarte Jerusalem weiterfahren – hier knirscht es im Protokoll-Gebälk.

„Israelische Bedingungen machen Papstreise nach Nazareth unmöglich“

Gegenüber bisherigen Papstreisen gibt es für Franziskus in Jerusalem zwei Neuerungen: einen ökumenischen Gottesdienst in der Grabeskirche und – Balsam für Zionistenherzen – einen Besuch am Grab von Theodor Herzl. Auffallend ist, was fehlt: keine öffentliche Messfeier in Jerusalem, vor allem. Zu Benedikts Messe zwischen Ölberg und Felsendom waren 2009 wegen der horrenden Sicherheitsmaßnahmen längst nicht so viele Christen gekommen wie vorgesehen, daraus hat der Vatikan offenbar seine Schlüsse gezogen. Und kein interreligiöses Treffen, wie es sowohl Johannes Paul II. 2000 als auch Benedikt XVI. 2009 durchgeführt hatten. Beide Male hatte ein und derselbe Islamvertreter die Begegnung mit Hasstiraden gegen Israel zu sprengen versucht – ein drittes Mal will sich das der Heilige Stuhl ersparen.

Dass Franziskus nicht nach Galiläa reist, schmerzt viele Christen. „Es hieß doch ‚Jesus von Nazareth’ und nicht ‚Jesus von Jerusalem’“, sagt sogar ein früherer Sprecher des Lateinischen Patriarchats. Der Lateinische Patriarchalvikar für Nazareth Giacinto-Boulos Marcuzzo macht dafür Israel verantwortlich: „Der Staat Israel hat diesmal mehrere Bedingungen gestellt und neue diplomatische und protokollarische Aspekte eingeführt, darunter den Besuch am Herzl-Grab“, so Marcuzzo im Gespräch mit ‚Oasis’. „Diese Bedingungen haben viel Zeit vom Papst-Programm beansprucht, das macht einen Papstbesuch in Nazareth unmöglich und schränkt auch den pastoralen Aspekt der Reise zugunsten des protokollarischen Aspekts ein.“ (rv)

Parolin: Das erwarte ich von der Papstreise

Kardinal ParolinAm Samstag fliegt Papst Franziskus ins Heilige Land: Dort besucht er Jordanien, Palästina und Israel. Zwar handelt es sich nicht um eine politische Tour, sondern um eine Pilgerreise, wie er am Mittwoch noch einmal betonte – doch unvermeidlich wird der Papst sich ins Gewebe nahöstlicher Probleme und Komplikationen verstricken. Israelis ärgern sich, dass er zunächst nach Palästina reist und die Westbank als entfernt staatliches Gebilde anerkennt; Palästinenser sind verstimmt, dass Franziskus als erster Papst auch das Grab des Ur-Zionisten Theodor Herzl besuchen will. Der vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin hofft, dass die Visite aus Rom vor allem in ökumenischer Hinsicht Früchte trägt, schließlich ist ihr Haupt-Anlass ja das Treffen mit dem Ökumenischen Patriarchen der Orthodoxie, Bartholomaios. „Und wir hoffen auf eine Frucht des Friedens. Wir wissen ja, dass der Papst in eine besonders leidgeprüfte Region reist. Ich hoffe, dass die Reise den Verantwortlichen und allen Menschen guten Willens wirklich helfen wird, mutige Entscheidungen auf dem Weg des Friedens zu treffen.“ Dass die auf US-Initiative betriebenen Friedensgespräche zwischen Israelis und Palästinensern vor kurzem wieder einmal abgestürzt sind, hat den Vatikan verärgert. Er hofft auf ein baldiges Wiedererstehen des Gespräche-Phönix aus der Asche. Worum geht es?, fragte das Vatikanfernsehen CTV Kardinal Parolin. „Auf der einen Seite ist da das Recht Israels, zu existieren und in Frieden und Sicherheit innerhalb von international anerkannten Grenzen zu leben. Das Recht des palästinensischen Volkes auf eine souveräne, unabhängige Heimat, die Reisefreiheit, das Recht auf ein Leben in Würde. Und dann die Anerkennung des heiligen und universellen Charakters der Stadt Jerusalem, ihres kulturellen und religiösen Erbes, die Anerkennung als Pilgerziel von Gläubigen der drei monotheistischen Religionen. Das sind die Punkte, auf denen der Papst besonders bestehen wird. Das ist – in Anführungszeichen – die ‚Politik‘ des Heiligen Stuhls, was den israelisch-palästinensischen Konflikt betrifft.“ Aber wie gesagt: Die Reise dient vor allem der Ökumene. Erstmals in der Geschichte halten die Führer der katholischen und der orthodoxen Kirchen einen gemeinsamen Gottesdienst in der Grabes- und Auferstehungskirche von Jerusalem – eine Erinnerung an das historische Treffen von Papst Paul VI. und Patriarch Athenagoras I. in Jerusalem vor genau fünfzig Jahren. „Die Ökumene ist eine der Errungenschaften des Zweiten Vatikanischen Konzils, und das Treffen zwischen Paul und Athenagoras hat ihr entscheidenden Schwung verliehen. Manchmal zählen Gesten eben mehr als Worte. Ich wünsche mir, dass das Treffen zwischen Papst Franziskus und Patriarch Bartholomaios diese Flamme wieder hochzüngeln lässt. Diesen Enthusiasmus für den ökumenischen Weg, der alle Projekte – an denen es ja nicht fehlt! – stärker beleben sollte. Die Leidenschaft für die Einheit, die das letzte Gebet Jesu vor seinem Leiden und Sterben war.“ (rv)

Das Papstprogramm für die Reise ins Heilige Land

IsraelDie Vorbereitungen der Papstreise ins Heilige Land – nach Jordanien, Palästina und Israel – gehen wie geplant voran. Das sagte Vatikansprecher Federico Lombardi an diesem Donnerstag gegenüber Journalisten auf Nachfrage. Der Vatikan stellte das Programm der Reise vor. Lombardi wies auf den Streik hin, der die Arbeit des Außenministeriums behindere, man hoffe von Seiten des Vatikans aber auf eine baldige Wiederaufnahme der Kontakte zur Präzisierung der Vorbereitungen.

Das Programm:

Am Samstag, dem 24. Mai, wird der Papst von Rom aus nach Jordanien aufbrechen. Auf dem Programm stehen neben den offiziellen Besuchen eine Messfeier im Stadion der Hauptstadt Amman und danach ein Besuch des Taufortes Jesu am Jordan. Dort wird Franziskus abends Jugendliche mit Behinderung und Flüchtlinge aus Syrien treffen.

Am Sonntag begibt sich der Papst zunächst nach Bethlehem, wo er nach der offiziellen Begrüßung um 11 Uhr Ortszeit eine Messe auf dem Vorplatz der Geburtskirche feiern wird. Privat wird er auch die Geburtsgrotte selbst besuchen. Im Flüchtlingslager Dheisheh wird er nachmittags Kinder treffen und sich dann auf den Weg nach Jerusalem machen.

Am Abend wird Papst Franziskus dort zunächst privat mit dem Ökumenischen Patriarchen der griechisch- orthodoxen Kirche, Bartholomaios I., zusammentreffen, danach wird es in der Grabeskirche ein ökumenisches Treffen geben, das an die Begegnung Papst Pauls VI. mit dem Patriarchen Athenagoras vor genau fünfzig Jahren erinnern wird.

Am Montag wird der Papst den Großmufti Jerusalems treffen und dann zur Klagemauer gehen, er wird ebenfalls die beiden Großrabbiner Israels in einer Synagoge treffen. Am späten Vormittag wird Franziskus die Gedenkstätte an die Shoah, Yad Vashem, besuchen. Die Reise abschließen werden Begegnungen noch einmal mit dem Ökumenischen Patriarchen auf dem Ölberg und dann mit Priestern und Ordensleuten. Eine Messfeier im Abendmahlssaal mit den Bischöfen des Heiligen Landes bildet dann den Schlusspunkt, bevor der Papst noch am Montag nach Rom zurück kehrt.
(rv)