Am Dienstag wird Papst Franziskus die Toskana besuchen, zunächst die Industriestadt Prato – dort leben Tausende von chinesischen Familien. Sie arbeiten vor allem in der – seit einiger Zeit schwächelnden – Textilindustrie. Gemessen am Vergleich zur einheimischen Bevölkerung leben in keiner Stadt Europas so viele Chinesen wie in Prato. Danach fährt Franziskus weiter nach Florenz, wo er den berühmten Dom besucht und mit Armen zu Mittag essen wird. Radio Vatikan sprach mit dem Erzbischof der Stadt, Kardinal Giuseppe Betori, über die Erwartungen an den Papst-Besuch.
Franziskus nimmt in Florenz auch wieder die Armen und Ausgeschlossenen der Gesellschaft in den Blick. Er wird in der Basilika „Santissima Annunziata“ Kranke treffen. Zu Mittag isst er mit Armen in der Kantine der Diözesan-Caritas. Der Altar für die Heilige Messe im Gemeinde-Stadion "Artemio Franchi" ist zudem ein Werk von Florentiner Häftlingen. Die Vorfreude ist bei allen groß, weiß der Erzbischof der Stadt, Giuseppe Betori:
„Die Menschen sehen ihn wie einen Vater: alle würden gerne mit ihm sprechen, ihn treffen. Die Menschen sehen ihn wie einen Vater, der ihnen nahe steht, der sich der Schwierigkeiten der heutigen Zeit annimmt, der sie versteht. Die Menschen sehen, dass dieser Papst die Leiden und Probleme der einfachen Leute, der Gläubigen erkannt hat.“
Im Zentrum des Besuchs von Papst Franziskus steht die 5. Nationale Studientagung der italienischen Kirche, die von Montag bis Freitag in Florenz stattfindet. Das Treffen steht unter dem Motto: „In Jesus ein neuer Humanismus“. Die Teilnehmer beraten über die Herausforderungen der heutigen Zeit, in denen die Grundwerte der persönlichen Existenz und der Familie verlorenzugehen scheinen. Es gelte, wie Papst Franziskus es fordert, die Zeichen der Zeit zu erkennen und die Sprache der Liebe zu sprechen, die Jesus den Menschen beigebracht hat. Nur eine Kirche, die nah bei den Menschen und ihrem alltäglichen Leben ist, bereitet den Boden für die Verkündung des Glaubens. Letztendlich geht es bei der Tagung darum, die menschliche Existenz wieder auf ein christliches Vorbild auszurichten, erklärt Erzbischof Betori.
„Das ist die Botschaft, die wir vermitteln wollen: Eine Botschaft der Hoffnung. Eine Botschaft, die konkret ist. Der Konvent will nicht einfach über den Menschen sprechen, sondern alle Erfahrung mit gutem Humanismus zusammentragen, auf dass sie sich in unserer Gesellschaft verwirklichen und einer Entmenschlichung entgegenwirken. Im Zentrum dieses Humanismus steht die Barmherzigkeit, die Aufmerksamkeit für die Armen, wie es uns die Tradition des wahren Florentiner Humanismus vorgibt.“
Florenz sei mit seiner Tradition der ideale Ausgangspunkt für eine Rückbesinnung auf die Werte des Humanismus, so der Erzbischof. Denn hier habe er schließlich einmal seinen Ausgang genommen.
„Natürlich bietet Florenz allen, die hier herkommen, zunächst einmal einen Anblick der Schönheit. Schließlich hat hier der Ausdruck der Schönheit ein sehr hohes Niveau erreicht. Ich wünsche mir, dass der Heilige Vater versteht, dass diese Schönheit nicht einfach nur das Werk eines genialen Künstlers ist, sondern die Frucht einer ganzen Gesellschaft, die über die Jahrhunderte in Harmonie aufgebaut wurde. In seiner Blütezeit fanden in Florenz die Suche nach Wahrheit, nach dem Guten und der Schönheit zu einer Einheit. Ein Beispiel: Als die Florentiner ein Haus für Waisenkinder gründeten, ließen sie nicht den erstbesten Vermesser ran, sondern ließen es vom größten Architekten ihrer Zeit errichten: Filippo Brunelleschi.“
(rv)