Papst Franziskus hat an diesem Freitag den Mitgliedern der Glaubenskongregation für ihren Einsatz auf den sensiblen Feldern des Glaubens gedankt. Derzeit tagt die Glaubenskongregation, seit vergangenem Juli unter der Leitung ihres bisherigen Sekretärs Luis Francisco Ladaria Ferrer, zu ihrer Vollversammlung im Vatikan.
Christine Seuss – Vatikanstadt.
Der Papst ging auf verschiedene Themenbereiche ein: Behandlung von Fällen, die einer gründlichen pastorale Unterscheidung bedürfen, Vertiefung bestimmter Aspekte der Heilsgeschichte sowie Richtlinien im Hinblick auf Fragen der Wirtschaftsethik und des Umgangs mit dem Lebensende. „Der Mensch heute weiß nicht mehr, wer er ist – deshalb fällt es ihm schwer, zu erkennen, wie er gut handeln kann,“ betonte Franziskus in seiner Ansprache an die Mitglieder dieses Vatikan-Dikasteriums. Er danke ihnen deshalb für ihre Arbeit und die tägliche Unterstützung der „Lehre der Bischöfe, im Schutz des rechten Glaubens und der Heiligkeit der Sakramente, bei all den verschiedenen Fragen, die heute eine wichtige pastorale Unterscheidung verlangen, wie das Studium der Fälle, die graviora delicta (also die „schwerwiegenderen Straftaten“, Anm.) betreffen oder die Fragen von Eheauflösungsverfahren in favorem fidei (Spezielles Eheauflösungsverfahren „zugunsten des Glaubens“, bei dem beispielsweise einer der beiden Ehepartner nicht getauft ist, Anm.).“
Papst schätzt Vertiefung auf christliche Heilsgeschichte
Die Aufgabe der Kongregation, auf die jenseitige Hinwendung des Menschen und die Verbindung „seiner Vernunft mit der Wahrheit und dem Guten, zu denen der Glaube an Jesus Christus hinführt,“ erscheine in diesem Sinn „entscheidend“, würdigte der Papst die Arbeit seiner Gäste. Er schätze insbesondere die Vertiefung, die im Hinblick auf einige Aspekte der christlichen Heilsgeschichte vorgenommen worden seien, um Antworten auf agnostische Tendenzen der heutigen Zeit zu geben, betonte er.
„Diese Tendenzen sind Ausdruck eines Individualismus, der sich für die Rettung auf die eigenen Kräfte verlässt. Wir hingegen glauben, dass das Heil in der Gemeinschaft mit dem auferstandenen Christus liegt, der, dank der Gabe seines Geistes, uns in eine neue Ordnung der Beziehungen zwischen dem Vater und den Menschen eingeführt hat.“
Besondere Bedeutung komme auch den Untersuchungen zu, die die ethischen Auswirkungen einer angemessenen Anthropologie im wirtschaftlich-finanziellen Bereich betreffe. „Nur eine Vision des Menschen als Person, also grundsätzlich als Wesen, das Beziehungen sucht und mit einer eigenen und breit angelegten Vernunft ausgestattet ist, kann im Einklang mit den objektiven moralischen Anforderungen handeln,“ betonte Franziskus mit Blick auf die Lehre der Kirche, die dieses Prinzip stets „klar vertreten“ habe.
Einige delikate Fragen
Ein weiterer Schwerpunkt der thematischen Beratungen während der Plenarsitzung habe auf „einigen delikaten Fragen“ im Hinblick auf die Begleitung Sterbender gelegen, lenkte Franziskus den Blick auf ein weiteres Feld, das immer stärker in den Fokus der gesellschaftlichen Diskussion rückt. Die „Prozess der Säkularisierung“ und eine Verabsolutierung von Konzepten der Selbstbestimmung und Autonomie habe in einigen Ländern zu einem Anstieg von Euthanasie-Bestrebungen als „ideologische Bestätigung“ des Willens nach „Macht des Menschen über das Leben“ geführt, beklagte der Papst. Der freiwillige Abbruch des menschlichen Lebens als Ausdruck von Zivilisation? Auch diese Betrachtungsweise werde mittlerweile vertreten, führte der Papst aus:
„Es ist klar, dass dort, wo das Leben nicht aufgrund seiner Würde, sondern wegen seiner Effizienz und seine Produktivität wertgeschätzt wird, all dies möglich wird. In diesem Bild ist es nötig, zu wiederholen, dass das menschliche Leben, von seiner Zeugung bis hin zu seinem natürlichen Ende, eine Würde besitzt, die es unantastbar macht.“
Es sei für den Menschen heutzutage schwierig geworden, den misslichen und schmerzlichen Situationen des Lebens mit einem Blick der Hoffnung gegenüberzutreten. Doch genau hier setze eine wichtige Aufgabe der Kirche an, betonte der Papst, der die Glaubenskongregation abschließend an die pastorale Dimension ihrer Arbeit erinnerte:
“ Wahre Hirten sind diejenigen, die den Menschen nicht sich selbst überlassen ”
„Wahre Hirten sind diejenigen, die den Menschen nicht sich selbst überlassen, noch ihn in den Fängen seiner Desorientierung und seiner Fehler lassen, sondern die ihn mit Wahrheit und Barmherzigkeit dahin zurückführen, sein authentisches Antlitz im Guten wieder zu finden. Wahrhaft pastoral ist also jede Handlung, die darauf zielt, den Menschen an der Hand zu nehmen, wenn dieser den Sinn seiner Würde und seiner Bestimmung verloren hat, um ihm mit Vertrauen dorthin zu führen, die liebevolle Vaterschaft Gottes wiederzuentdecken, seine gute Bestimmung und die Wege, eine menschlichere Welt zu schaffen. Das ist die große Aufgabe, die eure Kongregation und eine jede andere pastorale Einrichtung in der Kirche erwartet.“ (vatican news)