Irak: Bischof fordert mehr Schutz für Christen

Erzbischof Louis SakoNicht nur wegen IS: Die chaldäische Kirche im Irak fordert mehr Schutz für Christen. Neben den terroristischen Attacken der IS-Milizen seien Christen auch vermehrt Zielscheibe von kriminellen Banden geworden. Dazu warnt der chaldäische Patriarch Louis Sako in einem Interview mit Radio Vatikan.

„Natürlich leiden nicht nur wir Christen im Irak. Doch die Christen sind eine besonders schwache Minderheit geworden und vor allem ein klares Zielobjekt von Böswilligen, weil wir eben ungeschützt sind. Leider ist die Regierung in Bagdad damit beschäftigt, die Städte Anbar, Ramadi und Mosul zu befreien. Da die Armee also vor allem dort im Einsatz steht, sind nun ,Mafiosi´ in die anderen Gegenden gekommen, vor allem dort aber, wo Christen leben.“

Diese Kriminellen würden Christen bestehlen, um sich dann davon Waffen zu kaufen, so Sako. Allein in den vergangenen zwei Wochen seien vier Christen entführt worden und durch eine Lösegeldforderung wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Es sei traurig, wie „anarchisch“ das Land geworden sei, fügt der Patriarch an.

„Es ist ein Skandal, dass die internationale Staatengemeinschaft nicht in der Lage ist, etwas dagegen zu tun. Sie schaut nur tatenlos zu, ohne mahnende Worte zu äußern. Es braucht doch unbedingt eine seriöse Handlung, um den IS zu stoppen. Der ganze Nahe Osten braucht Ordnung. Ich denke an den Iran, Libyen, Syrien, Jemen oder den Libanon. Viele Christen flüchten nach Europa, aber sie kennen die dortigen Sprachen, Kulturen und Bräuche nicht und leben oft auch isoliert. Es ist einfach nur traurig.“ (rv)

Ökumenisches Treffen mit dem Papst im Libanon

Vertreter christlicher Konfessionen haben den Papst am Sonntagnachmittag im Libanon getroffen. Bei der ökumenischen Begegnung sprachen sie über die Lage der Ökumene und die Zusammenarbeit zwischen den christlichen Konfessionen im Nahen Osten. Unter den Teilnehmern des Treffens war auch der syrisch-katholische Patriarch Ignace Youssif III. Younan. In seinem Patriarchatssitz in Charfet fand die ökumenische Zusammenkunft statt. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagte Younan, dass es die gemeinsame Aufgabe von Ost und West sei, auf eine Achtung der Religions- und Meinungsfreiheit hinzuarbeiten. Der Westen müsse den Christen im Orient helfen, bei internationalen Organisationen eine konsequente Haltung in Sachen Menschenrechte einzufordern. „Heuchlerisch" sei der Verweis von Europäern, dass im Nahen Osten ein anderes Denken gelte. Er warnte auch davor, die Schwierigkeiten im Dialog mit dem Islam zu unterschätzen. Hinsichtlich der christlichen Ökumene sei der Orient dem Westen voraus. „Als Getaufte im Nahen Osten können wir unseren Glauben nicht bezeugen, wenn wir nicht in echter Gemeinschaft leben", sagte der Patriarch. Man dürfe nicht „jammern und wie manche sagen, die Christen müssten sich wieder vereinen: Wir sind schon geeint", so Younan. Zugleich räumte er ein, auf pastoraler Ebene gebe es noch viel zu tun.

Hintergrund
Der Anteil der Christen im Libanon ist in den vergangenen acht Jahrzehnten von 54 auf jetzt rund 40 Prozent gesunken. Stärkste Gruppe ist die mit Rom verbundene maronitische Kirche. An zweiter Stelle stehen die Griechisch-Orthodoxen. Den Rest bilden griechisch-katholische Melkiten, Armenisch-Orthodoxe und katholische Armenier, Syrisch-Orthodoxe und Syrisch-Katholische, Assyrer und Chaldäer, Protestanten, Kopten und Römisch-Katholische. (rv)