Die Ansprache des Papstes im Istituto Jorge Basadre

Vatikan News dokumentiert die Ansprache des Papstes im Istituto Jorge Basadre im Amazonasgebiet Perus in voller Länge und offizieller deutscher Übersetzung.

Liebe Brüder und Schwestern,

ich sehe, dass ihr nicht nur von allen Enden dieses peruanischen Amazonastieflands gekommen seid, sondern auch aus den Anden und anderen umliegenden Ländern. Was für ein schönes Bild der Kirche, die keine Grenzen kennt und in der alle Völker einen Platz finden können! Wie sehr brauchen wir diese Momente, wo wir einander begegnen und uns ermutigen können, über unsere jeweilige Herkunft hinaus eine Kultur der Begegnung zu schaffen, die uns in der Hoffnung erneuert.

Ich danke Bischof David für seine Begrüßung. Mein Dank geht auch an Arturo und Margarita, dass sie ihre Erfahrungen mit uns allen geteilt haben. Sie hatten uns gesagt: »Er besucht uns in diesem so vergessenen, verwundeten und an den Rand gedrängten Land … aber wir sind kein Niemandsland.« Danke für dieses Wort: Wir sind kein Niemandsland. Und es ist etwas, das nachdrücklich gesagt werden muss: Ihr seid kein Niemandsland. Dieses Land hat Namen, es hat Gesichter: Es hat euch.

Diese Region trägt diesen schönen Namen: Madre de Dios – Mutter Gottes. Ich kann nicht umhin, Maria zu erwähnen, ein junges Mädchen, das in einem abgelegenen, verlorenen Dorf lebte, das von vielen auch als „Niemandsland“ angesehen wurde. Dort empfing sie den erhabensten Gruß und den bedeutendsten Ruf, den eine Person erhalten konnte: die Mutter Gottes zu sein; es gibt Freuden, die nur die Kleinen wahrnehmen können.[1]

Ihr habt in Maria nicht nur ein anschauliches Beispiel, sondern eine Mutter. Und dort, wo es eine Mutter gibt, gibt es nicht das schreckliche Gefühl, zu niemandem zu gehören, ein Gefühl, das uns befällt, wenn die Gewissheit verblasst, zu einer Familie, zu einem Volk, zu einem Land, zu unserem Gott zu gehören. Liebe Brüder und Schwestern, das erste, was ich euch mitteilen möchte – und ich möchte es nachdrücklich tun – ist folgendes: Dies ist kein verwaistes Land, es ist das Land der Mutter! Und wenn es eine Mutter gibt, dann gibt es Kinder, dann gibt es eine Familie, dann gibt es eine Gemeinschaft. Und wo es eine Mutter, eine Familie und eine Gemeinschaft gibt, werden die Probleme zwar nicht verschwinden, aber es gibt sicher die Kraft, ihnen auf andere Weise zu begegnen.

Es ist schmerzlich festzustellen, wie so mancher diese Gewissheit auslöschen und Madre de Dios zu einem anonymen Land, ohne Kinder, zu einem unfruchtbaren Land machen will. Zu einem Ort, der einfach vermarktet und ausgebeutet werden kann. Deshalb ist es gut, dass wir in unseren Häusern, Gemeinschaften, in der Tiefe eines jeden Herzens wiederholen: Dies ist kein verwaistes Land! Es hat eine Mutter! Diese gute Nachricht wird von Generation zu Generation weitergegeben dank der Bemühungen so vieler, dieses Geschenk mit uns zu teilen, sich als Kinder Gottes zu begreifen und einander zu helfen, den anderen als Bruder oder Schwester anzuerkennen.

Ich habe mehrfach auf die Wegwerfkultur hingewiesen. Eine Kultur, die sich nicht nur damit begnügt auszuschließen – so wie wir es zu sehen gewohnt waren –, sondern dazu übergegangen ist, zum Schweigen zu bringen, zu ignorieren und abzulehnen, was nicht ihren Interessen dient; der entfremdende Konsumismus mancher kann scheinbar das erdrückende Leiden der anderen nicht ermessen. Es ist eine anonyme Kultur ohne Bindungen und ohne Gesichter, die Wegwerfkultur. Eine Kultur ohne Mutter, die nur konsumieren will. Mit der Erde wird nach dieser Logik umgegangen. Wälder, Flüsse und Bäche werden bis zu den letzten Ressourcen genutzt und dann brach und unbrauchbar zurückgelassen. Auch Menschen werden nach dieser Logik behandelt: Sie werden bis zur Erschöpfung ausgenutzt und dann als „unbrauchbar“ fallengelassen. Dies ist die Wegwerfkultur: man entledigt sich der Kinder, man entledigt sich der alten Menschen. Beim Rausgehen, als ich die Rundfahrt machte, war eine Großmutter von 97 Jahren da: Dürfen wir diese Großmutter aussondern? Nein! Denn die Großmutter besitzt die Weisheit eines Volkes. Einen Applaus für die Großmutter mit 97 Jahren!

Wenn ich über diese Dinge nachdenke, erlaubt mir, bei einem schmerzhaften Thema innezuhalten. Wir haben uns daran gewöhnt, den Begriff „Menschenhandel“ zu verwenden. Als ich in Puerto Maldonado ankam, habe ich am Flughafen eine Tafel gesehen, die auf positive Weise meine Aufmerksamkeit geweckt hat: „Vorsicht vor Menschenhandel!“ Man kommt offensichtlich zur Erkenntnis. Aber in Wirklichkeit sollten wir von Sklaverei sprechen: Sklaverei für Arbeit, sexuelle Sklaverei, Sklaverei für Profit. Es tut weh zu sehen, wie in diesem Land, das unter dem Schutz der Mutter Gottes steht, so viele Frauen derart entwertet, verachtet und endloser Gewalt ausgesetzt werden. Gewalt dürfen wir nicht als „normal“ ansehen und als etwas Natürliches erachten. Nein, Gewalt gegen Frauen darf man nicht als „normal“ ansehen, während eine Machokultur aufrechterhalten wird, die nicht die zentrale Rolle von Frauen in unseren Gemeinschaften anerkennt. Es ist uns nicht erlaubt, liebe Brüder und Schwestern, wegzuschauen und zuzulassen, dass auf der Würde so vieler Frauen, besonders der jüngeren, „herumgetrampelt“ wird.

Verschiedene Menschen sind auf der Suche nach einem Obdach, nach Land und Arbeit in das Amazonastiefland ausgewandert. Sie suchten nach einer besseren Zukunft für sich und ihre Familien. Sie haben ihr bescheidenes, armes, aber würdiges Leben aufgegeben. In der Hoffnung, dass bestimmte Arbeiten ihre prekäre Situation beenden würden, haben viele von ihnen auf das verheißungsvolle Funkeln des Goldschürfens gesetzt. Aber, vergessen wir nicht, dass Gold zu einem falschen Gott werden kann, der Menschenopfer fordert.

Die falschen Götter, die Götzen der Gier, des Geldes, der Macht verderben alles. Sie verderben die Menschen und die Institutionen und sie zerstören auch den Wald. Jesus sagte, dass es Dämonen gibt, deren Austreibung viel Gebet verlangt. Dies ist einer von ihnen. Ich ermutige euch, euch weiterhin in Bewegungen und Gemeinschaften aller Art zu organisieren, um angesichts dieser Situationen Abhilfe zu schaffen und sie zu überwinden; ich ermutige euch ebenso, euch aus dem Glauben heraus als lebendige kirchliche Gemeinschaften um die Person Jesu zu scharen. Vom aufrichtigen Gebet und der hoffnungsvollen Begegnung mit Christus werden wir die Umkehr erlangen können, die uns das wahre Leben entdecken lässt. Jesus hat uns das wahre Leben, das authentische Leben, das ewige Leben versprochen. Kein fiktives Leben, wie die schillernden falschen Versprechen, die Leben verheißen und uns schlussendlich in den Tod führen.

Liebe Schwestern und Brüder, Erlösung ist nicht generisch und nicht abstrakt. Unser Vater schaut auf konkrete Menschen mit konkreten Gesichtern und Geschichten. Alle christlichen Gemeinschaften müssen diese Sichtweise Gottes, diese Gegenwart widerspiegeln, die Bindungen schafft, die Familie und Gemeinschaft bildet. Es ist eine Möglichkeit, das Himmelreich sichtbar zu machen – Gemeinschaften, in denen sich jeder zugehörig fühlt, sich bei seinem Namen gerufen und angespornt fühlt, an der Gestaltung des Lebens für die anderen mitzuwirken.

Ich setze Hoffnung in euch… und als ich die Rundfahrt machte habe ich viele Kinder gesehen, und wo es Kinder gibt, da gibt es Hoffnung. Danke! Ich setze Hoffnung in euch, in die Herzen so vieler Menschen, die ein gesegnetes Leben wollen. Ihr seid hier, um nach einem Ausbruch an Lebensfülle auf dem Planeten zu suchen. Liebt dieses Land, betrachtet es als eures. Riecht es, hört es, staunt darüber. Verliebt euch in dieses Land namens Madre de Dios, engagiert euch und kümmert euch darum, verteidigt es. Benutzt es nicht als einfaches Einwegobjekt, sondern als echten Schatz, um es zu genießen, wachsen zu lassen und an eure Kinder weiterzugeben.

Vertrauen wir uns Maria, der Mutter Gottes und unserer Mutter an, stellen wir uns unter ihren Schutz. Und bitte vergesst nicht, für mich zu beten. Und ich lade euch alle ein, zur Mutter Gottes zu beten.

Gegrüßet seist du, Maria, …

[Segen]

Auf Wiedersehen!

[1] »Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du das vor den Weisen und Klugen verborgen und es den Unmündigen offenbart hast« (Mt 11,25). (vatican news)

Kardinal O’Malley: Worte des Papstes „eine Quelle großer Schmerzen“ für Missbrauchsopfer

BOSTON – Der Präsident der Kinderschutzkommission des Vatikans hat die jüngsten Aussagen von Papst Franziskus als schmerzhaft und befremdlich für Opfer des sexuellen Missbrauchs durch Geistliche bezeichnet.

„Es ist verständlich, dass die Äußerungen von Papst Franziskus gestern in Santiago, Chile, eine Quelle großer Schmerzen für Opfer sexuellen Missbrauchs durch Geistliche oder andere Täter waren“, sagte Kardinal Sean O’Malley, Erzbischof von Boston, in einer Erklärung vom 20. Januar.

Die Erklärung bezieht sich auf eine Aussage von Papst Franziskus gegenüber einem chilenischen Reporter am 18. Januar. Der Papst wurde nach dem von vier Missbrauchs-Opfern der Vertuschung des Missbrauchs durch einen anderen Priester beschuldigten Bischofs Juan Barros gefragt. Barros, der seine Unschuld beteuert, ist seit seiner Ernennung zum Diözesanbischof von Osorno im Jahr 2015 umstritten.

„An dem Tag, an dem sie mir Beweise gegen Bischof Barros bringen, werde ich sprechen“, sagte Papst Franziskus dem Reporter. „Es gibt keinen einzigen Beweis gegen ihn. Das ist alles Verleumdung. Ist das klar?“

„Da ich nicht persönlich in die Fälle involviert war, die das Thema des gestrigen Interviews waren, kann ich nicht darüber sprechen, warum der Heilige Vater die Worte wählte, die er zu diesem Zeitpunkt benutzte“, sagte O’Malley.

„Ich weiß jedoch, dass Papst Franziskus das ungeheuerliche Versagen der Kirche und ihres Klerus, die Kinder missbrauchten, und die verheerenden Auswirkungen, die diese Verbrechen auf die Opfer und ihre Angehörigen hatten, voll und ganz anerkennt.“

Papst Franziskus ist seit langer Zeit ein Verteidiger von Bischof Barros.

Am 6. Mai 2015, fünf Monate nach der Ernennung von Barros zur Diözese Osorno, sagte Diakon Jaime Coiro, Generalsekretär der chilenischen Bischofskonferenz, gegenüber Papst Franziskus, dass die Kirche in Osorno „für dich gebetet und gelitten hat“.

„Osorno leidet, ja“, sagte Papst Franziskus, „an Dummheit.“ Laut einem Video des Gesprächs, das von „Ahora Noticias“ veröffentlicht wurde, sagte der Papst zu Coiro, dass „die einzige Anklage gegen diesen Bischof durch das Gericht entkräftet wurde.“

„Denken Sie mit Ihrem Kopf nach und lassen Sie sich nicht von den Linken an der Nase herumführen, die diesen Fall zusammengebastelt haben“, fügte der Papst hinzu.

O’Malley wurde von Papst Franziskus zum Leiter der Päpstlichen Kommission für den Schutz von Minderjährigen ernannt, die vom Papst im Jahr 2014 gegründet wurde. Hohe Anerkennung und einen hervorragenden Ruf erarbeite sich der Kardinal für seine Führung der Erzdiözese Boston nach dem Rücktritt von Kardinal Bernard Law wegen zahlreicher Berichte über sexuellen Missbrauch durch Geistliche während Laws Leitung des Erzbistums.

„Wenn gesagt wird, ‚wenn Du Deine Aussagen nicht beweisen kannst, dann wird man Dir nicht glauben‘, dann werden damit diejenigen im Stich gelassen, die schwerste, kriminelle Verletzungen ihrer menschlichen Würde erlitten haben, und es wird ihnen ein schlechter Ruf angehängt“, schreibt O’Malley in seiner Mitteilung.

„Meine Gebete und meine Sorge werden immer den Opfern und ihren Angehörigen gelten. Wir können niemals das Leiden ungeschehen machen oder ihren Schmerz vollständig heilen“, fügte er hinzu.

„In einigen Fällen müssen wir akzeptieren, dass selbst unsere Bemühungen, Hilfe anzubieten, für die Opfer eine Qual sein kann und wir müssen still für sie beten, während wir sie gemäß unserer moralischen Verpflichtung voll und ganz unterstützen. Ich werde weiterhin für die Heilung aller arbeiten, die so geschädigt wurden und dafür sorgen, dass alles was nur möglich ist auch getan wird, um die Sicherheit der Kinder in der Gemeinschaft der Kirche zu gewährleisten, damit diese Verbrechen nie wieder vorkommen. “ (CNA Deutsch)

Der Papst ist in Peru eingetroffen

Franziskus ist in Peru: Am Donnerstagnachmittag (Ortszeit) landete das Flugzeug mit dem Papst an Bord auf dem Flughafen von Lima.

Stefan von Kempis – Santiago de Chile.

Franziskus kam aus Chile, der ersten Etappe auf seiner sechsten Lateinamerika-Reise. Im nordchilenischen Iquique hatte der Papst am Morgen eine Messe gefeiert und dabei zu mehr Aufmerksamkeit für Arme und Entrechtete aufgerufen. Außerdem traf er auch ein Opfer der Pinochet-Diktatur (1973-89).

Auf dem Flugfeld in Lima wurde der Papst von Staatspräsident Pedro Pablo Kuczynski begrüßt; Kinder überreichten Blumen. Der Präsident steht im Moment im Mittelpunkt einer heftigen innenpolitischen Kontroverse; dementsprechend bemerkte er vor dem Eintreffen des Papstes, er hoffe, dass Franziskus „uns auf den Weg des Friedens und des Dialogs zurückführt“. Reden wurden beim Eintreffen des Papstes nicht gehalten; die offizielle Begrüßung findet erst am Freitagabend statt. Stattdessen wurden die peruanische und die vatikanische Hymne intoniert, dazu auch Händels „Halleluja“.

Am Freitag will Franziskus zunächst nach Puerto Maldonado ins Amazonasgebiet reisen. Die Etappe ist von Bedeutung, weil der Papst für den Herbst 2019 eine Bischofssynode zum Thema Amazonien einberufen hat. Am Samstag besucht Franziskus Trujillo, eine Stadt, die im letzten April von schweren Überschwemmungen heimgesucht worden ist. Nach einer großen Messe in Lima reist er dann am Sonntag wieder zurück nach Rom. (vatican news)

Kardinal Cipriani: „Papst Franziskus träumt von Peru“

Der Papst träumt von Peru. Das weiß einer aus erster Hand: Kardinal Luis Cipriani Thorne, Erzbischof von Lima, traf Franziskus Anfang der Woche im Vatikan. Der Peruaner wird Franziskus am 18. Januar in Lima empfangen, nachdem der Papst zuvor einige Tage in Chile verbracht hat.

„Er hat mir gesagt, er träume schon von dieser Reise und spricht mit großer Begeisterung darüber, mit sehr viel Wärme“, berichtete der peruanische Kardinal im Anschluss an seine Papstaudienz gegenüber Radio Vatikan: „Mir scheint, ihn macht das sehr zufrieden, unser Volk zu treffen, und ich habe den Eindruck, dass der Heilige Vater Peru nah am Herzen trägt, das gibt es so ein ganz starkes Gefühl. Er hat auch große Erwartungen.“

Sowohl in Chile als auch in Peru stehen für Franziskus Begegnungen mit Indigenen auf dem Programm. So trifft er in Chile Mapuche-Indianer und in Peru im Urwald Vertreter indigener Völker. Damit lenkt der Argentinier, der 2016 im mexikanischen Chiapas eine Vergebungsbitte an Eingeborene formulierte, den Blick auf eben jenen Lebensraum, der zunehmend Plünderungen und Zerstörungen zum Opfer fällt: das Amazonas-Gebiet. Der Schutz der Schöpfung sei für diesen Papst zentral, so Kardinal Cipriani:

„Franziskus wird im Amazonas-Gebiet sicherlich von seiner Umwelt-Enzyklika Laudato si ausgehen. Warum braucht es den Respekt vor der Natur? Weil wir diese Natur brauchen. Nicht nur die Natur als Natur, sondern auch als Lebensraum. Es geht um die Menschen dort – wenn wir ihren Lebensraum zerstören, zerstören wir diese Völker.“

Die indigenen Völker und deren Lebensraum setzt der Papst zusätzlich mit einer Amazonien-Synode ins Blickfeld, die er für 2019 in den Vatikan einberufen hat. Das internationale Sondertreffen katholischer Bischöfe soll sich mit neuen Wegen der Glaubensverkündigung bei den indigenen Völkern befassen. Kardinal Cipriani ist überzeugt davon, dass der Papstbesuch in Peru im Vorjahr bereits Weichen für das mit Spannung erwartete Bischofstreffen stellen wird: „Ich glaube, Franziskus‘ Peru-Besuch wird der Auftakt dieser Amazonien-Synode sein.“

Schon jetzt gebe es in seiner Heimat große Freude über den Papstbesuch; die Vorbereitungen liefen auf Hochtouren, so der Erzbischof Lima: „Peru ist ein sehr katholisches Land, das dem Papst sehr nah ist. Überall bereiten sich die Menschen vor, alle sind enthusiastisch, was sich in den Medien, den Schulen, überall niederschlägt. Die Leute bereiten sich auch betend vor; so haben wir zum Beispiel eine Vigilfeier in 20 Gemeinden durchgeführt. Auch sind 200.000 Rosenkränze in Arbeit, die in Gefängnissen hergestellt werden. Es gibt große Bewegung im ganzen Land, enorme Hoffnungen, enorme Freude, und ich glaube, dass der Papstbesuch bei uns wirklich etwas Besonderes wird.“

Am letzten Reisetag betet der Papst in Limas Kathedrale vor den Reliquien peruanischer Heiliger und wird damit der Volksfrömmigkeit im Land huldigen. Die zahlreichen Heiligen Perus prägten das religiöse Leben stark, erinnert Kardinal Cipriani.

„Es gibt in Lima nicht nur viele Heilige, sondern ihr Leben ist sozusagen in die Identität des peruanischen Volkes eingegangen. Jeder Peruaner fühlt sich Heiligen wie Rosa von Lima oder Martin von Porres nahe – das ist eine sehr tiefgreifende spirituelle Präsenz, die uns da prägt. Die ersten Heiligen kommen ja aus Peru, und das prägt den ganzen Kontinent.“

Die heilige Rosa von Lima (1586-1617) ist die erste Heilige Lateinamerikas. Sie wird deshalb nicht nur als Patronin von Peru, sondern von ganz Lateinamerika verehrt. (rv)

Franziskus trifft Amazonasbesucher: Das offizielle Reiseprogramm für Chile und Peru

 

VATIKANSTADT – Der Vatikan hat das offizielle Programm der Papst-Reise vom 15. bis 21. Januar nach Chile und Peru veröffentlicht. Auf dem Programm stehen heilige Messen und Gebete, aber auch mehrere Begegnungen, unter anderem mit Vertretern indigener Amazonas-Völker, ein Kurzbesuch eines Frauengefängnisses und private Treffen mit jesuitischen Ordensbrüdern des Papstes.

Chile

Hinweis: Die angegebene Ortszeit ist vier Stunden hinter der mitteleuropäischen Zeit zurück.

Montag, 15. Januar 2018

Rom-Santiago

08.00 Abflug vom Flughafen Fiumicino in Rom

20.10 Ankunft und Begrüßungszeremonie am internationalen Flughafen in Santiago de Chile

21.00 Ankunft in der Apostolischen Nuntiatur

Dienstag, 16. Januar 2018

Santiago

08.20 Treffen mit Vertretern von Autoritäten, Diplomaten und Gesellschaft im Palacio de la Moneda. Vortrag des Papstes.

09.00 Höflichkeitsbesuch bei Präsidentin Bachelet

10.30 Heilige Messe im O’Higgins Park. Predigt des Papstes.

16.00 Kurzbesuch im Frauengefängnis von Santiago mit Begrüßung durch den Papst

17.15 Treffen mit Priestern, Ordensleuten, Geweihten und Seminaristen in der Kathedrale von Santiago. Vortrag des Papstes

18.15 Begegnung mit Bischöfen in der Sakristei des Doms. Begrüßung durch den Papst

19.15 Privater Besuch und Austausch mit Jesuiten im Schrein des hl. Alberto Hurtado

Mittwoch, 17. Januar 2018

Santiago-Temuco-Santiago

08.00 Abflug nach Temuco

10.30 Heilige Messe am Flughafen Maquehue. Predigt des Papstes

12.45 Mittagessen mit einer Auswahl von Bewohnern des Hauses Madre de la Santa Cruz

15.30 Rückflug nach Santiago

17.30 Treffen mit jungen Menschen im Heiligtum von Maipú. Vortrag des Papstes

19.00 Besuch der Päpstlichen Katholischen Universität von Chile. Vortrag des Papstes

Donnerstag, 18. Januar 2018

Santiago-Iquique-Lima

10.35 Ankunft am internationalen Flughafen von Iquique

11.30 Heilige Messe am Lobito Campus. Predigt des Papstes

14.00 Mittagessen mit den Papstbegleitern im Heiligtum Unserer Lieben Frau von Lourdes der Oblatenväter

16.45 Verabschiedung am Flughagen Iquique

Peru

Hinweis: Die angegebene Ortszeit ist fünf Stunden hinter der mitteleuropäischen Zeit zurück.

17:20 Ankunft am Flughafen von Lima (Peru). Begrüßungzeremonie

Freitag, 19. Januar 2018

Lima-Puerto Maldonaldo-Lima

08.30 Begegnung mit Vertretern der Zivilgesellschaft, Entscheidern und Diplomaten. Vortrag des Papstes.

09.00 Höflichkeitsbesuch beim Präsidenten im Regierungspalast

09.55 Abflug nach Puerto Maldonaldo

12.00 Begegnung mit Vertretern der Bevölkerung des Amazonas im „Coliseo Madre de Dios“. Vortrag des Papstes

13.00 Treffen mit Vertretern des Jorge Basadra Institutes. Begrüßung durch den Papst

13.15 Mittagessen mit Vertretern der Amazonas-Bevölkerung im Pastoralzentrum „Apaktone“

15.45 Besuch des „Hogar Principito“

16.50 Rückflug nach Lima

19.00 Privates Treffen mit Jesuiten in der Kirche Sankt Petrus

Samstag, 20. Januar 2018

Lima-Trujillo-Lima

07.40 Flug nach Trujillo

10.00 Heilige Messe am Strand von Huanchaco. Predigt des Papstes

12.15 Tour mit dem Papamobil durch die Nachbarschaft Buenos Aires

15.00 Kurzer Besuch der Kathedrale

15.30 Begegnung mit Priestern, Ordensleuten und Seminaristen. Vortrag des Papstes

16.45 Marianische Feier zu Ehren der Jungfrau von la Puerta. Vortrag des Papstes

18.15 Rückflug nach Lima

Sonntag, 21. Januar 2018

Lima-Rom

09.15 Stundengebet mit kontemplativen Ordensleuten im Heiligtum Unseres Herrn der Wunder.

10.30 Gebet vor den Reliquien der Peruanischen Heiligen in der Kathedrale von Lima. Gebet des Papstes.

10.50 Begegnung mit Bischöfen im Erzbischöflichen Palast. Vortrag des Papstes.

12.00 Engel des Herrn (Angelus) „Plaza de Armas“

12:30 Mittagessen mit den Papstbegleitern in der Apostolischen Nuntiatur

16.15 Heilige Messe am Flughafen Las Palmas. Predigt des Papstes.

18.30 Verabschiedung vom Flughafen & Rückflug nach Rom

Montag, 22. Januar 2018

Rom

14.15 Ankunft in Rom (CNA Deutsch)

Handyvideo: Der Papst freut sich auf Peru

Das passiert bei diesem Papst immer wieder, dass auf einmal ein Youtube-Video von ihm auftaucht, von dem die meisten im Vatikan keine Ahnung hatten. So auch diesmal: Das Erzbistum von Lima in Peru hat eine Videobotschaft von Franziskus auf seine Homepage gestellt, ein Handyvideo offenbar. Darin spricht der Papst davon, dass er sich auf seine Reise nach Peru freut. Diese ist – zumindest so viel weiß man schon im Vatikan – für den Januar 2018 geplant.

„Liebe Brüder und Schwestern in Peru, ich werde Sie bald besuchen, und ich freue mich schon darauf! Sie sind ein Volk mit großen Ressourcen – und die schönste Ressource, die ein Volk haben kann, sind die Heiligen. Sie haben so viele, große Heilige, die Lateinamerika geprägt haben.“

Wie zur Bekräftigung dieser Worte steht neben dem Papst eine kleine Statue des hl. Martin von Porres, eines peruanischen Dominikaners aus dem 16. Jahrhundert.

„Die Heiligen haben die Kirche aufgebaut: von der Zerstreuung zur Einheit. Ein Heiliger arbeitet immer auf dieser Linie, wie Jesus: das Zerstreute zur Einheit führen. Ein Christ muss diesem Weg folgen und ein Peruaner mit so vielen Heiligen im Rücken eigentlich auch: für die Einheit arbeiten. Wer für die Einheit arbeitet, sieht nach vorne. Das kann man mit Skepsis, mit Bitterkeit tun – aber ein Christ kann das nicht. Ein Christ sieht mit Hoffnung nach vorne, weil er das zu erreichen hofft, was der Herr ihm versprochen hat.“

Franziskus variiert da das Motto, das die Organisatoren für seine Reise nach Peru ausgesucht haben. Es heißt: Unidos por la esperanza, geeint für die Hoffnung. Vor seinem Eintreffen in Peru wird der Papst auch Chile besuchen – allerdings nicht Argentinien, seine Heimat, die bleibt auch diesmal außen vor.

„Bis bald! Einheit und Hoffnung – arbeiten Sie daran. Ich bete für Sie, tun Sie es auch bitte für mich…“ (rv)

Kardinal Cipriani: Papst will 2018 Peru besuchen

Er ist bekannt dafür, kein Blatt vor dem Mund zu nehmen: der peruanische Kardinal Juan Luis Cipriani Thorne, Erzbischof von Lima, war am Montag anlässlich des Ad Limina-Besuch der peruanischen Bischofskonferenz beim Papst. Drei Stunden lang dauerte der Austausch der zahlreichen peruanischen Bischöfe mit Franziskus. Es sei ein offenes Gespräch gewesen, sagt im Gespräch mit Radio Vatikan Kardinal Cipriani. Man haben über die Lage der Menschen in Peru gesprochen. Cipriani stand vergangenes Jahr wegen einer Aussage zum optischen Erscheinungsbild junger Frauen in den Schlagzeilen . Für seine Einlassung erntete er heftige Kritik. 2012 hingegen kam es zum Streit zwischen ihm und der ehemaligen katholischen Universität Perus, da Kardinal Cipriani entschieden hatte, dort die missio canonica nicht zu erneuern. Diese erlaubt es den Theologieprofessoren erst, diesen Studiengang im Auftrag und Namen der Katholischen Kirche zu lehren. De facto sprach er damit der Uni in Lima ihr „Katholischsein“ ab. Der Streit wurde durch Vermittlung des Vatikan später gelöst.

„Der Papst hat uns beim Gespräch am Montag dazu aufgerufen, hinauszugehen, um die Menschen aufzusuchen, ihnen beizustehen. Er will, dass wir als Hirten den konkreten Problemen der Menschen annehmen“, so Kardinal Cipriani über das Treffen mit dem Papst. Auch verriet er einen Wunsch des Papstes: „Er hat uns gesagt, dass er 2018 unbedingt Peru besuchen wolle. Aber es ist noch kein konkretes Datum festgelegt worden. Das ist aber eine Nachricht, die uns mit Freude erfüllt.“ (rv)

Gerhard Ludwig Müller: Ein Kardinal mit Erfahrungen vom „Ende der Welt“

Kardinal MüllerDie Erfahrungen Lateinamerikas werden die Kirche der Zukunft prägen. Davon ist Bischof Norbert Strotmann überzeugt. Der Herz-Jesu Missionar ist in Peru Bischof von Chosica und war zur Kardinalserhebung und zur Buchvorstellung Gerhard Ludwig Müllers in Rom. Er kennt den Kardinal seit Jahren von dessen Wirken in Peru. Müller war seit Ende der 80er Jahre in den Armenvierteln von Lima seelsorgerisch tätig, außerdem wirkte er durch Vorlesungen bei der Priesterausbildung mit. Dort lernte er 1988 auch den „Vater der Befreiungstheologie“ Gustavo Gutierrez kennen und schätzen.

Müller bringe viel Erfahrung aus Peru mit in sein Amt, die Theologie der Befreiung habe den Kardinal geprägt, ist Strotmann überzeugt, und zwar…

„insgesamt dadurch, dass Theologie stark an den Problemen des Menschen geerdet wird. In der christlichen Gotteserfahrung haben wir ja eine ganz spezielle Sichtweise, weil wir den Gott kennen, der sich um Menschen kümmert, der in Sorge um Menschen lebt. Gerhard Müller hat wiederholt gesagt, dass er Gustavo Gutierrez viel zu verdanken habe, gerade was Theologie angehe. Ich glaube, da geht es darum, Menschwerdung Gottes eben nicht als reine Vergangenheit zu sehen, sondern als tägliche Herausforderung. Was ist Gottes Sorge für den Menschen heute? Das sehe ich als die Fragestellung an, die Gerhard Ludwig Müller bei Gustavo Gutierrez gelernt hat.“

Diese Erfahrungen bringt aber nicht nur Kardinal Müller mit, sie prägen auch Papst Franziskus‘ Denken und Schreiben, etwa in Evangelii Gaudium. Schon als Kardinal habe Jorge Mario Bergoglio die Nähe zu den Menschen gepflegt, das zeige sich nun auch in seiner Amtsführung als Papst. Franziskus hatte bei seinem Amtsantritt die Formulierung einer „armen Kirche für die Armen“ geprägt, die jetzt auch im Titel von Kardinal Müllers neuem Buch „Armut: Herausforderung für den Glauben“ aufscheint. Eine „arme Kirche“ – das sei eine spannende Herausforderung für die gesamte Kirche, vor Ort wie auch im Vatikan, findet der Bischof:

„Arme Kirche, das ist nicht mehr die selbstgefällige Selbstverwaltung von Besitzstandards, sondern der Versuch, Christus nachzufolgen mit dem Risiko, das nicht aus der Position des Besitzenden, sondern aus der Position dessen zu tun, der sich wie Christus ganz einfach auf den Menschen einlässt. Gerade auch auf den, der es am meisten nötig hat. Und das, glaube ich, ist eine schöne Herausforderung für die Kirche der Zukunft, es dürfte aber auch für die römische Zentralbehörde vieles an Neuigkeiten bringen, so dass wir auch da noch nicht wissen, wie es weitergehen wird. Ich bin aber guten Mutes, weil ja Franziskus angedeutet hat, dass er auf jeden Fall insistiert, dass die Mitarbeit und Mitverantwortung der Bischöfe auf Weltebene ganz neu in den römischen Alltag reinkommen soll.“ (rv)

Peru: Das älteste Bistum

Papst Benedikt schickt den früheren Erzbischof von Quito, Eduardo Vela Chiriboga, in die alte Inka-Stadt Cuzco. Dort soll er als Päpstlicher Delegat an den 475-Jahrfeiern des ältesten Bistums von Peru und Südamerika überhaupt teilnehmen. Die Feiern finden Ende Oktober statt. Das Bistum Cuzco war im Januar 1537 von Papst Paul III. eingerichtet worden, und zwar als Suffraganbistum der spanischen Erzdiözese Sevilla. Vier Jahre später wurde auf Territorium des Bistums Cuzco das Bistum Lima gegründet und kurz darauf zum Erzbistum erhoben. (rv)

Vatikan/Peru: Universität verliert päpstlichen Titel

Der Heilige Stuhl hat der Katholischen Universität von Peru das Recht auf die Betitelung als „päpstliche" und „katholische" Lehreinrichtung entzogen. Das geht aus einer Stellungnahme der Universitätsleitung von diesem Freitag hervor. Die 1917 gegründete und 1942 durch ein Dekret des Heiligen Stuhles als päpstliche Universität anerkannte Hochschule habe seit dem Jahr 1967 „mehrere Male unilateral und mit schwerer Benachteiligung des Kircheninteresses die Statuten geändert", heißt es in einer Vatikanmitteilung von diesem Samstag, in der die Gründe für die Entziehung deutlich gemacht werden.

Der Aufforderung des Vatikans, die Universitätsstatuten an die Apostolische Konstitution „Ex Corde Ecclesiae" vom 15. August 1990 anzupassen, sei die Universität nicht nachgekommen. Auch die jüngsten Vermittlungsversuche des Heiligen Stuhles vom Dezember 2011 und Februar 2012 seien erfolglos geblieben. Der Universitätsrektor hatte in zwei Briefen an Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone deutlich gemacht, die Forderungen des Vatikans nicht erfüllen zu können, sofern die Erzdiözese Lima nicht von ihrem Einfluss auf die Amtsführung der Universität Abstand nehme, heißt es in der Vatikanmitteilung weiter.

Hintergrund sind Spannungen zwischen dem Rektorat der Universität und Limas Kardinal Juan Luis Cipriani, der auch Großkanzler der Hochschule ist. Dabei geht es um das Recht, den Rektor zu ernennen, Aufsicht über die Lehrinhalte zu führen und das beträchtliche Immobilienvermögen der Universität zu kontrollieren. Aufgrund der Vorgänge habe sich der Heilige Stuhl nun zum Handeln gezwungen gesehen, so das Kommuniqué abschließend. Die Universität habe die Pflicht, dem kanonischen Recht zu folgen. Man hoffe zugleich darauf, dass die Universitätsleitung „in näherer Zukunft" die eigene Position modifiziere. In dem Fall könne die Maßnahme des Heiligen Stuhles neu überdacht werden.

Die Elite-Universität „La Catolica" war die erste private Universität in Peru und gilt heute als die größte in Südamerika. Zu den zahlreichen Ehrendoktoren der Universität zählen auch Papst Benedikt XVI., dem 1986 als Kardinal Joseph Ratzinger die Ehrendoktorwürde verliehen wurde, und der neue Präfekt der Glaubenskongregation Erzbischof Gerhard Ludwig Müller. (rv)