Philippinischer Kardinal Vidal gestorben

Kardinal Ricardo Vidal ist tot. Der ehemalige Erzbischof von Cebu starb am Mittwoch im Alter von 86 Jahren an den Folgen einer Infektion. Vidal leitete die Diözese von 1982 bis 2011, bekannt war er vor allem für seine kurzen Predigten. Papst Franziskus hob in einem Kondolenzschreiben dessen „Eintreten für Dialog und Frieden“ hervor. Der Vorsitzende der Philippinischen Bischofskonferenz, Erzbischof Socrates Villegas, würdigte Vidals „Weisheit und seine Demut, seine Liebe zu den Priestern und seine Hingabe an die Jungfrau Maria“.

Nach dem Tod des ältesten der vier philippinischen Kardinäle zählt das Kardinalskollegium noch 219 Mitglieder. 120 von ihnen sind unter 80 Jahre alt und wären somit bei einer Papstwahl stimmberechtigt. (rv)

Radikale Muslime ermorden Christ auf den Philippinen

PhilippinenBIÑAN – Radikale muslimische Gruppen auf Jolo, einer Insel im Süden der Philippinen, haben einen Christen ermordet und zahlreiche weitere bedroht.

Dies berichtet die Agentur Fides unter Berufung auf Aussagen von Pater Sebastiano D’Ambra vom Päpstlichen Missionswerk für die Auslandsmissionen. Der in Zamboanga auf der Insel Mindanao, nahe bei Jolo, lebende Missionar rief „alle guten Muslim-Leaders, die auf der Insel leben“ auf, „nach Lösungen zu suchen und diejenigen zu isolieren, die im Namen des Islam solche Verbrechen begehen“.

„Viele Menschen auf Jolo leben jetzt in Angst; haben Angst zu reden, Angst auch in die Kirche zu gehen trotz des Militärs vor der Kathedrale in der Stadtmitte“.

„Viele chinesische Christen haben ihre Häuser verlassen, und andere wollen nach diesen Ereignissen die Insel verlassen. Das ist eine schlechte Nachricht für eine Bevölkerung wie die von Jola, die in der Vergangenheit in einer muslimisch-christlichen Harmonie gelebt hatte“.

Der Missionar wendet sich an all diejenigen, die das von ihm begründete Dialog-Zentrum „Silsilah”, besuchen, „denn wir alle nehmen uns Jolos an: Wir tragen dazu bei, für Jolo eine Zukunft des Friedens aufzubauen, in der alle geachtet sind und frei, ihrer eigenen Religion entsprechend zu beten. Wir werden es nicht erlauben, dass die guten Seiten des Islam und die muslimisch-christliche Freundschaft zerstört werden“. Pater D’Ambra klagt darüber, dass einige radikale Elemente auch Muslime getötet hätten, „Ungläubige“, nur weil sie Anhänger von Dialog und friedlicher Zusammenarbeit waren; er fordert auf vom Begriff der Barmherzigkeit ausgehend einen für Christen wie für Muslime wesentlichen Neuanfang zu machen.

„Ich bin überzeugt, dass von dieser Ausgangsbasis die Situation verbessert und Jolo wieder ein schöner Ort werden kann, wo alle Harmonie erproben können“, schloss Pater D’Ambra laut Fides. (CNA Deutsch)

Synode: „Barmherzigkeit und Gerechtigkeit sind in Gott vereint“

Kardinal TagleDer philippinische Kardinal und Synodenvater Luis Antonio Tagle wünscht sich einen „seelsorgerlichen Blick“ der Kirche auf die Familie, egal ob sie leidet oder freudig voranschreitet. Einen Gegensatz zwischen Barmherzigkeit und Wahrheit, wie manche Synodenväter ihn zeichnen, kann der Erzbischof von Manila nicht sehen. Kardinal Tagle unterstützt den Papst als einer von vier „delegierten Präsidenten“ wie schon 2014 bei der Durchführung der Synode und gilt als engster Papst-Vertrauter aus Asien. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagte er:

„Barmherzigkeit, Gerechtigkeit und Mitleid sind in Gott vereint! Nur wir sterblichen Menschen, Geschöpfe mit einem Geist, der nicht alle Dinge vereinen kann, wir unterschieden das, um es uns selbst zu erklären. Aber wir müssen vorsichtig sein, denn in Gott und in den Augen des Glaubens gibt es keinen Gegensatz zwischen Barmherzigkeit und Gerechtigkeit. Ich als Hirte und als Glaubender brauche die Barmherzigkeit Gottes, und nicht nur Gottes, sondern vieler Menschen. Für mich ist das Gebet ‚Herr, erbarme dich!‘ zugleich ein Schrei: ‚Gott, sei gerecht mit mir!‘ Die wahre Gerechtigkeit finden wir nur in einem barmherzigen Gott.“

Letztes Jahr empfing Kardinal Tagle Papst Franziskus zu Besuch auf den Philippinen. Als Erzbischof von Manila versucht Tagle die Empfehlung des Papstes an die Priester und Bischöfe zu verwirklichen, das Volk aufzusuchen und mit den Menschen sich zu freuen und zu leiden. Das gilt auch für verletzte Familien. Das Um und Auf sieht Tagle in der persönlichen Begegnung mit den ihm anvertrauten Menschen.

„Persönliche Begegnung heißt nicht bloß körperliche Anwesenheit, sondern eine besondere Aufmerksamkeit mit den Augen des Glaubens und den Augen des Guten Samariters: die Augen von Jesus, dem Hirten. Das sind die Augen eines Bruders, der die Freuden und Leiden, die Träume und auch die Frustrationen der Geschwister teilt. Wie der Heilige Paulus sagte: ich bin alles für alle geworden. Wenn die Herde sich freut, dann wird das Herz des Hirten mit Empathie und freudigem Mitempfinden wissen, wie es sich mitfreut. Und dann gibt es die Aufmerksamkeit für die Wunden. Da muss man die Präsenz eines Gottes zeigen, der alle liebt, nicht nur die, die würdig sind: denn wer wäre der Liebe des Herrn überhaupt würdig? Das ist der Blick des Guten Samariters, ein seelsorgerlicher Blick.“

Die Philippinen sind – neben dem kleinen Osttimor – das einzige katholische Land Asiens. Armut, Mangel an Arbeit sowie Migration stellen die Familien dort auf eine harte Probe. „Aber in meiner Erfahrung lehren uns die armen Familien, wie man in der Hoffnung lebt“, so Kardinal Tagle. Mit Blick auf die Synode – für den erst 57 Jahre alten Kardinal ist es bereits die sechste – warnte er davor, Diversität als Anlass für Spaltung zu sehen.

„Es ist normal, dass es in jeder Synode verschiedene Beiträge gibt, denn die Teilnehmer kommen aus einer komplexen Diversität von Kulturen, Traditionen und Sprachen. Ich bin nicht nervös über diese Diversität, aber wir alle müssen in jeder Synode, auch in dieser, aufmerksam überprüfen, ob die Diversität nicht als Grund der Spaltung benutzt wird, statt ein Reichtum zu sein. Sie ist eine Gelegenheit, einen weiteren Horizont zu haben, um die Lehre, die Tradition, das Wort Jesu im Kontext der menschlichen Existenz zu verstehen.“

Kardinal Tagle wirkt seit diesem Frühjahr auch als Präsident von Caritas Internationalis, dem im Vatikan angesiedelten Dachverband der gut 160 nationalen Caritas-Einrichtungen der katholischen Kirche. In dieser Eigenschaft besuchte Tagle am Montag das griechische Flüchtlingslager Idomeni an der Grenze zu Mazedonien. „Welches Leid, welches Elend in diesen Lagern“, berichtete Tagle. „Die Leute haben nichts, nur das Wertvollste: die Familie, die Kinder. Ich habe diese müden Kinder gesehen, die schlafen wollten und Trost auf den Schultern der Mutter oder des Vaters gefunden haben. Und in all dem Elend des Lagers, in all dem Leid und der Demütigung, gibt es die Liebe.“ (rv)

Die Papstpredigt bei der Abschlussmesse in Manila

Philippinen2015Predigt von Papst Franziskus bei der Eucharistiefeier in Manila, Rizal Park, 18. Januar 2015, der auf den Philippinen als „Jesuskind-Sonntag“ begangen wird. Text im Wortlaut.

„Uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns geschenkt“ (Jes 9,5). Es ist mir eine besondere Freude, den „Jesuskind-Sonntag“ mit euch zu feiern. Das Bild vom heiligen Jesuskind, begleitete von Anfang an die Verbreitung des Evangeliums in diesem Land. Mit königlichen Gewändern bekleidet und eine Krone auf dem Haupt, trägt es das Zepter, den Globus und das Kreuz. So erinnert es uns ständig an die Verbindung zwischen dem Reich Gottes und dem Geheimnis der spirituellen Kindschaft. Jesus sagt es uns im heutigen Evangelium: „Wer das Reich Gottes nicht so annimmt, wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen“ (Mk 10,15). Das Jesuskind verkündet uns fortwährend, dass das Licht der Gnade Gottes über einer Welt aufgestrahlt ist, die in der Finsternis wohnte; es hat die Frohe Botschaft unserer Freiheit von der Sklaverei gebracht und uns auf die Wege des Friedens, des Rechtes und der Gerechtigkeit geführt. Es erinnert uns auch an unsere Berufung, Christi Reich auf der ganzen Welt zu verbreiten.

In diesen Tagen während meines ganzen Besuches habe ich euch das Lied singen hören: „Wir alle sind Kinder Gottes“. Das ist es, was das Jesuskind uns sagt. Es erinnert uns an unsere eigentliche Identität. Wir alle sind Kinder Gottes, Mitglieder der göttlichen Familie. Heute hat der heilige Paulus uns verkündet, dass wir in Christus Gottes Adoptivkinder geworden sind, Brüder und Schwestern in Christus. Das ist es, was wir sind. Das ist unsere Identität. Einen wunderschönen Ausdruck davon haben wir gesehen, als die Philippinen sich um unsere vom Taifun betroffenen Brüder und Schwestern geschart haben.

Der Apostel sagt uns, dass wir reich gesegnet sind, da Gott uns erwählt hat! „Er hat uns mit allem Segen seines Geistes gesegnet durch unsere Gemeinschaft mit Christus im Himmel“ (Eph 1,3). Diese Worte haben auf den Philippinen einen besonderen Klang, denn es ist das führende katholische Land in Asien; das ist als solches ein besonderes Geschenk Gottes, ein Segen. Aber es ist auch eine Berufung. Die Philippinen sind berufen, hervorragende Missionare des Glaubens in Asien zu sein.

Gott hat uns zu einem bestimmten Zweck erwählt und gesegnet: heilig und untadelig vor ihm zu sein (vgl. Eph 1,4). Er hat uns erwählt – einen jeden von uns –, damit wir in dieser Welt Zeugen seiner Wahrheit und seiner Gerechtigkeit sind. Er hat die Welt als einen wunderschönen Garten erschaffen und uns aufgefordert, für sie zu sorgen. Doch durch die Sünde hat der Mensch diese natürliche Schönheit entstellt; durch die Sünde hat der Mensch auch die Einheit und Schönheit unserer Menschheitsfamilie zerstört und Gesellschaftsstrukturen geschaffen, die Armut, Unwissenheit und Korruption fortbestehen lassen.

Manchmal, wenn wir überall um uns Mühen, Schwierigkeiten und Unrecht sehen, sind wir versucht aufzugeben. Es scheint, als gelten die Verheißungen des Evangeliums nicht; als seien sie unrealistisch. Doch die Bibel sagt uns, dass die große Gefährdung von Gottes Plan mit uns von jeher die Lüge ist. Der Teufel ist der Vater der Lügen. Oft verbirgt er seine Fallen hinter dem Anschein der Kultiviertheit, hinter der Verlockung, „modern“ und „wie alle anderen“ zu sein. Er lenkt uns ab mit dem Köder kurzlebiger Vergnügen, oberflächlichen Zeitvertreibs. Und so vergeuden wir unsere gottgegebenen Geschenke, indem wir uns mit Schnickschnack beschäftigen; wir verschwenden unser Geld für Spiel und Getränke und drehen uns um uns selbst. Wir vergessen, auf die Dinge ausgerichtet zu bleiben, auf die es wirklich ankommt. Wir vergessen, im Innersten Kinder Gottes zu bleiben. Denn Kinder haben, wie der Herr uns sagt, ihre eigene Weisheit, die nicht die Weisheit der Welt ist. Darum ist die Botschaft vom Jesuskind so wichtig. Es spricht uns alle zutiefst an. Es erinnert uns an unsere eigentliche Identität, an das, was wir als Gottes Familie zu sein berufen sind.

Das Jesuskind erinnert uns auch daran, dass diese Identität geschützt werden muss. Christus als Kind ist der Schutzherr dieses großen Landes. Als er in die Welt kam, war sein eigenes Leben durch einen korrupten König bedroht. Jesus selbst bedurfte des Schutzes. Er hatte einen irdischen Beschützer: den heiligen Josef. Er hatte eine irdische Familie, die Heilige Familie von Nazareth. Auf diese Weise erinnert er uns daran, wie wichtig es ist, unsere Familien zu schützen wie auch jene umfassenderen Familien, nämlich die Kirche – die Familie Gottes – und die Welt – unsere Menschheitsfamilie. Leider muss die Familie in unseren Tagen allzu oft gegen heimtückische Angriffe und Programme verteidigt werden, die im Gegensatz zu all dem stehen, was uns wahr und heilig ist, zum Schönsten und Edelsten in unserer Kultur.

Im Evangelium empfängt Jesus die Kinder, er umarmt und segnet sie. Auch wir müssen unsere Jugendlichen schützen, führen und ermutigen, indem wir ihnen helfen, eine Gesellschaft aufzubauen, die ihres großen spirituellen und kulturellen Erbes würdig ist. Besonders müssen wir jedes Kind als ein Geschenk betrachten, das angenommen, gehegt und beschützt werden muss. Und wir müssen uns um unsere jungen Menschen kümmern und nicht zulassen, dass sie ihrer Hoffnung beraubt und dazu verurteilt werden, auf der Straße zu leben.

Ein zartes, schutzbedürftiges Kind war es, das Gottes Güte, Barmherzigkeit und Gerechtigkeit in die Welt brachte. Gottes Sohn widersetzte sich der Unehrlichkeit und der Korruption, welche die Erbschaft der Sünde sind, und besiegte sie durch die Kraft des Kreuzes. Jetzt, am Ende meines Besuches auf den Philippinen, empfehle ich euch ihm, Jesus an, der als ein Kind in unsere Mitte kam. Möge er all die geliebten Menschen dieses Landes befähigen zusammenzuarbeiten, indem sie beim Aufbau einer Welt der Gerechtigkeit, der Rechtschaffenheit und des Friedens einander beschützen – angefangen bei euren Familien und Gemeinschaften. Möge das Jesuskind die Philippinen weiterhin segnen und die Christen dieser großen Nation in ihrer Berufung unterstützen, in Asien und in der ganzen Welt Zeugen und Missionare der Freude des Evangeliums zu sein.

Bitte, betet für mich! Gott segne euch alle! (rv)

Pressespiegel aus Manila

Philippine Sunday Inquirer„Tränen und Segen im Regen“ – so lautet die Schlagzeile des ‚Philippine Sunday Inquirer‘. Der schöne Untertitel ist ein Papstzitat: „Ich gehe mit euch in der Stille meines Herzens.“ Vom Titelblatt winkt Papst Franziskus im gelben Regencape, das er am Samstag bei seinem Besuch im Taifungebiet auf der Insel Leyte trug. Die Zeitung spricht in bewegenden Worten von den stürmischen Stunden des Papstes am – wie sie formuliert – ‚Ground Zero‘ von Tacloban, da wo Ende 2013 der Taifun ‚Yolanda‘ Tausende in den Tod riss; sein Gottesdienst dort sei „die bewegendste Messe unserer Generation“ gewesen. Das Blatt berichtet aber auch ausführlich darüber, wie ein Aktivisten-Priester, der sich sehr offensiv für die ‚Yolanda‘-Überlebenden einsetzt, am Zutritt zur Papstmesse gehindert werden sollte. Und sie gibt der nicht gehaltenen Predigt des Papstes breiten Raum, in der er Korruption, Schiebereien und Veruntreuungen bei der Hilfe für die Katastrophenopfer anprangern wollte.

Das Nein zur Korruption, das Franziskus schon im Beisein des Präsidenten am ersten vollen Besuchstag ausgesprochen hatte, nennen Menschen von der Straße in einem ganzseitigen Artikel des ‚Inquirer‘ einen „Weckruf“ und „überfällig“. „Ich bin ein armer Mann, ein Straßenhändler, und immer wieder zwingen mich Polizisten, ihnen ein Schmiergeld von zwanzig oder sogar fünfzig Pesos zu geben, damit ich meine Waren auf dem Roxas Boulevard anbieten kann“, erzählt ein 51-Jähriger aus der Provinz der Zeitung. Eine Hausfrau fügt hinzu, noch mehr als ein Jahr nach dem Taifun warteten viele Opfer in Tacloban auf die versprochenen Hilfen der Behörden. „Warum? Ich glaube, jeder kennt die Antwort.“ Leute in der Regierung lenkten die Gelder in die eigenen Taschen. Die Interviews wurden in der Menschenmenge geführt, die dem Papst in den Straßen von Manila zujubelte.

Ausführlich berichtet der ‚Inquirer‘ über die komplexe Organisation für die Abschlussmesse des Papstes im Zentrum von Manila an diesem Sonntag. Er nennt viele Zahlen: Zweieinhalb Millionen Hostien seien für die Gottesdienstbesucher vorbereitet; 200 Bischöfe und 2.500 Priester nähmen teil, 5.000 Laien sollten die Kommunion austeilen, aus 1.000 Stimmen bestehe der Hauptchor, der von einem 200-köpfigen Orchester begleitet werde. Weil das 58 Hektar große Gelände des Rizal-Parks nur 1,2 Millionen Menschen aufnehme, würden 18 Video-Leinwände das Geschehen an die übrigen Millionen weiterübertragen. Trotz der erwarteten Rekordmenge an Gottesdienstbesuchern soll jeder einzelne ausführlich durchsucht werden, Sicherheitsmaßnahmen wie auf einem Flughafen. Nach Angaben der Zeitung hat Präsident Aquino dem Papst, um ihn auf die Menschenmassen vorzubereiten, Bilder vom Weltjugendtag in Manila mit Johannes Paul II. vor zwanzig Jahren gezeigt. Dazu habe Aquino dem Papst sinngemäß gesagt: ‚Damals kamen vier Millionen, dabei gab es 1995 erst 67 Millionen Filipinos. Zu Ihrer Messe werden aber viel mehr kommen, denn mittlerweile sind wir über 100 Millionen Filipinos.‘ Das klingt etwas boshaft aus dem Mund eines Präsidenten, der gegen den heftigen Widerstand der Kirche erst kürzlich ein Gesetz zur Geburtenkontrolle durchgesetzt hat, zu dem auch das kostenlose Verteilen von Kondomen an Arme gehört.

Bei der Messe im Rizal-Park am Sonntag Nachmittag werden nach Angaben des ‚Inquirer‘ Gesänge in vielen regionalen Sprachen der Philippinen vorgetragen, die ein Jesuit im Auftrag der Bischofskonferenz komponiert hat. „Mir ging es darum, einen Sinn für stärkeren nationalen Zusammenhalt zu schaffen“, so Father Manoling Francisco. Einige der Songs seien Klagegesänge, sie sollten den Opfern und Überlebenden der vielen Naturkatastrophen auf den Philippinen „eine Stimme geben“. Der ‚Philippine Star‘ hat übrigens einem der Organisatoren des Papstbesuchs von 1995 einige interessante Details entlockt: Danach habe er dafür gesorgt, dass Johannes Paul II. durch ein Loch im Boden des Podiums per Aufzug nach oben stieg, so dass der Papst auf einmal mitten auf der Bühne erschien. Die Idee dazu sei ihm, dem Organisator, bei einem Michael-Jackson-Konzert gekommen. Darum hat der ‚Star‘ diesem Artikel die Überschrift gegeben: „The Michael-Jackson-Entrance“.

Übrigens: Die ‚Lifestyle‘-Beilage des ‚Inquirer‘ beschäftigt sich auch diesmal mit dem Papst. Sie analysiert die Kleider und Anzüge, die ‚man‘ so trug bei der Begrüßung des Papstes im Präsidentenpalast, vergißt auch nicht die Cocktails zu erwähnen, die gereicht wurden, und rühmt die gerührte Atmosphäre, etwa als Franziskus auf das Drängen des Präsidenten Aquinos im Rollstuhl sitzende Tante begrüßte. Die Lifestyle-Plauderei lässt befürchten, dass tatsächlich eintreten könnte, was eine Vertreterin der ‚Women in Development‘-Stiftung auf der Meinungsseite voraussagt: „Die Präsenz des Papstes wird die Menschen noch eine Weile inspirieren, aber dann wird alles vergessen werden. Es braucht einfach Zeit, um neue Haltungen einzuüben, eine Haltung der Ehrlichkeit und der Nächstenliebe zum Beispiel.“

Einen in diesen Tagen der Papst-Begeisterung durchaus mutigen Artikel hat hingegen der ‚Philippine Star‘ in seiner Lifestile-Beilage: „Das ist Aberglaube, nicht Religion“, so eine Überschrift macht gleich neugierig. Der Autor geißelt zunächst die aus seiner Sicht übertrieben expressive Volksfrömmigkeit der Filipinos, um dann bündig zu urteilen: „Wenn wir wirklich religiös wären, dann wäre unser Land nicht so ein Chaos, dann wären wir nämlich ein anständiges und moralisches Volk.“ Er hoffe, „dass dieser Papst, der schon Rom durchgerüttelt hat, jetzt auch dasselbe mit unseren pompösen Bischöfen tut“. Diese Bischöfe hätten „vergessen, wer Jesus war“. Und der Papst solle erst recht „den verkommenen Politikern und den teuren katholischen Schulen, die solche Führer hervorgebracht haben, und allen Scharlatanen, die aus dem Nichts plötzlich zu märchenhaftem Reichtum gelangt“ seien, mal ordentlich die Meinung sagen. (rv)

Kardinal Tagle: Papstbesuch im Zeichen der Einfachheit

Kardinal TaglePapst Franziskus will in Asien vor allem den Armen und Bedürftigen begegnen – und das verträgt sich nicht so richtig mit Pomp und Spendierhosen. Darum wünscht er sich, dass möglichst wenig Geld in die Vorbereitungen seiner Visite auf die Philippinen gesteckt wird. Das erzählt der Erzbischof von Manila, Kardinal Luis Antonio Tagle, im Gespräch mit Radio Vatikan. „Die koreanischen Bischöfe haben uns darauf angesprochen, als wir Filipinos (vor fünf Monaten) zum Papstbesuch in Korea waren. Sie sagten, der Papst wird nicht zufrieden sein, wenn er teure Vorbereitungen bemerkt. Auch das Design des Altars muss nüchtern sein, wie das diesem Papst und seiner Einfachheit entspricht.“

Keine ganz einfache Vorgabe. Denn Geldausgeben ist Ehrensache, wenn ein Papst in Asiens einziges großes Land mit katholischer Bevölkerungsmehrheit kommt. Tagle gibt zu, es sei schwierig, seine Landsleute von aufwendigen Vorbereitungen abzuhalten. „Wir haben den Leuten erklärt, dass das nicht nur ein Wunsch des Papstes ist, sondern auch ein Zeichen der Zeit. Wir wollen keinen Anstoß erregen! Jeder kann ja trotzdem auf seine Art dem Papst einen herzlichen Empfang bereiten, aber wir sollten schon daran denken, wieviele Menschen wir auch im Alltag ebenso freundlich aufnehmen sollten: die Armen und die Hungrigen nämlich. Was wir bei diesem Papstbesuch an Einsparungen hinkriegen, wird an die Caritas gehen, an die Armen. Der Papst fordert das sehr ausdrücklich.“

„Der ganz alltägliche Taifun“

In die Schlagzeilen geraten die Philippinen immer wieder, wenn eine Naturkatastrophe das Land der 7107 Inseln heimsucht. Haiyan zum Beispiel: So hieß der Taifun, der Ende 2013 eine Schneise der Verwüstung über die Insel Leyte zog. Franziskus wird am Samstag die Menschen im Katastrophengebiet besuchen. „Ja, wir sind an Taifune gewöhnt, wir haben zwischen 20 und 22 davon jedes Jahr. Auch an Erdbeben mussten wir uns gewöhnen. Aber vergessen wir auch nicht den ganz alltäglichen Taifun, das ganz alltägliche Erdbeben, die von Armut, von Korruption, von unfairen Handelspraktiken und Geschäften ausgelöst werden! Selbst wenn die Sonne scheint, bleibt es im Leben so vieler Menschen dunkel.“ Vor allem Familien seien von Armut betroffen, sie schneide – so formuliert Kardinal Tagle – „mitten durch die Familie durch“ wie ein Messer. „Ich war mal in einem Heim für Straßenkinder, und da wurde mir auf einmal klar: Die Eltern dulden das. Weil ihre Kinder in diesen Heimen wenigstens einen Schlafplatz und etwas zu essen kriegen. Das sind nicht etwa Rabeneltern: Das sind Eltern, die nichts zu essen für ihre Kinder haben!“

Solche und ähnliche Geschichten wird auch Papst Franziskus in Manila und Tacloban zu hören bekommen. „Geschichten von Familien in Schwierigkeiten, Geschichten von Menschen, die in ihrem Leben schon mehrere Taifune überlebt haben. Dann das, was unsere jungen Leute erzählen. Der Papst wird zuhören und Trost spenden, aber ich erwarte mir noch mehr davon: Ich hoffe, dass er – der Papst – in seinem eigenen Glauben gestärkt wird durch diese armen Menschen!“ Denn die christliche Botschaft, davon ist der smarte Kardinal überzeugt, „endet nicht mit dem Leiden“. „Es gibt immer eine Auferstehung! Und ich hoffe, das wird der Heilige Vater inmitten dieser leidenden Menschen sehen.“ (rv)

Sri Lanka und Philippinen: Reiseplan des Papstes

Pabstbesuch Sri Lanka 2015 Philippinen2015Papst Franziskus fliegt am Montag, den 12. Januar, ab und kommt am Dienstag in Sri Lanka an, der Zeitunterschied beträgt 4,5 Stunden. Hier finden Sie das vollständige Reiseprogramm. Die Angaben in Klammern geben die mitteleuropäische Zeit an.

Dienstag, 13. Januar

9 Uhr (4.30 Uhr) Ankunft in Colombo und Begrüßung durch den Präsidenten und Kardinal Malcolm Ranjith Patabendige Don, Erzbischof von Colombo

13.15 Uhr (8.45 Uhr) Begegnung mit den Bischöfen des Landes im Haus des Erzbischofs

17.00 Uhr (12.30 Uhr) Höflichkeitsbesuch beim Präsidenten von Sri Lanka in dessen Amtssitz

18.15 Uhr (13.45 Uhr) Interreligiöses Treffen im Kongresszentrum von Colombo, anwesend sein werden Vertreter von Buddhismus, Hinduismus, Islam und Christentum (wir übertragen live)

Mittwoch, 14. Januar

8.30 Uhr (4 Uhr) Heilige Messe mit Heiligsprechung von Joseph Vaz in Colombo (wir übertragen live)

15.30 Uhr (11 Uhr) Marianisches Gebet im Heiligtum von Madhu (wir übertragen live)

Donnerstag, 15. Januar:

8.15 Uhr (3.45 Uhr): Besuch im Kultur- und Sozialzentrum Benedikt XVI. in Bolawalana

Papst Franziskus fliegt weiter nach Manila, Hauptstadt der Philippinen, wo er 17.45 Uhr (10.45 Uhr) ankommen wird, der Zeitunterschied zu Mitteleuropa beträgt 7 Stunden.

Die Ankunft ist für 17.45 Uhr (10.45 Uhr) vorgesehen, in Manila wird er durch Vertreter des Staates und durch den Erzbischof von Manila, Kardinal Luis Antonio Tagle, empfangen

Freitag, 16. Januar

10.15 Uhr (3.15 Uhr) offizielle Willkommenszeremonie, danach Begegnung mit Vertretern von Staat und Gesellschaft im Präsidentenpalast von Manila

11.15 Uhr (4.15 Uhr) Heilige Messe mit Bischöfen, Priestern und Ordensleuten, Kathedrale von Manila

17.30 Uhr (10.30 Uhr) Begegnung mit Familien, „Mall of Asia Arena“. (wir übertragen live)

Samstag, 17. Januar

10 Uhr (3 Uhr) Heilige Messe in Tacloban auf der Insel Leyte, Bistum Palo (wir übertragen live)

12.45 Uhr (5.45 Uhr) Mittagessen mit einigen Hinterbliebenen der Opfer des Taifuns Yolanda

15 Uhr (8 Uhr) Besuch und Einweihung des ‚Pope Francis Center fort he Poor’ in Palo

15.30 Uhr (8.30 Uhr) Begegnung in Palo mit Ordensleuten, Seminaristen und Familien der Opfer des Taifuns in der Kathedrale von Palo

Sonntag, 18. Januar

9.45 Uhr (2.45 Uhr) Begegnung mit Vertretern der verschiedenen Religionen, Universität Sankt Thomas in Manila

10.30 Uhr (3.30 Uhr) Begegnung mit Jugendlichen, Universität Sankt Thomas in Manila

15.30 Uhr (8.39 Uhr) Heilige Messe im Rizal Park von Manila (wir übertragen live)

Montag, 19. Januar

9.45 Uhr (2.45 Uhr) Abschiedszeremonie in Manila, dann Rückkehr nach Rom. Die Ankunft ist für 17.40 Uhr vorgesehen.

(rv)

Papstreise: Sri Lanka und Philippinen fixiert

Sri_Lanka  Papst Franziskus reist im Januar 2015 nach Sri Lanka und auf die Philippinen. Das gab der Vatikan an diesem Dienstag bekannt. Von 12.-15. Januar wird sich Papst Franziskus in Sri Lanka aufhalten und anschießend vom 15. – 19. Januar wird er auf den Philippinen weiterreisen. Das Programm der Papstreise soll in Kürze veröffentlicht werden. (rv)

Vatikan/Philippinen: Was der Westen lernen kann

Papst Benedikt XVI. hat an diesem Montag die sechs neuen Kardinäle in Audienz empfangen. Am Samstag hatte das Konsistorium mit der Erhebung in den Kardinalsstand stattgefunden, am Sonntag hatte das Kardinalskollegium mit dem Papst die Messe zum Fest Christkönig gefeiert. Es war ein dezidiert weltkirchliches Konsistorium, das erste seit 85 Jahren, in dem zum Beispiel kein Italiener unter den neuen Kardinälen war.

Einer der neuen ist der Erzbischof von Manila, Luis Antonio Tagle. Gegenüber Radio Vatikan spricht er davon, dass er seine Kardinalserhebung auch als Zeichen für die Kirche Asiens sehe, ihre Rolle in der Weltkirche zu übernehmen.

„Ich höre häufig von der Angst einiger Kirchen, die daran gewöhnt waren, die Mehrheit zu sein, in der Gesellschaft einflussreich zu sein. Die fürchten die abnehmenden Zahlen und den schwindenden Einfluss. Wenn ich das höre, denke ich mir immer, dass das die Geschichte der Kirche Asiens während der ganzen letzten 2.000 Jahre war. Wir verfallen nicht in Panik. Man muss damit leben. Wir haben unsere Hoffnung in den Auferstandenen und die Hilfe des Heiligen Geistes, der weht, wo er will. Ich sage meiner Kirche, dass vielleicht die Zeit gekommen ist, dass wir unsere Erfahrung mit den Kirchen, die diese Angst haben und nicht gewöhnt sind, die Minderheit zu sein, teilen können." (rv)

Philippinen: Kardinal Rosales feiert heute seinen 80. Geburtstag

Der emeritierte Erzbischof von Manila, Gaudencio Borbon Kardinal Rosales, feiert heute seinen 80. Geburtstag. Rosales wurde durch Papst Benedikt XVI. im März 2006 in den Kardinalsstand erhoben. Bis 2011 leitete er die Erzdiözese Manial. Mit seinem Geburtstag verliert er das aktive Wahlrecht in einem künftigen Konklave. Das Kardinalskollegium umfasst derzeit 208 Purpurträger von diesen sind noch 119 Kardinäle wahlberechtigt bei einer künftigen Papstwahl. (vh)