Vatikan und Piusbrüder: Kommt die Versöhnung?

Der Vatikan und die schismatisch orientierte Priesterbruderschaft St. Pius X. gehen weiter aufeinander zu. Das berichtet die Internetseite „Vatican Insider“. Der Vatikan arbeite „an der Perfektionierung der kanonischen Form“, in der die Piusbruderschaft künftig wieder Teil der römisch-katholischen Kirche sein könne. Mit diesen Worten zitiert die Internetseite den Vatikanbeauftragten für den Dialog mit den Piusbrüdern, Guido Pozzo. Die entsprechende kanonische Form werde eine „Personalprälatur“ sein. Ein Abkommen mit den Piusbrüdern sei in Sichtweite, brauche aber noch ein bisschen Zeit, so „Vatican Insider“.

Auch der Leiter der Piusbrüder, Bischof Bernard Fellay, hat laut diesen Angaben bestätigt, dass ein solches Abkommen schon bald möglich sein könnte. Aus seiner Sicht kann die Piusbruderschaft ein solches Abkommen mit dem Vatikan eingehen, ohne darauf zu warten, dass die interne Lage der katholischen Kirche „vollkommen zufriedenstellend“ wird. Von Vatikanseite gibt es derweil keine Angaben zu einem baldigen Abkommen mit der Priesterbruderschaft.

Vier Bischofsweihen durch Erzbischof Marcel Lefebvre gegen den Willen des Papstes hatten 1988 zum Bruch zwischen den Piusbrüdern und Rom geführt. Im Jahr 2000 begann dann eine (stellenweise holprige) Wiederannäherung, vor allem während des Pontifikats von Benedikt XVI..

Die „Personalprälatur“ wurde erst 1983 bei der Einführung des neuen Kodex des Kirchenrechts (CIC) geschaffen. Bislang hat nur das „Opus Dei“ eine solche kanonische Form. (rv)

Frankreich: Piusbrüder unglücklich über Lund

FSSPX_logoMit Bestürzung reagieren die französischen Piusbrüder auf den gemeinsamen Gottesdienst des Papstes mit dem Lutherischen Weltbund im schwedischen Lund. Das ökumenische Ereignis habe „wie eine neue Religion mit unklarem, beunruhigender Zielrichtung“ gewirkt, heißt es im Artikel eines Priesters der Piusbrüder auf der Homepage „La Porte Latine“.

Der französische Teil der schismatisch orientierten, traditionalistischen Bruderschaft urteilt, dass katholische und lutherische Kirche derzeit nicht viel gemeinsam hätten – „außer einer tiefgehenden Krise“. Der katholischen Kirche drohe „die Selbstzerstörung“, weil sie „ihre Tradition aufgegeben“ und sich „auf den Prozess der Säkularisierung der modernen Welt eingelassen“ habe. Fazit der Piusbrüder: „Die Lutheraner suchen in der Ökumene einen Lebenshauch, und die Katholiken merken nicht, dass sie in dieser Umarmung der Tod anhaucht.“

Noch nicht einmal die Taufe hätten Katholiken und Lutheraner in Wirklichkeit gemein, behauptet der Aufsatz weiter. Martin Luther habe „den Papst und die katholische Messe gehasst“, das lasse sich jetzt nicht als „einfaches Missverständnis“ erklären. „Das Konzil von Trient hat ein definitives Wort über die Unvereinbarkeit des katholischen und des protestantischen Glaubens gesprochen. Da können wir jetzt Franziskus nicht auf dem Weg in eine andere Richtung folgen.“

Die Priesterbruderschaft St. Pius X. ist seit 1988 von Rom getrennt. Papst Benedikt XVI. (2005-2013) nahm 2009 Aussöhnungsgespräche auf. Im Frühjahr 2012 kam der Prozess scheinbar zum Stillstand. Im September 2015 erklärte Papst Franziskus überraschend, er „vertraue darauf, dass in naher Zukunft Lösungen gefunden werden können, um die volle Einheit mit den Priestern und Oberen der Bruderschaft wiederzugewinnen“. Im April 2016 traf Franziskus persönlich mit dem Leiter der Piusbrüder, Bernard Fellay, zusammen. (rv)

Guido Pozzo wieder für Gespräche mit Piusbrüdern zuständig

Priesterbruderschaft Pius X.Bischof Guido Pozzo wird wieder Sekretär der Päpstlichen Kommission Ecclesia Dei. Die Ernennung durch Papst Franziskus gab der Vatikan an diesem Samstag bekannt. Er bekleidet damit ein Amt, das er von 2009 bis November 2012 bereits inne hatte. Die Kommission hat den Auftrag, den Dialog mit der Priesterbruderschaft Pius X. zu unterhalten. Seit Oktober 2009 war Pozzo – damals noch nicht im Bischofsrang – für die Gespräche mit den Piusbrüdern zuständig. Im November des vergangenen Jahres hatte der Papst ihn zum Leiter des Päpstlichen Almosenamtes ernannt, in dieser Aufgabe folgt jetzt einer der Zeremoniere des Papstes auf Bischof Pozzo.
Präsident der Kommission Ecclesia Dei ist immer der Präfekt der Glaubenskongregation, also Erzbischof Gerhard Ludwig Müller. (rv)

Hinweis: Guido Pozzo ist nach Einschätzung von VH nicht Bischof sondern Erzbischof. (vh)

Dialog mit den Piusbrüdern braucht Durchhaltevermögen

Der Umgang mit der Piusbruderschaft brauche „Geduld, Ernsthaftigkeit und Durchhaltevermögen". So heißt es in einer offiziellen Stellungnahme der päpstlichen Kommission Ecclesiae Dei zum Dialog mit der Bruderschaft. Der Vatikan veröffentlichte den Text an diesem Freitag.
Damit reagiert die Kommission auf die Antwort der Bruderschaft vom 6. September, in der diese ankündigt, für eine angemessene Reaktion auf die Vorschläge des Vatikans mehr Zeit für Reflexion und Studium zu benötigen. Der Vatikan habe durch die Kommission nach drei Jahren des Dialoges über die Lehre der Kirche und insbesondere über Fragen zu einigen Dokumenten des Zweiten Vatikanischen Konzils im Juni ein Dokument vorgelegt, das eine Normalisierung der Beziehungen in Aussicht stellt. Im Augenblick warte der Vatikan auf eine Antwort, so die offizielle Stellungnahme.
Die Kommission Ecclesia Dei betont, dass der Vatikan für die Versöhnung bereits entscheidende Schritte getan habe, unter anderem durch die Zulassung der außerordentlichen Form des Ritus der Messe und durch die Aufhebung der Exkommunikation der vier Bischöfe der Piusbruderschaft.

Hintergrund
Im Juni hatte Papst Benedikt XVI. den US-amerikanischen Kurienerzbischof Joseph Di Noia zum Vizepräsidenten der Kommission ernannt, Präsident ist seit seiner Bestellung zum Präfekten der Glaubenskongregation ebenfalls seit Juni Erzbischof Gerhard-Ludwig Müller. Bereits bei der Ernennung Di Noias wie auch in der an diesem Samstag veröffentlichten Note betont der Vatikan den Versöhnungswillen mit der Piusbruderschaft von Seiten des Vatikans. (rv)

Neuer Vatikan-Ansprechpartner für Piusbrüder

Der Papst hat einen neuen Ansprechpartner für die Piusbrüder ernannt. Es handelt sich um den US-amerikanischen Kurienerzbischof Joseph Augustine Di Noia. Er ist am Dienstag zum Vizepräsidenten der Vatikankommission „Ecclesia Dei" ernannt worden. Der Dominikaner Di Noia war bislang Sekretär der Kongregation für die Sakramentordnung. Künftig soll er im Auftrag des Präsidenten von „Ecclesia Dei", des Präfekten der Glaubenskongregation, die Einigungsbemühungen mit der traditionalistischen Priesterbruderschaft St. Pius X. koordinieren und besonders auch die Bedenken jüdischer Gläubiger gegen eine Aussöhnung mit den Traditionalisten zerstreuen.

Die Neuerrichtung des Amtes eines Vizepräsidenten unterstreiche die besondere pastorale Sorge von Benedikt XVI. für die traditionalistischen Katholiken, die bereits in Gemeinschaft mit Rom stehen, heißt es in einer Erklärung der Glaubenskongregation vom Dienstag. Mit der Berufung eines hochrangigen Kurienleiters und erfahrenen Theologen in dieses Amt bekräftige der Vatikan zugleich den Wunsch nach einer Aussöhnung mit jenen traditionalistischen Gemeinschaften, die nicht in Gemeinschaft mit dem Stuhl Petri stünden, so die Note der Glaubenskongregation. Die Kommission war 1988 für die Betreuung jener traditionalistischen Gläubigen gegründet worden, die den Bruch des Gründers der Piusbrüder, Erzbischof Marcel Lefebvre, mit Rom nicht mitvollziehen wollten. Die Kommission „Ecclesia Dei" kümmert sich generell um die Belange von Gemeinschaften wie die traditionalistische, mit Rom verbundene Piusbruderschaft. Sekretär der Kommission ist Monsignore Guido Pozzo. (rv)

Schweiz: Piusbruderschaft berät über Forderungskatalog

Der Generalobere der schismatisch orientierten Piusbruderschaft, Bernard Fellay, hat am Mittwochabend erklärt, seine Gruppe werde den vom Vatikan erstellten Forderungskatalog ausführlich beraten. Fellay war am Vormittag zu Gesprächen an der römischen Glaubenskongregation gewesen und bekam bei der Gelegenheit eine „Lehrmäßige Erklärung" überreicht. Diese muss die Piusbruderschaft akzeptieren, ehe es zu einer Wiedereingliederung in die katholische Kirche kommen kann.

Der Inhalt der Erklärung bleibt vertraulich, sagte Fellay. Er könne aber sagen, dass der vatikanische Text für eine mögliche Interpretation des II. Vatikanischen Konzils nicht unterscheide zwischen unantastbaren, dogmatischen Konzilsbeschlüsse einerseits und einer bloß pastoralen Dimension andererseits. Diese Unterscheidung hatten etliche an einer Aussöhnung interessierte Fachleute vorgeschlagen, weil die Piusbruderschaft bestimmte Ergebnisse des Konzils nicht anerkennt. Fellay sagte weiter, dass der Vatikan eine „legitime Diskussion" über die theologische Erklärung bestimmter Formulierungen in den Texten des Konzils ausdrücklich nicht ausschließt. Für eine Debatte über die rechtliche Form einer Wiedereingliederung in die katholische Kirche sei es jedenfalls zu früh, so Fellay. (rv)

Großbritannien: Neues von Williamson

Der Traditionalisten-Bischof Richard Williamson hat den Islam heftig angegriffen und damit Kritik ausgelöst. Es handle sich um „eine einfache und gewalttätige Religion, welche die ganze Welt mit dem Schwert zu erobern“ trachte. Das schreibt der Brite laut einem Internet-Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ in einer E-Mail-Kolumne. Der Islam sei „eine Geissel Gottes“, das Christentum habe ihn „tausend Jahre lang nur durch das Schwert in Schach halten“ können, zitiert ihn die Zeitung. Zudem sei der Islam eine „Abspaltung von der katholischen Christenheit im Nahen Osten“. Heute wollten die „Mohammedaner in die Lage gelangen, Europa zu erobern“. Aber obwohl Europa täglich mehr „verfaule“, gebe es noch viele Europäer mit so grosser Liebe zur eigenen Lebensart, „dass sie diese mit einem Blutbad verteidigen werden“. Es erscheine immer wahrscheinlicher, dass Gott dieses Blutbad „als Strafe zulassen“ könnte. Der Geschäftsführer des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek nannte Williamson in einer ersten Reaktion einen „Brandstifter und Hassprediger“. Nach dem Antisemitismus folge nun „beinahe logisch die Islamfeindlichkeit“. Der Geschäftsführer der katholischen Christlich-Islamischen Begegnungs- und Dokumentationsstelle der Bischofskonferenz, Peter Hünseler, nannte Williamsons Äusserung eine „Entgleisung“ und „Anmassung“. Williamson gehört zur schismatisch orientierten „Piusbruderschaft“. Seine Äußerungen belasten die Bemühungen des Papstes, die Bruderschaft wieder an die katholische Kirche heranzuführen. (rv)

Papst: „Hoffe auf volle Gemeinschaft mit Piusbrüdern“

Der Papst hofft auf Fortschritte beim theologischen Gespräch mit den Traditionalisten. Das sagte er an diesem Freitag im Vatikan. Vor den Mitgliedern der Glaubenskongregation, die derzeit ihre Vollversammlung hält, ging Benedikt auf den Dialog mit der schismatisch orientierten Piusbruderschaft ein, den er vor einem Jahr mit einer heftig umstrittenen Geste eingeleitet hatte. Der Dialog ist seit einigen Monaten bei der Glaubenskongregation angesiedelt. „Zu erreichen, dass alle Christen ein gemeinsames Zeugnis für den Glauben geben – das ist die Priorität der Kirche zu jeder Zeit, um alle Menschen zu Gott zu führen. In diesem Geist vertraue ich vor allem auf den Einsatz Eurer Behörde, damit die lehrmäßigen Probleme überwunden werden, die noch bestehen, so dass sich eine volle Kirchengemeinschaft der Bruderschaft St. Pius X. erreichen läßt.“ Ein vergleichbares Engagement wünsche er sich auch mit Blick auf Anglikaner, die die Gemeinschaft mit der katholischen Kirche suchen, so Benedikt. Für sie hat er im letzten Herbst eigene kirchliche Strukturen geschaffen. „Die treue Anhänglichkeit dieser Gruppen an die Wahrheit, die von Christus kommt und vom Lehramt der Kirche verkündet wird, steht in keiner Weise in Widerspruch zur ökumenischen Bewegung, sondern zeigt vielmehr ihr letztes Ziel. Es besteht darin, zur vollen und sichtbaren Gemeinschaft der Jünger des Herrn zu gelangen.“ Benedikt XVI. lobte ansonsten eine Instruktion der Glaubenskongregation zur Bioethik von 2008, die er auch dem US-Präsidenten Barack Obama bei ihrem ersten Gespräch geschenkt hat. Die Kirche wolle keineswegs die Freiheit der Forschung einschränken, aber doch moralische Anhaltspunkte und Kriterien vorgeben, die in diesem „delikaten Bereich“ zu „wirklichen Lösungen“ verhelfen. Der Präfekt der Glaubenskongregation, US-Kardinal William Levada, dankte dem Papst in einer kurzen Rede für sein Vertrauen zu dem Dikasterium, das Benedikt vor seiner Wahl selbst geleitet hatte. Auch ihm liege der Dialog mit der Piusbrüderschaft und eine Integration früherer Anglikaner in die katholische Kirche sehr am Herzen, so Levada. (rv)