Haben Sie schon einmal mit dem Gedanken gespielt, dem Papst einen Brief zu schreiben? Tut uns leid, Ihnen das sagen zu müssen, aber Sie sind nicht die Ersten. Der Vatikan ertrinkt im Moment in Briefen an Franziskus; mehrere tausend Pakete, Zeichnungen, Briefe erreichen das „Büro für die Korrespondenz des Papstes“ in der Dritten Loggia des Apostolischen Palastes jede Woche. Der Priester Giuliano Gallorini leitet das Büro. Er erzählt, was er alles so findet in der Post an den Papst: Bitten um Ratschlag in schwieriger Lebenslage, Gedichte, auch mal Schuhe.
„Bei Bittbriefen geht es in der Regel um Zuspruch und um Gebet. Ausgesprochen viele Briefe – das liegt auch an der Zeit, die wir durchmachen – betreffen Schwierigkeiten, vor allem Krankheiten. Die Menschen bitten um Gebet für Kinder, sie beschreiben auch ihre wirtschaftlich schwierige Lage. Man bittet um die Nähe des Papstes in ihrem Leiden, ihrer prekären Lage, um seine Nähe im Gebet. Soweit möglich leiten wir Bitten an die entsprechenden Büros weiter. Zum Beispiel gehen Anfragen nach wirtschaftlicher Hilfe an die jeweilige Bistums-Caritas, damit die das verifizieren und gegebenenfalls sofort ein wenig helfen kann.“
Monsignore Gallorini, Schwester Anna und zwei weitere Frauen: Das ist das Team für die Papst-Post. Als erstes teilen sie die Briefe nach ihrer Sprache ein, dann wird der Umschlag geöffnet und der Text gelesen. Papst Franziskus alleine würde unter diesem täglichen Berg an Post zusammenbrechen. Aber welche Briefe oder Päckchen erreichen den Heiligen Vater aus Argentinien überhaupt noch direkt? Um es gleich zu sagen: Es sind nicht die, die an „Papst Franziskus in Casa Santa Marta“ adressiert sind, auf den Trick sind mittlerweile zu viele gekommen. Nein, an den Papst direkt geht Folgendes:
„Es sind die etwas heikleren Fälle, etwa Gewissensfragen. In einem solchen Fall machen wir eine Notiz und geben das den Sekretären des Papstes weiter, damit er das direkt einsehen kann. Der Papst liest das und gibt uns kurze Anweisungen, wie wir antworten sollen.“
Nicht auf alle Briefe an den Papst antwortet er selber – aber alle Briefe an den Papst bekommen eine Antwort. Das Büro in der Dritten Loggia versucht, sich im Stil an Papst Franziskus zu halten und in seinem Geist zu antworten.
„Diese Briefe (sollen wir) mehr mit dem Herzen lesen als mit dem Verstand; Anteil nehmen am Leiden, auszudrücken versuchen, worum es dem Papst so sehr geht, Nähe, Anteilnahme… Es geht um einen Stil der Anteilnahme. Wie der Papst es immer sagt: Der Hirte soll mit der Herde leben, mit den Schafen. Mit ihnen fühlen und leben.“ (rv)