Der neue Präfekt der Missions-Kongregation ist von seiner zweiten Afrikareise in diesem Monat wieder nach Rom zurückgekehrt. Eine Woche hat Kardinal Fernando Filoni in der Zentralafrikanischen Republik verbracht. Hauptgrund der Tour: die Weihe von vier Bischöfen, die der Papst im Mai für die Zentralafrikanische Republik ernannt hat.
„Die Kirche im Land hat in der Zeit, in der ihr noch die vier Bischöfe fehlten, eine schwierige Phase durchgemacht. Darum war die Weihe der Bischöfe ein stark erwarteter Moment: Viele Gläubige kamen dazu, sämtliche Priester und auch der Staatschef, der Premierminister und andere hohe Verantwortliche."
Der Staatschef ist François Bozizé, ein früherer Generalstabschef, der vor knapp zehn Jahren durch einen Putsch in Bangui an die Macht kam. Seitdem hat er zwei Präsidentenwahlen gewonnen, zuletzt vor einem Jahr, mit fast 65 Prozent der Stimmen.
„Der Staatschef hat mir wiederholt gedankt für die großartige Arbeit, die unsere Missionare, Priester, Ordensleute leisten. Ihm ging es vor allem um das Thema Schulen – das liegt daran, dass fünfzig Prozent der Schulen in der Zentralafrikanischen Republik von den Pfarreien gehalten werden, vor allem Grund- und Mittelschulen. Und dann war ihm der Gesundheitssektor ein Anliegen: Er weiß, was vor allem unsere kleinen Gesundheitsstationen für die arme Bevölkerung leisten, und er hofft natürlich, dass die Kirche sich da noch stärker engagiert."
Die katholische Kirche, zu der etwa ein Viertel der Bevölkerung gehört, ist sehr angesehen in der Zentralafrikanischen Republik: auch weil es in den vierziger und fünfziger Jahren ein katholischer Priester war, der den Kampf gegen die französischen Kolonialherren aufnahm und der erster politischer Führer des Landes nach seiner Unabhängigkeit wurde. Die Zentralafrikanische Republik, die genau in der Mitte des afrikanischen Kontinents liegt, gehört zu den zehn ärmsten Ländern der Welt: null Industrie, fast fünfzig Prozent Analphabeten, eine Lebenserwartung von nur 45 Jahren.
„Die kirchliche Caritas-Arbeit ist dort im Moment extrem wichtig und nötig, denn es gibt viel Armut. Dazu kommt das Elend durch Aids und tropische Krankheiten. Viele Kinder leben auf der Straße, Eheleute und Familien schaffen es nicht, das Lebensnotwendigste für ihre Kinder aufzubringen. Ich habe ein paar Kinderheime gesehen, die wirklich kleine Oasen sind und wo man diesen Kindern die Möglichkeit bietet, wie in einer Familie zu leben. Solche Einrichtungen, die oft von unbekannten, anonymen Spendern möglich gemacht werden, bleiben absolut notwendig: Ohne sie hätten solche Kinder keine Chance aufs Überleben."
Die Christen stellen in der Zentralafrikanischen Republik nur dreißig, die Muslime gar nur fünfzehn Prozent; die Mehrheit der Bevölkerung bekennt sich zu Naturreligionen. Aber die katholische Kirche im Land wächst. Das verläuft allerdings nicht immer reibungslos; „Baptisten" und „Zeugen Jehovas" machen den Missionaren Konkurrenz, und immer wieder mal entführen Rebellen Priester oder Ordensleute, im Juni letzten Jahres traf es den Bischof von Bambari, als er auf Firmungsreise war. Kardinal Filoni:
„Ich habe den Leuten dort gesagt: Als das Konzil vor fünfzig Jahren begann, da wurde die afrikanische Kirche fast nur von Missionaren vertreten, die in Afrika arbeiteten, aber ursprünglich aus dem Westen stammten. Heute würde ich schätzen, dass vielleicht neunzig Prozent der Bischöfe und Priester Einheimische sind. Die afrikanische Kirche hat sich also im letzten halben Jahrhundert deutlich von innen verändert. Ich sehe, wie sie alle ihre Ressourcen in die religiöse und geistliche Bildung stecken, aber gleichzeitig ins Schul- und Gesundheitswesen und in die Caritas. Das kommt nicht nur der Kirche selbst, sondern der ganzen Gesellschaft zugute." (rv)