Presseschau aus Krakau: „Krakau voller Freude“

cna_WJT2016Hier finden Sie die Presseschau für den 27. Juli

Gazeta Krakowska, die größte Tageszeitung Krakaus, macht mit einem großformatigen Foto von Papst Franziskus auf. Die Bildunterschrift: Herzlich Willkommen, Heiliger Vater“, auf Polnisch und Spanisch. Gleich neun Seiten sind dem Weltjugendtag und dem Papstbesuch gewidmet. Über die Eröffnung des WJT wird sehr positiv berichtet, es gibt viele Fotos von den jungen Leuten, der Eröffnungsmesse und vom Altar. Auch über den Bischofssitz, an dem Papst Franziskus wohnen wird, wird berichtet. Auf den Seiten sechs und sieben gibt es einen langen Artikel über Papst Franziskus, in dem insbesondere seine Bescheidenheit und Einfachheit gerühmt werden. Auch die speziellen Nummernschilder, die in diesen Tagen vom Begleittross des Papstes genutzt werden, finden Erwähnung: „K1 Pope“ steht auf den Schildern der Autos, die für die Transfers genutzt werden.

Dziennik Polski ist eine überregionale polnische Tageszeitung. Auf der ersten Seite findet sich ein großes Foto von jungen Menschen mit dem Weltjugendtagskreuz. Der Titel: „Krakau voller Freude und Gebet wartet jetzt nur noch auf Papst Franziskus”. Zwei Seiten sind der großen Eröffnungsmesse vom Dienstagabend gewidmet. Der titel greift das bild der Flamme von Liebe, Brüderlichkeit und Frieden auf, von enen Kardinal Stanislaus Dziwiscz gesprochen hat. Mehrere Fotos und kleinere Artikel berichten über das erste große Event des Weltjugendtages. In einem Artikel wird auch die Ansprache, die der Papst „hinter verschlossenen Türen“ an die Bischöfe des Landes richten wird, erwähnt. Die Zeitung bietet in einer Beilage von 12 Seiten Informationen rund um den Weltjugendtag und den Besuch des Papstes.

Gazeta Wyborcza ist eine der meistgelesenen überregionalen polnischen Tageszeitungen. Grundsätzlich steht sie der Kirche positiv gegenüber. Auch hier findet sich auf der ersten Seite ein großes Foto, das die jungen Teilnehmer am Weltjugendtag auf dem Hauptplatz von Krakau zeigt. Auf Englisch wird getitelt: „Welcome to Krakow”. Auf Seite vier findet sich ein kritischer Artikel über das Glaubensleben der Polen. Auf den Krakauer Lokalseiten wird von den Jugendlichen berichtet, die Krakau „erobert“ haben. Viele Fotos bilden die Jugendlichen an verschiedenen Örtlichkeiten ab. (rv)

Mexiko: Presseschau von Freitag, 12. Februar

MexikoFreitagabend trifft der Papst in Mexiko ein, und Freitagmorgen haben die mexikanischen Tageszeitungen erstmals auch auf den Titelseiten über den bevorstehenden Papstbesuch berichtet. Der US-amerikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump ist allen mexikanischen Medien zumindest ein paar Zeilen wert; Trump hatte den Abstecher des Papstes in Ciudad Juarez kritisiert. Dort will Franziskus am vieldiskutierten und in Mexiko rundweg angelehnten Grenzzaun eine Messe feiern, zur Freude der Mexikaner, zum Leidwesen konservativer US-amerikanischer Politiker.

El Universal, die älteste und eine der größten Tageszeitungen Mexikos, informiert nicht nur über die Programmdetails, sondern versucht auch die blumigen Seiten der Visite einzufangen: im Sportteil steht nachzulesen, wie Bergoglio seinerzeit in Buenos Aires den Fußball nutzte, um die Kinder von der Straße in die Gemeinde zu holen. Für die Papstmesse am Nationalheiligtum der Jungfrau von Guadalupe sollen am Schwarzmarkt Eintrittskarten für 6.000 Pesos aufgetaucht sein, umgerechnet 300 Euro.

Milenio bietet seinen Lesern eine drastische Karikatur: Papst Franziskus auf einer Blutspur – Drogengewalt und organisierte Kriminalität ist damit angesprochen. Das Nationalbewusstsein stärkt ein Artikel über die bisher nicht weniger als sechs Papstbesuche in Mexiko. Ein längerer Artikel informiert über Papst Franziskus und die Menschenrechte.

„Reforma” hat mit dem Mitbruder des Papstes, Pater Antonio Spadaro gesprochen und macht sich über die möglichen Inhalte der Papstreden Gedanken. „Excelsior“ bringt eine zwölfseitige Beilage über den Papstbesuch und rechnet die Kosten vor: 200 Millionen Peseten, 10 Millionen Euro umgerechnet. Die Visite wird allerdings auch vollmundig als „Verabredung mit der Geschichte“ bezeichnet. (rv)

Internationale Presseschau zum Papst-Interview

Washington PostDas freimütige Interview von Papst Franziskus mit Jesuiten-Zeitschriften hat viele überrascht: Die Kirche sei für ihn eine Art Feldlazarett nach der Schlacht, hat der Papst darin u.a. gesagt, da werde nicht lange gefackelt und gezögert, sondern Wunden verbunden und geheilt. Die Morallehre der Kirche sei bekannt, aber man müsse auch nicht immer nur davon sprechen, äußerte er weiter; und: Nein zur spirituellen Bevormundung des Einzelnen. Wie sind erste Reaktionen auf das Interview? Eine Übersicht.

„Ja, kein Zweifel: Papst Franziskus ist neu, anders, reformorientiert und offen." Das schreibt die „Washington Post" in ihrer Online-Ausgabe. Sein Pontifikat bedeute einen „klaren, wenn auch ruhigen Bruch" mit der Linie „vieler Kirchenführer in den letzten zwei Jahrzehnten, vor allem in den USA". Schon vor dem Interview, das am Donnerstag Abend veröffentlicht wurde, habe sich auf dem „rechten Flügel der Kirche" – eine Formulierung von Erzbischof Charles Chaput, Philadelphia – Unruhe gezeigt: „Die Leute auf dem rechten Flügel sind nicht wirklich glücklich über diese Papstwahl, soweit ich das sehe", so Chaput zum „National Catholic Reporter". Bischof Thomas Tobin von Providence wird von der „Washington Post" mit den Worten zitiert, er sei „etwas enttäuscht, dass Papst Franziskus nicht viel zum Thema ungeborenes Leben und Abtreibung sagt". Auch dies ein Zitat noch aus der Zeit vor dem Papst-Interview.

„Er hat zwar nichts gesagt, was die kirchliche Lehre ändern würde", so die „Post". „Aber es wird doch klar, dass er der Kirche eine neue Richtung vorgibt." Kronzeuge des Blattes ist Pater James Martin, Chefredakteur des Jesuitenmagazins „America". „Der Papst ermuntert uns, unsere Prioritäten von den sogenannten heißen Themen hinüber zu Gottes Barmherzigkeit zu verschieben", so Martin. Und wieder die „Post": „Es wäre eine Untertreibung zu sagen, dass das tiefgreifende Folgen für die öffentliche Arbeit der Kirche haben kann – und für die Politik."

Die „New York Times" nennt Franziskus in ihrem Online-Auftritt am Samstag einen „surprise pope", einen Überraschungspapst. „Franziskus fordert den Status quo der katholischen Kirche so entschieden und unerwartet heraus, dass Vatikan-Beobachter dämmert, hier könne mehr vorliegen als eine bloße Änderung im Ton." Einige dächten jetzt, der Papst bereite „den Boden für einen grundlegenderen Richtungswechsel in der Kirche" vor. Dass sich Franziskus am Freitagmorgen nur Stunden nach Bekanntwerden seines Interviews vor Ärzten gegen Abtreibung ausgesprochen hat, deutet die „New York Times" als „Versuch, den Einschlag seines Interviews etwas abzufedern".

„Die Kurie schweigt gegenüber der Herausforderung durch den Papst", urteilt die spanische Zeitung „El Pais", die auch in Lateinamerika viel gelesen wird. „Die Konservativen fragen sich unruhig, wie weit es der Papst mit seinen Öffnungen treiben wird." In Spanien habe „nur die Kirchenbasis der Botschaft des Papstes applaudiert", während die Bischofskonferenz sich einer Stellungnahme verweigere. Als einziger habe der Erzbischof von Valencia, Carlos Osoro (den „El Pais" als möglichen nächsten Erzbischof von Madrid bezeichnet), das Schweigen gebrochen. Franziskus „führt uns auf das Evangelium zurück, und er gibt uns klare Handlungsvorgaben", so der Erzbischof.

„Der Papst bittet um Mitgefühl für Homosexuelle und Frauen, die abtreiben", titelt die Zeitung „Clarín" aus Buenos Aires, der Heimatstadt von Franziskus. Der Papst zeige in dem Interview „einen ausgesprochenen Geist der Erneuerung, aber zugleich Subtilität in seinen Formulierungen". Die Online-Kommentare zu dem Artikel der argentinischen Zeitung sind in der Regel unfreundlich: „Mitgefühl? Für wen hält der sich eigentlich?", schreibt einer. „Wenn man nur daran denkt, dass Bergoglio früher wie eine Furie gegen die Homo-Ehe kämpfte!" Der Papst solle doch lieber die argentinischen Bischöfe zu einem Mea Culpa für ihre Rolle in Zeiten der Militärdiktatur bewegen – „etwas, das er nicht gemacht hat, als er noch Erzbischof von Buenos Aires war". Es folgt eine lange Online-Debatte über den kirchlichen Umgang mit Homosexuellen und mit der gleichgeschlechtlichen Ehe.

Der britische „Guardian" nennt es „faszinierend zu sehen, dass Caravaggio der Künstler ist, den Franziskus am meisten achtet – eine Schwulenikone des Barock und ein Mann von der Straße, dem für seine Werke Prostituierte und Stricher Modell standen". Italienische Zeitungen würdigen das Interview als „revolutionär" und eine „Herausforderung an die Kurie". In „La Stampa" würdigt der Kirchenhistoriker Alberto Melloni das Interview als eine „Rehabilitierung für Hunderttausende von Pfarrern, die seit zwei Tagen nicht mehr Untergrundkämpfer sind". Das eigentlich Neue sei, dass Franziskus „von den Leuten ausgehe und nicht von den Gesetzen, von den Personen und nicht von den –ismen". Viele Bischöfe seien jetzt allerdings durch den neuen Kurs „in Schwierigkeiten". Der katholische US-Philosoph Michael Novak findet hingegen in der „Stampa" die Papstworte „verletzend für alle, die sich für den Lebensschutz engagieren". Franziskus sei offenbar „gar nicht klar, wieviel Schaden er anrichtet". Viele Katholiken gerieten durch den Papst jetzt „in die Defensive, und das in einem Moment, wo sie ohnehin unter Beschuß stehen". Franziskus ermutige „zur Kritik an der Kirche", seine Worte böten sich zur „Instrumentalisierung durch erklärte Kirchengegner" an.

Das meinungsstarke „Il Foglio", das für eine Verschärfung des Abtreibungsrechts in Italien eintritt, zeigte sich unverhohlen enttäuscht. „Untreue Braut" ist das Editorial überschrieben: Franziskus sei „in flagranti beim Ehebruch mit der Welt ertappt" worden, nach dem „Kämpfer" Johannes Paul und der „rationalen Kathedra" Benedikts XVI. sei Bergoglios Feldlazarett „ein Überlebensversuch" der Kirche in der Welt. Die Zeitung druckt den ärgerlichen Offenen Brief eines Katholiken, der sich für Lebensschutz engagiert: „Hat denn der Papst nicht auch mal ein gutes Wörtchen für Leute, die ihrer Ehefrau treu sind und die nicht abtreiben lassen?"

Die französische „Le Monde" erkennt in dem Interview „ein neues Beispiel genau orchestrierter Kommunikation der Jesuiten, zu denen der Papst gehört". Das Pariser Blatt scheint noch nicht an den großen Wechsel in Rom zu glauben; der Soziologe Olivier Bobineau durfte unlängst in „Le Monde" seine These ausbreiten, Franziskus sei „kein Revolutionär", sondern einfach ein „rhetorisch versierter Konservativer".

In der deutschen Kirche treffen die Papstworte offiziell auf große Zustimmung. Freiburgs Erzbischof Robert Zollitsch sagte voraus, das Interview werde nächste Woche bei der Herbstvollversammlung der deutschen Bischöfe zum Thema werden. Der Kölner Kardinal Joachim Meisner sagte am Freitag dem Kölner domradio, Franziskus lasse „keinen Raum für Engstirnigkeit, sondern macht die Tiefe und Weite eines echten katholischen und apostolischen Glaubens deutlich". Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück, zeigte sich begeistert. „Franziskus ist der Wegbereiter einer angstfreien Kommunikation in der Kirche. Das kann man gar nicht hoch genug schätzen", sagte er dem „Tagesspiegel". Die Theologie von Franziskus sei „konsequent den Menschen zugewandt".

„In Sicherheit wiegen sollte sich niemand", kommentiert die „Frankfurter Allgemeine" an diesem Samstag das Papstinterview. Es gehe Franziskus um einen „Wiederaufbau der Kirche": „Barmherzigkeit statt Rigorismus oder Laxheit, Dynamik und Risiko statt Rückzug, Nähe und Verbundenheit statt Funktionärstum und Überheblichkeit". Es werde sich „bald zeigen", zu welchen „Reformen" dieser „neue Geist" führen werde.

Die Vatikanzeitung „Osservatore Romano" druckt das Interview von Franziskus in voller Länge ab, statt es zu verstecken, und kommentiert es auf der Titelseite. Der Papst habe dasselbe literarische Genus gewählt wie andere Päpste – von Paul VI., der sich 1967 mit Jean Guitton unterhielt, bis zu Benedikts XVI. Gesprächen mit Peter Seewald. Daraus werde das ständige Bemühen des Papsttums um einen Dialog mit den Menschen unserer Zeit deutlich. „Das hat auch die Kirche, trotz aller menschlichen Schwächen, immer getan, um dem Wort Christi treu zu bleiben. Dies und nichts anderes tut jetzt auch – verschiedensten Interpretationen zum Trotz – Papst Franziskus." (rv)

Papstreise: Online-Presseschau vom Donnerstag

O Globo„Der Papst warnt vor einer Liberalisierung von Drogen": Über dieses Thema berichten Online-Ausgaben großer brasilianischer Zeitungen an diesem Donnerstag besonders ausführlich. Sie stützen sich dabei auf die Papstrede im Franziskus-Krankenhaus von Rio am Mittwoch. „Der Papst bezog sich da wohl auf Politiker wie die früheren Präsidenten Brasiliens, Fernando Henrique Cardoso, Kolumbiens, Cesar Gaviria, und Mexikos, Ernesto Zedillo", schreibt „O Globo". „Diese Politiker treten für eine Freigabe leichter Drogen ein mit dem Argument, dass der vor allem von den USA vorangetriebene Anti-Drogen-Krieg nicht funktioniert." Dem widerspreche nun aber Franziskus, der Drogenhändler außerdem mit scharfen Worten als „Händler des Todes" bezeichnet habe. Franziskus setze im Kampf gegen Drogen eher auf „größere Gerechtigkeit, bessere Ausbildung" und mehr Chancen für junge Leute.

In der „Folha de Sao Paulo" kommen brasilianische Experten zu Wort, die die Position des Papstes beklagen: „Wahrscheinlich verwechselt Franziskus Liberalisierung in diesem Bereich mit Liberalismus und Anarchie allgemein", so die Soziologin Julita Lemgruber. Ein Leitartikler der „Folha" nennt Franziskus` Äußerung einen Schuß vor den Bug progressiver Brasilianer, die eigentlich gedacht hätten, dass dieser Papst mit vielen bisherigen Positionen der Kirche brechen werde. Bergoglio sei zwar nicht Ratzinger und wirke „viel aufgeschlossener für den Dialog", aber er stehe nun mal an der Spitze einer eher konservativen Kirche und werde sicher „keine Dogmen über den Haufen werfen". „Dieser Papst ist Pop, ma non troppo", zu deutsch: aber nicht im Übermaß.

„O Dia" urteilt, die Pilger von Rio erlebten diese Tage mit Verkehrschaos und Regenschauern als „Mittelding zwischen Himmel und Hölle". Die Zeitung zitiert einen 18-Jährigen mit den Worten: „Das alles gibt ein ruinöses Bild von Brasilien ab. Wie soll das denn erst bei der Fußball-Weltmeisterschaft und bei der Olympiade werden?" Das „Extra"-Blatt, in vielem etwa der deutschen „Bild"-Zeitung vergleichbar, schildert, mit welcher Hingabe Menschen der Kälte und dem Regen trotzten, um einen Blick auf Franziskus werfen zu können. Eine Reportage stellt eine Gruppe junger katholischer Lesben und Schwulen namens „Diversidade Católica" (Katholische Vielfalt) vor; sie nehme an einigen Weltjugendtags-Veranstaltungen in Pfarreien teil und wolle auch am Sonntag zur Papstmesse kommen.

„O Estado de Sao Paulo" fühlt sich durch Franziskus an frühere Besuche von Papst Johannes Paul II. erinnert. Der polnische Papst, der als konservativ gegolten habe, und der argentinische Papst, der vielen progressiv scheine, hätten viel gemeinsam, so ein Kommentar. Allerdings komme Franziskus „viel milder und freundlicher" daher als der „auftrumpfende" und „beschwörende" Johannes Paul. „Und keiner kann sich vorstellen, dass Franziskus hier an einem Weltjugendtag teilnimmt, ohne von der Krise der Arbeitslosigkeit und der Chancenlosigkeit von Jugendlichen zu reden. Doch genau das hat Johannes Paul II. damals getan." Immerhin, der polnische Papst habe viel besser Brasilianisch gesprochen als der neue Papst aus dem Nachbarland Argentinien.

„O Globo" bietet ein Interview mit Kardinal Odilo Scherer von Sao Paolo. Dieser betont, dass Papst Franziskus „den Glauben der Kirche in keiner Weise verändern" werde, dass sich die Kirche unter dem neuen Pontifikat allerdings stärker den Armen annähere. Das Abwandern vieler Katholiken zu Evangelikalen und Freikirchen habe „viele Gründe" und sei nicht nur diesen charismatischen christlichen Gruppen zuzuschreiben, so Scherer. (rv)

Presseschau zum Kuba-Besuch

Der Aufruf von Papst Benedikt XVI. zum Bau einer offenen und erneuerten Gesellschaft in Kuba hat am Dienstag die Schlagzeilen über den Besuch des Kirchenoberhauptes auf der kommunistisch regierten Karibikinsel bestimmt. Die in Miami erscheinende kubakritische Tageszeitung „El nuevo Herald" hob mit Blick auf die in Florida lebenden Exil-Kubaner hervor, der Papst trage „die legitimen Wünsche alle Kubaner, ganz gleich wo sie leben", in seinem Herzen.

Das staatliche Parteiorgan „Granma" hob die Äußerung des Papstes hervor, Kuba solle sich anstrengen, „seine Horizonte zu erweitern und zu erneuern". Die kubanische Zeitung „Juventud rebelde" berichtete über den herzlichen Empfang, den Kuba Benedikt XVI. bereitet habe. Zugleich unterstrich sie den Willen nach Eigenständigkeit der Insel: Es gebe „nur die Alternative der totalen Unabhängigkeit oder dem absoluten Verlust derselben".

Die Medien in Lateinamerika räumten der Berichterstattung über den dreitätigen Papstbesuch auf Kuba breiten Raum ein. Fast alle führenden Tageszeitungen des Kontinents weisen ihre Leser mit einem Foto auf der Titelseite auf die Reise hin. Die kolumbianische Tageszeitung „El Tiempo" kommentierte, Benedikt XVI. habe sich mit Kritik an der Castro-Regierung zurückgehalten und stattdessen mit einer Kritik am Kapitalismus überrascht.

Die mexikanische Zeitung „Excelsior" hob den Zeitpunkt der Kuba- Reise hervor: „Papst Benedikt XVI. trifft auf ein Land, dass sich in einem Prozess der Rekonstruktion befindet". Die ebenfalls mexikanische Zeitung „Jornada" zitierte dagegen Kubas Präsidenten Raul Castro auf der Titelseite: Kuba habe „das Recht, seinen eigenen Weg zu wählen".

Verschiedene Medien berichten von verstärkten Verhaftungswellen und Repressalien gegenüber Oppositionellen, die mit dem Papstbesuch einhergehen.

Der Kuba-Besuch bestimmt am Tag nach seiner Abreise auch die mexikanischen Medien. Der Papst habe zum Abschluss seiner Reise die Mexikaner aufgerufen, „standhaft gegen die Kräfte des Bösen" zu bleiben, berichtet die Tageszeitung „El Universal". Zugleich wertete sie das Eintreten des Papstes gegen die Gewalt im mexikanischen Drogenkrieg als die zentrale Botschaft des Besuches.

Unterdessen kehrte auf die Titelseite der Lokalzeitung „El Sol de Leon" der Gastgeberstadt Leon die Berichterstattung über die Gewalt zurück. Der Einsatz eines Spezialkommandos gegen das Drogenkartell „Los Zetas" machte aus dem zu Ende gegangenen Papstbesuch eine Randnotiz. Die Regierung des Bundesstaates Guanajuato zog unterdessen eine positive Bilanz der viertägigen Visite: „Guanajuato ist in der Lage, Großveranstaltungen durchzuführen." (rv)

Presseschau zum zweiten Reisetag

In der lateinamerikanischen Presse ist nach dem enthusiastischen Empfang für den Papst weiter sehr positiv über den Papstbesuch die Rede. Die ersten beiden Programmpunkte des Papstes am Samstag, der Höflichkeitsbesuch beim mexikanischen Präsidenten Felipe Calderon und der Gruß an die Kinder in Guanajuato, sind durch Presse, Fernsehen und Webnachrichtendienste über den ganzen Erdball verbreitet worden. Die Medienpräsenz übertrifft sogar die stets mit großer Aufmerksamkeit begleiteten Reisen Johannes Paul II..

Das Treffen des Papstes mit dem Staatspräsidenten ist ausführlich in der mexikanischen Presse verbreitet worden, wobei besonderes Gewicht auf die Nachricht gelegt wurde, dass über die Notwenigkeit, das neue Gesetz zur Regelung des Handels von Leichtfeuerwaffen (AAT) rasch zu verabschieden, große Einigkeit besteht. Ebenso intensiv wurde über das Treffen des vatikanischen Staatssekretärs Tarcisio Bertone mit politischen Autoritäten berichtet, das zeitgleich zum Treffen des Papstes mit Calderon stattfand. Bei dieser Begegnung fiel auf, dass weniger innenpolitische Themen angesprochen wurden, sondern vielmehr Themen wie der G20 und die internationale Wirtschafts- und Finanzkrise.

Im Einzelnen:

A. M. – Las noticias como son
Die Zeitung öffnet mit einem Foto, das den Papst bei seinem Bad in der Menge bei seiner Ankunft zeigt. Besonderes Gewicht wird auf die Worte von Papst Benedikt während der Pressekonferenz auf dem Hinflug zum Drogenhandel gelegt, weitere Artikel sprechen von den zahlreichen, großteils jugendlichen Freiwilligen, die beim Papstbesuch aushelfen. Im Mittelteil erscheint ein großes Foto, das einen segnenden Papst Benedikt zeigt: „Herzlich willkommen Heiliger Vater und Freund. Danke dafür, dass du Friede und Freude in unsere Herzen getragen hast", so der Untertitel.

EL HERALDO
Auch El Heraldo zeigt sich begeistert. Ein ganzseitiges Fotos des Papstes wird übertitelt mit "Die Hoffnung im Dunkel. Benedikt" „Ich bete für die Opfer der Gewalt". Weitere Titel sind: Die Euphorie in Leon bei der Begrüßung des Papstes, Mexiko vertraut sich der Heiligen Jungfrau an, Religionsfreiheit: ein Grundrecht, und viele weitere Artikel, deren Duktus durchgehend enthusiastisch ist.

CORREO
Eine weitere Zeitung bebildert die Ankunft des Papstes, der die ihn erwartende Menge am Flughafen begrüßt. Das Foto ist betitelt: Ich bin glücklich, hier zu sein – „Gebet für die Opfer".
Im Innenteil findet sich ein offener Brief eines Opfers von Missbrauch durch Padre Maciel, den Gründer der Legionäre Christi.
Weitere Fotos, die unter dem Motto stehen „Ich komme als Pilger der Nächstenliebe", sind in einer Beilage abgedruckt.
In den Nachrichten aus der Welt gibt es noch einen Hinweis auf die Worte des Papstes: „Der Marxismus auf Kuba hat nicht funktioniert".

MILENIO
Die Zeitung legt den Hauptakzent auf den Aspekt des Drogenhandels. Auf der ersten Seite werden die Worte des Papstes wiedergegeben, mit denen er die katholische Kirche in der Verantwortung sieht, alles Mögliche gegen den Drogenhandel zu unternehmen und hofft, dass die Idolatrie der Drogen demaskiert werde. Auch dieses Blatt wirft einen Blick nach Kuba und führt die Worte des Papstes im Zusammenhang mit dem Marxismus an. Weitere Themen sind die Begrüßungsworte des mexikanischen Präsidenten, in denen er die Gewalt im Land, aber auch die Religionsfreiheit anspricht. Im Innenteil werde diese und weitere Themen vertieft. Die Weiterreise des Papstes zu seiner Residenz Miraflores ist dabei ebenso Thema wie der Enthusiasmus bei seiner Ankunft am Flughafen – 700.000 Besucher säumten den Weg des Papstes vom Flughafen nach Leon – und die extremen Sicherheitsvorkehrungen, die für den Papstbesuch getroffen worden sind. (rv)

Mexiko: Presseschau

Mit vielen Farbfotos und Sonderbeilagen haben die mexikanischen Zeitungen am Freitag vor der Ankunft des Papstes über den Besuch aus Rom berichtet. „Willkommen", titelt „A.M.-Las noticias como son" auf Seite eins unter einem riesigen Foto Benedikts. Im Innenteil beschäftigt sich das Blatt vor allem mit den Sicherheitsvorkehrungen – eine Schlagzeile lautet „Der Papst wird eingekesselt" – und mit den durchweg hoffnungsvollen Erwartungen der Menschen in León. Die Zeitung schätzt, dass bis zu 600.000 Menschen an der Messe des Heiligen Vaters im „Parco del Bicentenario" teilnehmen werden.

„Benedictus – Hochgelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn." Diese Schlagzeile hat sich der „Heraldo" aus León einfallen lassen. Die erste Seite zeigt ein Foto der zentralmexikanischen Stadt und nennt sie „León, ein Heiliger Stuhl". Doch ein Artikel beschäftigt sich auch mit dem Thema „Ein Besuch in schwieriger Zeit"; der Papst treffe auf ein erschöpftes Land, in dem die Armen immer ärmer, die Reichen hingegen immer reicher würden. „El Heraldo" vermerkt auch einen Hackerangriff auf die Webseiten, die sich mit der Papstreise beschäftigen, darunter auf die Seite benedictomexico.mx, die die Bischofskonferenz des Landes eingerichtet hat. Die Menschen im Bundesstaat Guanajuato erhofften sich vom Papst „eine Botschaft der Hoffnung und der Versöhnung" sowie klare Worte gegen Ungerechtigkeit, Elend und Drogenhandel.

Gewohnt kritisch positioniert sich die Zeitung „Milenio": Sie sieht den Papst in einer derzeit „polemischen Phase" nach Mexiko kommen. Benedikt XVI. treffe auf ein Land, das sich in einer Debatte über eine Verfassungsreform befinde und mitten im Wahlkampf stecke. Zudem überschatteten unbeachtete Missbrauchsvorwürfe gegen den Ordensgründer der Legionäre Christi, Marcial Maciel Degollado, die Reise, meint „Milenio". Es sei schade, dass es nicht zu einem Treffen Benedikts mit Missbrauchsopfern von Marcial Maciel komme. Der Vatikan weist darauf hin, dass keine Bitte um ein solches Treffen bei den mexikanischen Bischöfen eingegangen sei. Auf der Titelseite zitiert das Blatt aus einer Umfrage: „72 Prozent der Mexikaner hoffen, dass der Papst über die Gewalt im Lande spricht."

„El Universal" stellt den „Papst, der aus Deutschland kommt", in einem ausführlichen Porträt vor. Seine Reise nach Lateinamerika sei eine „religiöse Herausforderung", denn Themen des Kontinents wie eine Legalisierung von Abtreibung und die rechtliche Aufwertung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften, wie es sie etwa in Mexiko-Stadt gibt, beunruhigten den Vatikan.

Mit einem großen „Bienvenido" auf der Titelseite begrüßt „El Sol de Leon", die führende Lokalzeitung in der Gastgeberstadt, den Papst. Sie lässt den Apostolischen Nuntius, Erzbischof Christopher Pierre, die erwartete zentrale Botschaft des Besuches so zusammenfassen: „Der Wunsch, in einer Gemeinschaft zu leben, ist größer als die Gewalt."

„Benedictus" heißt ein Papstreise-Sonderheft, das in diesen Tagen an jedem Kiosk im Bundesstaat Guanajuato angeboten wird. Es stellt ausführlich das Programm der Reise vor und bietet Interviews mit den zivilen und religiösen Autoritäten aus Guanajuato, León und Silao – also den drei Städten, die Benedikt XVI. in Mexiko besucht. (rv)

Papst in Deutschland: Die Presseschau vom Samstag

Das Thema Ökumene bestimmt an diesem Samstag die Titelseiten der größten Zeitungen in Deutschland. Dabei wird das Erfurter Treffen des Papstes mit Vertretern der evangelischen Kirche in Erfurt ausführlich kommentiert.

Auf den Titelseiten der beiden Tageszeitungen „Süddeutsche Zeitung" und „Frankfurter Allgemeine Zeitung" springt das Wort „Enttäuschung" ins Auge. Das Treffen sei „hinter den bereits geringen Erwartungen auf evangelischer Seite zurückgeblieben", resümiert die „Frankfurter" (liberal-konservativ) Reaktionen ranghoher Vertreter der evangelischen Kirche in Deutschland. Der Papst habe die Hoffnung auf eine rasche Annäherung zwischen Protestanten und Katholiken gedämpft, schreibt die „Süddeutsche" (liberal-links).
Das Blatt betont weiter, der Papst habe mit seinem Besuch im Erfurter Augustinerkloster ein „historisches Zeichen" gesetzt. Die „Frankfurter" erwähnt die Freude des Ratsvorsitzenden der evangelischen Kirche in Deutschland über die päpstliche Würdigung Martin Luthers. Die Zeitung zitiert Nikolaus Schneider aber auch mit dessen Worten „Unser Herz brennt nach mehr".

„Werben für das pochende, hörende Herz" überschreibt die Tageszeitung „Die Welt" (konservativ) die Begegnung in Erfurt. Auf einer Doppelseite mit vielen Bildern lässt das Blatt im Innern die bisherigen Stationen der Papstreise Revue passieren. Der Papst habe „falsche Erwartungen" korrigiert und „neuen Ernst" in das ökumenische Gespräch gebracht. Ein „Routinetreffen" oder „klerikaler Festakt" sei das Erfurter Treffen nicht gewesen, heißt es auf Seite drei. Den Papstsatz, ein „selbstgemachter Glaube" sei „wertlos", versteht Vatikanberichterstatter Paul Badde als Werben des Papstes um die gemeinsame Suche nach der Basis des Glaubens.

Mehrere Zeitungen erwähnen an diesem Samstag weiter kurz ein Treffen des Papstes mit Missbrauchsopfern am Freitagabend. Der Papst habe den Opfern sexuellen Missbrauchs durch Priester und kirchliche Mitarbeiter „tiefes Mitgefühl und Bedauern" bekundet, gibt die Freiburger Regionalzeitung „Badische Zeitung" die Vatikanerklärung zur Begegnung wieder. Nach dem Treffen in den Räumen des Erfurter Priesterseminars hatte der Heilige Stuhl eine Pressemeldung herausgegeben.

Anlässlich des Papstbesuches im Erzbistum Freiburg widmet die „Badische Zeitung" Benedikt XVI. und dem Papstbesuch in Deutschland an diesem Samstag einen fünfzehnseitigen Magazinteil, den sie mit der Schlagzeile „Der Denker Gottes" eröffnet. In einem Artikel von Gerhard Kiefer wird der Papst als „intellektuell brillanter, kompromissloser und entschiedener Jahrhunderttheologe" vorgestellt. Weiter bringt die Zeitung ein ausführliches Interview mit dem Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, zu den Erwartungen an den Papstbesuch. Darin geht Zollitsch auch auf Fragen der Ökumene ein. Im Freiburger Teil der Zeitung wird Benedikt XVI. zuneigungsvoll mit der Schlagzeile „Wir sind Pabst!" begrüßt. Dem „Ausnahmezustand", der in der Stadt im Breisgau wegen des Papstbesuches herrscht, begegne man in Freiburg mit „badischer Gelassenheit", heißt es in einem Kommentar.

Auf einem Werbe-Faltblatt, das den regionalen Zeitungen beiliegt, wirbt die deutsche Bischofskonferenz „im Namen des Papstes" für Spenden an den „Benedikt-Ostafrikafond" – die Spendenaktion wurde parallel zum Papstbesuch ausgerichtet.

Die „Süddeutsche Zeitung" reichert ihre Einlage zum Wochenende mit einem Artikel zur Geschichte und Funktion des deutschen Bundesverfassungsgerichtes an. Benedikt XVI. trifft am Sonntag in Freiburg einige Bundesverfassungsrichter.

Andere Themen in der Presse sind die Begegnung des Papstes mit Muslimen in Berlin und weiter die Bundestagsrede Benedikt XVI. Das Kirchenoberhaupt habe die deutschen Muslime zur Orientierung am Grundgesetz gemahnt, schreibt die Regionalzeitung „Stuttgarter Zeitung", die in diesem Zusammenhang auch die Fürsprache des Papstes für eine öffentliche Dimension der Religionszugehörigkeit unterstreicht. „Die Welt" geht in einem Kommentar im Feuilleton auf die Rhetorik des Papstes bei der Bundestagsrede ein.

Die Zeitung „Bild" zeigt sich stolz über Benedikts Lob für die Titelseite des Blattes, die als Plakat seit Dienstag das Axel-Springer-Hochhaus in Berlin schmückt. (rv)

Der Papst kommt: Unsere Presseschau

Fast alle deutschen Zeitungen berichten heute auf ihren Titelseiten über den Papstbesuch. Die meiste Aufmerksamkeit erhält dabei das Interview der KNA mit Bundespräsident Christian Wulff. Wulff, geschiedener und wiederverheirateter Katholik, wünscht sich vom Papst ein Wort zu dieser Situation, in der auch viele andere Katholiken sind.

Zwei überregionale Tageszeitungen heben die Aussagen Wulffs auf ihre Titelseiten: die Süddeutsche Zeitung und die Welt. Wenn sich die Lebenslinien nicht verwirklichen ließen, könne es bei fairem Umgang untereinander für alle Beteiligten besser sein, sich zu trennen. Er habe hierzu in der Kirche durchaus auch viel Differenzierung erlebt, so zitiert die „Welt" den Präsidenten. Der bekennend katholische Vatikanberichterstatter Paul Badde widmet die ganze letzte Seite des Politikteils dem Papstbesuch. Benedikt komme nicht als Kreuzritter, sondern als Diener seiner Kirche. Der Titel über dem Artikel: „Besuch eines Machtlosen".

Die linksliberale Süddeutsche Zeitung bringt ebenfalls die Aussagen Wulffs auf der ersten Seite. Im Blattinneren heißt es, Deutschland sei ein besonders schwieriges Pflaster für den deutschen Papst. Außerdem mache die Kirche ein großes Geheimnis aus einem möglichen Treffen zwischen Papst und Missbrauchsopfern.

Die liberalkonservative Frankfurter Allgemeine Zeitung bringt auf dem Titel eine nüchterne Zusammenfassung des Papstprogramms. Im Blattinneren heißt es, die Päpste rufen eigentlich überall, wo sie hingehen, Proteste hervor, sie seien „ein leichtes Ziel für alle Unzufriedenen". Allerdings würden die Kundgebungen in Berlin wohl besonders „geschmacklos" sein, „ätzender, verletzender, aggressiver".

Die traditionell papstfreundliche „Bild" mit ihren 12 Millionen Lesern beschränkt ihre Informationen über den Papstbesuch auf den Satz „Benedikt XVI. ist heute auf Berlin-Besuch". Dafür heißt sie ihn mit einem „Grüß Gott, Heiliger Vater!" auf dem Titel willkommen. Auf der mittigen Doppelseite prangt ein Papstbild, das sich aus 10.000 winzigen Fotos von papstfreundlichen Lesern zusammensetzt, die sich eigens zu diesem Anlass fotografieren ließen.

„Der Papst ist da, Berlin steht still", schreibt der linksliberale Berliner Tagesspiegel auf der Titelseite. Im Inneren widmet er dem Papst einen ausgewogenen Artikel, der Benedikts große Grundthemen referiert: nicht die Krise des Euro oder die – gleichwohl schrecklichen – Missbrauchsfälle durch Kleriker, sondern die Anwesenheit Gottes in der Welt, in der Politik, in der Gesellschaft. Relativ viel Platz wird den Anliegen des Präsidenten des Zentralrats der Juden, Dieter Graumann, eingeräumt. Er möchte mit dem Papst auch über das sprechen, was den Juden im Verhältnis zur Kirche „weht tut", etwa die Annäherung an die traditionalistische Piusbruderschaft.
(rv)

Morgen kommt der Papst: Unsere Presseschau

Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung" (liberalkonservativ) berichtet über die Berliner Ausprägung des Katholizismus. Die hiesige Ortskirche war immer aus „Einwanderern" aus anderen Teilen Deutschlands zusammengesetzt, das sei bis heute so. Dennoch gelingt es dem Papst scheinbar mühelos, 70.000 Katholiken zur Messe im Olympiastadion zusammenzurufen.

Die „Süddeutsche Zeitung" (linksliberal) bringt auf der Medienseite Leserbriefe pro und contra Papstrede im Bundestag. Im Feuilleton bietet der evangelische Theologe Friedrich Wilhelm Graf in kritischem Ton „eine kleine Papstkunde". Der Papst nutze seinen Sonderstatus im Völkerrecht „auch für Menschenrechtsprogapanda und Durchsetzung seiner Sicht der Menschenwürde".

Die „Bildzeitung", Deutschlands meistgelesenes Blatt, hat auf der Fassade ihres Sitzes in Berlin ein gigantisches Papst-Plakat entrollt. Es zeigt das Titelblatt vom Tag der Papstwahl mit der mythischen Schlagzeile „Wir sind Papst". Seither gilt die „Bildzeitung" als überwiegend papstfreundlich. „Ganz Berlin schaut auf den Papst", heißt es in dem heutigen Bericht der Zeitung. Kein Wort zu Demonstrationen und Boykotten.

Der liberale Berliner „Tagesspiegel" bringt einen Artikel mit Bundesinnenminister Friedrich (CSU), der den Boykott einiger Dutzend Abgeordneter zur Papstrede im Bundestag „kleingeistig" findet. Auf den Lokalseiten das Programm des Papstes, Stau-Vorschauen und Ähnliches.

Die „BZ", das Berliner Äquivalent zur Bild, widmet dem Papst wenig Raum und beschränkt sich auf die Aussage, dass es schwierig sein wird, dem Papst nahe zu kommen, wenn man keine Karte für den Gottesdienst im Olympiastadion hat. (rv)