„Iuvenescit Ecclesia – die Kirche verjüngt sich“: So heißt ein Brief der Glaubenskongregation an die Bischöfe, der nächsten Dienstag im Vatikan vorgestellt wird. Thema ist das oft heikle Verhältnis kirchlicher Bewegungen und Gruppen zur Hierarchie. Dürfen Bewegungen schalten und walten, wie sie wollen, oder müssen sich an die Vorgaben des zuständigen Ortsbischofs halten? Das dürfte eine der Fragen sein, die das vom Papst schon im letzten März approbierte Papier behandelt.
In der Vatikanzeitung „L’Osservatore Romano“ gab der Präfekt der Kongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, bereits vorab einige Grundlinien des Dokuments preis. Was der Heilige Geist im Volk Gottes aufrühre, sei „eine Gnade für das ganze Volk Gottes“. Allerdings bedeuteten diese Gaben „oft eine grundstürzende Neuheit“ und bedürften der „Reinigung“. „Man könnte sagen: Sie sind ein wenig wie Kinder, die ungeplant zur Welt kommen“, so der Kardinal. „Aber wer wirklich Vater bzw. Mutter ist, liebt diese Kinder, sobald sie zur Welt kommen, und sorgt für sie wie für seine anderen, ja sogar noch mehr!“
Müller zeichnet die neuen kirchlichen Bewegungen in den Rahmen eines Pontifikats ein, das die Kirche immer wieder zum Aufbruch, zum „Hinausgehen“ drängt. Einige Teile der Kirche haben nach seiner Beobachtung Schwierigkeiten mit dieser Aufforderung des Papstes. „Es ist schwierig, mit der Prophetie Schritt zu halten“, sagt der deutsche Kurienkardinal dazu. „Aber es ist ja auch nicht die Schrittgeschwindigkeit, auf die es eigentlich ankommt. Was zählt, ist, dass das ganze Volk Gottes und alle Teile der Kirche, jeder mit seiner Geschwindigkeit und seinen eigenen Gaben, ja sogar Schwächen, sich in die richtige Richtung auf den Weg machen.“ Das sei immer mit etwas „Mühe“ und einem „Aspekt des Kreuzes“ verbunden.
Es stimme, dass Papst Franziskus die Bewegungen immer wieder beredt davor warne, den Heiligen Geist „nicht in einen Käfig zu sperren“. Das bedeute aber nicht, dass er ihnen skeptischer gegenüberstehe als seine Vorgänger. Gegen allzu viel Selbstbezogenheit hilft nach Müllers Einschätzung, „sich in den Dienst eines Projekts oder von Bedürfnissen zu stellen, die größer sind als die eigenen Pläne oder Bedürfnisse“. Das gelte im übrigen „für alle Gläubigen ohne Ausnahme“, auch die Bischöfe. (rv)