NEW YORK – WARNUNG der Redaktion: Dieser Bericht enthält Beschreibungen von Akten barbarischer Gewalt, extremer Gräueltaten, Misshandlung und Folter. Er ist nicht für Kinder und Jugendliche geeignet.
Ihre Geschichten sind grausam, brutal, roh.
Etwa die des Ehepaares, deren Kinder von Kämpfern des Islamischen Staates entführt wurden. Als es eines Tages an der Tür klingelte, fanden sie Plastiktüten vor. Darin waren Körperteile ihrer Töchter und Videos, die zeigten, wie die Kinder vergewaltigt und gefoltert wurden.
Eine andere ist die der christlichen Frau aus Mosul, die zur Tür ging und ausländische IS-Kämpfer vorfand, die sie aufforderten, ihr Haus zu verlassen oder die „Dschizya“-Kopfsteuer zu zahlen, die gegen Christen und Juden in islamistischen Gesellschaften erhoben wird. Sie bat um ein paar Sekunden Zeit, da ihre Tochter in der Dusche sei. Doch die Islamisten weigerten sich. Sie setzten das Haus in Flammen, und verbrannten die Tochter bei lebendigem Leib.
Die Tochter starb in den Armen ihrer Mutter. Ihre letzten Worte waren. „Vergib ihnen.“
Dies sind nur zwei der Geschichten, die Jacqueline Isaac, eine Menschenrechtsanwältin und Vorsitzende der Gruppe Roads of Success vortrug.
Ihre Mutter, Vorsitzende der Organisation, hatte in der Woche zuvor im Britischen Parlament ausgesagt nach ihrer Rückkehr aus Homs in Syrien. Isaac erzählte viele ihrer Geschichten, und unterstrich sowohl die barbarischen und grausamen Verbrechen, als auch die Erzählungen von Heroismus und Vergebung. „Sehen Sie, inmitten der Dunkelheit ist Licht, und es ist das Licht das uns erlaubt, heute hier zu sitzen, wo es Licht gibt, und Hoffnung“, sagte sie.
Vorgetragen wurden diese Berichte im Rahmen der internationalen Konferenz #WeAreN2016. Der Titel rührt vom arabischen Buchstaben „Nun“, den Islamisten an die Häuser von Christen schmieren, um sie als „Nazarener“, also Christen zu kennzeichnen.
Die Veranstaltung findet vom 28. bis 30. April in New York statt. Es ist die zweite der jährlichen Konferenzen, die sich zum Ziel gesetzt haben, Aufmerksamkeit auf das Leid der Christen und anderer religiöser Minderheiten zu lenken, besonders unter der Verfolgung des Islamischen Staates und anderer radikaler Muslime im Nahen Osten.
Am Donnerstag morgen fand die Konferenz an den Vereinten Nationen statt, deren Hauptquartier in New York ist, gefördert vom ständigen Beobachter des Heiligen Stuhls an der UN. Hier legten Christen und Jesiden persönlich Zeugnis ab, wie sie vom IS verfolgt wurden, aber auch Missionare in Syrien und weitere religiöse wie zivile Führungspersönlichkeiten.
Viele der Redner schilderten horrende Gräueltaten des Islamischen Staates.
Unter Tränen erzählte die 15 Jahre alte Samia Sleman von ihren sechs Monaten als Gefangene der Islamisten. Mit Hilfe eines Dolmetschers berichtete der jesidische Teenager, wie ihre Familie im August 2014 Geisel genommen wurde. Ihr Vater, Onkel und Großvater sind alle noch in der Gewalt des IS.
Die Geiselnehmer trennten Männer und Frauen und beraubten sie aller Habseligkeiten. Ältere Frauen, die nicht für wert befunden wurden, als Sex-Sklavinnen gehalten zu werden, wurden umgebracht. Tausende junge Frauen und Mädchen, manche nur sieben Jahre alt, wurden vergewaltigt und gezwungen, den Islam anzunehmen.
„Warum müssen unschuldige Kinder und diese unschuldigen Menschen in der Region so leiden?“, fragte Sleman.
„Warum wird nichts dagegen getan? Obwohl nun über eineinhalb Jahre vergangen sind, und wir gesehen haben, wie Minderheiten horrende Dinge angetan werden, besonders Jesiden und Christen, hat die internationale Gemeinschaft keine konkreten Schritte gegen den Islamischen Staat unternommen“.
Die Anerkennung dieses Völkermords im Nahen Osten, sowohl durch das Europäische Parlament, das US-Außenministerium wie auch jüngst das Britische House of Commons habe den Opfern Hoffnung gemacht, betonten sowohl Isaac als auch Sleman.
Aber es müsse mehr getan werden.Der nächste Schritt wäre eine Anerkennung des Völkermords durch den UN-Sicherheitsrat, der den Fall dann auch an den Internationalen Strafgerichtshof verweisen würde. Eine dahingehende Petition der Gruppe CitizenGO hat über 170.000 Unterschriften gesammelt und diese am Freitag morgen im Hauptquartier der Vereinten Nationen abgegeben.
Der Begriff „Völkermord“ sei von großer Wichtigkeit, betonte Isaac. Als sie vor dem britischen Parlament aussagte, brachte sie ein 16-jähriges Mädchen mit, das unbeschreiblich barbarische Gräueltaten erlebte: Ihr eigener Vater war vor ihren Augen ermordet worden, sie wurde Zeugin, wie ein neun Jahre altes Mädchen so lange vergewaltigt wurde, bis sie tot war, und eine Mutter vom IS gezwungen wurde, die zermalmten Überreste ihres eigenen Kindes zu essen.
„Auch wenn die juristischen Argumente sehr wichtig waren in dieser parlamentarischen Entscheidung des House of Commons“, sagte Isaac, „so sind es doch diese Geschichten, die das Parlament bewegten“ und davon überzeugt hätten, den Völkermord anzuerkennen.
Und als das House of Commons offiziell erklärte, dass im Irak und in Syrien ein Völkermord stattfindet, rief das Mädchen „Oh Gott, oh Gott, danke Gott, Du hast unsere Rufe gehört“, erzählte Isaac.
Danach habe sie eine Mutter angerufen, deren Sohn von Islamisten ermordet wurde. „Das Blutvergießen an meinem unschuldigen Sohn wurde nicht ignoriert“, habe diese geantwortet.
„Der erste Schritt, der erste Sieg, ist dieser Heilungsprozess“, sagte Isaac. Der Beweis dass „die Überlebenden wissen“, dass andere sie unterstützen. (CNA Deutsch)