Vatikan/Peru: Universität verliert päpstlichen Titel

Der Heilige Stuhl hat der Katholischen Universität von Peru das Recht auf die Betitelung als „päpstliche" und „katholische" Lehreinrichtung entzogen. Das geht aus einer Stellungnahme der Universitätsleitung von diesem Freitag hervor. Die 1917 gegründete und 1942 durch ein Dekret des Heiligen Stuhles als päpstliche Universität anerkannte Hochschule habe seit dem Jahr 1967 „mehrere Male unilateral und mit schwerer Benachteiligung des Kircheninteresses die Statuten geändert", heißt es in einer Vatikanmitteilung von diesem Samstag, in der die Gründe für die Entziehung deutlich gemacht werden.

Der Aufforderung des Vatikans, die Universitätsstatuten an die Apostolische Konstitution „Ex Corde Ecclesiae" vom 15. August 1990 anzupassen, sei die Universität nicht nachgekommen. Auch die jüngsten Vermittlungsversuche des Heiligen Stuhles vom Dezember 2011 und Februar 2012 seien erfolglos geblieben. Der Universitätsrektor hatte in zwei Briefen an Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone deutlich gemacht, die Forderungen des Vatikans nicht erfüllen zu können, sofern die Erzdiözese Lima nicht von ihrem Einfluss auf die Amtsführung der Universität Abstand nehme, heißt es in der Vatikanmitteilung weiter.

Hintergrund sind Spannungen zwischen dem Rektorat der Universität und Limas Kardinal Juan Luis Cipriani, der auch Großkanzler der Hochschule ist. Dabei geht es um das Recht, den Rektor zu ernennen, Aufsicht über die Lehrinhalte zu führen und das beträchtliche Immobilienvermögen der Universität zu kontrollieren. Aufgrund der Vorgänge habe sich der Heilige Stuhl nun zum Handeln gezwungen gesehen, so das Kommuniqué abschließend. Die Universität habe die Pflicht, dem kanonischen Recht zu folgen. Man hoffe zugleich darauf, dass die Universitätsleitung „in näherer Zukunft" die eigene Position modifiziere. In dem Fall könne die Maßnahme des Heiligen Stuhles neu überdacht werden.

Die Elite-Universität „La Catolica" war die erste private Universität in Peru und gilt heute als die größte in Südamerika. Zu den zahlreichen Ehrendoktoren der Universität zählen auch Papst Benedikt XVI., dem 1986 als Kardinal Joseph Ratzinger die Ehrendoktorwürde verliehen wurde, und der neue Präfekt der Glaubenskongregation Erzbischof Gerhard Ludwig Müller. (rv)

Verzerrende Berichte über Vatikan: Sind immer die Medien schuld?

„Angriff auf Ratzinger" – so heißt ein Buch in Italien, das eine richtiggehende Medienkampagne gegen den Papst am Werk sieht. Dass es immer wieder in den Medien tendenziöse, entstellende Berichte über Benedikt XVI. und ganz allgemein über die katholische Kirche gibt, läßt sich kaum bestreiten. Mit einem Studientag hat sich der Vatikan in der vergangenen Woche mit dem Phänomen beschäftigt. Titel: „Unverständnis – die katholische Kirche und die Medien". Kardinal Gianfranco Ravasi vom Päpstlichen Kulturrat hat versucht, aus der Veranstaltung seine Schlüsse zu ziehen:

„Wir müssen eben sehen, dass es in unserer Zeit eine große Revolution im Medienbereich gegeben hat: Wir stehen nicht mehr nur der Presse gegenüber, wie wir sie etwa zu Zeiten von „Humanae Vitae" oder dem Konzil hatten. Jetzt leben wir in einer virtuellen Welt, einer Welt extrem schneller Information, des Fernsehens und des Bildes."

Die Medienlandschaft hat sich viel schneller geändert als die Kirche, so Kardinal Ravasi. Und ihm sind zwei Schlussfolgerungen wichtig.

„Erstens dürfen wir nie vergessen, dass die christliche Botschaft sich an die Welt wendet, also gar keine Missverständnisse vermeiden kann. Wir müssen dabei außerdem bedenken, dass unsere Sprache oft völlig unverständlich und selbstbezogen ist. Unsere Botschaft muss also für präzise Kommunikationskanäle formuliert werden."

Die zweite Schlussfolgerung: Die Botschaft des Christentums dürfe nun aber auch nicht von der Kirche selbst entleert und „passend gemacht" werden, einfach damit sie medial leichter herüberkommt.

„Die christliche Botschaft hat nämlich von Natur aus eine skandalöse, eine provozierende Seite. So dass diese Medaille zwei Seiten hat: auf der einen Seite unsere notwendige Öffnung und Sensibilität für das Kommunizieren, auf der anderen das Bewahren der Botschaft in ihrer Anstößigkeit. Übrigens ist das nicht erst seit neuestem unser Problem: Schon in den Paulusbriefen findet man eine Fülle von Problemen, auf die Paulus beim Verbreiten seiner Botschaft trifft."

Ravasi ist von Haus aus Bibelwissenschaftler; nach seinem Eindruck stand der Völkerapostel Paulus in den ersten Jahrzehnten des Christentums vor „fast analogen Problemen" wie die Kirche heute.

„Auch die damalige griechische Welt war eine Welt im Wandel und im Übergang, so wie unsere heutige Informationsgesellschaft. Wenn man versucht, da hineinzusprechen so wie Paulus, dann stößt man unvermeidlich auf solche Probleme. Die gehören zur Bewegung, zum Leben selbst – aber man muss sie eben ordentlich angehen und durchstehen." (rv)

Das Papstbuch: Unsere Geschichte von Jesus von Nazareth

 An diesem Donnerstag ist der zweite Band des Papstbuches „Jesus von Nazareth" offiziell auf dem Markt, gegen Mittag wird es in Frankfurt von Erzbischof Robert Zollitsch, im Nachmittag hier in Rom von Kardinal Marc Ouellet offiziell vorgestellt.
Was steht drin?
Das Buch ist eine Fortsetzung des ersten Buches. Das klingt wie eine Selbstverständlichkeit, ist es aber gar nicht. Wer sich von diesem Werk – wie vom Interviewbuch mit dem Papst – große Neuigkeiten erwartet, wird vielleicht enttäuscht. Benedikt erzählt die Geschichte dieses Jesus. Und während der erste Band von seiner Lehre handelte, geht es im zweiten Band darum, wie er selbst mit seinem Leben dafür einstand: Leiden, Tod und Auferstehung.
Wie ist das Buch aufgebaut?
Der Papst hatte im ersten Band gesagt, dass er „den Evangelien vertraue". Und so geht er Kapitel für Kapitel der Geschichte Jesu nach, vergleicht die Evangelien, legt aus, argumentiert, wo Argumente notwendig sind. Schritt für Schritt zeichnet er so das Leben dieses Jesus, der unser Christus ist, nach.
Er beginnt mit dem Einzug in Jerusalem und zeichnet Schritt für Schritt die Erzählungen um die letzten Tage im Leben Jesu nach, ordnet die unterschiedlichen Berichte der Evangelien ein und legt sie im Licht des Glaubens aus.
Kritische Debatten?
Zuerst – und darauf haben die Medien nach den Vorabdrucken von vergangener Woche bereits Bezug genommen – ist der Papst sehr klar, was die Beziehung Jesu zum Judentum angeht. ‚Die Juden’ sind nicht schuld am Tod Jesu, noch einmal macht der Theologe und Papst Joseph Ratzinger das klar. Dann spricht er aber auch über die Bekehrung der Juden – auch hier ein Bekenntnis, dass Christen im Jüdischen Volk ein Beispiel für die Treue zu Gott sehen sollten.
Im Zug liturgischer Streitigkeiten um das neue Messbuch ist vielleicht ein Blick auf die Erlösungsabsicht Jesu interessant. Zunächst sagt der Papst sehr klar, dass es nicht sinnvoll ist, die Intention Jesu erraten zu wollen, das könnten wir nicht. Aber dann argumentiert er theologisch, mit dem Apostel Paulus: Selbstverständlich sei er für alle gestorben, „die Vielen" im Buch Jesaja meint die Gesamtheit Israels und spricht damit von Verheißung, nicht vom Ausschluss einiger.
Ausblick
Der letzte Teil des Lebens Jesu Christi ist der Teil nach der Auffahrt in den Himmel und dem Warten auf sein Wiederkommen. Auch das ist also Teil der Geschichte des Jesus von Nazareth. Noch einmal wird deutlich, dass es die Geschichte der Glaubenden mit ihrem Erlöser ist, von der der Papst schreibt. Es ist keine losgelöste Biographie einer antiken Gestalt, sondern die vom Glauben der Gemeinschaft durch die Jahrhunderte getragene Erzählung von Jesus Christus. (rv)