Die Reise durch Armenien in den letzten drei Tagen war nur der ideelle Auftakt, im September will der Papst den Bogen mit einer Visite in Georgien und Aserbaidschan weiterspannen. Vatikansprecher Federico Lombardi betont, die Tage von Armenien seien vor allem ökumenisch von Bedeutung gewesen.
„Vor allem das große ökumenische Gebet auf einem zentralen Platz in Jerewan: Das war wirklich etwas Außergewöhnliches. Ein religiöser Akt, ein Gebet im öffentlichen Raum, auch mit all den Repräsentanten verschiedener Nationen – ich glaube, so etwas hat man noch nie gesehen. Im übrigen war die Aufnahme des Papstes durch den „Katholikos“ der armenisch-apostolischen Kirche etwas Wunderbares: Der Papst hat drei Tage lang im Haus des „Katholikos“ gewohnt, das hat eine wirklich tiefgründige und ehrliche Begegnung möglich gemacht.“
Vor allem der Rhythmus des Gebets habe die drei Papst-Tage im „ersten christlichen Land“ der Welt geprägt, so Lombardi. Der Jesuit schwärmt geradezu von der „Göttlichen Liturgie“, dem Gottesdienst vom Sonntag, an dem Franziskus teilgenommen hat.
„Auch der Tonfall der Ansprachen war – vor allem von seiten des Papstes – eine große Ermutigung zum ökumenischen Miteinander, zum Dialog und zum Weg auf eine auch eucharistische Einheit zu. Diese Reise war also aus meiner Sicht ein wichtiger Schritt auf dem ökumenischen Weg mit dieser Ostkirche, die sich praktisch gänzlich mit der armenischen Nation identifiziert.“
Doch auch für Armeniens Katholiken – eine „kleine, aber sehr lebhafte Minderheit“ – sei der Besuch aus Rom „ein großes Fest“ gewesen. „Viele Armenier waren aus verschiedenen Teilen der Welt (aus der Diaspora) zu diesem Anlass in die Heimat gereist: Armenier, die zur apostolischen Kirche gehören, aber auch Katholiken. Alle armenischen katholischen Bischöfe haben mit dem Papst konzelebriert. Und natürlich wollte der Papst mit seiner Anwesenheit hier auch eine Botschaft des Friedens an die Region vermitteln, in der Hoffnung, dass das so verstanden und gewürdigt wird.“
Beim päpstlichen Tanz auf dem Drahtseil konnte es nun allerdings nicht ausbleiben, dass einige in der Region jetzt verstimmt sind über Franziskus. Die offizielle Türkei vor allem: Sie ist verärgert, dass der Papst in Armenien erneut das Wort „Völkermord“ ausgesprochen hat.
Lombardi dazu: „Das Entscheidende ist die Wahrhaftigkeit der Absichten des Papstes; er hatte sicher nicht die Absicht, eine Art Religionskrieg loszutreten, sondern es ging ihm einfach darum, die Leiden der Vergangenheit als Prämisse anzuerkennen, damit es in Zukunft nicht mehr zu solchen Leiden oder solchem Mangel an Respekt vor dem Leben und den Rechten der anderen kommen möge. Das ist die Absicht des Papstes, und daran halten wir uns.“ (rv)