Klare Worte aus dem Vatikan zur Eurokrise: Ursache für die Haushaltskrise, die ausgehend von Griechenland mehreren Mitgliedsstaaten der Eurozone zusetzt, sind ein Mangel an Leitung und Verantwortung in der Politik. Das unterstreicht Ettore Gotti Tedeschi, Präsident der Vatikanbank IOR. Im Interview mit Radio Vatikan wirft er der europäischen politischen Liga Versagen vor:
„Diese Krise ist das Ergebnis dürftiger Vorstellungen vom Leben, die Entscheidungsträger im öffentlichen Leben in der letzten Zeit an den Tag gelegt haben. Hier liegt der wirkliche Grund für die Krise: Die wichtigen Entscheider haben vollständig den Sinn für die Realität, für das Gemeinwohl und für notwendige Leitung verloren. Wie es der Papst bei seiner Reise nach Aquileia ausgedrückt hat: Jemand im Leitungsamt ist eine Person, die weiß, dass Leitung ein Instrument ist, um ein Ziel zu erreichen, in diesem Fall das Gemeinwohl. Die Personen, die diese tiefe Krise provoziert haben, haben diesen Sinn verloren."
So hätten Politiker niemals die horrenden Schulden zulassen dürfen, die die Staaten, allen voran die USA angehäuft hätten, um ihre Wirtschaft anzukurbeln. Man habe das Wachstum der Schulden geradezu gefördert. Die USA hätten dieses System des dramatischen Anstiegs der Schulden erst geschaffen, um den Haushalt zu stützen, der von alleine nicht wuchs. Dieses sein ein rein künstliches und nur auf Konsum ausgerichtetes Wachstum gewesen.
Im „Leadership", also in Führungsqualitäten, sieht Gotti Tedeschi aber auch einen möglichen Lösungsweg aus der Krise:
„Wenn Europa eine zentrale Regierung hätte, die ich ökonomisch verantwortlich wüsste für ganz Europa, dann könnten wir heute angemessen entscheiden und die Konsequenzen gut einplanen. Dazu braucht man aber eine zentrale Regierung, nicht nur eine Zentralbank, die die politischen Entscheidungen den einzelnen Ländern in ihren verschiedenen Umständen überlässt." (rv)