Wer in Schottland provokativ die Flagge des Vatikans hisst, könnte eine Straftat begehen

EDINBURGH – Wer in Schottland die Flagge des Vatikans „provokativ zeigt oder hisst“, könnte ein Verbrechen begehen. Das betont die schottische Polizei.

Anti-Katholische Straftaten haben im Land der Schottischen Reformation zugenommen, deren protestantischen Konfessionen sich im 16. Jahrhundert von der katholischen Kirche abspalteten.

Hintergrund gewalttätiger Straftaten ist häufig die Gewalt von Fußball-Hooligans.

„Es wäre sehr beunruhigend, wenn die vatikanische Flagge unter irgendwelchen Umständen als beleidigend angesehen würde“, sagte ein Kirchensprecher gegenüber der Zeitung „Scottish Catholic Observer“.

Der Herald ist im Besitz polizeilicher Unterlagen, auf denen Symbole und Flaggen gezeigt werden, deren „provokative“ Verwendung ein Verbrechen sein könnte.

„Während die Anzeige der folgenden Flaggen an sich kein Vergehen ist, stellt das Hissen, provokative Zeigen oder Änderungen der Flagge eine Verletzung des Friedens des Common Law oder eine Straftat gemäß Abschnitt 38 des Criminal Justice and Licensing (Scotland) Act 2000 dar“, heißt es im Polizeidokument.

Zu den Flaggen, die als potenziell problematisch bezeichnet werden, gehören der Vatikan, Israel, Irland, Palästina, Katalonien und das Baskenland.

„Ungeachtet dessen kann der Besitz dieser Fahnen innerhalb eines Fußballplatzes einen Verstoß gegen die Bodenordnung darstellen.“

Hauptkommissar John McKenzie sagte, dass „oft Flaggen selbst nicht das Problem sind, sondern das kriminelle Verhalten, das damit verbunden wird: Drohgebärden etwa, oder die Unterstützung für eine verbotene terroristische Vereinigung oder Änderungen der Flagge, die ein Hassverbrechen darstellen“.

Und ein Sprecher der schottischen Regierung betonte: „Es ist kein Vergehen, die Flagge des Vatikans oder eines anderen Landes zu zeigen.“

Eine Umfrage unter Katholiken in Schottland im April 2018 ergab, dass 20 Prozent persönliche Vorfälle erlebt haben, in denen Vorurteile gegen ihren Glauben geäußert wurden; und ein Regierungsbericht über religiös motivierte Verbrechen in den Jahren 2016 und 2017 ergab, dass Glasgow ein Brennpunkt sektiererischer Gewalt war. (CNA Deutsch)

Warum dieser überfallene Priester den Täter im Gefängnis besucht

GLASGOW – Pfarrer Patrick Hennessy wurde in seinem Pfarrhaus in Schottland angegriffen und ausgeraubt. Warum er seinem Täter vergeben hat, und ihn im Gefängnis besuchen will, um ihm seelsorglichen Beistand anzubieten, erklärte er nun gegenüber der schottischen Presse, die den Fall aufgegriffen hat.

Der 41-jährige Michael McTaggart wurde am 17. Juli in Glasgow wegen des Raubüberfalls auf Pfarrer Hennessy zu vier Jahren Haft verurteilt.

Pfarrer Hennessy, 73 Jahre alt, ist Seelsorger von St. Columbkille in Rutherglen, das zur Diözese Motherwell gehört. Er ist bekannt dafür, allen Bedürftigen, die zu ihm kommen, mit Lebensmitteln zu helfen.

Gegenüber dem „Scottish Catholic Observer“ sagte Hennessy, das Urteil sei „eine harte Strafe für den Burschen“ der „wohl viele Probleme“ habe.

„Ich habe nicht erwartet, dass er für so viele Jahre ins Gefängnis kommt; für den Mann ist das ein großes Problem. Ich würde ihn augenblicklich im Gefängnis besuchen, wenn ich könnte, denn es ist offensichtlich, dass er Hilfe braucht“.

Am 13. Mai um 21:40 Uhr Ortszeit klopfte McTaggart an die Tür des Pfarrhauses, bedrohte den Pfarrer und verlangte Geld.

„Pater Hennessy gab ihm zwei rosa Umschläge, von denen er glaubte, dass sich in jedem umgerechnet zehn Euro befänden und 5 Pfund aus seinem Geldbeutel“, erklärte laut Angaben der Journalistin Ashlie McAnally von „Glasgow Live“ die Staatsanwältin Louise MacNeil vor Gericht.

McTaggart verlangte weiter Geld und Pater Hennessy übergab ihm einen Opferkasten mit etwa 100 Pfund. Während der Dieb die Umschläge in der Spendenkasten kontrollierte, konnte Pater Hennessy auf die Straße laufen und die Nachbarn alarmieren. Der Angreifer floh.

In der Urteilsbegründung wandte sich Richter Martin Jones an McTaggart: „Sie haben sich schuldig bekannt, eine äußerst schwere Straftat begangen zu haben. Sie haben Gewalt angewendet, um an Geld zu gelangen und haben den Priester im Foyer des Pfarrzentrums bedroht.“

„Der Moment ist gekommen, zu erkennen, dass die Zeit Ihrer Haftstrafen immer länger werden wird, wenn Sie weiterhin auf diese Weise Straftaten verüben.“


Zur Zeit des Raubüberfalls war McTaggart gerade frühzeitig von einer früheren Haftstrafe entlassen worden.

Pfarrer Hennessy erläuterte, dass die Gemeinschaft des heiligen Vinzenz von Paul sich nun um die Spenden in St. Columbkille kümmere und dafür nicht mehr das Gemeindezentrum benutzt werde.

Die Diözese Motherwell kommentierte, dass „die Sicherheit der Priester und Ordensleute, die in den Pfarreien leben, vorrangig sei.“

„Angesichts der jüngsten Vorfälle hat die Diözese allen Priestern Unterstützung angeboten, um die Sicherheitsmaßnahmen in den Pfarr- und Gemeindehäusern zu überholen.“ (CNA Deutsch)

Mysteriöser Tod eines Priesters in Schottland

EDINBURGH – Die Leiche eines Priesters, der vergangene Woche von seiner Pfarrei in Edinburgh als vermisst gemeldet wurde, ist an einem schottischen Strand gefunden worden.

Pater Martin Xavier Vazhachira, 33, stammte aus Indien und studierte auf einen postgraduierten Abschluss an der Universität Edinburgh. Gleichzeitig war er Seelsorger der Pfarrei Johannes der Täufer in Corstorphine.

Dort wurde er das letzte Mal am Nachmittag des 20. Juni gesehen. Als er am Mittwoch morgen nicht zur Feier der heiligen Messe erschien, verständigten Pfarrei-Angehörige die Polizei.

Sein Körper wurde am Strand von Dunbar gefunden, etwa 60 Kilometer östlich von Corstorphine. Die Behörden haben die Angehörigen in Indien verständigt. Die Umstände seines Verschwindens und Todes sind noch unklar.

Pater Vazhachira stammte aus Kerala im Süden Indiens und wurde 2013 im Orden der Karmeliten der Unbefleckten Maria geweiht. Er kam 2016 nach Schottland, und arbeitete als Priester in mehreren Pfarreien.

„Die Nachricht von Pater Martin Xavers Tod ist ein großer Schock und versetzt alle, die ihn kannten und schätzten in große Trauer“, teilte Erzbischof Leo Cushley von St. Andrews und Edinburgh mit.

„Unsere Gedanken, und, was noch wichtiger ist, unser Gebet ist bei ihm und seinen Angehörigen in Schottland wie in Indien. Möge er in Frieden ruhen.“ (CNA Deutsch)

Schottischer Kardinal O’Brien verliert Kardinalsvorrechte

Kardinal O´Brien KeithDer schottische Kardinal Keith Michael Patrick O'Brien verliert die Kardinalsvorrechte. Papst Franziskus hat eine entsprechende Bitte auf Verzicht vonseiten des emeritierten Erzbischofs von Edinburgh angenommen, wie der Dekan des Kardinalskollegiums an diesem Freitag mitteilte. Der 77 Jahre alte O'Brien steht unter dem Verdacht, Anfang der 1980er Jahre mehrere Priesteramtskandidaten missbraucht zu haben. Die Vorwürfe wurden im Februar 2013 laut. Der Kardinal nahm aus diesem Grund nicht an der Papstwahl vom März 2013 teil.

O'Briens Entscheidung, den Papst um die Annahme des Verzichts „auf die Rechte und Privilegien des Kardinalates" zu bitten, sei „nach einem langen Weg des Gebets" gefallen, teilte der Vatikan mit. Mit dieser Maßnahme zeige Papst Franziskus „allen Gläubigen der Kirche in Schottland seine pastorale Sorge und ermutigt sie, den Weg der Erneuerung und der Versöhnung mit Vertrauen fortzusetzen", heißt er in der nur wenige Sätze langen Erklärung aus dem Vatikan. O'Brien wird den Papst nicht mehr als Berater unterstützen und verliert das Recht auf die Teilnahme an einer Papstwahl sowie an Kardinalsversammlungen.

Die Mitteilung des Dekans des Kardinalskollegiums, Kardinal Angelo Sodano, verweist auf allgemeine kirchenrechtliche Bestimmungen zum Amt des Kardinals, die Canones 349, 353 und 356. Dort heißt es unter anderem, die Kardinäle hätten „die Verpflichtung, angelegentlich mit dem Papst zusammenzuarbeiten" (356) und stünden ihm „zur Seite, … womit sie dem Papst vornehmlich in der täglichen Sorge für die Gesamtkirche Hilfe leisten" (349). Bestimmungen zum Verzicht auf die Kardinalsprivilegien sind in den genannten Canones nicht enthalten.

Der Verzicht auf das Kardinalat ist ein äußerst seltener Vorgang. Der bisher letzte solche Fall liegt 88 Jahre zurück. 1927 bewog Papst Pius XI. den französischen Kardinal Louis Billot zum Verzicht auf das Kardinalat. Der Jesuit und Theologe Billot stand der antisemitischen Action française nahe.

Die ersten öffentlichen Vorwürfe gegen O'Brien tauchten im Februar 2013 auf, der Kardinal ließ sie zunächst zurückweisen. Wenig später räumte er Fehlverhalten ein und bat bei der Kirche sowie bei allen Personen, die er mit seinem Verhalten verletzt habe, um Vergebung. Papst Franziskus verordnete O'Brien im Mai 2013 einige Monate der geistlichen Besinnung außerhalb von Schottland. Seither lebte der emeritierte Erzbischof zurückgezogen. Seinen Rücktritt als Erzbischof hatte bereits Papst Benedikt XVI. in seinen letzten Amtstagen im Februar 2013 angenommen.

Als Reaktion auf die Verfügung von diesem Freitag wiederholte der frühere Kardinal seine Vergebungsbitte vom März 2013. Die britische Zeitung „Catholic Herald" zitiert O´Brien mit den Worten: „Ich danke Papst Franziskus für seine väterliche Sorge um mich und um jene, die ich in welcher Weise auch immer verletzt habe. Ich werde weiterhin nicht mehr am öffentlichen Leben der Kirche in Schottland teilnehmen; und ich werde den Rest meines Lebens zurückgezogen und im Gebet verbringen, besonders für das Erzbistum Saint Andrews und Edinburgh, für Schottland, und für alle, die ich verletzt habe."

Im Auftrag von Papst Franziskus hatte Erzbischof Charles Scicluna die Vorwürfe gegen O'Brien untersucht. Der maltesische Geistliche, ein ausgewiesener Fachmann für Episoden von Missbrauch in der katholischen Kirche, leitet derzeit die Stelle im Vatikan, die Berufungsanträge von Geistlichen unter Missbrauchsverdacht bearbeitet.

O'Briens Nachfolger als Erzbischof von Edinburgh Leo Cushley bezeichnete dem „Catholic Herold" zufolge die Maßnahme von Papst Franziskus als „fair, gerecht und angemessen". O'Briens Verhalten habe viele Menschen „gequält, treue Katholiken demoralisiert und die Kirche bei den Nicht-Katholiken weniger glaubwürdig gemacht". (rv)

Vatikan/Schottland: Kardinal O´Brien verlässt das Land

obrienKardinal Keith Patrick O’Brien wird Schottland verlassen. Das hat der emeritierte Erzbischof von St. Andrews und Edinburgh nach Absprache mit Papst Franziskus beschlossen, wie aus einer Note des vatikanischen Pressesaals von diesem Mittwoch hervorgeht. Der Kardinal werde sich einige Monate zum Gebet und zur geistlichen Erneuerung zurückziehen, heißt es weiter in der Erklärung. Die Gründe für diese Entscheidung seien die gleichen, wie vor wenigen Monaten, als der Kardinal nicht am Konklave teilgenommen hatte. Er hatte sich öffentlich für sein Verhalten gegenüber Seminaristen entschuldigte, die er in 1980er Jahren sexuell belästigt hatte. Die weitere Zukunft des Kardinals werde mit dem Heiligen Stuhl abgestimmt. (rv)

GB: „Briten dürsten nach dem Evangelium“

Papstreise nach GB: 4. Tag

Papst Benedikt hat an den Briten eine „tiefe Sehnsucht“ nach der Frohen Botschaft Jesu Christi wahrgenommen. Das vertraute er den Bischöfen von England, Wales und Schottland an, als er sie kurz vor seiner Rückreise nach Rom in Birmingham traf. Bei dieser Gelegenheit mahnte er die Oberhirten dazu, das Evangelium ungekürzt zu verkünden, „einschließlich jener Elemente, die die verbreiteten Überzeugungen der heutigen Kultur herausfordern“. Sie sollten sich nicht scheuen, zu diesem Zweck die Dienste des kürzlich von ihm gegründeten päpstlichen Rates für die Neuevangelisierung in Anspruch zu nehmen, so der Papst an die britischen Bischöfe.
 Noch einmal kam Benedikt auf den „schändlichen Missbrauch Jugendlicher durch katholische Priester“ zu sprechen. Die Bischöfe hätten „eine Lektion gelernt“, so der Papst; er würdigte die öffentliche Missbilligung dieser Verbrechen durch die Oberhirten. Ihr „wachsendes Verständnis über das Ausmaß des Missbrauchs Jugendlicher in der Gesellschaft, über die verheerenden Folgen der Taten und über die Notwendigkeit, den Opfern angemessene Unterstützung zu bieten“ sollten die Bischöfe dazu anregen, die hier gemachten Erfahrungen mit der breiteren Gesellschaft zu teilen.
Schließlich ermutigte Benedikt die katholischen Oberhirten dazu, übertretende Anglikaner bereitwillig in der Kirche aufzunehmen. Die zu diesem Zweck verfasste apostolische Konstitution „Anglicanorum coetibus“ helfe, den Blick auf das letzte Ziel jeder ökumenischen Aktivität zu lenken, nämlich die Wiederherstellung der vollen kirchlichen Einheit. Diese ermögliche einen „Austausch von Gaben des jeweiligen spirituellen Erbes“, was eine Bereicherung für alle sei. (rv)

GB/Dokument: Erste Rede des Papstes in Schottland – Volltext

Eure Majestät! Ich danke Ihnen für Ihre liebenswürdige Einladung zu einem offiziellen Besuch in das Vereinigte Königreich sowie für Ihre freundlichen Worte der Begrüßung im Namen der britischen Bevölkerung. Eure Majestät mögen mir gestatten, mit diesem Dank meine persönlichen Grüße an alle Menschen im Vereinigten Königreich zu richten und ihnen in Freundschaft die Hand zu reichen.
Es ist mir eine große Freude, meine Reise mit einem Besuch bei den Mitgliedern der Königlichen Familie zu beginnen. Besonders danke ich Seiner Königlichen Hoheit dem Herzog von Edinburgh, der mich am Flughafen zuvorkommend willkommen geheißen hat. Ich bringe auch meinen Dank an die jetzige und die vorhergehende Regierung Eurer Majestät zum Ausdruck wie auch an all jene, die mit ihnen zusammengearbeitet haben, um dieses Ereignis möglich zu machen. Dazu gehören Lord Patten und der frühere Minister Murphy. Ebenso gilt meine dankbare Anerkennung der Arbeit der parlamentarischen All-Parteien-Gruppe über den Heiligen Stuhl, die wesentlich zur Stärkung der bestehenden freundschaftlichen Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Vereinigten Königreich beigetragen hat.
Wenn ich nun meinen Besuch im Vereinigten Königreich in Schottlands historischer Hauptstadt beginne, grüße ich in besonderer Weise den First Minister Salmond und die Vertreter des Schottischen Parlaments. Wie die Walisische und die Nordirische Regionalversammlung möge das Schottische Parlament immer mehr die edlen Traditionen und die charakteristische Kultur der Schotten zum Ausdruck bringen und danach streben, ihren Anliegen in einem Geist der Solidarität und der Sorge für das Gemeinwohl zu dienen.
Der Name Holyroodhouse des Amtssitzes Eurer Majestät in Schottland erinnert an das Heilige Kreuz und weist auf die tiefen christlichen Wurzeln hin, die immer noch in jeder Schicht britischen Lebens vorhanden sind. Die Monarchen Englands und Schottlands sind seit frühester Zeit Christen gewesen und schließen herausragende Heilige wie Eduard den Bekenner und Margareta von Schottland ein. Wie Sie wissen, haben viele von ihnen ihre Pflichten als Souverän bewußt im Geiste des Evangeliums ausgeübt und auf diese Weise das Land durch und durch zu seinem Wohl geprägt. Als Ergebnis ist die christliche Botschaft über einen Zeitraum von mehr als tausend Jahren ein wesentlicher Bestandteil von Sprache, Gedanken und Kultur der Britischen Inseln geworden. Die Achtung Ihrer Vorfahren für Wahrheit und Gerechtigkeit, für Barmherzigkeit und Nächstenliebe erben Sie von einem Glauben, der eine starke Kraft zum Guten in Ihrem Königreich zum Nutzen für Christen ebenso wie für Nichtchristen bleiben wird.
Wir finden viele Beispiele dieser Kraft zum Guten in der langen Geschichte Großbritanniens. Selbst in vergleichsweise neuerer Zeit hat Großbritannien dank solcher Persönlichkeiten wie William Wilberforce und David Livingstone direkt eingegriffen, um den internationalen Sklavenhandel zu beenden. Vom Glauben inspiriert haben Frauen wie Florence Nightingale den Armen und Kranken geholfen und so neue Standards für die Gesundheitsfürsorge gesetzt, die in der Folge überall nachgeahmt wurden. John Henry Newman, dessen Seligsprechung wir in Kürze feiern werden, ist einer von vielen britischen Christen seiner Zeit, deren Frömmigkeit, Sprachbegabung und Hilfstätigkeit ihren Landsleuten alle Ehre machten. Diese und viele Menschen ihresgleichen ließen sich von dem tiefen Glauben inspirieren, der auf diesen Inseln hervorgegangen und genährt worden ist.
Selbst aus unserer Zeit können wir uns in Erinnerung rufen, wie Großbritannien und seine Verantwortlichen der Nazityrannei widerstanden haben, die Gott aus der Gesellschaft entfernen wollte und vielen das allgemeine Menschsein absprachen, besonders den Juden, die als „lebensunwert" betrachtet wurden. Ebenso möchte ich an die Haltung jenes Regimes gegenüber christlichen Pastoren und Ordensleuten erinnern, welche die Wahrheit in Liebe sagten, sich den Nazis entgegenstellten und diesen Widerstand mit ihrem Leben bezahlten. Wenn wir über die nüchternen Lektionen des atheistischen Extremismus des 20. Jahrhunderts nachdenken, wollen wir nicht vergessen, wie der Ausschluß von Gott, Religion und Tugend aus dem öffentlichen Leben uns letztlich zu einer verkürzten Vision des Menschen und der Gesellschaft führt und damit zu einer „herabwürdigenden Sicht des Menschen und seiner Bestimmung" (Caritas in veritate, 29).
Vor 65 Jahren spielte Großbritannien eine wesentliche Rolle bei der Erarbeitung des internationalen Konsenses nach dem Krieg, der die Errichtung der Vereinten Nationen befürwortete und eine bislang ungekannte Phase des Friedens und des Wohlstands in Europa einleitete. In neuerer Zeit hat die internationale Gemeinschaft die Ereignisse in Nordirland genau verfolgt, die zur Unterzeichnung des Karfreitagsabkommens und die Übertragung von Zuständigkeiten an die Nordirische Regionalversammlung geführt haben. Die Regierung Eurer Majestät und die Regierung Irlands haben gemeinsam mit den politischen, religiösen und zivilen Verantwortungsträgern Nordirlands dazu beigetragen, eine Friedensresolution für den dortigen Konflikt auf den Weg zu bringen. Ich ermuntere alle Beteiligten, auf dem für sie vorgesehenen Weg zu einem gerechten und dauerhaften Frieden gemeinsam weiter mutig voranzuschreiten.
Wenn wir ins Ausland schauen, bleibt das Vereinigte Königreich politisch und wirtschaftlich eine Schlüsselfigur auf der internationalen Bühne. Ihre Regierung und Ihr Volk bringen Ideen ein, die nach wie vor weit über die britischen Inseln hinaus Wirkung zeigen. Dies legt ihnen eine besondere Verpflichtung auf, klug für das Gemeinwohl zu arbeiten. Entsprechend haben auch die britischen Medien, deren Meinungen ein so breites Publikum erreichen, eine schwerwiegendere Verantwortung als die meisten anderen Medien und eine größere Gelegenheit, den Frieden der Nationen, die ganzheitliche Entwicklung der Völker und die Ausbreitung authentischer Menschenrechte zu fördern. Mögen alle Briten weiterhin ihr Leben nach den Werten der Aufrichtigkeit, des Respekts und der redlichen Gesinnung führen, die ihnen die Wertschätzung und Bewunderung vieler Menschen eingebracht haben.
Heute strebt das Vereinigte Königreich danach, eine moderne und multikulturelle Gesellschaft zu sein. Bei diesem interessanten Unternehmen möge es stets seinen Respekt vor jenen traditionellen Werten und kulturellen Ausdrucksformen bewahren, die von aggressiveren Formen des Säkularismus nicht länger für wichtig erachtet oder nicht einmal mehr toleriert werden. Lassen Sie ihn den christlichen Grund nicht verdunkeln, der seine Freiheit untermauert. Und möge jenes Erbe, das Ihrem Land immer gut gedient hat, stets das Beispiel prägen, das Ihre Regierung und Ihr Volk den zwei Milliarden Mitgliedern des Commonwealth und der großen Familie englisch sprechender Nationen auf der ganzen Welt geben.
Gott segne Eure Majestät und die Menschen Ihres Königreichs. Danke! (rv)

GB: Benedikt in Schottland – Erste Eindrücke

Papstreise nach Großbritannien: 1. Tag

Unser Redaktionsleiter P. Bernd Hagenkord beobachtet Papst Benedikts Reise nach England und Schottland für uns. Hier seine ersten Eindrücke.
 Stürmisch war es und typisch britisch: stürmisch des Windes wegen und typisch britisch, weil der Empfang gleich eine ganze Reihe von Eigenheiten des Landes zeigte. Der Herzog von Edinburgh am Flughafen, die Soldaten im Schottenrock, das Understatement der Verantwortlichen, alles das gehört zum Besonderen hier in Großbritannien. Tief in Tradition verankert und gleichzeitig sehr modern, so zeigt sich das Land dem Besucher.
Viel ist im Vorfeld über den Charakter des Staatsbesuches gesprochen worden. Die Ankunft des Papstes in Edinburgh und der Empfang im Palast von Holyroodhouse haben ein erstes Bild davon gezeigt: die Begegnung mit den Katholiken, die Gespräche mit den andren Christen, besonders den Anglikanern, aber ganz besonders der Besuch in einer säkularen Welt sind die Anliegen Benedikts XVI.
In seiner Begrüßungsansprache an die Königin hat Benedikt XVI. auf die christlichen Wurzeln hingewiesen, die immer noch das Land prägen.
Diese Wurzeln möchte er ansprechen und über die Rolle von Religion, die Bedeutung Gottes in der modernen und säkularen Welt sprechen. Und dazu ist er hier, in einem der am meisten säkularisierten Länder Europas, genau am richtigen Platz. Auch Königin Elisabeth II. hat diesen Aspekt der Reise hervorgehoben.
Auf den Straßen waren keine Menschenmassen zu sehen, auch das war auffällig.
Ein freundlicher Empfang, aber auch hier regiert das Understatement.
Es wird schwierig werden für den Papst. Die Menschen sind interessiert und gespannt, aber gejubelt wird eher verhalten – auch das ist Teil des Besuchs. Benedikt begegnet einer Gesellschaft, in der Religion nicht selbstverständlich ist, und er besucht eine katholischen Kirche, die eine Minderheit ist.
Der zweite Tage der Reise, der Freitag, wird zeigen, wie er die Menschen in Großbritannien erreicht. (rv)

Großbritannien: Weshalb trifft der Papst die Queen in Schottland?

Seit Monaten bereits sorgt die Papstreise auf die britische Insel für Diskussionen. Zuerst waren es einige Anwälte, die den Papst bei der Ankunft wegen dem Missbrauchskandal verhaften wollten, dann kritisierten einige Medien die Kosten der Reise. Nun fragen sich einige Beobachter, weshalb der Papst die Queen in Schottland und nicht in England treffen wird. Dazu hat der schottische Kardinal Keith O’Brien eine klare Antwort:
„Aus praktischen Gründen, denn Queen Elizabeth befindet sich in jenen Tagen in Schottland, wo sie ihren Urlaub verbringt. Das wäre wie wenn der Papst die Königin statt im Vatikan in Castelgandolfo empfangen würde. Und dann möchte ich auch betonen, dass der Papst nicht einzig England besuchen wird, es handelt sich vielmehr um eine Pastoralreise für ganz Großbritannien. Dazu zählt Schottland genauso wie England und Wales.“
Kopfzerbrechen bereitet dem Kardinal die derzeitige Berichterstattung auf der Insel. O’Brien warf am Wochenende der BBC vor, sie hätte in der Vergangenheit einen ständigen antichristlichen Kurs gefahren. Als Beleg verwies der Erzbischof von Edinburgh und Vorsitzende der Schottischen Bischofskonferenz auf eine detaillierte Untersuchung der BBC-Berichterstattung zu christlichen Themen im Allgemeinen und zur katholischen Kirche im Besonderen.
„Besorgt bin ich über eine TV-Dokumentation zum Thema sexueller Missbrauch durch Priester, die BBC2 am 15. September, dem Vorabend der Ankunft des Papstes, ausstrahlen will. Doch wir in Schottland möchten uns einzig auf diese Reise konzentrieren. Wir sind überglücklich, dass Papst Benedikt XVI. uns besuchen wird. Die Bürger von Edinburgh sind sehr stolz, dass bei ihnen auch der politische Teil der Reise stattfindet.“
Autor des BBC-Beitrags ist Mark Dowd, ein früherer Dominikanerpater, der homosexuell ist und dem Papst einen falschen Kurs im Umgang mit Homosexualität vorwirft. (rv)

England/Wales: Die Kirchen von England und Wales stimmen auf den Besuch von Papst Benedikt XVI. ein

An diesem Dienstag haben sie offiziell ihre Öffentlichkeitskampagne gestartet, wie der Vatikan mitteilt. In Vorbereitung auf den Besuch aus Rom sollen alle Gemeinden in England, Wales und Schottland an diesem Wochenende einen Leitfaden erhalten. In der Broschüre werden einige Fragen über den Besuch vom 16. bis 19. September beantwortet; dazu gibt es grundlegende Informationen über die katholische Kirche. „Im Allgemeinwissen der Bevölkerung klaffen heutzutage viele Löcher zu diesen Themen“, sagte Erzbischof Vincent Nichols von Westminster. Mit der Broschüre wolle die Kirche vor Ort kein tiefes Wissen über die Kirche vermitteln, aber eindeutige Antworten geben. (rv)