Bei seinem letzten offiziellen Termin in Kuba widmete sich Papst Franziskus dem zentralen Thema der kommenden Weltbischofssynode in Rom, einem Thema, das ihm selbst besonders am Herzen liegt: der Familie.
„Wir sind „in der Familie“! Und wenn man in der Familie ist, fühlt man sich zu Hause. Danke, liebe kubanische Familien, danke, liebe Kubaner, dass ihr mir in all diesen Tagen das Gefühl vermittelt habt, ‚in der Familie‘ zu sein, das Gefühl, zu Hause zu sein.“
Bei einer Begegnung mit Familien in der Kathedrale von Santiago rief Papst Franziskus dazu auf, der Familie mehr Aufmerksamkeit zu schenken, denn dies sei die wahre Schule der Menschlichkeit. Die Familie sei das „Zentrum der Menschlichkeit“, das als solches gewahrt bleiben müsse. Hochzeiten, Hausbesuche und Abendessen, diese Momente seien etwas Besonderes im Leben der Menschen, betonte der Papst vor den versammelten Familien in der Kathedrale von Santiago. Vor allem unser Zuhause sei ein Ort der Zusammenkunft, der geschützt werden müsse.
„Im Hause lernen wir die Geschwisterlichkeit, die Solidarität, lernen wir, die anderen nicht zu überfahren. Im Hause lernen wir, das Leben als Segen zu empfangen und dafür zu danken, und wir lernen, dass jeder den anderen braucht, um voranzukommen. Im Hause erfahren wir Vergebung und sind ständig aufgefordert, zu vergeben und uns verwandeln zu lassen. Im Hause gibt es keinen Platz für „Masken“; wir sind die, die wir sind, und so oder so sind wir eingeladen, nach dem zu streben, was das Beste für die anderen ist.“
Die Räume der Geborgenheit und der Familie gingen immer öfter verloren, sagte Papst Franziskus. Immer mehr Kulturen verlören diese Tradition isolierten und sich selbst immer mehr. Ohne familiäre Strukturen verliere der Mensch seine Basis und dies führe zur Spaltung der Gesellschaft und zu einer Uniformierung. Gespaltene, zerbrochene, berührungslose oder stark uniformierte Gesellschaften seien die Folge des Zerreißens der familiären Bindungen – wenn die Beziehungen verloren gingen, die uns zu Personen machten. Dafür sei vor allem das Abendessen ein wichtiger Fixpunkt des familiären Lebens.
„Ich möchte nicht schließen, ohne die Eucharistie zu erwähnen. Ihr werdet bemerkt haben, dass Jesus die Feier seines Gedächtnisses in den Rahmen eines Abendmahls legen wollte. Als Rahmen für seine Gegenwart unter uns wählt er einen konkreten Moment im Familienleben. Einen Moment, den alle erleben und den alle verstehen können: das Abendessen.“
Schließlich verließ er in Begleitung seiner Entourage, unter ihnen auch Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, die gut gefüllte Kathedrale.
Menschenmassen warteten vor der Kathedrale, fächerwehende Besucher und blitzende Smartphones bildeten ein stimmiges Bild des letzten Punkts des Kuba-Programms, während Franziskus von einem Balkon der Kathedrale aus, die Stadt segnete, und nochmals an die wichtigsten „Säulen“ der Gesellschaft erinnerte:
„Ich möchte euch noch ein Wort der Hoffnung mitgeben, für den Blick nach vorn und zurück. Wenn ihr nach hinten blickt, seht ihr die Erinnerung. Die Erinnerung der Großeltern. Einen speziellen Gruß an die Großeltern, vergessen wir sie nicht. Sie sind die lebende Erinnerung. Und wenn wir nach vorne seht, so sehen wir die Kinder und die Jugendlichen, sie sind die Kraft des Volks. Ein Volk, dass auf die Älteren und Jüngeren achtet, wird mit Sicherheit triumphieren.“
Nach dem Treffen mit den Familien in der Hafenstadt Santiago reist Papst Franziskus weiter nach Washington, wo er von US-Präsident Barack Obama und First Lady Michelle Obama empfangen. (rv)