Erzbischof erinnert an Europas „vergessenen Krieg“ in der Ukraine

BALTIMORE, MARYLAND – Vier Jahre der Kämpfe in der Ukraine haben zur „größten humanitären Krise auf dem europäischen Kontinent seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs“ geführt, so das Oberhaupt der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche.

Erzbischof Swjatoslaw Schewtschuk von Kiew forderte die internationale Gemeinschaft und die katholische Kirche auf, die Krise in der Ukraine nicht weiter zu vernachlässigen.

Der ukrainische Würdenträger machte das Plädoyer während seiner Grundsatzrede auf der Konferenz der „Knights of Columbus“ am 7. August.

Seitdem Russland die Krim im Jahr 2014 annektierte, hat der ukrainische Konflikt mehr als 10.000 Menschen das Leben gekostet und nach Angaben der Vereinten Nationen 1,6 Millionen Menschen vertrieben.

„Neben all diesen Verlusten und menschlichen Tragödien gibt es noch eine weitere versteckte Gefahr des Krieges im Osten der Ukraine: Diese Region droht durch überflutete Minen und verseuchtes Trinkwasser eine schwere, lang anhaltende ökologische Katastrophe zu erleiden, die in ihrem Ausmaß mit der Tschernobyl-Katastrophe von 1986 vergleichbar ist“, warnte der Erzbischof.

Bis zu vier Millionen Menschen könnten in der Region ohne sauberes Trinkwasser leben, so der Würdenträger.

„Dies geschieht gerade jetzt, in der Ukraine, dem größten Land Europas“.

Die Kämpfe haben auch die Infrastruktur beschädigt. Die Weltgesundheitsorganisation hat unter anderem zwischen 2014 und 2016 mehrere Angriffe auf Krankenhäuser in der Ukraine dokumentiert.

„Dies ist ein stiller und vergessener Krieg. Weil es ein vermeintlich ‚eingefrorener Konflikt‘ ist, spricht niemand mehr laut über den Krieg in der Ukraine“, sagte der Erzbischof.

Obwohl es in der Ukraine eigentlich einen Waffenstillstand gibt, wurde er im Juli mehr als 1.200 Mal in einer Woche verletzt, berichtete die Sonderbeobachtungsmission der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE).

„Viele Fachleute nennen diesen Krieg in der Ukraine heutzutage einen ‚hybriden Krieg‘, das heißt einen Krieg, in dem nicht nur traditionelle Waffen auf Schlachtfeldern eingesetzt werden, sondern alle verfügbaren Mittel der Zerstörung eingesetzt werden, einschließlich wirtschaftlicher Maßnahmen und die Mittel der Informationstechnik“, erklärte der Erzbischof.

„Dank der Informationstechnologien sind moderne Kriege nicht auf bestimmte Gebiete beschränkt“.

Der Krieg betreffe nicht nur die Menschen vor Ort, so Schwetschuk weiter. „Jeder in der westlichen Welt erlebt heute die Folgen dieses Informationskrieges, der die Wahrheit ins Visier nimmt, indem er ‚fake news‘ verbreitet und die öffentliche Meinung zu manipulieren versucht“.

Die katholische Antwort

„Wie reagiert die katholische Kirche in der Ukraine und insbesondere unsere griechisch-katholische Kirche auf die Bedürfnisse von Millionen von Menschen, die unter den Folgen des Krieges leiden?“, fragte Schewtschuk.

Die Antwort des Erzbischofs: „Diakonia“, die griechische Bezeichnung für den karitativen Dienst im Neuen Testament. Im Falle der Ukraine bedeutet dieser Dienst, „dem Nächsten zu dienen, sich um die vom Krieg Betroffenen zu kümmern, ihnen geistliche Führung zu geben und oft auch sozialen Dienst zu leisten“, sagte er.

Katholiken sind eine Minderheit in der Ukraine, der größte Teil der Bevölkerung sind orthodoxe Christen.

Am 7. August sprach US-Außenminister Mike Pompeo mit dem ukrainischen Präsidenten Petro Poroshenko am Telefon und versicherte ihm die Unterstützung der USA für die „Souveränität und territoriale Integrität der Ukraine“, so die Sprecherin des Außenministeriums, Heather Nauert.

Ein paar Wochen zuvor hat das Außenministerium in Washington die Krim-Erklärung veröffentlicht, in der Russland aufgefordert wird, seine Besetzung der Krim zu beenden. (CNA Deutsch)

Papst besucht Ukrainer: Großerzbischof betont Freundschaft

Papst Franziskus besucht an diesem Sonntagnachmittag, um 16 Uhr, die ukrainisch griechisch-katholische Pfarrei in Rom. Vor der Basilika Heilige Sofia wird ihn der Gastgeber, der Großerzbischof von Kyiv-Halytsch, Swjatoslaw Schewtschuk, begrüßen. Wir sprachen mit ihm im Vorfeld der Visite.

Mario Galgano – Vatikanstadt.

VN: Die ukrainisch griechisch-katholische Kirche ist eine der 23 mit Rom unierten Ostkirchen. Sie ist eine sogenannte Kirche „sui iuris“, also mit einer kirchlichen Eigenständigkeit und trotzdem in Verbundenheit mit dem Nachfolger Petri in Rom. Wie kommt es aber dazu, dass Papst Franziskus Ihre Gemeinschaft besucht?

Schewtschuk: Unsere Gemeinde hier in Rom besteht vor allem aus Gastarbeitern. Papst Franziskus legt bekanntlich ein besonderes Augenmerk auf die Probleme der Migranten, Flüchtlinge und Menschen, die ihr Zuhause verlassen. Wir haben den Papst deshalb als Oberhirte Roms eingeladen, um diese Gemeinschaft zu treffen. Das Anliegen des Papstes ist es, diese konkreten Menschen zu treffen, ihr Leben und ihre Ansichten zu hören. Er will wissen, wer wir sind. Es sind vor allem Mütter oder sogar Großmütter, die die Ukraine verlassen haben, um in Rom einen Lebensunterhalt zu finden.

“ Der Papst will wissen, wer wir sind ”

VN: Es gibt in Rom – und auch anderswo – viele ausländische Gemeinden. Gibt es denn einen persönlichen Bezug von Papst Franziskus zur Ukraine und zur griechisch-katholischen Kirche?

Schwetschuk: Diese Kirche, die Basilika Heilige Sofia, ist im Grunde ein Mahnmal. Sie erinnert an die vielen Kirchen, die während der Sowjetzeit in Osteuropa zerstört wurden. Dieses Gebäude erinnert auch an alle Toten, die während des Zweiten Weltkriegs ihr Leben verloren haben. Unter der Basilika befindet sich nämlich eine Krypta, in der man dieser Toten gedenkt. Und dort unten befindet sich auch ein ganz besonderes Grabmal. Es handelt sich um den ersten geistlichen Lehrer des heutigen Papstes. Er hieß Stepan Tschmil und war ein Salesianerpater, der im 20. Jahrhundert in Buenos Aires geflohen war und dort der erste Lehrer von Jorge Mario Bergoglio war. Papst Franziskus kommt also hierher, um seinen Lehrer die Ehre zu erweisen.

VN: Papst Franziskus hat immer wieder in seinen Ansprachen an das Leid in der heutigen Ukraine erinnert. Was erwarten Sie diesbezüglich von diesem Papstbesuch bei Ihnen?

Schewtschuk: Nun, die ukrainische Gemeinde ist zwar mit ihrem Leib hier in Rom präsent, aber ihre Herzen sind weiterhin in der Ukraine geblieben. Wir dürfen nicht vergessen, in der Ostukraine wird weiter gekämpft. Jeden Tag gibt es Tote. Es sterben Menschen wegen des militärischen Konflikts aber auch wegen anderen Ursachen. Es gibt Menschen, die wegen der Kälte, Hunger oder schlicht und einfach wegen der Gleichgültigkeit der internationalen Staatengemeinschaft sterben. Deshalb ist der Besuch des Papstes für uns so wichtig, weil er die Aufmerksamkeit auf diesen vergessenen Konflikt lenkt. Wir hoffen auch, dass mit diesem Besuch eine Reise der Papstes in der Ukraine geebnet wird.

“ Politiker sind nicht mehr bereit, den Weg des Dialogs einzugehen ”

VN: Weshalb wird weiter gekämpft in der Ukraine? Und wie sind die Beziehungen mit den anderen christlichen Kirchen in Ihrem Land?

Schewtschuk: Das Problem besteht vor allem darin, dass die heutigen Politiker nicht mehr bereit sind, den Weg des Dialogs einzugehen. Viele denken nur an sich und an ihre persönlichen Interessen. Man muss bereit sein, auf die Mitmenschen zuzugehen. Die Ukraine war schon immer ein Land, in der es verschiedene Religionsgemeinschaften gab. Wir Katholiken sind eine Minderheit. Die Mehrheit der Ukrainer ist Orthodox, doch innerhalb der Orthodoxie in der Ukraine gibt es schmerzliche Trennungen. Der Papst versteht sich als Brückenbauer und wir sind dankbar, dass er sich für unser Land und für den Frieden so stark einsetzt. (vatican news)

Solidarität mit der Ukraine: „Friede fällt nicht vom Himmel“

Es ist vor allem eine Botschaft der Einheit: Wenn Kardinal Leonardo Sandri an diesem Dienstag zu einer Reise in die Ukraine aufbricht, dann überbringt er ganz ausdrücklich Grüße an alle Christen in diesem Land, an römisch-katholische, griechisch-katholische und orthodoxe Christen. „Der Papst hat mir den Auftrag gegeben, bei der ‚Unterscheidung’ zu helfen, wie der Papst es mit der Spiritualität des Ignatius von Loyola nennt, um eine neue Zukunft, um Hoffnung, um Lösungen für die Konflikte, um eine vernünftige und menschliche Zukunft zu entdecken.“ Menschlichkeit und Geschwisterlichkeit, das müssten die Kriterien für das Zusammenleben in diesem an sich reichen Land sein.

Allein 650.000 Kinder in der Ukraine haben aber Schwierigkeiten, an Trinkwasser zu kommen, über 1,5 Millionen Menschen wurden von der Gewalt im Osten des Landes aus ihren Häusern vertrieben.

Der Aufbau einer friedlichen Zukunft gehe eben nur gemeinsam, mit allen Christen, betont der Kardinal vor seiner Abreise gegenüber Radio Vatikan. Eingeladen habe ihn der griechisch-katholische Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk, er reise nach Kiew, Lviv, Charkiw und andere Orte im Land, um deutlich zu machen, dass die Botschaft des Papstes, die er überbringt, nicht nur einer Gemeinschaft gilt.

„Im Besonderen erstreckt sich mein Besuch auf den östlichen Teil des Landes”, betont der im Vatikan für die Ostkirchen zuständige Kardinal. Die Botschaft, die er überbringen soll: Solidarität und Frieden.

Frieden schaffen

„Der Papst hat in seiner diesjährigen Friedensbotschaft die Menschen in den Mittelpunkt gestellt, die den Frieden schaffen. Frieden fällt nicht vom Himmel wie ein Fallschirmspringer, es braucht auf der Erde Menschen, die ihn aufbauen und die Einigungen finden, Dialog, Abkommen und so weiter, um all die Gründe zu überwinden, die zu Krieg oder Konflikt führen.“ Wie das gehen soll und worin dieser Konflikt genau besteht, das deutet er vor seiner Reise nur an: „Alles selbstverständlich in vollem Respekt vor dem Recht, vor dem internationalen Recht, und im Respekt vor der territorialen Integrität aller Länder.“

Seit Februar 2014 finden in der Ostukraine Kämpfe statt; von Russland unterstützte Milizen kämpfen gegen die Armee des Landes und gegen Freiwilligentrupps. Die UN weisen seit Beginn des Krieges auf Folter und andere Menschenrechtsverletzungen in diesem Krieg hin, der auch heute noch schwelt. Fast täglich sterben dort Menschen.

Internationale Sammlung

Papst Franziskus hatte vor einem Jahr überraschend eine spezielle Kollekte für die Kirche in der Ukraine eingeführt. „Ich habe beschlossen, eine humanitäre Unterstützung zu Gunsten all dieser Opfer zu fördern“, hatte er damals eine Woche nach Ostern verkündet. Er wolle „die Nähe und meine persönliche Solidarität mit der Kirche in der Ukraine zum Ausdruck bringen“.

„Die gesammelten Mittel sind ein Zeichen der Solidarität von Seiten aller Katholiken Europas. Es sind Spenden, die der Papst für alle Menschen in der Ukraine bekommen hat.“ Die Botschaft dieser Hilfe sei universal, so Kardinal Sandri: Solidarität für alle, die Opfer dieser humanitären Krise geworden seien. „Es gibt Hunger, es fehlen Medizin und Häuser und Schulen, nachdem so viel im Konflikt zerstört worden ist.“ Der Papst wolle allen helfen, „wir wollen Erleichterung bringen und Hoffnung für eine Zukunft dieses Landes, das wir alle frei sehen wollen.“ (rv)

Ukraine: Kardinal Husar verstorben

 Lubomyr Kardinal Husar ist am Mittwoch im Alter von 84 Jahren nach schwerer Krankheit in Kiew verstorben. Husar war von 2005 bis 2011 Groß-Erzbischof von Kiew-Halyc (Ukraine). Bis zum Erreichen der Altersgrenze, seinem 80. Lebensjahr, war er Mitglied der Kongregation für die Orientalischen Kirchen und Mitglied des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen und für die Kultur. Papst Johannes Paul II. hatte ihn 2001 in den Kardinalsstand erhoben und ihm die Titelkirche „S. Sofia a Via Boccea“ verliehen. Durch seinen Tot zählt das Kardinalskollegium derzeit 221 Mitglieder und von diesen sind 116 Kardinäle wahlberechtigt bei einem künftigen Konklave. (vh)

 

Kardinalstaatssekretär besucht Ukraine: Solidarität bekunden

Kardinal ParolinBeim fünftägigen Besuch des vatikanischen Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin in die Ukraine geht es um eine Solidaritätsbekundung des Papstes. Das teilte der vatikanische Pressesaal an diesem Mittwoch mit, anlässlich der Mitteilung des Reiseprogramms. Demnach wird Kardinal Parolin von diesem Mittwoch bis Montag die Städte Saporischschja im Südosten sowie Lemberg im Westen und die Hauptstadt Kiew im Norden der Ukraine besuchen. Bei dem Besuch wird Kardinal Parolin sowohl mit den höchsten politischen Vertretern des Staates wie den ukrainischen Präsidenten Victor Poroschenko, als auch mit Kirchenvertreter wie den Weihbischof von Charkiw, Jan Sobilo, der die Spendenopfer aus der Kollekte vom 24. April vor Ort koordinieren wird, zusammenkommen.

Diese Kollekte hatte Papst Franziskus in ganz Europa angeregt, um die Binnenflüchtlinge und Kriegsopfern beizustehen. Zum Abschluss seines Besuch wird Kardinal Parolin den Unabhängigkeitsplatz Maidan in Kiew besuchen, wo vor zwei Jahren die Proteste gegen den damaligen autoritären Präsidenten Victor Janukowitsch stattgefunden haben. Kurz darauf kam es zur unrechtmäßigen Annektierung der Krim durch Russland sowie den Krieg in der Ostukraine. Gemäß Caritas-Ukraine sind seither rund zwei Millionen Menschen aus jenen Regionen auf der Flucht. Die Ukraine leidet auch an einer schweren Wirtschaftskrise. (rv)

Kardinalstaatssekretär Parolin wird die Ukraine besuchen

Kardinal ParolinDer vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin wird im Juni die Ukraine besuchen. Das teilte er an diesem Mittwoch im Rahmen seines derzeitigen Estland-Besuches mit. „Da die aktuelle Lage sehr schwierig geworden ist, werde ich persönlich in die Ukraine reisen, um den Menschen dort die Solidarität des Papstes zu bekunden“, so Kardinal Parolin wörtlich. Er erinnerte an die Kollekte für das Land am vergangenen 24. April und wies darauf hin, dass der Vatikan besonders besorgt sei über die wegen des Konfliktes immer schlimmer werdende humanitäre Lage. Wegen Inflation und anderer Probleme seien eine halbe Million Menschen ohne Brot, mehr als eineinhalb Millionen seien auf der Flucht oder evakuiert.

Die katholische Kirche vertrete in der Ukraine zwar eine Minderheit, aber sie setze sich für das Wohl der gesamten Bevölkerung ein. Der Heilige Stuhl seinerseits bereite eigene Beiträge vor, ohne zwischen den Glaubenszugehörigkeiten zu unterscheiden. (rv)

Durchbruch: Der Papst trifft Kyrill

Papst FranziskusZu einer historischen Begegnung wird es am 12. Februar auf Kuba kommen: Dort wollen sich Papst Franziskus und der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. von Moskau treffen. Das gaben der Vatikan und das Moskauer Patriarchat an diesem Freitagmittag in einer gemeinsamen Presseerklärung bekannt. Es wird die erste Begegnung der Oberhäupter dieser beiden Kirchen überhaupt in der Geschichte sein. Schon Johannes Paul II. hatte einst vergeblich auf ein Treffen mit dem damaligen russisch-orthodoxen Patriarchen gehofft. Die Bemühungen scheiterten bisher immer an Meinungsverschiedenheiten über das kanonische Territorium der beiden Kirchen und an einem Streit um mit Rom unierte Kirchen des Ostens wie beispielsweise in der Ukraine.

Kyrill wird sich am 12. Februar zu einem offiziellen Besuch auf Kuba aufhalten; Franziskus will auf dem Flug nach Mexiko, dem er eine Apostolische Visite abstattet, einen Zwischenstopp in Havanna einlegen. Auf dem Flughafen der kubanischen Hauptstadt wollen Papst und Patriarch zunächst ein Gespräch führen. Anschließend ist die Unterzeichnung einer gemeinsamen Erklärung geplant. Kardinal Kurt Koch, als Präsident des Päpstlichen Einheitsrates für die Ökumene zuständig, wird dabei anwesend sein, wie aus dem Einheitsrat zu erfahren war.

Der Heilige Stuhl und das Moskauer Patriarchat betonen, die Begegnung der beiden Kirchenführer sei „schon seit langer Zeit vorbereitet worden“. Sie werde eine „wichtige Etappe in den Beziehungen zwischen beiden Kirchen darstellen“. Beide Seiten hofften, dass das Treffen auch „als Zeichen der Hoffnung für alle Menschen guten Willens“ diene: „Sie laden alle Christen dazu ein, inständig darum zu beten, dass Gott diese Begegnung segnen möge, damit sie gute Früchte bringt.“

Auch wenn das persönliche Treffen der beiden Kirchenchefs eine Premiere ist, so unterhält der Vatikan doch schon seit langem gute Arbeitsbeziehungen zum orthodoxen Patriarchat von Moskau. Der Leiter des Moskauer Außenamtes, Metropolit Hilarion, ist häufig im Vatikan zu Gast; erst im vergangenen Juni hat ihn Franziskus wieder zu einem Gespräch empfangen. Besser als zur russisch-orthodoxen Kirche sind die Beziehungen des Vatikans zum griechisch-orthodoxen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomaios I., der in Istanbul residiert. Johannes Paul II., Benedikt XVI. und auch Franziskus haben einige Monate nach ihrem Amtsantritt den Sitz des Ökumenischen Patriarchen – so sein Ehrentitel – besucht.

Etwa vier Stunden Gespräch geplant

Das Treffen zwischen Papst und Patriarch findet nur wenige Monate vor einem geplanten panorthodoxen Konzil statt; zu ihm wollen orthodoxe Kirchenführer im Juni auf der Insel Kreta zusammentreten.

Kyrill wird, wie Vatikansprecher Federico Lombardi am Freitagmittag erläuterte, bereits am 11. Februar auf Kuba eintreffen, wo er eine Pastoralreise nach Lateinamerika beginnt. Franziskus will, anders als ursprünglich geplant, schon am frühen Morgen und nicht erst am Mittag des 12. Februar von Rom aus aufbrechen. Nach Angaben von Reisemarschall Alberto Gasbarri landet der Papst gegen 14 Uhr Ortszeit in Havanna und wird dort von Kubas Staatschef Raúl Castro empfangen, der den Gast in einen Saal des Flughafens begleitet, ihn offiziell begrüßt und sich dann zurückzieht. Auf 14.15 Uhr ist die private Unterredung zwischen Franziskus und Kryrill in einem anderen Saal des Flughafengebäudes angesetzt. Die beiden Kirchenführer werden durch getrennte Türen gleichzeitig in den Saal eintreten, kündigte Gasbarri an; die Begegnung sei bis in die kleinsten Details abgestimmt.

Aufhorchen ließ, dass für die Unterredung zwischen Papst Franziskus und Patriarch Kyrill volle zwei Stunden geplant sind. Metropolit Hilarion und Kurienkardinal Koch werden dabei anwesend sein, zuzüglich zweier Dolmetscher: die Gespräche werden auf Russisch und Spanische geführt, so Gasbarri. Im Anschluss tauschen der Papst und der Patriarch Geschenke aus. Gegen halb fünf gehen beide miteinander in einen anderen Saal des Gebäudes, in dem sie Präsident Castro bereits erwartet. Dort werden Franziskus und Kyrill die rund sechs Seiten lange Erklärung unterzeichnen, deren Original auf Spanisch bzw. auf Russisch verfasst ist. Das Dokument wird bei der Gelegenheit nicht verlesen, aber veröffentlicht. Anschließend werden sowohl der Papst als auch der Patriarch in freier Rede in ihrer jeweiligen Muttersprache ihre Eindrücke von dem Treffen schildern, sagte Gasbarri.

Die historische Begegnung endet ungefähr um 17 Uhr mit einer gegenseitigen Vorstellung der Delegationen, die den Patriarchen und den Papst begleiten. Präsident Castro wird Franziskus dann zum Flugzeug zurückbegleiten, und der Papst setzt seinen Flug nach Mexiko fort. Änderungen am Reiseprogramm von Franziskus für Mexiko gibt es keine, er trifft planmäßig um 19.30 Uhr in Mexiko Stadt ein. (rv)

Papst trifft Bischöfe aus Syrien, Irak und Ukraine

Papst FranziskusPapst Franziskus betet für die „blutgetränkten" Krisengebiete auf der Welt. Er empfing an diesem Mittwochmorgen vor der Generalaudienz im Vatikan einige Bischöfe aus Syrien, dem Irak und der Ukraine sowie aus rund 30 weiteren Ländern. Bei der 60-köpfige Delegation handelte sich um Freunde der katholischen Fokolar-Bewegung, wie der Vatikan mitteilte. Die Gruppe tagt derzeit in Castel Gandolfo zu dem Thema „Eucharistie, das Mysterium der Kommunion". Ihnen sagte der Papst:

„Ich bedanke mich vor allem bei euch, meinen Brüdern, der blutgetränkten Erde, aus Syrien, Irak, und auch aus der Ukraine. Zur dieser Zeit des großen Leides, das eure Leute ertragen müssen, gebt ihr die Hoffnung in die Einheit der Eucharistie nicht auf und habt die Kraft voranzuschreiten, vereint im Glauben und der Hoffnung. In der täglichen Morgenmesse sind wir mit euch vereint und beten für euch. Und von dort nehmen wir auch die Kraft für die Initiativen eurer Kirchen."

In seiner Ansprache an die Bischöfe plädierte der Papst für eine „Einheit der Eucharistie". Das „Bündnis der Einheit" sei für die Mitglieder der Fokolar-Bewegung die Grundlage ihres Handelns, fuhr er fort. Dieses Bündnis werde beim Eucharistieempfang geschlossen und verdeutliche, dass Gott allein die Einheit bewirken könne. Papst Franziskus betonte, dass die Eucharistie ohne Einheit das „Göttliche" verliere und sich auf eine rein menschliche, psychologische und soziologische Dynamik reduziere.

„Der Bischof ist das Prinzip der Einheit der Kirche. Aber diese existiert nicht ohne Eucharistie: der Bischof versammelt das Volk nicht um die eigene Person oder die eigenen Vorstellungen, sondern rund um Christus." (rv)

Ukraine: Großerzbischof schreibt an Europas Bischöfen

Großerzbischof Schewtschuk In einem ausführlichen Brief an die katholischen Bischöfe Europas weist das Oberhaupt der ukrainisch griechisch-katholischen Kirche Vorwürfe von sich, dass die ukrainische Kirche in den militärischen Konflikt der Ostukraine involviert sei. Kritisch äußert sich der Großerzbischof von Kiew, Swjatoslaw Schewtschuk, in seinem Schreiben gegenüber der russisch-orthodoxen Kirche, die „einer Propaganda der russischen Politik immer ähnlicher“ werde.

In dem Schreiben nimmt Großerzbischof Schewtschuk Bezug auf ein Schriftstück aus Moskau und der russisch-orthodoxen Kirche, welches die griechisch-katholische Kirche als die Verantwortlichen für die aktuelle Ukraine-Krise deklariert und ihnen vorwarf, gewalttätig gegenüber der orthodoxen Geistlichen und Gläubigen zu sein. Bei den Kämpfen in der Ostukraine seien mehrere Geistliche ums Leben gekommen sowie Kirchen und Klöster zerstört, doch anstatt für Frieden zu sorgen, würde Moskau laut Schewtschuk reine „Diffamierung“ der griechisch-katholische Kirche und auch anderer Konfessionen betreiben. Diese Fehlinformationen würde die ukrainische Kirche noch mehr in Gefahr bringen vor der den militanten Separatisten, die sich als „Kämpfer des orthodoxen Russlands“ sähen, so der Großerzbischof.

Rückblickend fasst Schewtschuk in dem Brief an die europäischen Bischöfe alle Ereignisse der letzten Monate zusammen, die zu der Eskalation der Situation in der Ost-Ukraine führten. Derzeit befinde sich das Land „im Krieg“, die Ukraine sei einer Destabilisierung ausgesetzt, die von der internationalen Gemeinschaft akzeptiert werde. Terroristische Aktivitäten in den Regionen von Donezk und Lugansk demonstrieren dies. Ein tragischer Beweis für das Leiden in der Ukraine sei der Abschuss der Malaysischen Fluglinie gewesen, der somit auch ein Schlag gegen die internationale Gemeinschaft war. Alle Kirchen haben, laut Schewtschuk, immer dieselbe Meinung vertreten und hätten sich gemeinsam gegen dem Regime von Viktor Janukowitsch ausgesprochen, gegen die Annektierung der Krim und gegen eine Spaltung des Landes. Einige Kirchen des Landes und religiösen Gemeinschaften dienten als „Zielscheibe der Diskriminierung“ und wurden „öffentlicher Gewalt“ ausgesetzt.

Die Minderheit der muslimischen Tartaren seien die größten Opfer der Annektierung der Krim gewesen, sie seien täglich Gefahren ausgesetzt und einige Vertreter der Krim-Tataren mussten ins Exil flüchten. Auch römisch-katholische, griechisch-katholische und orthodoxe Pfarreien des Kiewer Patriarchats sowie auch die jüdische Gemeinde auf der Krim wurden bedroht, erläutert Großerzbischof Schewtschuk. Seit April und Ausrufung der selbst-ernannten Republiken von Donezk und Lugansk, die von Russland geführt und finanziert werde, seien die terroristischen Aktivitäten im Gange. Okkupierung von Behörden, Polizei- und Militärstationen und der Terror gegen die Bevölkerung waren die Folge, so Schewtschuk. Ungefähr tausend Menschen, auch Journalisten und Beobachter der Vereinten Nationen, wurden entführt, einige von ihnen gequält und getötet. Heute gäbe es mehr als tausend zivile Opfer.

Insgesamt wurden drei katholische Geistliche entführt – Pawel Witek, Wiktor Wasovic und Tykhon Kulbaka. Letzter wurde für mehr als 10 Tage in Gefangenschaft gehalten.

Die Behausung des griechisch-katholischen Bischofs in Donezk wurde ausgeraubt, sein Auto beschlagnahmt sowie auch ein Mini-Van der Caritas. Der Hof der griechisch-katholischen Kathedrale in Donezk wurde mit Raketen der Separatisten angegriffen und infolgedessen beschädigt. Die griechisch-katholischen Geistlichen wurden, laut Beschreibungen von Schewtschuk, gezwungen die Umgebung von Donezk zu verlassen und einige bewaffnete Separatisten seien in die Kirche eingedrungen und hätten so das Heiligtum entweiht.

Der Großerzbischof machte in seinem Schreiben auch auf den aktuellen Fall aufmerksam, ein uniertes Frauenkloster der Stadt besetzt. Bereits im Juli hatten alle Ordensfrauen das Kloster aus Sicherheitsgründen verlassen. Protestanten mussten laut dem Großbischof das größte Leid ertragen: die Söhne des Hirtens Alexander Pavlenkio und zwei Diakonen der evangelischen Gemeinde „Metamorphose“ wurden während eines Gebetstreffens entführt und tagelang gefoltert. Ihre Körper wurden in einem Graben in Slowiansk gefunden.

Zusammenfassend erwähnt der Großerzbischof in seinem Schreiben, dass die aktuelle Tragödie alle ethnischen und religiösen Gruppen der Ukraine betreffen. Er bittet um eine kritische Betrachtung der Nachrichten aus russischen Medien über die Lage in der Ostukraine. (rv)

Ukraine, Gaza, Irak: „Gegengewalt wird uns aus den Konflikten nicht heraus führen“

Bernd Hagenkord Aus den vielen ernsten Konflikten in diesen Tagen kommt man nicht heraus, wenn man nur versucht, die Schuldfrage zu klären. Weder in der Ukraine, noch in Gaza oder im Irak kommt man damit weiter, darin sind sich die meisten internationalen Beobachter einige. Was aber wäre ein Ausweg?

Michael Reder ist Professor für Sozial- und Religionsphilosophie an der katholischen Hochschule für Philosophie in München und betreut dort das Projekt „Völkerverständigung“. Pater Bernd Hagenkord hat ihn gefragt, wie man sich vorstellen kann, dass die Konfliktparteien, die bislang nur gegenseitige Schuldzuweisungen kennen, aus der Konfrontation wieder heraus kommen.
„Zuerst ist es wichtig zu verstehen, was den gegenwärtigen Konflikten zu Grunde liegt. Bei aller Unterschiedlichkeit der Konflikte in der Ukaine, in Isarel/Palästina oder im Irak scheint es so zu sein, dass es in allen Konflikten um die Frage von kollektiven Identitäten geht. Da heißt, es gilt erst einmal anzuschauen, wie genau die Situation in diesen Ländern ist und welche Gruppierungen sich ausgeschlossen und diskriminiert gefühlt haben. Nur so kann man deren Reaktionen verstehen, die dann zu Gewalt eskalieren.

Eine solche Analyse fehlt heute teilweise. Es geht eher darum, Schuldige zu suchen und weniger darum danach zu fragen, welche grundlegenden Dynamiken diesen Konflikten zu Grunde liegen. Das wäre meiner Ansicht nach ein erster Weg, damit auch politisch umzugehen. Da geht es im Irak um den Konflikt zwischen Schiiten und Sunniten, in der Ukraine geht es um die Frage der Identität von russischen Minderheiten und im Israel-Palästina-Konflikt um die Selbstständigkeit der Palästinenser. In allen drei Konflikten wurden diese Identitäten unterdrückt, diskriminiert, ausgeschlossen, was dann in eine Gewaltspirale führen kann, aus der man dann schwer wieder heraus kommt.“

Hieße das nicht auch, denen nachzugeben, die den Konflikt schüren? Müsste man nicht eigentlich konfrontativer aus dem Westen heraus dem Konflikt begegnen?

„Es ist zweierlei. Es ist wichtig, dass deutlich gemacht wird, dass Gewalt keine Lösung für Konflikte ist. Der Ruf nach Militarisierung und nach einem verstärkten Einsatz militärischer Gegenmacht wird uns nicht aus den Konflikten herausführen. Auf der anderen Seite geht es darum, zu versuchen sich vorzustellen, wie politische Landschaften in diesen Regionen aussehen können und wie Zugeständnisse gemacht und die Identitäten ernst genommen werden können.

Wir haben das in der Ukraine gesehen, wo es zu Beginn des Konfliktes ganz stark darum ging, ob Russisch als Sprache anerkannt wird oder nicht. Um so ganz fundamentale Fragen geht es in solchen Konflikten, die selber ein Auffangen dieser Gewalt bedeuten.“

Plädoyer für Außenpolitik

Der normale Nachrichtenkonsument reagiert eher mit einer Mischung aus Unverständnis und Ungeduld. Sie sagen, dass es Zeit und Information braucht und dass man auf die Leute zugehen müsste, um aus dem Konflikt wieder heraus zu kommen. Das ist aber auch eine Überforderung für die Menschen hier im Westen, die wir schnellerer Lösungen wollen, wie die Opfer sicherlich auch.

„Es ist eine verständliche Reaktion zu wünschen, dass die Konflikte schnell gelöst werden. Aber Konflikte, die sich über Jahrzehnte hinweg hochgeschaukelt haben und in Gewalt eskaliert sind werden wir nicht von heute auf morgen lösen können.

Ein großes Problem des Westens ist es, dass wir Außenpolitik oft ein wenig Stiefmütterlich betrachten. Man sieht das beispielsweise in Wahlkämpfen, auch in Deutschland, da spielt Außenpolitik immer nur eine sehr untergeordnete Rolle. Es geht da meistens um innenpolitische Fragen, allerhöchstens noch um Europafragen.

In einer globalisierten Welt, in der wir heute leben, geht es darum, dass wir Außenpolitik stärker aufwerten. Da geht es darum, Personal zu investieren und Geld in die Hand zu nehmen, auch mehr wissenschaftliche Forschung zu betreiben. Damit machen wir dann unsere Außenpolitik stärker, um differenzierter auf die Konflikte reagieren zu können.

Man sieht das deutlich, wenn wir auf die arabische Politik schauen, da hat die deutsche Außenpolitik oft sehr holzschnittartig mit Simplifizierungen reagiert; wer ist Islamist? wer ist Fundamentalist? Damit wird nicht differenziert genug auf die jeweiligen Regionen geschaut. Das führt dann dazu, dass wir den Einfluss, den wir in den Konflikten geltend machen können, nicht voll ausgeschöpft haben.“ (rv)