Die globale Wirtschaft in Frage stellen bedeutet nicht, die Finanzwelt als etwas Grundschlechtes zu präsentieren. Das sagte der vatikanische Kulturbeauftragte, Kardinal Gianfranco Ravasi, an diesem Montag bei der Vorstellung einer neuen Konferenz zum Thema „Für eine menschlichere und gerechtere Wirtschaft“, die am 21. September in Rom stattfinden soll. Das Treffen läuft im Rahmen des sogenannten „Vorhofs der Völker“, einer Gesprächsreihe mit Nichtglaubenden, die der päpstliche Kulturrat unter Kardinal Ravasi ins Leben gerufen hat.
„Wenn wir uns über die Wirtschaft Gedanken machen, das wollen wir damit nicht die Finanzwelt in Frage stellen. Für mich ist die Finanzwelt ein Instrument. Was wir heute leider feststellen, ist eine Bulimie der Mittel und eine Magersucht der Zwecke“, so Ravasi. Die Finanzmittel seien da, um den Menschen zu helfen, eine bessere Gesellschaft zu fördern.
An der Konferenz werden namhafte Wirtschaftsleute und Wissenschaftler teilnehmen. Unter anderem spricht der Wirtschaftsnobelpreisträger Angus Deaton.
„Der Vorhof der Völker kümmert sich um verschiedene Bereiche. Es geht da meistens um ganz praktische Dinge, die konkret und mit dem Alltagsleben zu tun haben. Dazu zählt auch die Wirtschaft“, fügt der italienische Kurienkardinal an. Da es sich beim „Vorhof“ um einen „freien Meinungsaustausch“ handelt, seien verschiedene Blickpunkte und Meinungen nicht nur üblich, sondern erwünscht.
Bisher hat man beim Thema „Wirtschaft und Ethik“ vor allem den Schwerpunkt auf den Umweltschutz gesetzt. Mit Papst Franziskus sei in dieser Debatte ein neuer Ansatz eingebracht worden, so der Präsident der Stiftung „Vorhof der Völker“ und ehemalige italienische Regierungschef Giuliano Amato. „Diese neue Perspektive besteht darin, an die ,weggeworfenen´ Menschen zu erinnern. Da geht es konkret um die Würde von Menschen, die nicht arbeiten oder ihre Stelle verloren haben. Franziskus betont selbstverständlich auch, dass wir die Schöpfung respektieren sollen, aber er fügt hinzu, dass wir eine Wirtschaft haben sollten, die niemand außer Acht lässt“, erläutert Amato. (rv)